Hallo Frau Neumann,
meine Tochter ist 11 Monate alt und bekommt morgens uns abends 1 Flasche Aptamil 1. Zum Frühstück gebe ich ihr Gries- oder Früchtebrei. Bisher hat sie mittags immer verschiedene Gerichte im Gläschen bekommen. Mittlerweile mag sie diese nicht mehr essen. Ich möchte sehr gerne etwas gesundes und abwechslungsreiches für sie kochen, weiß aber nicht genau was. Ich muß dazu sagen, daß ich nicht wirklich gut kochen kann und bei meiner Kleinen nichts falsch machen möchte. Gemüse mit Kartoffeln und Rapsöl gestampft, hab ich ihr schon gegeben, das hat sie auch komplett aufgegessen.
An stückige Kost traue ich mich nicht heran, obwohl es langsam an der Zeit wäre und meine Tochter auch schon 8 Zähne hat, weil
ich Angst habe, sie könnte daran ersticken.
Welche Fleischsorten darf ich ihr anbieten? Wäre es besser diese beim Metzger zu kaufen als im Supermarkt?
Nachmittags bekommt sie ein Gläschen Früchtejoghurt oder auch mal einen Brei mit zerdrückter Banane.
Ich bedanke mich jetzt schon einmal für Ihre Antwort.
Viele Grüße
nanni73
von
nanni73
am 01.02.2017, 11:40
Antwort auf:
Gesund kochen
Hallo nanni73
die Idee mit dem Stampfen des Essens ist wunderbar. Deine Tochter mag es. Den gestampften "Brei" kannst du weiterhin als Grundlage der Mittagsmahlzeit nehmen und deiner Tochter zusätzlich Fingerfood anbieten. Dass sich deine Kleine daran verschlucken wird, ist zwar möglich, aber nicht zwangsläufig zu erwarten. Und selbst wenn es passieren sollte, so bedeutet das i.d.R. noch lange keine ernste Gefahr. Fingerfood bzw babygeeignete feste, stückige Kost sollte darum ein paar Kriterien erfüllen.
Bspw sind Nüsse, Saaten, Kerne u.a. harte, kleine Dinge nicht geeignet, weil sie beim versehentlichen Verschlucken tatsächlich gefährlich werden können. Siehe hier:http://www.rund-ums-baby.de/kochen-fuer-kinder/beitrag.htm?id=42591&suche1=n%FCsse+gef%E4hrlich&seite=1
Aber diese Dinge kannst du meiden.
Um das versehentliche Verschlucken auch bei anderen Speisen weitestgehend zu vermeiden, ist eine leicht nach vorne gebeugte Sitzhaltung (das ist automatisch gegeben, wenn ein Baby im Hochstuhl sitzt) hilfreich.
Das Verschlucken ist ein Schreckmoment für Mama und Kind. Bei kleinkindgeeigneten Speisen gilt es aber i.d.R. als nicht wirklich gefährlich. Ich hoffe, ich kann dich insoweit schon einmal beruhigen.
Das Verschlucken passiert, wenn die Nahrung versehentlich in den Rachen rutscht. Das kann passieren, bspw bei nicht angemessener Sitzhaltung, bei Müdigkeit oder Ablenkung, und weil das Kauen (Kaubewegungen machen) und Zerdrücken der Nahrung und das Schlucken kleiner Partikel bspw noch besser gelernt (koordiniert) werden muss. Wenn Nahrung versehentlich in den Rachen rutscht, wird ein Hust- oder Würgereiz ausgelöst, um die Nahrung wieder hochzuwürgen, um anschliessend am besten von dir (Mama, Papa, andere) aus dem Mund geholt zu werden. Wenn das Hochwürgen nicht ganz reibungslos funktioniert, musst du natürlich sofort eingreifen. Das passiert aber i.d.R. nur wirklich ganz ganz selten. Und da deine Tochter schon definitivdas Alter erreicht hat, außerdem schon einige Zähnchen hat und dir zeigt, dass sie endlcih "was zum Beißen" will, kannst du frohe Mutes mit Fingerfood starten.
Wähle weiche, mit dem Gaumen zerdrückbare Speisen wie Kartoffelstücke, Gemüsestücke, Obststücke, kleine Nudeln, weiche Kekse...
Zerkleinere die Nahrung grob vorher, so dass sie problemfrei geschluckt werden kann.
Die Kleinsten verfügen noch nicht über Mahlzähne mit denen sie härtere und festere Stückchen fein kauen oder zermahlen können. Ihnen bleiben nur die Vorderzähnchen zum Abbeißen. Gekaut wird mit den (zahnlosen) Zahnleisten, sie kauen mit dem Zahnfleisch. Leicht zerdrückbare Speisen oder kleine Stückchen sind gut geeignet.
Bleibe beim Essen auf jeden Fall immer dabei und lass deine Tochter nur im Sitzen am Esstisch essen.
Harte, ganze Nüsse, Nußstückchen, Kerne, Saaten, Gummibärchen, Bonbons und andere ähnlich für Kleinkinder ungeeignete Speisen solltest du deiner Tochter tatsächlich noch nicht geben, s.o.
Aber der Rest, wie bspw Brötchen, Babykeks etc, Nudeln, Obst ist eigentlich kein Problem.
Diese Speisen lösen sich im Speichel auf und können von den Kleinsten mit den Kauleisten vorher gut bearbeitet werden.
Mit Beginn des 10. Lm (bei manchen Babys schon früher bei manchen erst später) beginnt eine neue Ära. Euer Baby wird zum Kleinkind und entwickelt (meist ist das nach einem Wachstumsschub deutlich erkennbar) neue Fähigkeiten, die auch die Nahrungsaufnahme betreffen. Sie wollen ihre Mitwelt weiterhin mit allen Sinnen erkunden. Und jetzt sind auch die motorischen Fähigkeiten i.d.R. soweit gut entwickelt, dass ganz gezieltes Greifen und Kauen möglich. Babys beobachten ihre Mitwelt bei Tisch ganz genau und wollen imitieren. Diese Phase gilt es auszunutzen. Lass dein Kind darum immer und immer wieder kleine Mengen bei euch probieren. Dein Kind kann lustige Erfahrungen sammeln und neue Lebensmittel kennen-und lieben lernen. Sie kann sich mit kleinen Probiermengen einfach und langsam an neue Aromen und Konsistenzen gewöhnen ohne überfordert zu werden.
Das Kennen lernen und die Gewöhnung an neue Familienspeisen funktioniert i.A. so:
Kinder untersuchen die neuen Dinge i.d.R. zuerst mit den Händen, dann erst mit dem Mund. Manches wird in den Mund genommen und nach kurzen Kaubewegungen geschluckt und manches aber durchaus wieder ausgespuckt. Es geschieht alles nur soweit, wie deine Kleine mit der Nahrung umgehen kann und will. Die angebotenen Speisen sollten darum etwas weich sein, damit sie mit dem Gaumen und der Kraft auf den Kauleisten zerdrückt werden können.
Starte gleich nachher mit einer Brotmahlzeit. Schneide etwa eine halbe Scheibe mit Butter/Margarine bestrichenes Mischbrot o.ä. (fein vermahlenes VK-Brot oder Kartoffelbrot oder Roggenbrot,....), vorerst noch ohne Rinde, in kleine mundgerechte Stückchen. Diese kleinen Stückchen locken zum Zugreifen. Probier das einfach aus.
Die Brotmahlzeit ist empfehlenswert, damit die Kleinsten ausreichend Gelegenheit haben, das Kauen zu trainieren. Die Kaumuskulatur muss gefordert werden, um sich gut auszubilden.
Ideen für Familienkost:
Zerdrücke bspw Kartoffeln oder weiches Gemüse und füttere statt einem Brei aus fein pürierten Zutaten einen Brei, der eine grobstückige Konsistenz hat.
Die Kost sollte stets so aufbereitet sein, dass sie dein Kind ohne "Gefahr" essen kann. Verschlucken sollte vermieden werden.
Mit der Einführung der Brotmahlzeit kann der GOB entfallen. Getreide und Fett liefert nun das Brot mit Belag. Obst gibt es nachmittags jetzt pur, Auch mal frisch als Mus oder gegart oder roh als Fingerfood.
Bspp für Obstsnacks, die du nachmittags anbieten könntest
fein geriebener oder gekochter Apfel, Banane = auch zerdrückt wunderbar geeignet. Birne, wenn weich ist ideales Fingerfood.
Presse einen Saft aus frischen (unbehandelten Mandarinen (Clementinen oder was auch immer). Den milden Saft wird deine Kleine lieben.
Melone ggf auch Papaya oder (Bio-)Mango, sowie zerdrückte Heidelbeeren, Avocado oder Kiwi ist möglich.
Bananenküchlein:
1/2 Banane mit der Gabel zerdrücken, 1 EI verquirlen. Mischen, in heissem Öl in einer Pfanne ca 4-5 kleine Pfannküchlein backen. as geht besonders gut in einer beschichteten Pfanne mit etwas Kokosöl.
Spaghetti Bolognese
Bolognesesosse
1 kleine Zwiebel fein würfeln, 1 Knoblauchzehe gepresst. Noch dazu 1 geraspelte Möhre richten.
Gemüse in 1 EL Olivenöl ca 10-15 min dünsten.
300g gemischtes Hack und 1 weiteren Olivenöl zugeben, anbraten.
Salz, Pfeffer, Zucker, Oregano (frisch oder getrocknet, Basilikum (frisch oder getrocknet) zugeben und durchbraten, bis das Gemüse weich und das Fleisch gar ist.
Dann mit ca 400g Tomaten aus der Dose/Tetrapack (stückig oder zerkleinert) auffüllen, aufkochen. Abschmecken, nachwürzen und ggf Tomatenmark zugeben, bis es gut schmeckt.
Die Sosse ca 30 min köcheln lassen.
dazu klein geschnittene Spagetti
Für die Vollständigkeit:
!!!
Achtung: niemals(!!!) harten Lebensmittel wie rohe Apfel/Möhrenstücke, trockene ungekochte Nudeln, Gummibärchen, Nüsse, Kerne, Saaten etc etc geben.
!!
Kartoffeltaler (2 Portionen):
2 mittelgroße Kartoffeln grob raspeln, abtrocknen.
Ein Ei in einer Schüssel verquirlen, vorsichtig würzen (etwas Zucker, evtl Paprika, wenig Salz),
ca 1 ÖL
Alle Zutaten gut vermischen. Mit einem Löffel Kleckse (Taler) auf ein mit Backpapier belegtes Backblech. Im Ofen (200° ca 20 min) backen
Grießschnitten:
200ml Kuhmilch
ca 35g-40g (*/-) Grieß
Grieß mit der Milch in einem geeigneten Topf aufkochen, rühren, rühren, rühren und kurz quellen lassen, danach auf einen Teller streichen, stehen lassen, bis es gut fest ist. Das geht schnell. Jetzt kannst du entweder Motive ausstechen oder den festen Brei in Stücke schneiden, dazu etwas flüssige Butter, ggf nochmals erwärmen und Obstmus (selbst zubereitet?) zugeben.
Käsewaffeln
100 g Butter oder Margarine
3 Eier
250 g Mehl
Salz, Pfeffer
1/2 Liter Milch
geriebenes Gemüse
200 g geriebener Käse
Ca. 150 ml Buttermilch
So geht's:
Die Butter bei schwacher Hitze zerlassen und etwas abkühlen lassen. Die Eier trennen. In einer Schüssel das Mehl mit Salz und Pfeffer mischen. Die Eigelbe mit der Milch verquirlen und unter das Mehl rühren. Das Gemüse, den Käse und die Butter zugeben. Die Eiweiße zu Schnee schlagen und vorsichtig unterheben.
Im Waffeleisen backen.
Tortellini alla panna
Tortellini nach Anweisung kochen.
In einem neuen Topf ca 1 kleine Zwiebel fein gewürfelt gar dünsten. Würzen (Salz, Zucker) mit 1 Becher Sahne aufgiessen aufkochen. Ca 2 TL Gemüsebrühepulver zugeben. 1 großes Stück Schmelzkäse (Typ "Sahne") verrühren. Abschmecken. Über die Tortellini geben.
Kohlrabiosse:
Kohlrabi kleinschneiden und in reichlich Wasser kochen. Die Kohlrabi abschütten und die Flüssigkeit auffangen. In einem Topf Butter zerlassen und Mehl einrühren. Eine klassische helle Mehlschwitze eben. Dann die Flüssigkeit zugeben. Und schliesslich den Kohlrabi(und nach Geschmack) auch die noh grünen kleingehackten Blätter zugeben.
Noch schneller gehts wenn du in die Flüssigkeit schlichtweg etwas Butter und Sahne gibst und dann hellen Sossenbinder einrührst.
Rezept Frikadellen:
500g Hack mit 1 verquirltem Ei vermischen
würzen mit: 1/4 TL Zucker, 1/4 TL Salz, Prise Pfeffer, 1/2 EL getrocknete italienische Kräuter untermischen, Semmelbrösel zugeben und vermischen - soviel Semmelbrösel zugeben, bis die Konsistenz der Hackmasse gut formbar wird.
Aus der Masse Frikadellen formen.
In wenig, aber ausreichend Öl, in einer beschichteten Pfanne braten.
Du kannst die geformten Bratlinge auch einfrieren.
Die Einführung der Familienkost ist eine wichtige Phase in der allgemeinen Entwicklung, die nicht nur darauf abzielt Nährstoffe ins Kind zu befördern, sondern ganz allgemein an die üblichen familiären Essgewohnheiten heranführt.
Die gemeinsamen Mahlzeiten haben darum vorrangig den Zweck, eurem Kind zwanglos eure eigene und die hiesige Esskultur mit all ihren kulinarischen Besonderheiten zu präsentieren.
Je mehr Kinder dabei sehen, riechen. erleben, desto besser.
Sie sollten die Gelegenheit bekommen, neue Dinge kennen zu lernen, ohne Zwang, aber durch eigene Neugier, in eigenem Tempo.
Sie sollten dabei stets die ihnen bekannten Speisen bekommen, mit denen sie sich satt essen können - den bekannten Brei - und zusätzlich die Gelegenheit erhalten, Neues kennen zu lernen.
Gib deinem Kind ausreichend oft den Freiraum zum Experimentieren und selbständigen Essen. Lass sie die Speisen in ihrem Tempo erkunden.
Fleisch kannst du weiterhin als Fleischbrei geben, bspw auch als Brotbelag.
Fleisch vom gegraten Hühnerschenkel kannst du geben, gekochtes Fleich vob Gulasch oder Braten ist geeignet, da es fast zerfällt beim Essen. Und sehr gut ist Tartar bzw mageres hack. Du kannst das Fleisch in gute Qualität beim Metzger deines Vertrauens kaufen, im Bioladen oder im Supermarkt. Wähle das, was dir gut gefällt.
Grüße
Birgit Neumann
von
Birgit Neumann
am 03.02.2017