Liebe Biggi,
Nach anfänglichen Schwierigkeiten habe ich mich doch fürs stillen entschieden.
Im Krankenhaus wurde mir zu früh ein Stillhütchen „angedreht“ danach kam es bei mir zu einer großen Unsicherheit und ich habe meiner nun 7 Wochen alten Tochter das Fläschchen gegeben. Hier habe ich manchmal Pre Nahrung und manchmal abgepumpte Muttermilch gegeben.
Ab und zu habe ich versucht sie anzulegen, aber das saugen hat nicht funktioniert und sie wirkte recht schwach, deswegen gab es weiter die Flasche.
Vor ca 3 Wochen habe mich entschieden noch einen Versuch zu machen und mittlerweile kann sie meiner Meinung nach die Brust gut erfassen. Milch kommt auch genug (ein kleiner Strahl kommt, wenn ich die Brustwarze stimuliere).
Nun ist es so, dass sie meinst nur wenige Minuten trinkt (dies aber ziemlich zügig, man hört sie viel schlucken) und dann fertig ist. Sie trinkt auch nur an einer Brust.
Nun ist es noch so, dass sie in den Abendstunden nach ca. 2 Minuten an der Brust anfängt zu schreien, sie beruhig sich dann in aufrechter Lage, wenn ich sie an meine Brust drücke. Dann schläft sie auch manchmal ein.
Wenn ich ihr dann später wieder versuche die Brust zu geben, haben wir das gleiche Szenario.
In der Nacht trinkt sie dann wieder „normal“ ca. 3-4 Minuten und schläft dann ein.
Ich habe vermutet, dass sie in den Abendstunden an Bauchschmerzen leidet (vllt. schluckt sie zu viel Luft beim trinken) und ihr Lefax gegeben.
Heute Morgen schrie sie dann wie am Spieß nachdem sie kurz an der Brust getrunken hat.
Dann habe ich sie sektrecht hoch genommen und an mich gedrückt - so ist sie wieder friedlich eingeschlafen.
Ich mache mir Sorgen, dass sie nicht genug trinkt/isst. Ich habe sie gewogen und sie hat in einer Woche um die 120 Gramm zugenommen, genug nasse Windeln hat sie auch. Trotzdem sorge ich mich wegen des Schreiens beim Essen - es wirkt als hätte sie Hunger, könnte aber nicht richtig trinken.
Wenn man ihr nachdem sie sich beruhigt hat das Fläschchen gibt, trinkt sie dies (90ml) dann auch leer. Ich fühle mich etwas verunsichert durch dieses ganze Hin- und Her, möchte meiner Tochter aber Muttermilch geben und sie mir der Brust füttern.
Was kann ich ändern, damit es besser klappt?
Liebe Grüße
Christina
von
Chrissi22
am 03.03.2023, 11:50
Antwort auf:
Von Flasche zur Brust - kann das klappen?
Liebe Christina,
ich befürchte, dass dein Baby durch Stillhütchen und Flasche saugverwirrt ist.
Das Saugen an einem künstlichen Sauger unterscheidet sich grundlegend vom Saugen an der Brust. Der künstliche Sauger ist bereits vorgeformt und relativ steif. Die Brust ist weich und nachgiebig. Ein Schnuller kann in den geschlossenen Mund eines Babys gesteckt werden. Um die Brust zu erfassen, muss das Baby den Mund weit öffnen, die Brustwarze reicht dann weit nach hinten in den Mund, wo die Bewegungen des Kiefers und der Zunge nicht stören. Auch die Bewegungsmuster der Muskeln von Mund, Gesicht und Zunge, sind am künstlichen Sauger ganz anders, als an der Brust. Mit der Saugtechnik, die das Baby beim Trinken an einem Flaschensauger oder beim Nuckeln an einem Beruhigungssauger anwendet, kann es kaum Milch aus der Brust bekommen.
Solange der Milchspendereflex dazu beiträgt, dass die Milch rasch fließt (und das ist in den ersten Minuten einer Stillmahlzeit so), geht es noch gut. Lässt er nach, wird das Baby ungeduldig denn:
ein Baby, das mit der Flasche gefüttert wurde, hat einen sofort einsetzenden, gleichmäßigen Milchfluss kennengelernt. An der Brust reagiert es dann frustriert, weil nicht der von ihm erwartete, sofortige und stetige Milchfluss einsetzt.
In der Nacht klappt es dann besser, weil dein Baby da instinktiv richtig saugt.
Ein wenig Geduld wird es brauchen... darum empfehle ich dir, auch mal nach einer Stillberaterin vor Ort zu schauen, die dir im direkten Gespräch Tipps geben kann und eventuell auch sieht, wie dein Baby sich an der Brust verhält.
Adressen von Stillberaterinnen finden sich im Internet unter:
http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC).
Bis du jemanden erreichst oder sich die Situation wieder entspannt, helfen hoffentlich auch diese Tipps:
Du kannst versuchen dein Baby anzulegen, wenn es schon sehr schläfrig oder fast eingeschlafen ist. Viele Babys, die sich weigern, an der Brust zu trinken, wenn sie hellwach sind, tun es im Halbschlaf dann doch. Du kannst ihm die Brust auch immer wieder anbieten, wenn es wach ist, dränge aber nicht. Manche Babys sind eher bereit zu trinken, wenn ihre Mutter umhergeht statt stillzusitzen.
Weitere Maßnahmen, die sich bei einem Stillstreik bewährt haben, sind:
im Umhergehen stillen,
in der Badewanne oder im Schaukelstuhl stillen,
im Halbdunkeln stillen,
im Halbschlaf stillen,
das Baby mit der Brust spielen lassen,
unterschiedliche Stillhaltungen ausprobieren,
alle künstlichen Sauger vermeiden,
das Baby massieren,
viel Körperkontakt (Haut auf Haut),
und ganz wichtig: keinen Stillstress erzeugen, weder bei der Mutter noch beim Kind, Ruhe und Gelassenheit, auch wenn es schwer fällt.
Ich hoffe, es klappt bald besser!
Lieben Gruß
Biggi
von
Biggi Welter
am 03.03.2023