Hallo,
unser Sohn ist jetzt auf den Tag genau 11 Monate alt. Wir hatten schon recht früh mit Beikost angefangen (mit 4,5 Monaten), er hatte aber immer nur 20-50g gegessen. Ungefähr mit 6 Monaten wurde es dann mehr und er nahm immer so ca. 100g pro Mahlzeit. Das ging 2 Wochen gut, dann war es schlagartig vorbei und er verweigerte den Löffel ganz. Wir waren dann auf diese Quetschbeutel umgestiegen, von denen er immer so 1 Quetschie am Tag gegessen hat. Außerdem bekam er das, was wir aßen: Brot, Nudeln, Obst und Gemüse. Wobei davon das meiste auf dem Boden landete oder, wenn er es doch in den Mund steckte, hin- und hergeschoben wurde, bis die Zunge es wieder herausbeförderte. Bei Nahrungsmitteln, die er gern mochte, habe ich beobachtet, wie er die Hand vor den Mund hielt, damit es nicht wieder rausfallen konnte. Vor einem Monat hat er dann wieder mit Brei angefangen und tatsächlich 3x täglich 100-200g Brei gegessen. Quetschie wollte er dann natürlich nur noch unterwegs und Fingerfood haben wir ihm weiter angeboten. Hier aber weiterhin das Problem mit der Zunge (manchmal fiel auch der Brei einfach wieder aus dem Mund raus).
Mit der Zeit ist es immer schwieriger geworden ihn zu füttern, so dass wir immer mehr Ablenkung betrieben haben (wir waren ja froh, dass er endlich Brei gegessen hat). Vor ein paar Tagen, war das mit der Ablenkung aber so ein großes Theater (er hat nur noch gegessen, wenn er Stapelbecher vom Tisch werfen konnte = einer hat gefüttert, der andere die Becher wieder aufgehoben), dass ich gesagt hatte, wir müssten es wieder mit weniger Ablenkung versuchen. Gesagt getan, doch jetzt haben wir das Problem, dass er den Löffel wieder komplett verweigert. Selbst, wenn wir ihm die Becher wieder geben, der Mund bleibt zu.
Hätten wir die Ablenkung beibehalten sollen? Wie können wir ihn wieder zum Essen bewegen? Für die Quetschbeutel lässt er den Mund leider jetzt auch zu. Er hatte sogar mal ne Zeit, wo er den Quetschbeutel selbst zum Mund geführt hat oder auch den Löffel. Jetzt wird das alles nur noch hin- und hergeschleudert. Fingerfood ist er weiter, aber wie gesagt: Es wir entweder zu Boden geschmissen oder die Zunge befördert es wieder heraus. - Gestillt wird er im Übrigen noch nach jeder Mahlzeit (wir hatten eigentlich gedacht, dass wir das bald zurückfahren können).
Können Sie uns helfen? Wir haben am 30.9. die nächste U-Untersuchung. Sollten wir das dann ansprechen (falls es sich nicht gibt bis dahin)? Milchprodukte darf er lt. seinem Kinderarzt btw erst ab 1 Jahr.
Liebe Grüße
von
Lulu_Hase
am 12.09.2016, 09:03
Antwort auf:
Wie kann ich meinem 11 Monate altem Baby das Essen vernünftig beibringen?
Liebe „Lulu_Hase“,
die Beikosteinführung geht nicht immer nur in eine gerade Richtung. Am Anfang kann es gerne etwas holprig sein
Es ist bestimmt schwer nach zahlreichen missglückten Versuchen den Mut nicht ganz sinken zu lassen, aber ich kann Ihnen versichern hier hilft nur Ausdauer und geduldiges immer wieder Anbieten. Geben Sie also nicht auf, auch wenn es im Moment so aussieht als würde gar nichts weitergehen.
Versuchen Sie weniger zu „animieren“ und das Essen bzw. das Essverhalten Ihres Kleinen nicht zu sehr zum Mittelpunkt werden zu lassen. Auch wenn es schwer fällt. Generell tendiere ich dazu, das Essen und das Spielen zu trennen. Es gibt eine Zeit zum Essen und es gibt eine Zeit zum Spielen. Natürlich müssen Sie jetzt nicht superernst am Tisch sitzen. Eine schöne Atmosphäre ist einladend und fördert den Appetit. Versuchen Sie es aber nicht mit „allen Tricks“ und „Ablenkungskünsten“. Auch wenn es schwerfällt. Das Essen ist keine Zirkusvorstellung. Sagen Sie Ihrem Jungen mit ruhiger Stimme, dass es jetzt Essen gibt.
Achten Sie darauf, dass Ihr Sohn nicht zu übermüdet ist oder aus einem Spiel herausgerissen wird. Dann haben Kinder oft keine Lust oder auch Energie sich konzentriert beim Essen zu verhalten.
Es gibt Kinder, die man ans Essen locken kann, wenn man sie bei ihrem Forschungsdrang packt. Geben Sie Ihrem Sohn selbst ein weiches Löffelchen in die Hand. Bestreichen Sie den Löffel oder sein Fingerchen mit ganz wenig Brei und lassen den Kleinen das Essen selbst erforschen. Geben Sie ihm weiterhin als fingerfood ein paar sehr weich gekochte Gemüsestückchen oder verträgliche Beilagen wie weiche Kartoffelstückchen oder Nudeln auf ein Tellerchen. Versuchen Sie mal eine Weile ihn allein damit umgehen zu lassen, ohne ihn groß zu lenken oder zu führen. Das mag mühselig sein und viel Geduld erfordern, aber es ist oft mit Erfolg gekrönt, wenn Kinder etwas allein ausprobieren dürfen.
Es kann helfen Teller und Löffel (andere Farbe) zu wechseln und so eine unbelastete Situation zu schaffen. Bieten Sie eine "neue Atmosphäre": anderer Essplatz, ruhige Esssituation, keine Ablenkungen, kein Stress. Eine ganz andere (Körper)Haltung beim Füttern, kann oft für Entspannung sorgen.
Achten Sie darauf, dass der Abstand zur vorherigen Milchmahlzeit groß genug ist, damit auch genug Hunger da ist.
Ruhig mal den Hunger zum Gehilfen machen. Also wenn Ihr Junge nichts essen mag, einfach ein kurzes Päuschen machen und nach dem Päuschen nicht eine Milch anbieten sondern wieder mit Brei probieren. Versuchen Sie es doch einfach aus. Meine Erfahrung ist, wenn es im Anschluss keine „sichere“ Milch mehr gibt, dass die Kleinen lernen, sich mit Brei bei einer Mahlzeit satt zu essen. Gehen Sie mal bei einer Mahlzeit wie z.B. dem Mittagessen konsequent diesen Weg.
Ziehen Sie Mahlzeiten aber nicht in die Länge. Nach etwa 30 Minuten sollte das Essen beendet sein, egal ob aufgegessen oder nicht. Dann ist wieder Spielzeit etc.
Ganz wichtig: Essen Sie so oft wie möglich zusammen am Tisch mit Ihrem Sohn - jeder mit seinem Teller. Unterhalten Sie sich am Tisch über angenehme Dinge. Am besten ist es, wenn Sie nur wenig Aufhebens darum machen und sich die gute Laune nicht verderben lassen. So geht die Freude am Essen nicht verloren. Essen Sie auch selbst mit Genuss. Sie sind das Vorbild, er wird Sie in allem nachahmen. Leben Sie ihm vor, wie es geht. Dann wird der Kleine das bestimmt über kurz oder lang so übernehmen.
Liebe „Lulu_Hase“, erwarten Sie nicht zu viel von sich selbst und Ihrem Jungen. Veränderung brauchen Zeit. Vieles hat sich schon sehr eingebürgert und wird nicht gleich von heute auf morgen umsetzbar sein. Aber mit Geduld und Konsequenz schaffen Sie hier bestimmt das Essverhalten so zu lenken, dass Sie alle gemeinsam am Tisch mit Freuden zulangen werden. Kleine Rückschritte sollten Sie dabei nicht kümmern.
Ich wünsche Ihnen und dem Kleinen, dass sich die Situation bald entspannt.
Doris Plath
PS: Da es sich hier weniger ums Essen dreht als vielmehr um Erziehung, könnten Sie Ihre Situation auch einmal im Nachbarforum bei Frau Sylvia Ubbens beschreiben. Vielleicht kann diese noch aus einem anderen Blickwinkel Ratschläge erteilen.
von
Doris Plath
am 12.09.2016