Guten Tag,
mein Sohn will immer noch keine Beikost essen. Er wird in 2 Wochen schon 9 Monate alt und ist sonst sehr gut entwickelt- voll gestillt, krabbelt schon, 6 Zähne, Gewicht und Grösse im Durchschnitt.
Er ist bereits mein 2. Kind und bei meiner Tochter vor 2 Jahren hat sich die Einführung der Beikost (Brei) als einfacher dargestellt. Er presst einfach immer die Lippen zusammen. Ich muss gestehen, dass ich es versucht habe ihn auszutricksen, was ich wohl nicht hätte tun sollen. Angefangen mit einer Gemüsesorte, habe auch schon gewechselt auf diverse andere, Obstpüree geht ein bisschen besser, d.h. an manchen Tagen isst er etwas Apfel- oder Bananenpüree sogar bereitwillig. Ist das noch im Rahmen des Normalen? Ich hätte es einfach gerne, wenn er ein bisschen von meiner Brust weg kommt. Er interessiert sich hingegen sehr für festes Essen, da er fast auch immer bei uns am Familientisch sitzt. Aber ausser einer Knabberstange oder etwas Brot, ein Stück Apfel schafft er es eigentlich kaum so zu essen.
Danke für Ihren Rat
von
xinghu
am 03.04.2017, 14:36
Antwort auf:
fast 9 Monate altes Baby isst keinen Brei
Liebe „xinghu“,
es ist bestimmt schwer nach zahlreichen missglückten Versuchen den Mut nicht ganz sinken zu lassen, aber ich kann Ihnen versichern hier hilft nur Ausdauer und geduldiges immer wieder Anbieten. Geben Sie also nicht auf, auch wenn es im Moment so aussieht als würde gar nichts weitergehen.
Versuchen Sie weniger zu „animieren“ und das Essen bzw. das Essverhalten Ihres Kleinen nicht zu sehr zum Mittelpunkt werden zu lassen.
Achten Sie darauf, dass Ihr Sohn nicht zu übermüdet ist oder aus einem Spiel herausgerissen wird. Dann haben Kinder oft keine Lust oder auch Energie sich konzentriert beim Essen zu verhalten.
Machen Sie parallel zum Brei weiter mit Fingerfood. Nutzen Sie sein Interesse, gestalten Sie es aber babygerecht. Ein roher Apfel und auch Brot muss ausgiebig gekaut werden. Wie wäre es zunächst mit weich gekochte Gemüsestückchen (Karotten, Pastinake, Kohlrabi, Süßkartoffel), verträglichen Beilagen wie weiche Kartoffelstückchen oder Nudeln, leicht gedünstetes Obst. Essen Sie so oft wie möglich zusammen am Tisch mit Ihrem Sohn - jeder mit seinem Teller.
Achten Sie darauf, dass der Abstand zur vorherigen Milchmahlzeit groß genug ist, damit auch genug Hunger da ist.
Denn letztendlich können Sie nur etwas an der jetzigen Situation ändern, wenn Sie an der Milchschraube drehen.
Also ruhig mal den Hunger zum Gehilfen machen. Also wenn Ihr Junge nichts essen mag, einfach ein kurzes Päuschen machen und nach dem Päuschen nicht eine Milch anbieten sondern wieder mit Brei und Fingerfood probieren. Probieren Sie es doch einfach aus. Meine Erfahrung ist, wenn es im Anschluss keine „sichere“ Milch mehr gibt, dass die Kleinen lernen, sich mit Brei bei einer Mahlzeit satt zu essen. Gehen Sie mal bei einer Mahlzeit wie z.B. dem Mittagessen konsequent diesen Weg.
Sicherlich ist es nicht „ideal“, wenn Kinder in diesem Alter noch hauptsächlich mit Milch ernährt werden. Hier spielt nicht nur die Nährstoffversorgung eine Rolle, auch andere Entwicklungsmöglichkeiten wie beispielsweise die Sprachentwicklung, die durch das Kauen fester Kost gefördert wird, können zu kurz kommen.
Nun will ich ganz offen sein, wenn Ihr Kleiner tags wie nachts „vollgestillt“ wird, mindert das den Appetit und das Interesse an den „festen Mahlzeiten“. Ihr Kleiner findet tagsüber einfach alles andere interessanter und isst nur das Notwendigste, zum Sattessen gibt es ja die Milch.
Ich verstehe Ihren Gedankengang und Ihre Erleichterung, wenn Ihr Söhnchen wenigstens die Milch isst/trinkt. Aber genau hier müssen Sie jetzt umdenken.
Ihr Kleiner trinkt sich satt und hat dann einfach verständlicher Weise keinen Hunger. Es ist wie ein Teufelskreis. Den gilt es nun zu unterbrechen.
Ich gehe einmal davon aus, dass organisch nichts vorliegt und der Mundraum und Schluckvorgang ok sind. Das müsste im Zweifel jedoch ein Arzt abklären.
Sie können Ihr Mädchen selbstverständlich solange stillen, wie Sie und Ihr Kleiner das wünschen. Aber die „feste Nahrung“ sollte nicht zu kurz kommen.
Lieder gibt es hier keine einfache, schnelle Lösung und es wird vermutlich für beide Seiten zunächst nicht leicht werden. Es wird Protest und Geschrei geben.
Wenn Sie aber eine Veränderung möchten, kommen Sie nicht drum herum.
Wirklich „sanft“ wird es nicht gehen.
Erwarten Sie aber nicht zu viel von sich selbst und Ihrem Jungen. Veränderungen brauchen Zeit. Vieles hat sich schon sehr eingebürgert und wird nicht gleich von heute auf morgen umsetzbar sein. Kleine Rückschritte sollten Sie dabei nicht kümmern.
Wichtigste ist, dass Sie ganz entspannt bleiben. Ihr Söhnchen hat ganz feine Antenne und merkt sofort, wenn die Mama besorgt ist und wird dadurch verunsichert.
Eines ist sicher. Jedes gesunde Kind hat sich noch früher oder später an die feste Nahrung gewöhnt.
Viele Grüße aus Pfaffenhofen,
Annelie Last
von
Annelie Last
am 04.04.2017