Hallo,
unser Sohn, 2 3/4, war und ist schon immer ein schlechter Esser. Mittlerweile beschränkt sich sein Speiseplan auf Toast, Fischstäbchen, Pommes, Buchstabensuppe und Chicken Nuggets. Gemüse wird gar nicht gegessen, außer mal Erbsen. Fünf Mahlzeiten schaffen wir bei weitem nicht. Mit Glück isst er momentan 3x am Tag aber dann auch nur wie ein Spatz. Er beäugt sämtliches Essen, was ich auftische sehr kritisch. Er probiert auch nichts, was ihm optisch nicht zusagt. Wenn etwas von der Konsistenz nicht seiner Vorstellung entspricht, wird es wieder ausgespuckt. Ich bin langsam echt am verzweifeln weil es scheinbar immer schlimmer wird. Vor allem auch seit unser zweites Kind vor einem Monat auf die Welt gekommen ist.
Er ist überdurchschnittlich groß und sehr schlank aber eben immer noch im Rahmen. Bei der U7 wog er 13 Kg bei einer Größe von 94 cm, das war Ende Mai. Er hat bis jetzt ca 1 1/2 Kg zugenommen. Er ist ein sehr aufgewecktes und quirliges Kind.
Ich habe Angst, dass sich daraus eine ernsthafte Essstörung entwickelt oder ein falsches Essverhalten. Was kann ich noch machen, außer das Essen immer wieder zu den Mahlzeiten anzubieten?
Vielen Dank für Ihren Rat.....
von
Locken-Rocken
am 29.12.2015, 10:21
Antwort auf:
Kleinkind ist extrem wählerisch
Liebe „Locken-Rocken“,
wichtig ist letztlich immer, das Sie das was Sie sich vornehmen auch konsequent umsetzen. Und sich von kleinen Widerständen oder Protesten nicht zu sehr beindrucken lassen.
Kinder loten generell beim Essen ihre Grenzen aus und schauen wie weit sie gehen können. Sie merken sehr schnell, wie wichtig den Müttern/Eltern das Essen ist. Schnell steht hier die Befürchtung im Raum, die Kleinen könnten zu wenig bekommen oder einen Mangel erleiden. Oder abends hungrig ins Bett gehen oder nicht durchschlafen. Mit „Theater beim Essen“ können die Kleinen die Eltern am meisten „treffen“. Gerade wenn ein Geschwisterchen auf die Welt kommt, wird die Beachtung der Eltern besonders eingefordert. Ich weiß, diesen Satz haben Sie bestimmt schon öfter gehört. Dennoch ist eines sicher, ein gesundes Kind wird nicht vor einem vollen Teller verhungern.
Am besten ist es wohl, wenn man keine allzu „große Sache“ daraus macht. Sonst lernt Ihr Junge weiter nur, dass sie mit seiner Verhaltensweise am Tisch viel Aufmerksamkeit bekommt. Und das gefällt den Kleinen besonders: Mama und Papa tun alles, damit ich mehr und gesund esse. „Das ist so toll, dass sie sich mir so intensiv zuwenden.“
Meine Tipps sind folgende:
Sorgen Sie für einigermaßen feste Essenszeiten.
Versuchen Sie die Mahlzeiten auf drei Hauptmahlzeiten und zwei Zwischenmahlzeiten zu begrenzen. Sonst ist der Bauch schon voll mit lauter Kleinigkeiten zwischendurch.
Fragen Sie nicht Ihren Sohn, was sie haben will. Nein, Sie als Eltern geben vor was es zu essen gibt. Es kann eine gewisse Auswahl geben, bei der Ihr Junge wählen kann. Ist nichts dabei, gibt es auch ansonsten nichts. Wenn die Kleine wenig oder gar nichts isst, bekommt sie auch nichts Beliebteres, sondern bis zur nächsten Mahlzeit nichts. Haben Sie keine Angst, dass Sie was falsch machen, oder dass Ihr Kleiner gar verhungern könnte. Das wird nicht passieren, dafür ist er viel zu schlau.
Bieten Sie Ihrem Jungen eine Auswahl an Speisen an, die Portion auf seinem Teller dabei eher klein halten.
Dann lassen Sie sie einfach mal in Ruhe! Auch wenn es schwer fällt. Ich weiß, es ist nicht so leicht, aber versuchen Sie es aus. Schauen Sie nicht auf seinen Teller, maßregeln Sie ihn nicht, motivieren Sie ihn nicht, interessieren Sie sich nicht für sein Essverhalten... Sie möchten doch auch nicht, dass Ihr Essen dauernd kommentiert wird, oder?
Stellen Sie das Essen nicht zu sehr in den Mittelpunkt. Je weniger Sie dem Verhalten Ihres Kindes Bedeutung beimessen und je weniger Sie erzwingen, umso mehr wird sich Ihr Junge am Essen interessieren.
Ziehen Sie Mahlzeiten nicht in die Länge. Nach etwa 30 Minuten sollte das Essen beendet sein, egal ob aufgegessen oder nicht. Dann ist wieder Spielzeit etc.
Eine angenehme Atmosphäre, kein Zeitdruck, ein hübsch gedeckter Tisch sind einladend und regen den Appetit an.
Nach Möglichkeit den Kleinen ins Einkaufen, Zubereiten, Tisch decken…einbeziehen.
Ein ganz wichtiger Punkt: Greifen auch Sie selbst mit Genuss zu. Sie sind das Vorbild, Ihr Junge wird Sie nachahmen. Wenn er sieht wie viel Spaß Sie als Eltern am Essen haben, motiviert ihn das mit am besten.
Viel Freude am Familientisch und alles Gute!
Anke Claus
von
Anke Claus
am 29.12.2015