Liebe Biggi, liebe Kristina,
ich habe schon viel zum Thema MSR in diesem Forum gesucht und gelesen aber mein Problem so nicht gefunden. Auch meine Hebamme konnte mir nicht so wirklich weiterhelfen. Daher folgende Frage: Mein Sohn, 18,5 Wochen, wird voll gestillt. Er kam zwei Wochen zu früh, das Stillen hat aber von Beginn an eigentlich gut geklappt - ich hatte wohl auch viel zu viel Milch, weswegen ich auf Empfehlung meiner Hebamme sogar Salbeitee getrunken habe, um einen Milchstau zu vermeiden. Er hat grad in den ersten Wochen auch sehr gut zugenommen. Dann wurde es etwas weniger, aber immer noch alles im Rahmen (laut KiA). Bei der U4 vor gut drei Wochen hatte er sein Geburtsgewicht von 2.950 g auf 5.950 verdoppelt und lag/liegt damit auf der 25 Perzentile. Ein besonderes Schwergewicht ist er also nach wie vor nicht. Und langsam mache ich mir doch Sorgen. Zum einen hat er in den letzten knapp dreieinhalb Wochen grade mal 300g zugenommen und ist jetzt bei 6.250. Zum anderen - und das ist das eigentliche Problem - trinkt er immer nur so kurz richtig in letzter Zeit. Ich lege ihn an, er löst den MSR aus, er schluckt und manchmal hört man es sogar gluckern, aber nach gefühlt zehn Schlucken oder so ist Schluss - dann wird er schläfrig und saugt nicht mehr richtig sondern nuckelt nur noch. Nach ein paar Minuten saugt er dann noch mal stärker, aber das wirkt dann alles sehr krampfig, er muss mind.(!) 4-6 mal saugen, bevor er schluckt und gibt dann auch relativ schnell wieder auf. Beim Wechsel an die andere Seite das gleiche Spiel nur noch schneller... Neulich abends habe ich ihm dann einfach mal ein Fläschchen mit abgepumpter Milch hinterher angeboten um zu sehen, ob er einfach satt ist, aber nein, die knapp 60 ml hat er ratz fatz weg gehabt. Ich hätte auch grds. kein Problem damit, ihn mehr auf diese Weise zu füttern nur ist das Abpumpen auch ein ähnlicher Krampf. Die ersten 2,3 Minuten fließt es mit der richtigen Pumpe (hatte erst eine andere aus der Apo, auch auf Empfehlung der Hebamme, mit der ging aber fast gar nix, i.ü. auch nicht, als ich das gleiche Fabrikat noch mal als elektronische Pumpe probiert habe, da kamen grad mal 5 ml..), aber dann hörts auch wieder auf... Mit ca 2 h Abstand zum letzten Stillen bekomme ich so ca 60 bis 90 ml raus, gestern mit ner h Abstand aber zB auch nur 30. Das geht natürlich als Ersatzlösung nicht. Denn ich stille eigentlich so alle drei Stunden bzw nach Bedarf natürlich auch mehr oder mal auch bis zu vier h Pause. Nun mache ich mir natürlich auch Gedanken, ob der Kleine auch nicht mehr raus bekommt?? Nach Ende der ersten Brust weint er neuerdings manchmal auch, außerdem drückt und streichelt er mit den Händen während des Stillens auch über die Brust (Milchtritt?). Er ist auch immer noch mittel-unruhig, d.h. schon besser als in den ersten drei Monaten aber auch nicht so viel entspannter wie ich gehofft hatte (wobei auch das Quengeln absolut im Rahmen ist, also kein Schreibaby- aber halt auch nicht völlig happy). Die letzten Tage waren etwas stressig bzw waren wir in Urlaub (vielleicht spielt das ja auch ne Rolle??) und die Rückreise ging mit Panne und Trouble einher, aber das kann doch eigentlich nicht der Grund sein, dass weder das Stillen noch das Pumpen mehr klappen will, oder? Ich bin langsam wirklich am verzweifeln, fühle mich unfähig und ratlos und hoffe sehr, dass Ihr eine Idee habt, woran es liegen kann und was ich tun kann. Häufiger angelegt hab ich ihn jetzt natürlich schon und auch (fast) immer beide Seiten, teils sogar im mehrfachen Wechsel, angeboten. Aber bislang keine Änderung. Er nuckelt nur sehr viel am Daumen... Schnuller mag er nicht.
Ansonsten entwickelt er sich gut, beginnt zu drehen, greift, plappert und grinst viel. Körperlänge (mE allerdings wg langer Beine) und Kopfumfang sind ziemlich genau im Durchschnitt. Nur das Gewicht halt nicht;-((. Und das sollte mE nicht weiter auseinander gehen.
Sorry für den langen Text, ich hoffe, ich habe die Situation damit jetzt zumindest erschöpfend dargestellt und lieben Dank schon mal.
Akanja
von
Akanja
am 11.08.2016, 10:53
Antwort auf:
Milchspendereflex viel zu kurz?
Liebe Akanja,
ich kann deine Sorge gut verstehen und hoffe, meine Antwort wird dich beruhigen.
Tatsächlich kann der Stress, der mit einem Ortswechsel einhergeht, den Milchspendereflex beeinflussen, der ja durch Adrenalin gehemmt wird. Und daher bei Entspannung auch wieder problemlos ausgelöst werden kann. Es ist also gewiss kein dauerhaftes Problem.
Wenn du jetzt allerdings zur Flasche greifst, könnte es sein, dass es sich immer weiter zuspitzt. Denn aus der Flasche fließt die Milch IMMER sofort und gleichmäßig, und so manch ein Baby verliert darüber die Geduld an der Brust, wo die Milch IMMER ungleichmäßig fließt. Also lass es lieber... er gedeiht ja trotzdem.
Es ist ganz normal, dass die Kleinen zwischendurch und mit zunehmendem Alter nicht mehr so viel zunehmen wie am Anfang. Ist kein Problem, solange sie dabei fit und fröhlich sind, gesund bleiben und sich weiter gut entwickeln.
Auch kürzere Stillzeiten sind bei älteren Babys gar nicht so ungewöhnlich. Manche trinken gerade mal ein paar Minuten, dann muss das "Leben" weitergehen :-) Nun ja, dafür trinken sie dann stündlich... Oder ruhiger, wenn die Umgebung ruhiger und vielleicht sogar etwas abgedunkelt ist.
Mit Wechselstillen könntest du deinem Kleinen vielleicht etwas länger zum Trinken bringen... Dabei legst Du Dein Baby an und stillst es, solange es wirkungsvoll saugt, d.h. es schluckt nach jeder oder jeder zweiten Saugbewegung. Sobald es seltener schluckt, nimmst Du es sanft von der Brust (vergiss nicht den Saugschluss zu lösen) und lässt es aufstoßen, streichelst seine Fußsohlen oder massierst es sanft entlang der Wirbelsäule, um seine Aufmerksamkeit zu wecken. Dann wird es an der anderen Brust angelegt und wieder gestillt, so lange es wirkungsvoll saugt. Schluckt es wieder seltener, wird es zurück an die erste Brust gelegt, nachdem Du es wieder etwas ermuntert hast.
Und du kannst auch etwas tun, damit mehr Milch fließt beim stillen: Erstens helfen warme Auflagen auf der Brust (z.B. Kirschkernsäckchen), und du kannst beim Stillen die Brustkompression anwenden (s.u.).
Lieben Gruß,
Kristina
Brustkompression
"Der Zweck der Brustkompression ist den Muttermilchfluss zum Baby weiter zu erhalten, auch wenn das Baby selber nicht mehr so produktiv trinkt ("weit geöffneter Mund Pause dann Schliessen des Mundes"). Auf diese Weise wird das Baby länger weiter trinken. Die Brustkompression simuliert einen Milchspendereflex ("Letdown reflex") und oft stimuliert sie sogar tatsächlich das Auftreten eines natürlichen Milchspendereflexes. Diese Technik kann bei schlechter Gewichtszunahme eines Babys hilfreich sein.
Die Brustkompression setzt den Milchfluss fort, wenn das Baby nicht mehr richtig von der Brust trinkt, sondern nur noch daran nuckelt, und bewirkt beim Baby folgendes:
1. Es bekommt mehr Muttermilch.
2. Es bekommt mehr fettreiche Milch (Hintermilch).
Die Brustkompression Wie funktioniert sie?
1. Halten Sie das Baby mit einem Arm/einer Hand.
2. Halten Sie die Brust mit der anderen Hand, den Daumen auf der einen Seite der Brust (am einfachsten ist es, wenn der Daumen auf der oberen Seite der Brust positioniert ist), die anderen Finger auf der anderen, unteren Seite (C Griff). Alle Finger sollten ziemlich weit weg von der Brustwarze sein.
3. Schauen Sie wie das Baby trinkt. Machen Sie sich keinen Stress, sie brauchen nicht jeden Schluck zu erwischen. Das Baby bekommt eine nahrhafte Menge Muttermilch, wenn es mit der Technik "Weit geöffneter Mund Pause dann Schließen des Mundes" trinkt.
4. Wenn das Baby nur noch an der Brust nuckelt und nicht mehr richtig mit der oben beschriebenen Technik trinkt, dann ist es Zeit, die Brustkompression einzusetzen. Rollen Sie nicht ihre Finger über die Brust zum Kind, sondern drücken sie nur. Aber nicht so sehr, dass es schmerzt und versuchen Sie, die Form des Brustwarzenhofes nicht zu verändern. Mit der Kompression sollte das Baby wieder anfangen effektiv zu saugen und schlucken, d.h. mit dem Typus "Weit geöffneter Mund Pause dann Schließen des Mundes". Benutzen Sie die Brustkompression nur dann, wenn das Kind nuckelt, nicht aber wenn es richtig trinkt!
5. Belassen Sie den Druck so lange, bis das Baby auch mit der Kompression nicht mehr richtig trinkt, dann lösen sie den Druck. Oft hört das Baby ganz auf zu saugen wenn der Druck wegfällt, aber es wird bald wieder damit anfangen, nämlich sobald die Milch wieder fließt. Falls das Baby nicht aufhört zu nuckeln warten Sie einen kurze Zeit, bevor Sie wieder mit der Brustkompression beginnen.
6. Die Gründe, wieso Sie den Druck lösen sollen sind einerseits, dass Sie Ihre Hand etwas ausruhen können und anderseits, damit die Muttermilch wieder zum Kind fließen kann. Das Baby wird, falls es aufgehört hat zu saugen als Sie die Kompression gelöst haben, nun wieder damit beginnen, wenn es die Milch wieder schmeckt.
7. Wenn das Baby wieder zu saugen beginnt kann es sein, dass es effektiv trinkt mit dem Typus "Weit geöffneter Mund Pause dann Schließen des Mundes". Falls dies nicht der Fall ist, d.h. das Kind nur nuckelt, benutzen Sie wieder die Brustkompression wie oben erklärt.
8. Fahren Sie so an der ersten Brust fort bis das Baby auch trotz der Kompression nicht mehr trinkt. Sie sollten dem Baby erlauben, noch eine kurze Weile länger an dieser Seite zu bleiben, da Sie manchmal einen erneuten "Let down" Reflex (Milchspendereflex) bekommen können. Das Baby würde dann von selber wieder zu trinken beginnen. Falls es jedoch nicht mehr trinkt, erlauben Sie ihm sich selbst von der Brust zu lösen oder nehmen sie es von der Brust.
9. Falls das Baby mehr möchte, offerieren Sie ihm die andere Seite und wiederholen den Prozess."
(Quelle: Handout Nr. 15. Breast Compression. Revised Januar 2005 Verfasst von Dr. Jack Newman, MD, FRCPC. ©2005; www.BreastfeedingOnLine.com; Übersetzung von: Anke Käppeli Tinnes, IBCLC in Ausbildung, Zollikerberg, April 2006)
von
Kristina Wrede
am 11.08.2016
Antwort auf:
Milchspendereflex viel zu kurz?
Liebe Kristina,
vielen Dank für die schnelle Antwort. Die Brustkompression hatte ich auch schon versucht - bringt aber ebenfalls nicht viel... Ich habe ihn jetzt grad mit einer Leihwage vor und nach dem Stillen gewogen- grad mal 50g Unterschied trotz insg 20 Min stillen an beiden Seiten, das ist nach 2,5 h Pause doch viel zu wenig, oder? Ich hoffe sehr, dass es bald wieder besser wird... Liebe Grüße Akanja
von
Akanja
am 11.08.2016, 12:34
Antwort auf:
Milchspendereflex viel zu kurz?
Liebe Akanja,
meine größte Empfehlung ist: Mach dich nicht verrückt, stress dich nicht zusätzlich, z.B. durchs Wiegen vor und nach dem Stillen. Wenn er wenig getrunken hat bei einer Mahlzeit, dann trinkt er eben bald wieder... Er wird sich holen, was er braucht.
Deine Sorge allerdings trägt dazu bei, dass der Adrenalinspiegel in deinem Blut steigt und der MSR dadurch weiter gebremst wird. Besser wäre es, wenn du Entspanungsübungen machst, oder auch dir beim Stillen ein fließendes, plätscherndes Gewässer vorstellst, und visualisierst, wie deine Milch in dein Baby strömt. Klingt vielleicht total schräg, wird aber von vielen Experten erfolgreich eingesetzt!
Ich könnte mir vorstellen, dass dir der Besuch einer Stillgruppe gut tun könnte, denn dort findest du Frauen, die ganz ähnliche Fragen haben wie du, oder schon Antworten darauf gefunden haben. Kompetente Unterstützung und der Austausch von Mutter zu Mutter sind unendlich wertvoll...
Eine Stillberaterin in deiner Nähe findest Du im Internet unter http://wwwlalecheliga.de (La Leche Liga), http://www.afs stillen.de (Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl stillen.de (Still und Laktationsberaterinnen IBCLC).
Lieben Gruß,
Kristina
von
Kristina Wrede
am 11.08.2016