Sehr geehrte Frau Plath,
vielen Dank schonmal im Vorraus für Ihre Mühe!
Unser Zwerg ist 6 Monate alt, wir sind sch seit ein paar Wochen mit der Beikost beschäftigt. Auf Anraten unseres Kinderartzes kaufen wir Glässchen ein. Wir hatten zwischendrin einen MAgen Darm Virus und sollten Elektrolyte mit Bananengeschmack füttern. Das nahm der kleine Mann gekühlt super ab, Problem ist nur, dass er leider nichts anderes abnimmt. Kein Wasser, keinen Fencheltee. Ich frage mich nun schon länger wie er zu seiner Flüssigkeit kommt. Es macht ja keinen Sinn die Beikost einzuführen, wenn er danach nichts trinkt und Milch in Form von Aptamil wäre zuviel. Wie mache ich es nun am besten?
Wir sollten langsam den Abendbrei anfangen. Meine Frage dazu wie wichtig ist der jetzt schon? Im Moment haben wir mit dem Einschlafen abends viel Theater und sehr hilfreich ist der Abendbrei da nicht, weil der Zwerg meist viel zu müde und/oder aufgedreht ist als dass das mit dem Brei füttern klappt. Könnte man erst den Nachmittagsbrei einführen? Nur dann wäre auch wieder die Frage des Trinkens. Er hat dann MIttags-und Nachmittagsbrei bekommen, aber ja nichts zu Trinken. Ist das dann sinnvoll?
Mit freundlichen Grüßen und Herzlichem Dank!
von
anjuschka99
am 22.07.2015, 12:08
Antwort auf:
Wieviel Flüssigkeit zur Beikost?
Liebe „anjuschka99“,
gerne bin ich für Sie da.
Ich verstehe sehr gut, dass die Flüssigkeitszufuhr ein zentrales Thema bei der Beikosteinführung ist. Schon unter „normalen“ Umständen. Und gerade wenn Sie bzw. Ihr Kleiner gerade einen Magen-Darm-Infekt hinter sich haben, ist das Thema „genug Flüssigkeit“ besonders stark in Ihrem Kopf verankert. Als Mama begleitet einen schnell die Sorge, die Kleinen würden zu wenig Flüssigkeit bekommen
Ich möchte Ihnen da etwas mehr Gelassenheit zuschicken. Was das zusätzliche Trinken betrifft, wird das oft viel zu streng verfolgt (natürlich vorausgesetzt das Baby ist gesund). Sie dürfen das entspannt sehen.
In diesem Alter erfolgt die Flüssigkeitszufuhr genauso wie in den ersten Lebensmonaten über die Milch. Die Milch, die Ihr Kleiner noch erhält, trägt immer noch zu einem ausgeglichenen Flüssigkeitshaushalt bei. Zusätzliche Flüssigkeit wird dann notwendig, wenn mal zwei komplette Breimahlzeiten eingeführt sind und dadurch Milcheinheiten wegfallen. Also ab der dritten Beikostmahlzeit!
Sie könnten zwar langsam beginnen, Ihren Jungen an zusätzliches Trinken zu gewöhnen. Aber richtig notwendig ist das noch nicht. Einfach was anbieten, aber es gelassen nehmen wenn Ihr Jungen nichts oder nur wenig möchte. Ein paar Schlückchen Wasser sind schon genug, es müssen keine riesigen Mengen sein. Der Durst entwickelt sich erst im Laufe des Beikostalters.
Zu Beginn geht es auch gut über den Löffel. Oder mal mit einem „normalen“ Becher versuchen. Hierbei kann es hilfreich sein, den Becher bis zum Rand mit Flüssigkeit zu füllen, damit die Lippen beim Trinken gleich benetzt werden und sich das Mündlein so automatisch öffnet. Manche Kinder mögen es gerne wenn das Wasser etwas erwärmt wird. Einfach ausprobieren.
Reichen Sie noch die Milch, so viel er halt mag. Babys haben in diesem Alter zu Beginn der Beikosteinführung oft noch gar keinen Durst und wollen deshalb nichts oder nur sehr wenig zusätzlich trinken. Genau wie Sie es beschreiben.
Sie sollten also auf keinen Fall deswegen die Beikosteinführung hinauszögern. Wird die Nahrung insgesamt im Laufe der Zeit immer fester, verspüren die Kleinen überhaupt erst Durst und lernen diesen mehr und mehr mit Wasser oder Babytee zu stillen. Bieten Sie Ihrem Sohn dann das Trinken ganz zwanglos an. Er hat ein gutes Durstgefühl und weiß am besten wie viel er braucht. Das wird sich ganz bestimmt noch gut einspielen.
Solange Ihr Sohn vergnügt ist und seine Windel gut nass und der Stuhl geformt sind, dann ist er ausreichend mit Flüssigkeit versorgt. Üben Sie den Blick in die Windel, diese sagt Ihnen wie es um die Flüssigkeit steht.
Der Abendbrei liefert neben der Milch auch wertvolle Nährstoffe aus dem Getreide. Er wird in der Regel als zweite Beikost, meist etwa einen Monat nach Einführung der Mittagsmahlzeit, gefüttert. Das ist jedoch kein festes Muss und auch gibt es hier verschiedenste Möglichkeiten, die Sie selbst schon ansprechen.
Manche Kinder sind abends nach einem langen für sie aufregenden Tag mit vielen neuen Erlebnissen und Eindrücken so platt, dass Sie kaum mehr die Konzentration aufbringen mitzuessen und im wahrsten Sinn des Wortes nur noch die Füße hochlegen und ihre „Feierabendmilch“ haben wollen. Zudem ist die Familiensituation oft eine andere und jeder ist geschafft und sehnt sich nach dem Feierabend etc. …
Manchmal hilft es den Brei etwas nach vorne zu legen. Versuchen Sie einen Zeitpunkt zu finden, bei dem Ihr Kleiner noch fit genug fürs Löffeln ist. Manchmal hilft es den Brei etwas flüssiger zu machen, damit er einfacher rutscht. Achten Sie auch darauf, dass der Abstand zu vorherigen Mahlzeit nicht zu kurz ist, denn sonst ist das Bäuchlein noch zu voll.
Und natürlich können Sie den Milchbrei zunächst auch einfach am Nachmittag anbieten und am Abend dann weiter das Fläschchen reichen. In den nächsten Wochen wird Ihr Junge reifer und fitter und Sie können den Milchbrei auf den Abend verlegen und am Nachmittag einen milchfreien Obst-Getreide-Brei (= dritte Beikost) füttern. Gehen Sie hier ganz nach den Bedürfnissen Ihres Sohnes vor.
Machen Sie behutsam im Tempo Ihres Kleinen bei der Beikost weiter. Versuchen Sie das Thema zusätzliche Getränke nicht zu sehr in den Mittelpunkt zu stellen. Vertrauen Sie auf Ihren Sohn, er wird sich das holen was er braucht. Noch ist er mit der Beikost und der Milch rundum gut versorgt. Wird die Beikost mehr, wird sicherlich auch sein Durstgefühl zunehmen und Ihr Schatz wird anfangen zusätzlich Wasser oder Babytee zu trinken. Grundsätzlich können nicht nur Getränke und Milch, sondern alle Lebensmittel in unterschiedlichem Ausmaß zur Flüssigkeitsversorgung beitragen.
Das Trinken ist einfach ein Lernprozess. Prosten Sie frohgelaunt zu, aber ohne großen Druck oder Zwang. So wird das Trinken positiv belegt.
Herzliche Sommergrüße aus Pfaffenhofen
Doris Plath
von
Doris Plath
am 23.07.2015