Liebe Frau Welter,
beim Stillen meiner kleinen Tochter treten immer wieder Fragen auf, daher wende ich mich nun an Sie.
Ich habe meinen zweijährigen Sohn anderthalb Jahre ohne Probleme gestillt und fühlte mich gut vorbereitet als unsere Tochter im Mai diesen Jahres zur Welt kam. Aber natürlich ist jedes Kind anders und bald traten Unsicherheiten auf. Im Wochenbett war laut meiner Hebamme alles in Ordnung und unsere Tochter hat am Anfang auch sehr schnell zugelegt. Seit 3 Wochen nimmt sie etwas langsamer zu. Sie wiegt jetzt um die 7 kg. Ich stille meine Tochter voll und lege sie nach Bedarf an.
Seit ihrer Geburt laufen die Stillmahlzeiten immer folgendermaßen ab: Zu Beginn dockt sie immer an und ab bis sie für ca. 6-8 min regelmäßige Züge nimmt. Dabei macht sie immer wieder Klicklaute. Nach den 6- 8 min geht sie entweder ins Nuckeln über und schläft schließlich ein oder sie überstreckt sich massiv und zieht dabei an der Brustwarze oder drückt den Kopf in die Brust hinein und rudert mit den Ärmchen. Ich nehme sie dann von der Brust und lasse sie Aufstoßen. Dabei kommt viel Luft heraus. Wenn ich sie dann wieder anlegen möchte, dockt sie nur noch abwechselnd an, ab und trinkt nicht mehr weiter. Wechsel ich dann die Brust, trinkt sie zunächst und danach wiederholt sich das Spiel bis ich schließlich den Stillvorgang beende. Manchmal beendet sie eine solche Stillmahlzeit auch, indem sie ihr Fäustchen in den Mund nimmt und massiv daran saugt. Dadurch löst sie häufig Stuhlgang aus. Ich vermute auch, dass sie oft Bauchschmerzen hat, da sie viel drückt und dabei die Beinchen anzieht. Sie hat bis zu viermal am Tag grünlich-gelblichen Stuhl. Liegt es daran, dass sie überwiegend Vordermilch bekommt? Ich achte darauf, dass sie an einer Seite möglichst lange trinkt, dennoch kommt sie immer nur auf die besagten 6-8 min bevor sie nur noch nuckelt oder Unruhe entsteht. Ich frage mich auch, ob die Bauchschmerzen immer noch eine Folge des unreifen Darms sind oder ob sie durch das Stillverhalten ausgelöst werden.
Habe ich einen zu starken Milchspendereflex? Ich löse ihn vor dem Stillen immer per Handmassage aus.
Insgesamt lacht sie viel und scheint zufrieden, obwohl das Stillen nicht so ganz entspannend ist.
Herzlichen Grüße und vielen Dank im Voraus
von
JolaB
am 11.08.2023, 01:12
Antwort auf:
Grünlicher Stuhlgang
Liebe JolaB,
für eine Stillberaterin besteht der erste Schritt bei einem Kind mit Bauchproblemen darin, die Stillposition, Anlegetechnik und das Saugverhalten des Kindes zu überprüfen. Ein nicht korrekt angelegtes Kind und/oder ein Kind, das nicht richtig saugt, schluckt an der Brust meist sehr viel Luft und darin kann schon die Ursache für die Bauchschmerzen begründet sein. Solange diese Ursache nicht beseitigt wird, können alle anderen Maßnahmen allenfalls "Kosmetik" betreiben, aber nicht wirklich helfen.
Aus meiner Sicht macht es Sinn, dass du einmal nach einer Stillberaterin in deiner Gegend schaust, die das Baby beim Stillen beobachten kann und sieht, ob dein Baby möglicherweise nicht ganz korrekt andockt und daher Luft schluckt und deshalb die Koliken hat. Adressen von Stillberaterinnen findest du im Internet unter:
http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC).
Trinkst du viel Milchbildungstee? Wenn ja, dann lass diesen mal vorsichtshalber weg, denn gerade darauf reagieren manche Babys mit massiven Blähungen, gerade auch, wenn die Mutter mehrere Tassen trinkt.
Oder hast du evtl. den Schnuller vermehrt gegeben oder die Flasche?
Beobachte einmal eine Stillzeit ganz genau.
Verschluckt sich dein Baby sehr leicht? Hast du den Eindruck, dass die Milch sehr rasch aus deiner Brust fließt? Fließt deinem Kind Milch aus den Mundwinkeln, weil es beim Schlucken nicht nachkommt?
Wenn du die obigen Fragen mit „Ja" beantworten kannst, dann könnte es sein, dass du einen sehr starken Milchspendereflex hast und dein Baby mit der plötzlich in großer Menge fließenden Milch nicht zurechtkommt.
Bei einem sehr starken Milchspendereflex hat es sich bewährt, das Baby von der Brust zu nehmen sobald die Milch zu fließen beginnt (leg dir eine Windel zum Auffangen der Milch hin und vergiss nicht den Saugschluss zu lösen) und erst nach ein bis zwei Minuten weiter zu stillen, wenn der Milchfluss etwas nachlässt.
Eine weitere Möglichkeit ist das „Berg auf Stillen". Dazu hältst du dein Baby so, dass sein Kopf, Nacken und Hals höher liegen als deine Brustwarze.
Beim Stillen mit dem Rückengriff lehnst du dich dabei nach hinten, beim Wiegengriff stützt du dein Baby von unten mit zwei Kissen in deinem Schoß und lehnst dich, möglichst in einem bequemen Sessel sitzend, zurück. Wenn das gar nicht klappt, stille im Liegen.
Versuche überhaupt einmal verschiedene Stillpositionen, möglicherweise gefällt deinem Baby die von dir bevorzugte Haltung nicht.
Könnte es auch sein, dass dein Baby gerade zahnt? Wieviel nimmt die Kleine denn im Moment zu?
Lieben Gruß
Biggi
von
Biggi Welter
am 11.08.2023
Antwort auf:
Grünlicher Stuhlgang
Liebe Biggi,
vielen lieben Dank für die schnelle Antwort. Meine Hebamme hat die Anlegetechnik und das Saugverhalten überprüft. Auch das Zungenbändchen habe ich kontrollieren lassen. Ich werde aber dennoch nach einer Stillberaterin in meiner Nähe suchen.
Milchbildungstee trinke ich keinen. Einen Schnuller oder Flasche habe ich bisher nicht verwendet.
Ab und zu verschluckt sich meine Tochter beim Trinken und ganz selten läuft etwas Milch aus den Mundwinkeln. Zu Beginn fließt die Milch sehr rasch. Meine Tochter dockt am Anfang immer an und ab. Während des Abdockens spritzt die Milch dabei einfach weiter und ich muss immer eine Windel parat haben, um sie aufzufangen. Meine Tochter hat auch sehr oft Schluckauf und stößt häufig auf, wenn man sie hochnimmt oder teilweise noch an der Brust.
Meine bevorzugte Stillposition ist die Wiegehaltung. Ich stille auch gerne in der Trage, allerdings klappt es mit meiner Tochter noch nicht so richtig. Bei den anderen Positionen habe ich immer das Bedürfnis, die Brust in der Wiegehaltung noch "zuende" zu stillen. Aber auch bei anderen Positionen bleiben die Klicklaute und das unruhige Verhalten bestehen.
Da meine Tochter auch viel speichelt, könnte es zurzeit durchaus auch mit dem Zahnen zusammenhängen. Dazu würde auch das Fäustchen im Mund passen. Danke für den Hinweis.
Hinzu kommt noch, dass sie sich seit vorgestern auch sehr schnell ablenken lässt und die Umgebung sehr viel interessanter findet als das Stillen. Sie hat in den letzten drei Wochen ca. 100 g pro Woche zugenommen. Davor ging es wesentlich schneller mit knapp 300 g pro Woche. Ich habe mich langsam an das Stillverhalten gewöhnt, aber entspannt ist es leider nicht und ich wundere mich immer wieder über den grünlich-gelblichen Stuhl und die veränderte Gewichtszunahme in den letzten Wochen.
Liebe Grüße
von
JolaB
am 13.08.2023, 02:38
Antwort auf:
Grünlicher Stuhlgang
Liebe JolaB,
in diesem Alter kommt oft mal ein Gewichtsstillstand vor, die Babys werden mobiler und sind leicht ablenkbar.
Babys nehmen in Schüben zu und nicht linear und mit zunehmendem Alter verlangsamt sich auch die Gewichtszunahme.
Die durchschnittliche Gewichtszunahme bei einem gestillten Baby beträgt in den ersten drei bis vier Monaten 150 bis 227 Gramm pro Woche, bei einem vier bis sechs Monate alten Stillkind beträgt sie noch 85 bis 142 Gramm wöchentlich. Das nimmt dann immer weiter ab, was verständlich ist, denn sonst wären unsere Babys irgendwann Riesen!
Das durchschnittliche Längenwachstum bewegt sich bei etwa 1,27 cm pro Monat, und die Zunahme des Kopfumfangs liegt bei etwa 6,4 mm monatlich. Du kannst also auch mal im U Heft schauen, wie es mit dem Längenwachstum und Kopfumfang ausschaut.
Trotzdem würde ich die Anlegetechnik wegen den Klickgeräuschen noch einmal überprüfen lassen.
Lieben Gruß
Biggi
von
Biggi Welter
am 14.08.2023
Antwort auf:
Grünlicher Stuhlgang
Werde ich machen, vielen lieben Dank! LG
von
JolaB
am 14.08.2023, 13:14