Guten Morgen,
Meine Tochter ist 9 Monate und isst seit inzwischen knapp 4 Monaten Beikost.
Große Mengen hat sie nie verputzt. Jetzt verweigert sie seit ca 1 Woche den Brei (GKF-Brei mittags und Milchbrei abends, den GOB am nachmittag mag sie manchmal essen).
Was sie allerdings gerne isst, ist mein normales Essen, sodass ich nun zur Familienkost übergegangen bin. Nur Gemüsesticks findet sie langweilig, zumal ich ja auch was anderes esse.
Morgens und Abends isst sie mit Begeisterung eine halbe Scheibe Roggenbrot, mit Frischkäse oder Butter oder Fleischbrei aus dem Gläschen, dazu Obstmus.
Mittags gabs bisher Kartoffelbrei, Erbsen und Möhren, Avocado, Nudeln, Zucchini, Obst.
Vormittags und nachmittags gibts als Snack entweder Obst und Hirsekringel/Reiswaffel oder auch mal nen GOB, wenn die Dame denn gefüttert werden mag.
Dazwischen stille ich noch nach Bedarf.
Nun meine Fragen:
Wie kann ich Fleisch und Fisch babygerecht in den Menüplan einbauen? Für mich selber koche ich eher selten mit Fleisch/Fisch unter der Woche, wenn mein Mann am Wochenende kocht gibt es dann meistens Fleisch.
Reichten ihre gegessenen Winzmengen nährstofftechnisch aus? Ich hab immer das Gefühl, das Kind bekommt zu wenig Gemüse. Was kann ich zum Abendessen dazugeben? Gurke kam bisher mäßig gut an.
Gibt es sonst noch gute Zutaten, die ich in dem Alter auch schon ausprobieren kann?
Vielen Dank und ein schönes Wochenende,
Laura
von
Laura19201001
am 16.07.2016, 08:31
Antwort auf:
Breiverweigerung - Familienkost
Hallo Laura
was und wie du die Beikost arrangierst ist genau richtig. Ich kann dich eigentlich nur darin bestärken, genau so weiter zu machen, wie bisher.
Den Fleischanteil brauchst du nicht weiter zu erhöhen, da ihr Fleischbrei bspw auch als Brotaufstrich benutzt und am WE durchaus Fleisch auf den Tisch kommt, und du ausserdem nach Bedarf stillst.
Es geht jetzt, in dieser Altersphase noch wesentlich darum, dass eure Tochter die Vielfalt der Nahrungsmittel kennen lernen kann. Du brauchst bei deinem Stillkind nicht so sehr auf Mengen, Kalorien oder Nährstoffe zu achten. Viel wichtiger ist jetzt, dass deine Tochter die Gelegenheit erhält, sich selbständig, durch Neugier in die Geschmackswelt der Lebensmitte und auch in Welt der kulinarischen Genüsse hineinzuarbeiten.
Deine Tochter soll jetzt das Essen mit allen Sinnen erfahren, neue Aromen, neue Konsistenzen kennen lernen. Sie soll ihre Geschmackswahrnehmung schulen und sich an eure Essgewohneheiten anpassen.
Kinder lernen essen hauptsächlich, in dem sie die anderen Esser bei Tisch beobachten und imitieren.
Du (und Papa) bist das beste Vorbild dein Kind.
Überlege dir doch einmal, welches eure künftigen traditionellen Familiengerichte sein sollten. Diese kochst du einfach immer wieder.
Die Gewöhnung an Familienkost funktioniert allgemein so:
Die Kleinen unterscheiden auch noch nicht zwischen Spiel und Mahlzeit. Sie beobachten aber ihre Mitwelt und imitieren diese.
Die gemeinsamen Mahlzeiten haben darum vorrangig den Zweck, eurem Kind zwanglos die hiesige Esskultur mit all ihren kulinarischen Besonderheiten zu präsentieren.
Je mehr Kinder dabei sehen, riechen. erleben, desto besser.
Sie sollten die Gelegenheit bekommen, neue Dinge kennen zu lernen, ohne Zwang, aber durch eigene Neugier, in eigenem Tempo.
Sie sollten dabei stets die ihnen bekannten Speisen bekommen, mit denen sie sich satt essen können - und nur zusätzlich die Gelegenheit erhalten, Neues kennen zu lernen.
Gut eignen sich für Essanfänger weiche, mit dem Gaumen zerdrückbare Lebensmittel So gilt bspw ein stück reif, dadurch weiche Birne oder ein Stück Banane als geeignet, wohingegen ein Stück roher Apfel (=hart) eher nicht als Fingerfood geeignet ist. Rohen Apfel besser fein reiben oder gedünstet als Stückchen oder als Mus anbieten.
Die Familienkost am besten immer so anbieten, dass sie häppchenweise erkundet werden kann. Dein Baby sollte die Speisen gefahrenfrei essen und schlucken können.
Kartoffeln, Gemüse, weiche Früchte, Obst, weiches Gebäck, Hack, Brot, Käse, Ei, Pfannkuchen, Gratin, Auflauf, - all das ist geeignet.
Doch im Prinzip kannst du deinem Kind nun alles geben, was kleinkindgerecht zubereitet wurde. Und hier gibt es natürlich auch individuelle Unterschiede, wie die einzelnen Kinder mit den angebotenen Speisen umgehen können. Deine Tochter hat schon einige Zähne und kann somit schon viel besser kauen als ein komplett zahnloses Kind.
Wichtig ist einfach, dass du als Mama immer dabei bleibst wenn dein Kind isst und höre bei der Speisenauswahl auch auf dein Bauchgefühl.
Zu meiden sind im 1. Lj bspw:
Kernchen bei Himbeeren können im Mundraum stören und irritieren, beim Verschlucken ggf Probleme machen. Es ist empfehlenswert, solche Kernchen vor Verzehr zu entfernen (Marmelade, Eis, Joghurt besser ohne). Es sollte aber kein Problem sein, wenn deine Tochter ein paar Himbeeren pur isst - da kommt es einfach darauf an, wie sie individuell das empfindet.
Leinsamen ist wegen des enormen Quellvermögens ebenfalls nicht gut.
Betreffs Rohmilchkäse (und Listeriengefahr i.A., sowie Toxoplasmose, Salmonellen) ist es ähnlich wie bei Schwangeren - Kinder sind kleiner und dadurch schneller anfällig, und ihr Immunsystem ist noch nicht gut ausgereift. Nicht jeder Rohmilchkäse hat Listerien - die Wahrscheinlich ist hierbei nur höher. Vorsicht auch bei Rohkost - diese immer super gut waschen, waschen, waschen!
Wenn du Rohmilchkäse durcherhitzt, besteht keine Gefahr mehr und dein Kind kann mitessen.
Bei Weichkäse wie Brie oder Camembert kannst du die Rinde wegschneiden, dann verringerst du das Risiko enorm Listerien wachsen nicht ins Käseinnere.
Salami ist sehr würzig und eignet sich für die tägliche Ernährung noch nicht optimal. Schinken ist ebenfalls noch nicht geeignet.
Fischgerichte (auch bei Filet) immer genau auf Gräten prüfen. Fischstäbchen (können nach dem Garen von der Panade befreit werden) sind i.d.R. grätenfrei und eignen sich deshalb besonders gut.
Hirse, Quinoa und Amaranth sollten regelmäßig und in größeren Mengen besser erst ab dem 3. Lj auf den Tisch kommen. Kleine Mengen und das mal ab und zu sind kein Problem. Ausnahme: (Baby-)Hirseflocken.
Zwiebel, Knoblauch sind individuell unterschiedlich verträglich und deshalb gibt es keine Empfehlung :-)
Chili meiden.
Fertiggerichte sind häufig sehr würzig und deshalb nicht optimal. In reichlich Fett gebratene Speisen sind etwas schwerer verdaulich, weshalb sie für die Kleinsten vor allem abends weniger gut bekömmlich sind. Besonders Fleisch sollte deshalb schonend gebraten werden.
Rohe Möhre(Kohlrabi) und roher Apfel sind noch zu hart und größere Stücke könnten abbrechen. Diese eher härteren Obst/Gemüsesorten eignen sich als Rohkost, wenn sie fein geraffelt angeboten werden.
Die Paprikahaut ist schwer verdaulich, weshalb Paprika (rot =süß) meist gut akzeptiert wird, wenn sie geschält angeboten wird.
Heidelbeeren kannst du ggf zerdrücken, bevor sie dein Kleine aufnimmt und sich in den Mund steckt. Die Gefahr der Aspiration ist bei Kleinkindern etwas höher und so ein kleines rundes Obststückchen könnte in die Luftröhre gelangen. Das sind alles Horrorszenarien - ich weiß - aber ich versuche einfach nur die vielfältigen Warnhinweise etwas zu erklären. Aus diesem Grund sind auch Nüsse nicht geeignet - nur gemahlen.
Keinen rohen Fisch (kein Sushi). Mit evtl Schwermetallen belastete Fische (Tunfisch bspw) eher selten geben
Keine rohen Eier. Kein Chili u. ähnliche scharfe Sachen.
Nicht zu viel Zimt, Quark nur im Rahmen der Familienkost.
Etwas Vorsicht bei der Speisenauswahl ist durchaus angemessen, aber übertreiben musst du es nicht. Kleinkindgerechte Speisen sollten gut kau - und schluckbar sein. Wenn du dir bei etwas unsicher bist, dann gib deinem Kind erst mal nur wenig davon und nicht täglich.
Jetzt ist die beste Gelegenheit dafür, deinem Baby die Geschmacksvielfalt unserer Nahrung, unserer Esskultur nahezubringen.
Bananenküchlein:
1/2 Banane mit der Gabel zerdrücken, 1 EI verquirlen. Mischen, in heissem Öl in einer Pfanne ca 4-5 kleine Pfannküchlein backen.
Rindertatar kannst du mit Semmelbröseln vermischen und zu Frikadellen formen, Vorsichtig garen, mit wenig Öl, ganz sanft in einer Pfanne.
Also dann
Grüße
B.Neumann
P.S. sieh auch hier:
http://www.rund-ums-baby.de/kochen-fuer-kinder/beitrag.htm?id=42812&suche1=rohmilchk%E4se&seite=1
von
Birgit Neumann
am 17.07.2016