Abstillen - wenn ich aber doch noch nicht will

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Abstillen - wenn ich aber doch noch nicht will

Hallo! Erstmal vielen dank. Das letzte mal wurde mit hier sehr geholfen. Nun ist meine kleine 5 Monate alt. Seit einem Monat bekommt sie mittags brei und seit zwei tagen sucht abends. Sie War einfach so weit. Hat mit den Augen und schon das Brot vom Teller weg gegessen. Und sie verträgt es super und ist mit Begeisterung dabei. Jetzt muß ich wieder arbeiten gehen wenn sie 8 Monate alt wird. Ich hab mir einer hebamme darüber gesprochen und die meinte zu mir, dass ich jetzt schon anfangen sollte abzustillen. Dazu mal unser tagesplan. 06:00 stillen und schlafen bis 07:00 09:00 stillen und kurzes nickerchen 12:00 brei 12:45 Stillen und mittagsschlaf 16:00 stillen 18:00 abendbrei 20:00 stillen zum einschlafen 24:00 kurz stillen 03:00 kurz stillen Wen ich dann arbeiten gehe ist mein Mann von ca 6:30 Bis 17:30 mit ihr allein. Ich pumpe jetzt schon zwei mal am Tag ca 100ml ab. Diese 200ml feiere ich dann schonmal ein. Jetzt mein Problem: ich will absolut noch nicht abstillen. Alles in mir sträubt sich dagegen. Schon beim Gedanken daran, dass vorallem das einschlafstillen und das nächtliche stillen weg fällt bekomme ich Tränen in die Augen. Muss ich denn schon abstillen? Kann ich nicht wenigstens bis Januar damit warten? Wäre es nicht möglich wenn ich arbeite noch abzupumpen und trotzdem abends zu stillen?

von Seasparrow am 10.11.2015, 16:59



Antwort auf: Abstillen - wenn ich aber doch noch nicht will

Liebe Seasparrow, Sie müssen ganz sicher NICHT abstillen! Berufstätigkeit ist sicherlich kein zwingender Abstillgrund, viele Mütter kombinieren Stillen und Arbeiten und das können Sie auch, wenn Sie es wollen. Sie können zum Beispiel so vorgehen: • Sie stillen ausschließlich bis Sie wieder anfangen außer Haus zu arbeiten. Etwa vier Wochen vor Arbeitsbeginn, beginnen Sie damit das Abpumpen und Handausstreichen zu erlernen. Die Milch die Sie beim Üben gewinnen, können Sie schon als Vorrat einfrieren. Sobald Sie dann arbeiten, können Sie dort abpumpen (zum Beispiel in einem leeren Seminarraum, einem Sanitätsraum, einem Büro, im Auto ...). Als stillender Mutter stehen Ihnen in Deutschland und Österreich bezahlte Pausen zum Abpumpen oder Stillen zu. Die Milch können Sie aufbewahren (entweder in einem Kühlschrank oder auch in einer Kühlbox mit Kühlakkus), so dass Ihr Kind sie während Ihrer Abwesenheit bekommen kann. Wenn Sie mit dem Baby zusammen sind, können Sie ganz „normal" stillen. • Sie stillen voll bis zum Beginn Ihrer Berufstätigkeit, lernen aber etwa zwei Wochen vor Arbeitsbeginn, wie Sie Milch von Hand ausstreichen oder wie mit einer geeigneten Pumpe (entweder eine Handpumpe oder eine kleine elektrische Pumpe mit Batteriebetrieb) abpumpen. Ab dem ersten Arbeitstag, streichen Sie immer dann, wenn die Brust zu spannen beginnt oder schmerzhaft prall wird gerade soviel Milch aus, dass Sie sich wieder wohl fühlen (alternativ zum Handausstreichen kann eine Pumpe verwendet werden). Falls möglich, können Sie die Brust auch kühlen, z.B. mit einen kleinen Hot Coldpack, das in den BH eingelegt werden kann. Entleeren Sie wirklich nur so viel Milch aus der Brust, dass die Spannung nachlässt und Sie sich wohl fühlen, nicht mehr, denn dann regen Sie die Milchbildung weiter an. Diese geringen Mengen, die Sie zu diesem Zweck abpumpen oder ausstreichen, können Sie auch notfalls auf der Toilette ausstreichen/abpumpen und dann, wenn es keine andere Möglichkeit gibt, wegwerfen. Nach einiger Zeit wird sich Ihre Brust daran gewöhnt haben, dass zu diesen Zeiten, während denen Sie arbeiten keine Milch mehr gebraucht wird. Es gilt dann wie oben, wenn Sie mit Ihrem Baby zusammen sind, können Sie stillen, ansonsten bekommt es künstliche Säuglingsnahrung. Bei den ersten Pumpversuchen werden Sie vermutlich nur relativ kleine Mengen (5 ml sind schon ein Erfolg) gewinnen können. Mehr als 30 ml zwei oder drei Mal täglich sollten Sie zunächst nicht abpumpen, da Sie sonst zu sehr in das Gleichgewicht von Angebot und Nachfrage eingreifst. Wenn Sie dann arbeiten, können Sie selbstverständlich mehr abpumpen, um die durch die Trennung ausgefallenen Stillzeiten ersetzen zu können. Außerdem kann ich Ihnen nur dringend raten, sich baldmöglichst an eine Stillberaterin in Ihrer Nähe zu wenden und mit ihr genau zu besprechen, welche Pumpe für Sie geeignet ist und wie Sie damit umgehen. Adressen von Stillberaterinnen finden sich im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). Falls möglich, legen Sie den Berufsstart auf einen Mittwoch oder Donnerstag (vorausgesetzt Sie arbeiten von Montag bis Freitag), dann habt ihr nicht gleich eine ganze Arbeitswoche vor euch, sondern könnt nach zwei bis drei Tagen erst einmal verschnaufen. Rechnen sie damit, dass Ihr Kind sich nach Ihrer Rückkehr auf Sie „stürzen" wird und die Nächte zunächst einmal deutlich unruhiger werden. Viele berufstätige Mütter erleben, dass ihr Kind nachts Mama „tanken" muss. Als stillender Mutter stehen Ihnen in D und A bezahlte Stillpausen zu. Ich zitiere aus dem deutschen Mutterschutzgesetz, in dem auch die Stillpausen geregelt sind: „Stillende Frauen haben auf Verlangen Anspruch auf die zum Stillen erforderliche Zeit, mindestens aber zweimal täglich eine halbe Stunde oder einmal täglich eine Stunde. Bei einer zusammenhängenden Arbeitszeit von mehr als acht Stunden soll auf Verlangen zweimal eine Stillzeit von mindestens 45 Minuten oder, wenn in der Nähe der Arbeitstätte keine Stillgelegenheit vorhanden ist, einmal eine Stillzeit von mindestens 90 Minuten gewährt werden. Die Arbeitszeit gilt als zusammenhängend, soweit sie nicht durch eine Ruhepause von mindestens zwei Stunden unterbrochen wird. Durch die Gewährung der Stillzeit darf ein Verdienstausfall nicht eintreten. Die Stillzeit darf von stillenden Müttern nicht vor oder nachgearbeitet und nicht auf die in dem Arbeitsgesetz oder anderen Vorschriften festgesetzten Ruhepausen angerechnet werden. Werdende und stillende Mütter dürfen nicht mit Mehrarbeit, nicht in der Nacht zwischen 20 und 6 Uhr und nicht an Sonn und Feiertagen beschäftigt werden. Ausnahmen (z.B. für Landwirtschaft, Gastronomie und Künstlerinnen) werden im §8 Absatz 3 geregelt. Außerdem dürfen stillende Mütter nicht mit schweren körperlichen Arbeiten und nicht mit Arbeiten beschäftigt werden, bei denen sie besonderen Gesundheitsgefahren ausgesetzt sind, zum Beispiel durch Strahlen, Staub, Hitze, Nässe, Erschütterungen oder Lärm. Verboten sind körperlich schwere Arbeiten wie Akkordarbeit am Flie?band und Heben und Fortbewegen von schweren Lasten (mehr als 5 Kilo). Muss die Arbeitnehmerin ggf. aufgrund der arbeitsplatzbedingten Schutzmassnahmen vorübergehend versetzt werden, darf sie finanziell nicht schlechter gestellt werden: Lohn und Gehaltsminderungen sind verboten." Manche Mütter nehmen diese Pausen zum Abpumpen, andere als zusammenhängende Zeit um später anzufangen oder früher zu gehen. Wenn Sie sich über das Thema Stillen und Berufstätigkeit noch weiter informieren möchten, möchte ich Ihnen das Buch "Stillen, Job und Family -Stillen, Erwerbstätigkeit und Familie lassen sich verbinden" von Gale Pryor / Kathleen Huggins empfehlen. LLLiebe Grüße Biggi Welter

von Biggi Welter am 10.11.2015



Antwort auf: Abstillen - wenn ich aber doch noch nicht will

Hallo Seasparrow, möchte mich anschließen - es ist wirklich unproblematisch, teilweise zu stillen, wenn man arbeiten geht. Habe das 2 Jahre lang getan ;-). Wenn sich die Milchproduktion einigermaßen eingespielt hat (und das sollte mit 8 Monaten ja der Fall sein), musst Du auch nicht unbedingt tagsüber pumpen (nur wenn Du willst, bzw. am Anfang vielleicht etwas Pumpen oder Ausstreichen zum Verhindern eines Milchstaus). Mir persönlich wäre Pumpen bei der Arbeit unangenehm gewesen, aber auch das ist sicher Geschmackssache. Ich hab es damals so gemacht, dass ich schon ca. 1 Monat, bevor ich mit Arbeiten angefangen habe, vormittags eine stillfreie Zeit eingeführt hatte, wo es nicht nach Bedarf Mamamilch gab. Die Logik dahinter war, dass sie (ach ja, Zwillinge) diesen "Entzug" noch mit mir mitmachen sollten, damit es der Vater dann in den ersten Tagen allein nicht besonders schwer hat. Außerdem brauchte ich mir dann keine Soregn über Milchstau zu machen. Aber das kann man ja auch mal vorher einfach am Wochenende ausprobieren, wie das Kind das findet, wenn Mama mal einen ganzen (oder vielleicht erstmal halben, je nachdem, wie ihr das im Moment handhabt) Tag nicht da ist. Und wenn ich weg musste, gab es dann zunächst direkt vor dem Abschied eine Runde Stillen, und nach dem Wiederkommen (bzw. in meinem Fall abholen in der Krippe) auch. Und, wenn ich da war, nach Bedarf ;-). Später hab ich dann nur noch nach dem Aufwachen und vor dem Einschlafen gestillt, aber das kann man ja ganz individuell gestalten. Das klappt bei Dir bestimmt auch... Liebe Grüße

von zweizwerge am 11.11.2015, 10:46



Antwort auf: Abstillen - wenn ich aber doch noch nicht will

Danke. Das ich die zeit zum stillen auch vor und nach der Arbeit nehmen kann ist ja super. Werde ich dann mal mit meinem neuen Chef klären. Zum abpumpen. Das geht bei mir ja ohne Probleme. Mittags bekomme ich mit der handpumpe 100ml abgepumpt. Aber da soll ich jetzt noch garnicht eingreifen? Ich pumpe jetzt jedes mal ab, Wenn ich brei gebe, weil sie danach noch gestillt werden weil und wenn ich nicht abpumpe, dann übernimmt sie sich und erbricht. Wenn ich abpumpe bekommt sie nur einen Durstlöscher und schläft dann nuckelnd ein. Kann ich das so bei behalten? Wenn nein, wir löse ich dann das Problem mit der vielen milch? Das kommt da wirklich raus geschossen. @zweizwerge Danke. Ja den Entzug schon vorher mit ihr zu machen scheint mir auch sinnvoll zu sein.

von Seasparrow am 11.11.2015, 13:18



Antwort auf: Abstillen - wenn ich aber doch noch nicht will

Auch ich kann nur bestätigen, das Arbeiten und Stillen bestens klappt. Arbeite seit unser 1 Jahr ist wieder, wegen Fahrzeit usw musste er so gut 35 Std die Woche in die Betreuung, also jeden tag 7 Std wo er keine Muttermilch bekommen hat. Und das obwohl er vorher noch zu jeder Mahlzeit welche getrunken hat. Was soll ich sagen, das war vom ersten Tag an kein Thema, auch kein Milchstau. Inzwischen ist er fast 3 1/3 Jahr und stillt noch abends und morgens. Wobei auch das inzwischen ab und zu ausfällt.

Mitglied inaktiv - 11.11.2015, 23:06



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