Frage: Ernährung in der Stillzeit

Hallo, ich warte zwar noch sehnsüchtig auf meinen Sonnenschein, aber bzgl dem stillen haben sich ein paar Fragen bei mir aufgetan. Es geht dabei eher um mich bzw meine Ernährungsweise. Könnte man so prinzipiell sagen, das was mich als Mama bläht, auch mein Kind bläht oder muss man das ausprobieren was das Kind verträgt und was nicht? Da ich z.B. auf Birnen ganz schlimme Blähungen bekommen aber Sauerkraut mir gar nichts macht. Deswegen fällt es mir so auf. Ebenso habe ich unterschiedliche Meinungen gelesen wie oft ein gestilltes Kind Stuhlgang hat. Gibt es hierfür, wie beim Erwachsenen wo man sagt alle 3 Tage ist ok eine, ich nenn es mal Faustregel? Und kann ich das durch meine Ernährung beeinflussen? Achso, und ich habe an einer Brustseite eine Schlupfwarze, welche aber sich jederzeit rausholen lässt und dann auch etwas draussen bleibt. Soll ich mir trotzdem für den Notfall ein Stillhütchen besorgen? Ich danke ihnen schon mal für ihre Antworten und wünsche eine schöne Woche

von Zwetschge am 10.03.2014, 11:33



Antwort auf: Ernährung in der Stillzeit

Liebe Zwetschge, Es gibt keine allgemeingültige „Stilldiät" oder generell verbotenen oder erlaubte Nahrungsmittel für die Frau während der Stillzeit (mit der Einschränkung, dass Alkohol möglichst gemieden werden soll). Der Einfluss der Ernährung der Mutter auf das Verhalten des Kindes wird meist erheblich überschätzt. Eine stillende Mutter muss weder bestimmte Nahrungsmittel (z.B. Kuhmilch) zu sich nehmen, noch müssen alle stillenden Mütter bestimmte Nahrungsmittel meiden. Von Ausnahmefällen abgesehen macht die Mehrheit der stillenden Mütter die Erfahrung, dass sie alles, was sie mögen, in Maßen essen können auch Schokolade und stark gewürzte Speisen ohne dass sich dies auf ihre Babys auswirkt und viele kleine Babys haben Blähungen ganz gleich, was ihre Mütter essen. Auch wenn viele Mütter davon gehört haben, dass durch den Genuss von „blähenden" Lebensmitteln Blähungen bei ihrem Baby hervorgerufen werden, ist diese Meinung mit Vorsicht zu genießen. Darmgase entstehen bei der Verarbeitung von Faserstoffen (Ballaststoffen) durch die Darmbakterien im Verdauungstrakt. Weder Verdauungsgase noch Ballaststoffe gehen in die Muttermilch über, auch nicht, wenn die Mutter unter extremen Blähungen leidet. Genau so wenig verändern stark säurehaltige Nahrungsmittel den pH Wert der Muttermilch. Deshalb gibt es auch kein Verbot für Orangensaft. Normalerweise können stillende Mütter alles essen, bei manchen Nahrungsmitteln ist es allerdings anzuraten, dass sie nicht im Übermaß genossen werden. Am ehesten ist zu erwarten, dass Nahrungsmittel, die bei Ihnen Blähungen hervorrufen auch bei Ihrem Kind zu Blähungen führen können. Manche Babys haben Blähungen oder Koliken, ganz gleich, was ihre Mutter isst oder nicht isst. Letztendlich bleibt nichts anderes übrig, als auszuprobieren, ob ein Baby auf etwas reagiert oder nicht, denn das ist wirklich von Kind zu Kind unterschiedlich. Prophylaktische Enthaltsamkeit ist jedenfalls nicht notwendig. Ich hänge Ihnen noch einen Artikel von Prof. Dr. B. Koletzko zu diesem Thema an, der sich ebenfalls mit dem Thema beschäftigt hat. In den ersten sechs Wochen sollte Ihr Baby täglich mindestens zwei bis vier Stuhlentleerungen haben. Nach den ersten sechs Wochen (manchmal auch schon nach vier Wochen, es geht da nicht auf den Tag genau) stellt sich die Verdauung des Baby um und seltenere Darmentleerungen sind normal. Es liegt einfach an der Reife des Darms und die ist mit dem Alter des Kindes gekoppelt. Solange das Baby alle anderen Kriterien (nasse Windeln, gute Hautfarbe und Hautspannung, Gewichtszunahme usw.) erfüllt, ist alles in Ordnung, gleich ob einmal in neun Tagen (ev. sogar noch seltener in der Literatur werden Fälle von bis zu drei Wochen beschrieben) oder neun Mal am Tag die Windel voll ist. Nein, holen Sie bitte keine Stillhütchen. Hohlwarzen sind nicht zwingend ein Stillhindernis. Diese Warzenform kann muss aber nicht Probleme beim Anlegen verursachen. Das englische Wort für "Stillen" verdeutlicht so schön, dass die Form der Brustwarze nicht unbedingt wichtig für den Stillerfolg ist: Stillen heißt "Breastfeeding" also Brusternährung. Es heißt nicht etwa "Nipplefeeding" sondern "Breastfeeding". Das Kind trinkt nicht ausschließlich an der Brustwarze, sondern an der Brust. Ein korrekt angelegtes Kind umfasst nicht nur die Brustwarze, sondern auch einen Teil des Warzenhofes. Wenn ein Kind ausschließlich die Brustwarze beim Saugen an der Brust fasst, dann führt das zu wunden Brustwarzen. Zunächst einmal sollte festgestellt werden, ob es sich bei den Brustwarzen um Hohlwarzen (eingezogen) oder Flachwarzen handelt. Dazu kann der "Kneiftest" verwendet werden. Der Brustwarzenhof wird etwa 2,5 cm hinter dem Brustwarzenansatz zusammendrückt. Tritt die Brustwarze dann hervor, handelt es sich nicht um eine echte Hohlwarze, und es ist meist keine besondere Behandlung notwendig. Zieht sich die Brustwarze zurück oder nimmt sie eine konkave Wölbung an, ist es eine echte Hohlwarze. Hohlwarzen kommen in unterschiedlichen Ausprägungen vor. Manche Brustwarzen sind nur leicht eingezogen, und ein Baby mit normaler Saugfähigkeit kann sie ohne Schwierigkeiten herausziehen (allerdings kann ein frühgeborenes oder saugschwaches Baby zunächst durchaus Probleme haben). Andere Brustwarzen sind mäßig bis stark eingezogen, was bedeutet, dass sie sich beim Zusammenpressen stark zurückziehen, auf die gleiche Höhe oder vielleicht sogar noch hinter den umgebenden Brustwarzenhof. Eine tief eingesunkene Brustwarze kann das Ansaugen und das Stillen problematisch werden lassen. In diesem Fall kann eine Behandlung zum Herausziehen der Brustwarze während der Schwangerschaft sinnvoll sein. Das Tragen von Brustwarzenformern (gibt es von den Firmen Medela und Ameda und können bei Apotheken oder der La Leche Liga oder LLL Stillberaterinnen bestellt werden) kann helfen, die Brustwarzen hervortreten und besser fassbar zu machen. Die mit der Schwangerschaft einhergehenden Hormonveränderungen erhöhen die Elastizität der Haut einer Frau. Brustwarzenformer wurden erdacht, um diese natürliche Dehnbarkeit auszunutzen und durch sanften, aber fortwährenden Druck die Brustwarze herauszuziehen. Brustwarzenformer bestehen aus leichtem Hartplastik. Einige haben eine nachgiebige Innenseite aus Silikon (Medela). Sie sollen von der Mutter im Büstenhalter getragen werden. Der innere Ring übt sanften, aber anhaltenden Druck auf den Brustwarzenhof der Mutter aus, was die Brustwarze veranlasst, hervorzutreten und die Verwachsungen dehnt, die sie einziehen. Die Schale die mit Löchern versehen sein sollte hält den Büstenhalter von der nach außen strebenden Brustwarze fern. Um sie bequem im Büstenhalter unterzubringen, kann es notwendig sein, dass die Mutter eine um eine Nummer größere Körbchengröße trägt. Ist der Büstenhalter der Mutter nicht groß genug, kann durch den Druck eine Brustentzündung hervorgerufen werden. Brustwarzenformer sollten in den letzten Wochen (ev. drei Monaten) der Schwangerschaft verwendet werden, häufig ist es auch sinnvoll sie in der ersten Zeit nach der Geburt vor dem Anlegen zu tragen. Seit einiger Zeit wird auch die "Niplette" auf dem deutschen Markt angeboten, um die Brustwarzen herauszuziehen und zu formen. Meine Erfahrungen mit diesem Hilfsmittel sind allerdings nicht überzeugend und außerdem kann die Niplette bei manchen Frauen wehenauslösend wirken. Nach der Geburt kann wenn nötig der Einsatz einer Milchpumpe oder einer anderen Saugapparatur helfen, Flach oder Hohlwarzen unmittelbar vor dem Stillen herauszuziehen und dem Baby das Fassen der Brustwarze erleichtern. Ganz wichtig ist, dass bei Hohl oder Flachwarzen auf absolut korrektes Anlegen geachtet wird. Von Stillhütchen ist wie gesagt bei Hohlwarzen eher abzuraten. Der Gehalt an Vitamin D in der Muttermilch ist zwar beeinflussbar (das Hormon Vitamin D gehört zu den fettlöslichen Substanzen) durch die Ernährung und dadurch wie viel Sonnenlicht die Mutter abbekommt. Allerdings ist es so, dass der Vitamin D Gehalt der Muttermilch bzw. die antirachitische Aktivität der Muttermilch relativ niedrig ist. Daniel Hirsch schreibt im Kapitel „Vitamin D and the Breastfed Infant“ in Hartman und Hale „Textbook of Human Lactation“, 2007, dass ein ausschließlich gestillter Säugling zwischen 2,5 und acht Litern Muttermilch pro Tag trinken müsste, um ausreichend mit Vitamin D versorgt zu sein. Das bedeutet, dass selbst bei den Frauen, bei denen der Vitamin D Gehalt der Muttermilch verhältnismäßig hoch ist, die Versorgung des Kindes nicht ausschließlich über die Muttermilch gesichert werden kann. Da ein Vitamin D Mangel sehr unangenehme Folgen haben kann, sollte unbedingt immer mit dem Kinderarzt oder der Kinderärztin abgesprochen werden, wie im Einzelfall vorgegangen wird. LLLiebe Grüße Biggi „Milch und Kohl. Schlimm für Babys Bauch?" Stillende Mütter sollten unbedingt blähende Nahrungsmittel meiden, raten Hebammen seit Generationen, weil Kohl & Co. dem Baby Bauchkrämpfe bescherten. Doch was ist wirklich dran an derartigen Empfehlungen? Zweifellos können blähende Lebensmittel bei der Konsumentin selbst Meteorismus auslösen, und ein Teil der im mütterlichen Darmtrakt gebildeten Gase findet sich in der Ausatemluft wieder, nicht aber in der Muttermilch zumindest nicht in nennenswerter Menge. "Muttermilch Sprudel" muss das Baby also sicher nicht trinken, stellt Professor Dr. B. Koletzko Abteilung Stoffwechselstörungen und Ernährung, Dr. von Haunersches Kinderspital, Klinikum Innenstadt, München. Möglicherweise sind es aber Metabolite aus dem mütterlichen Stoffwechsel, die dem Kind Bauchkrämpfe bescheren, z.B. kurzkettige Fettsäuren oder andere organische Säuren. In einer offenen Beobachtungsstudie mit fast 300 Stillenden kam es in der Tat signifikant häufiger zu infantilen Koliken, wenn die Mutter Kohl, Zwiebeln und Kuhmilch zu sich nahm. Allerdings war dieser Effekt insgesamt nicht sehr stark ausgeprägt und für Brokkoli und Blumenkohl gar nicht nachweisbar. Nur was den Genuss von Kuhmilch betrifft, geht die Erklärung für einen möglichen Zusammenhang mit kindlichen Koliken über reine Spekulation hinaus. In diesem Fall handelt es sich wahrscheinlich um eine allergische Reaktion auf Kuhmilcheiweiß. Bei 10 bis 15% der Kolikkinder, so konnten Studien nachweisen, liegt jedenfalls eine Unverträglichkeit gegen ein in die Muttermilch übergegangenes Fremdeiweiß vor. Bei heftigen infantilen Koliken rät der Pädiater den Müttern daher, sich versuchsweise eine Woche lang kuhmilchfrei (eigene Anmerkung: zwei Wochen sind sicherer, da Kuhmilchproteine bis zu 10 Tage im mütterlichen Organismus nachweisbar sind) zu ernähren. Falls sich die Symptome darunter deutlich bessern und erneuter Kuhmilcheiweiß Verzehr wieder kindliche Beschwerden provoziert, kann diese Kost für die Stillzeit beibehalten werden. Meist ist dann allerdings eine Kalziumsupplementierung erforderlich. Diät hält vom Stillen ab. Vom etwaigen Verzicht auf Kuhmilchprodukte abgesehen sind nach Prof. Koletzkos Meinung restriktive Ernährungsempfehlungen für stillende Mütter jedoch nicht wissenschaftlich begründbar. Sie können zu einem Nährstoffmangel führen, verkomplizieren unnötig das Leben während der Stillzeit und sind nicht selten Ursache dafür, dass Frauen frühzeitig abstillen. (Quelle: AFS Rundbrief 5 6/2001)

von Biggi Welter am 10.03.2014



Antwort auf: Ernährung in der Stillzeit

achso was ich vergaß. Ich weiß das meine Nichten nach der Geburt Vitamin D bekommen haben und glaub das ist bei allen Kindern so. Da ich das aber auch nehmen muss stellt sich mir die Frage ob das Muttermilchgängig ist? Nicht das ich mein Kind damit ausversehen überdosiere.

von Zwetschge am 10.03.2014, 11:34



Ähnliche Fragen ähnliche Fragen

Stillen & Ernährung bei 1 1/2 Jährigem Kind

Liebe Biggi Welter, Meine Tochter ist 1 1/2 und sie möchte noch recht häufig gestillt werden. Ich wollte einmal nachfragen, ob so alles gut läuft, oder man etwas ändern sollte: Sie wird meistens vor und nach dem Schlafen gestillt (also abends, morgens, und vor und nach dem Mittagsschlaf), 2 mal nachts und zusätzlich tagsüber, wenn sie danach ...


Ernährung

Guten Abend, Da ich alleinerziehend mit einem Kleinkind und meinem 3 Wochen alten Sohn bin, komme ich leider in Moment nicht dazu ausreichend und gesund genug zu essen. Meistens mache ich nur meinen Sohn schnell eine Kleinigkeit warm oder eben ein Hipp Schälchen. Vorallem gestern und heute ging es mir aufgrund meiner Migräne so schlecht, dass i...


Ernährung

Guten Abend Leider ernähre ich mich seit der Schwangerschaft wirklich sehr schlecht. Viele Süßigkeiten, viel Brot und Wurst. Auch jetzt in der stillzeit, noch dazu dank Weihnachten auch sehr sehr viele Kekse. Ich nehme zusätzlich Femibaby damit wenigstens dadurch einige Vitamine in meinen Körper kommen und versuche täglich auch Obst und Gemüse ...


Ernährung in der Stillzeit

Hallo, Ich hätte eine Frage zu der Ernährung in der Stillzeit…Nun hab ich leider das ständige Bedürfnis in der Stillzeit eher ungesunde Dinge zu essen. Ich esse seit der Geburt der kleinen Maus (aktuell 7 Wochen alt) eher Fast Food (hauptsächlich Pizza) und viele Süßigkeiten. Gemüse esse ich nicht wirklich oft und Obst auch nicht. Ich nehme FemiBa...


Ernährung

Hallo, Ich hätte eine Frage zur Ernährungsweise in der Stillzeit. Nun ist es so das ich voll stille, habe ein 9 Wochen altes Baby. Aber in letzter Zeit ( seit 2 Wochen ungefähr ) habe ich kaum mehr Appetit, ich esse am Tag fast nur noch eine Mahlzeit und zwischendurch mal ein Müsliriegel von Corny oder eine Milchschnitte. Meistens ist es das Frühs...


Bauchweh, Ernährung, stillen und co

Hallo Frau Welter, unsere Tochter ist mittlerweile 11 Wochen alt. Das Stillen hat von Anfang an gut geklappt, sie wurde immer nach Bedarf gestillt und hat reichlich getrunken. Allerdings hat sie auch schon immer Bauchschmerzen und Blähungen gehabt und schreit tagsüber oft in Begleitung ihrer Blähungen. Bis vor einer Woche haben wir ihr Bigaia Trop...


Vegane Ernährung in der Stillzeit

Liebe Biggi! Ich stille meinen Sohn, bald 11 Monate, noch recht viel. Habe auch vor, ihn noch bis ca 2 Jahre zu stillen. Ich habe mich früher Mo-Fr vegan ernährt am Wochenende dann alles gegessen (außer Fleisch). Nun würde ich gerne wieder zu dieser Ernährungsform zurück, da es mir damit einfach rundum besser ging. Wegen Eisenwerte bin ich...


Ernährung nach und während des Abstillens

Gerade bin ich mit meiner Tochter in einer stationären Behandlung wegen ihres selektiven Essverhaltens. Im ersten Schritt soll ich nun tagsüber nicht mehr stillen und stattdessen ihr das Essen anbieten, was sie zuverlässig isst. Viel Auswahl bleibt da nicht.... zusätzlich auf zwei Zwischenmahlzeiten achten. Ich soll auch erstmal immer dasselbe anbi...


Ernährung bei Milcheiweißunverträglichkeit von Mutter und Kind?

Hallo Biggi, erst einmal vielen lieben Dank für Deine/Eure tolle Arbeit. Die Antworten/Ratschläge haben mir in manchen Situationen schon geholfen. Nun bin ich aber an einem Punkt, wo ich selbst fragen muss. Der Text könnte etwas länger werden, aber ich möchte alles so genau wie möglich schildern. Mein Sohn, jetzt 9 Monate alt, hat in den e...


Ernährung in der Stillzeit

Guten Tag, ich habe eine Frage bzgl. der Ernährung während der Stillzeit. Ich stille meinen vier monatigen Sohn noch voll. In der Schwangerschaft habe ich mich ganz verrückt gemacht von all den Lebensmitteln die man meiden soll was mir erheblich an Lebensqualität geraubt hat. Jetzt möchte ich nicht in dieselbe Situation rutschen aber natürlic...