Meine Kleinste wird im Juli 2 Jahre alt. Das Stillen ist bei uns "unbemerkt" zum Einschlafritual geworden, weil mein Mann der Meinung war, wenn sie noch so klein ist, braucht sie die Mama zum Einschlafen. Wir liegen gemeinsam im Bett und sie schläft nuckelnd ein und rollt sich dann in ihr Bett. In der Regel schläft sie durch und bekommt nachts auch nur ein Fläschchen Wasser, dass sie sich in ihrem Bett selbst greift.
Nun ist sie nicht mehr so klein, verlangt aber sowohl beim Mittagsschlaf als auch abends bzw. morgens beim Aufwachen die Brust. Bisher alles kein Problem, ich wollte ihr die Zeit geben, die sie braucht um sich selbst abzustillen. Das hat unsere Große auch gemacht (allerdings für mich zu früh - mit 5 Monaten).
Nun habe ich aber einen bitterbösen, schmerzhaften Harnwegsinfekt, der nur mit Antibiotika zu behandeln ist. Ich habe es schon mit Cantharis, Cranberry-Saft, generell viel Flüssigkeit etc. probiert, es wird nicht besser...
Ich brauche dringend Hilfe, wie ich es uns gemeinsam leichter machen kann. Beim Mittagsschlaf wollte ich ihr nur Wasser anbieten - ein kleines, wildes Rumpelstielzchen war das Ergebnis ;-)
Liebe Grüße
von
Emilina
am 21.06.2017, 14:36
Antwort auf:
Wie kann ich nach 2 Jahren sanft und doch schnell abstillen?
Liebe Emilina,
bitte quäle Euch nicht wegen den Tabletten, Du KANNST dich behandeln lassen, denn für fast alle Fälle gibt es stillversträgliche Antibiotika!! Schau:
Aus dem Buch „Arzneiverordnung in Schwangerschaft und Stillzeit“ (7. Auflage 2006), das von Dr Schaefer, dem Leiter der Embyotox, herausgegeben wird, zitiere ich dir zum Thema:
Antibiotika allgemein
Bei vielen Antibiotika erhält ein gestilltes Kind unter Behandlung der Mutter weniger als 1 % der auf das Körpergewicht bezogenen therapeutischen Dosis. Damit werden allenfalls minimale, in keinem Fall Bakterien hemmende Konzentrationen im Säuglingsplasma erreicht.
In der Literatur werden immer wieder folgende Risiken diskutiert:
Beeinflussung der Darmflora (ggf. „dünnere" Stuhlkonsistenz, selten Durchfall),
Beeinflussung bakteriologischer Untersuchungen, die im Fall einer Erkrankung des Säuglings erforderlich werden könnten,
Entwicklung resistenter Keime,
Sensibilisierung.
Als klinisch relevant oder gar therapiebedürftig haben sich alle diese Nebenwirkungen bisher nicht erwiesen. Am ehesten ist mit einer vorübergehenden Auswirkung auf die Stuhlkonsistenz zu rechnen (Ito 1993).
Penicilline, Cephalosporine und andere ß Lactam Antibiotika
Erfahrungen. Bei allen gängigen Penicillinderivaten (z.B. Isocillin®, Amoxypen®) liegt der M/P Quotient unter 1. Der voll gestillte Säugling erhält in der Regel deutlich weniger als 1 % einer therapeutischen Dosis (Übersicht in Bennett 1996).
Ähnliches gilt für Cephalosporine, die zum Teil im Darm des Säuglings inaktiviert werden (Übersicht in Bennett 1996). Benyamini und Mitarbeiter (2005) haben 67 Mütter mit Amoxicillin plus dem Enzyminhibitor Clavulansäure (in Augmentan®) sowie 38 mit Cefuroxim nach Nebenwirkungen bei ihren gestillten Kindern gefragt. Bei der ersten Gruppe wurden mit 22 % häufiger Symptome berichtet als bei Amoxicillin alleine. Die Symptome waren dosisabhängig, bedurften aber keinerlei Intervention. Bei Cefuroxim wurden in knapp 3% der Fälle leichte Nebenwirkungen berichtet, die im Vergleich zu einer Kontrollgruppe mit Cefalexin nicht häufiger auftraten.
Bei Aztreonam (Azactam®) sind nach einer Einzeldosis an die Mutter 0,2 % als relative Dosis für das Kind in der auf die Applikation folgenden Stillmahlzeit ermittelt worden (Ito 1990).
Bei lmipenem (Zienam®) wurden in einer japanischen Untersuchung durchschnittlich 0,8 % einer gewichtsbezogenen, i.v. verabreichten Dosis in der Tagesmilchmenge gemessen (Ito 1988).
Von Sulbactam (z.B. Unacid®) beträgt die relative pro Tag übergehende Dosis maximal 1 % (Foulds 1985).
Enteral werden die zuletzt genannten Substanzen kaum resorbiert. Dies spricht zusätzlich für eine geringe biologische Verfügbarkeit beim gestillten Kind.
Zu anderen ß Lactam Antibiotika liegen keine ausreichenden Daten vor. Bisher gibt es keinen Anhalt für toxische Effekte beim gestillten Kind.
Empfehlung für die Praxis: Penicillinderivate und Cephalosporine gehören zu den Antibiotika der Wahl in der Stillzeit. Soweit möglich, sollten länger eingeführte Substanzen bevorzugt werden, d. h. im Fall der Cephalosporine solche der 2. Generation. Wenn erforderlich, können auch andere ß Lactam Antibiotika und Clavulansäure verwendet werden."
Oft bekommen stillende Mütter pauschal gesagt, sie müssten eine Stillpause einlegen. Als wäre das so einfach wie 3 Tage lang nicht Duschen. Dabei hängt ein ganzes, sehr sensibles System davon ab: Dein Kind, das an der Brust nicht nur die Milch, sondern für seine gesunde Entwicklung ebenso wichtige Nähe, Hautkontakt und Stimulation findet. Das zum Trinken aus einer Flasche eine ganz andere Saugtechnik braucht, die zwar leicht lernt, aber dann später an der Brust nicht mehr klar kommt. Die Brust selbst, die nicht auf Stillpausen eingestellt ist und vermutlich einen Milchstau bekommt. Das sind nur einige Argumente.
Es es ist das Recht jeder stillenden Mutter und somit doch wohl auch die Pflicht jedes behandelnden Arztes, der sich nicht sicher ist, dass er sich wiederum rückversichert. Speziell dafür gibt es die "Embryotox". Das Berliner Pharmakovigilanz und Beratungszentrum für Embryonaltoxikologie ("Embryotox") berät Ärzte bei Fragen zur Vereinbarkeit von Medikamenten und Stillzeit (und natürlich auch Schwangerschaft), und ist unter der Telefonnr. 030 450-525700 erreichbar, per mail unter mail@embryotox.de, oder online unter www.embryotox.de bzw. http://www.bbges.de/content/index024a.html. In der Regel antworten sie noch am gleichen Tag!
Wenn es dir besser geht, kannst Du immer noch in aller Ruhe überlegen, ob Du abstillen möchtest!
LLLiebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 21.06.2017