Schadet Langzeitstillen der Loslösung

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Schadet Langzeitstillen der Loslösung

Hallo Biggi, ich lese immer wieder, dass Langzeitstillen der Loslösung schadet bzw. das Kind sogar an die Mutter wieder zurückbindet (auch die Meinung von Dr. Posth aus dem Nachbarforum). Nun stille ich meinen Sohn 2,5 Jahre auch noch zum Einschalfen, d.h. einmal mittags, am Abend und evtl. in der Nacht zum weiterschlafen. Bisher fahren wir immer noch sehr gut damit, vor allem da das Stillen in dem frühen Morgenstunden uns oft ermöglicht bis 08.00 Uhr weiterzuschalfen :-). Ich muss allerdings schon zugeben, dass mein Sohn sehr an mir hängt. Vor allem, wenn anderes Kinder dabei sind, klebt mein Sohn an mir. In unsere Spielegruppe toben alle anderen Kinder umeinander und er sitzt am liebsten auf meinem Schoss. Das kann jetzt natürlich auch einfach Veranlagung sein...??? Aber trotzdem mache ich mir Gedanken... Wie war das denn bei Deinem Kind/Kinder...?? Ich habe auch schon gehört, dass vor allem langzeitgestillte Kinder besonders sicher gebunden und selbstbewusst sind. Aber wie gesagt, dass kann ich bei meinem Sohn leider noch nicht sagen. Auch daheim folgt er mir überall hin. Auch wenn ich dusche, schaut er mir lieber zu als alleine zu sein. Wie ist es denn von der Natur eigentlich gewollt? Dass sich Kinder selber abstillen oder dass die Mütter das Stillen beenden? In der Tierwelt beenden es ja auch die Mütter, oder? Danke für Deine Meinung!! Viele Grüße

von Pumsi1980 am 18.06.2013, 13:21



Antwort auf: Schadet Langzeitstillen der Loslösung

Liebe Pumsi1980, zwei Experten, drei Meinungen :-) Auch wenn einige Experten anderer Meinung sind: Stillen behindert NICHT die Loslösung. Oft wird einfach nur zuviel von unseren Kindern erwartet, und nicht berücksichtigt, dass jedes Kind einen ganz individuellen Reifeprozess durchmacht. Die Einstellung, dass das Langzeitstillen die Loslösung beeinträchtige oder ein Problem in Hinblick auf die Theorie des Übergangsobjektes darstellt, ist keineswegs wissenschaftlich begründet. Dieser Vorstellung liegt eine Hypothese zugrunde, für die es keinen Beweis gibt. Die Überlegungen beruhen auf Beobachtungen in einer bestimmten Bevölkerungsgruppe, die vor langer Zeit gemacht wurden. Dem Stillen oder gar dem längeren Stillen wurde dabei überhaupt keine Aufmerksamkeit entgegengebracht (wohl auch, weil kaum bzw. nicht lange gestillt wurde). Die Praxis zeigt jedenfalls, dass langzeitgestillte Kinder nicht unselbständiger sind als kurz oder gar nicht gestillte Kinder und auch keine vermehrten Probleme mit der Loslösung haben, im Gegenteil: Oft haben sie ein so starkes Vertrauen in sich und die Welt, dass sie recht forsch die Welt entdecken wollen. Außerdem spricht gegen diese Theorie, dass es dann weltweit gesehen sehr viele Kinder Probleme mit der Selbstregulation haben müssten, denn es gibt ja nun mal viele Kulturen, in denen das lange Stillen deutlich über das Babyalter hinaus üblich ist und es gibt Kulturen, in denen keine Übergangsobjekte bekannt sind. Das lange Stillen führt definitiv nicht zu einer verspäteten Loslösungsphase, aber dein Kind spürt jetzt deine Unsicherheit und das ist etwas, was Kinder extrem schlecht vertragen. Kinder brauchen Klarheit und Zweifel sowie Unsicherheit der Eltern verwirren sie und beeinflussen ihr Verhalten, so dass sie z.B. besonders klammern oder eben sehr lange und häufig an der Brust trinken. Das Problem ist nicht das Stillen - das in diesem Alter außerdem noch vollkommen normal ist, denn statistisch gesehen findet ein selbstbestimmtes Abstillen meist irgendwann zwischen dem zweiten und dem vierten Geburtstag statt - sondern der Druck, der von außen auf einer Mutter lastet. Im Grunde geht es darum: Was hältst DU für das richtige, welcher Ansatz fühlt sich für dich und dein Kind besser an? Wenn dein Kind anhänglich ist, dann doch deshalb, weil es dich braucht. Unsere Erfahrung zeigt: Je uneingeschränkter diese Bedürfnisse befriedigt werden, desto leichter fällt es einem Kind loszulassen. Vielleicht, wenn der bisherige Weg nicht gefruchtet hat, probierst du mal das genaue Gegenteil: Schenk deinem Sohn noch mehr Nähe, als er einfordert. Trage ihn, wann immer es geht. Kuschel ihn an, wenn er gerade spielt, und nimm ihn mit, wann immer du kannst,, auf Toilette, in die Dusche, egal.... Es würde mich nicht verwundern, wenn er nach wenigen Tagen ganz anders drauf wäre. Ich habe das bei vielen Kleinkindern beobachten dürfen. LLLiebe Grüße, Biggi

von Biggi Welter am 18.06.2013



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