Sehr geehrter Dr. Paulus,
ich bin aktuell in der 8. SSW mit meinem fünften Kind schwanger. Leider leide ich wieder unter extremer Übelkeit mit Erbrechen. Dies wird so schlimm das ich nicht mal mehr Wasser bei mir behalten kann. Aktuell warte ich auf ein Medikament aus dem Ausland was seit 2007 leider nicht mehr verkauft wird. Laut meiner Frauenärzin ist dieses Mittel erste Wahl bei ihr wo Frauen kein Vomex vertragen (wirkt bei mir gar nicht)
Für die Übergangszeit hat sie mir Dieses Zofran 4mg verschrieben, was ich auch länger nehmen könnte wenn es mir besser hilft.
Jetzt hat mein Mann (er ist Pfleger auf einer Intensiv ) verunsichert das dieses mittel die Chemo Patienten bei ihnen bekommen.
Wahrscheinlich mach ich mich jetzt unnötig verrückt weil ich mit meiner Frauenärztin super zufrieden bin aber leider ist sie nächste Woche nicht zu erreichen und ich hab jetzt ein ganz schlechtes Gefühl.
Vielen Dank für ihre Mühe
von
sterntaler82
am 28.08.2015, 20:03
Antwort auf:
Extreme Übelkeit in der Schwangerschaft
Berichte über den erfolgreichen Einsatz von Ondansetron (Zofran) bei therapierefraktärem Erbrechen in der Schwangerschaft liegen vor (Guikontes et al 1992; World 1993; Sullivan et al 1995, 1996; Tincello & Johnstone 1996): Bei 17 publizierten Fällen zeigten sich überwiegend deutliche Verbesserungen der Symptomatik ohne fetale Schäden trotz meist längerfristiger Anwendung.
Eine Studie berichtet von 176 Schwangerschaften unter Medikation mit Ondansetron im ersten Schwangerschaftsdrittel (Einarson et al 2004)
2 Schwangerschaftsabbrüche
5 Spontanaborte
163 unauffällige Neugeborene
6 angeborene Anomalien
Eine schwedische Studie ergab keine Fehlbildungen unter 21 Schwangeren, die ein Rezept für Ondansetron im ersten Trimenon erhalten hatten (Asker et al 2005).
Eine Fallsammlung von 16 Schwangerschaften mit 17 Kindern enthält sieben unauffällige Neugeborene nach Anwendung von Ondansetron im I.Trimenon. Lediglich bei einem Kind trat ein Herzfehler nach mütterlicher Behandlung mit Ondansetron im zweiten Trimenon auf (Ferreira et al 2012).
Von einer historischen dänischen Kohorte wurden 1.849 Schwangerschaften ausgewertet, in denen ein Rezept für Ondansetron ausgestellt worden war. Es zeigte sich kein Anstieg von Spontanaborten, Fehlbildungen, Frühgeburten oder Wachstumsretardierungen (Pasternak et al 2013).
Wir verfügen über 33 Rückmeldungen nach mütterlicher Medikation mit Ondansetron im I.Trimenon:
1 Schwangerschaftsabbruch (psychosoziale Gründe)
1 Spontanabort
29 unauffällige Neugeborene
2 angeborene Anomalien
Ein signifikant erhöhtes Fehlbildungsrisiko ist auf der Grundlage der aktuellen Daten nicht zu erkennen.
Eine Therapie mit Ondansetron ist bei sonst unstillbarem Erbrechen in der Schwangerschaft durchaus vertretbar.
von
Dr. Wolfgang Paulus
am 30.08.2015