Liebe Frau Welter,
Bislang war ich nur ein stummer Leser Ihrer Antworten. Da ich finde, dass sie immer tolle Ratschläge haben, wende ich mich heute nun selbst an sie.
Mein Sohn ist 5 1/2 Wochen alt. Schon von Geburt an war das Stillen mehr als schwierig. Es kam kaum Milch und bereits in der Klinik musste ich nach drei bis vierstündigen Stillsitzungen zufüttern, da ich körperlich am Ende war und der Kleine nur geschrien und weiter abgenommen hat.
Ich wollte eigentlich permanent voll stillen, dies war aber leider nicht möglich. Egal, wie lange ich gestillt habe, es war nie genug Milch da und unsere Stillsitzungen haben teilweise 4-5 Stunden gedauert. Irgendwann war ich so am Ende, dass ich zwei verschiedene StillBeraterinnen kontaktierte und zwei Hebammen, die mir alle vier konträre Aussagen hierzu gaben. Es half aber alles nichts, da mein Sohn weiter Abnahm, musste ich mit prenahrung zufüttern.
Die Stillproben haben ergeben, dass ich, obwohl ich teilweise mehrere Stunden gestillt habe, trotzdem nur 20-30ml in den Kleinen rein bekommen habe. Von der Prenahrung trinkt er jedoch deutlich mehr.
Seit dem pumpe ich vermehrt ab und komme so am Tag auf circa 500 ml Muttermilch, die ich aus meiner Brust bekomme. Also deutlich mehr, als wenn ich ihn stillen würde.
Diese gebe ich Ihm per Fläschchen. wenn er dann noch Hunger hat, gibt es noch Prenahrung dazu. Mit diesem Modell sind wir ganz gut gefahren und damit hat er auch gut zugenommen.
Nun nimmt er aber seit Woche 3 extrem zu, in beiden Wochen jetzt mehr als 500 g pro Woche. Er trinkt am Tag 1200-1300 ml! Meine Hebamme sagt, das sei normal, aber meine Freunde und andere, die ich kenne mit Kindern, sagen, dass ihre Kinder mehr so 500-700 ml in dem Alter trinken. Da kann doch was nicht stimmen?
Zwischen den Mahlzeiten liegen oft nur 1,5-2 Stunden, auch nachts. Ertrinkt m zwischen den Mahlzeiten liegen oft nur 1,5-2 Stunden, auch nachts. Er trinkt pro Mahlzeit 150-170ml zügig aus. Meine Hebamme sagt, ich solle die Stelle Menge nicht begrenzen und ihn trinken lassen. Ich finde aber eine Gewichtszunahme von einem Kilo in zwei Wochen relativ heftig, er sieht mittlerweile auch ziemlich speckig aus, dabei war er bei Geburt ein schlankes Baby.
Ich bin, was die ganze Fütterung angeht, ziemlich mit meinem Latein am Ende. Jeder erzählt mir etwas anderes und ich weiß nicht genau, was ich nun tun soll. Ich kann mir nicht vorstellen, dass eine solche Gewichtszunahme gut ist, aber in hungern lassen möchte ich natürlich auch nicht. Eine Freundin empfahl mir, gerade abends, auf die 1er Nahrung umzusteigen, da diese wohl eben so viele Kalorien habe wie die Premilch, aber deutlich länger sättige. Damit könnte ich sowohl Zeit zwischen den Stillmahlzeiten gewinnen, als auch Kalorien einsparen, da ich weniger Mahlzeiten am Tag füttern würde bei gleicher Kalorienanzahl. Die andere Hälfte der Mahlzeiten würde er natürlich nach wie vor über die Muttermilch erhalten.
Was halten Sie davon?
Vielen Dank für Ihren Rat!
von
Miaundpaul
am 03.07.2018, 19:42
Antwort auf:
Ernährung des Babys stressthema nr.1!
Liebe Miaundpaul,
ich befürchte, dass Dein Baby tatsächlich saugverwirrt ist und nicht effektiv und korrekt trinken kann.
Die Trinktechniken an Brust und Flasche (künstlichem Sauger) unterscheiden sich grundlegend. Manche Kinder kommen mit dem Wechsel zwischen den beiden Techniken nicht klar und versuchen dann mit der falschen Technik an der Brust zu trinken. Das funktioniert nicht, das Kind bekommt an der Brust keine oder nur wenig Milch, ist frustriert und lehnt die Brust dann im schlimmsten Fall sogar ab. In dieser Situation spricht man dann von einer Saugverwirrung.
Bei den Beruhigungssaugern handelt es sich um künstliche Sauger. Und unabhängig davon, ob sie auf einer Flasche oder als Beruhigungssauger Anwendung finden, können sich künstliche Sauger negativ auf das Stillen auswirken, Dies ist eines der Probleme, die sich aus dem Gebrauch von Beruhigungssaugern beim gestillten Baby ergeben können, insbesondere dann, wenn das Baby noch nicht gelernt hat, korrekt an der Brust zu saugen.
Das Saugen an einem künstlichen Sauger unterscheidet sich wie bereits geschrieben grundlegend vom Saugen an der Brust. Der künstliche Sauger ist bereits vorgeformt und relativ steif. Die Brust ist weich und nachgiebig. Ein Schnuller kann in den geschlossenen Mund eines Babys gesteckt werden. Um die Brust zu erfassen, muss das Baby den Mund weit öffnen, die Brustwarze reicht dann weit nach hinten in den Mund, wo die Bewegungen des Kiefers und der Zunge nicht stören. Auch die Bewegungsmuster der Muskeln von Mund, Gesicht und Zunge, sind am künstlichen Sauger ganz anders, als an der Brust. Mit der Saugtechnik, die das Baby beim Trinken an einem Flaschensauger oder beim Nuckeln an einem Beruhigungssauger anwendet, kann es kaum Milch aus der Brust bekommen.
Wenn Du mit der Situation so zufrieden bist, dann passt alles und Du kannst ohne Sorgen nach Bedarf füttern!
Muttermilch ist der Goldstandard und von allen künstlichen Säuglingsnahrungen ist diesem Goldstandard die Pre Nahrung noch am ähnlichsten. Alle weiteren Nahrungen entfernen sich immer weiter von Goldstandard, was keinerlei Vorteile für die Gesundheit des Kindes bringt. Deshalb ist es nicht sinnvoll und vom ernährungsphysiologischen Standpunkt her auch nicht notwendig, andere Nahrung als Muttermilchersatz zu geben, als eine Pre Nahrung.
Pre-MIlch kann wie Muttermilch nach Bedarf gegeben werden. Wie sie zubereitet wird, steht auf der Packung.
Wenn Du Dir die Zusammensetzung der künstlichen Säuglingsnahrungen anschaust, dann kannst Du sehen, dass Pre Nahrung eindeutig zu bevorzugen ist. Spätestens bei der sogenannten Folgemilch 2 ist es dann sogar so, dass diese kaum noch an die Muttermilch angepasst ist, oft sehr süß ist und von der Zusammensetzung her so, dass sie nicht mehr als ausschließliche Nahrung für das Kind ausreicht. Sie darf deshalb auch nur in Zusammenhang mit Beikost gegeben werden.
Es gibt Länder, in denen Folgenahrungen gar nicht erhältlich sind.
Eltern erhoffen sich, was die Werbung ja auch deutlich suggeriert, dass ihre Kinder mit einer Folgenahrung seltener gefüttert werden müssen und länger schlafen. Das ist der Hauptgrund, warum diese Nahrungen verkauft werden.
LLLiebe Grüße
Biggi Welter
Pre, 1 oder 2 – was bedeuten die Kürzel der Säuglingsnahrung
von Denise Both, IBCLC
Die EU Norm unterscheidet zwischen drei verschiedenen Nahrungsarten:
• Säuglingsanfangsnahrung
• Folgenahrung
• Antigen Reduzierte Nahrung
Säuglingsanfangsnahrungen sind künstliche Säuglingsnahrungen, die den Nährstoffbedarf eines Babys in den ersten vier bis sechs Monaten als Alleinnahrung decken und zusammen mit geeigneter Beikost das gesamte erste Lebensjahr gegeben werden können. Sie tragen die Silbe "Pre" oder die Zahl "1" im Namen.
Unter einer Pre Nahrung wird eine adaptierte Säuglingsnahrung verstanden, die der Muttermilch weitestgehend angeglichen ist, was ihre Zusammensetzung an Mineralstoffen, Kohlenhydraten, Fett und Eiweiß betrifft. Pre Nahrungen können, wie Muttermilch, nach Bedarf (ad libitum) gegeben werden.
"1" steht für teiladaptierte Nahrung. Diese Säuglingsnahrung ist zum Teil der Muttermilch angeglichen, enthält mehr Eiweiß und außer Milchzucker noch weitere Zucker sowie Stärke. 1er Nahrung ist nicht so dünnflüssig wie Pre Nahrung und hält länger vor. Teiladaptierte Nahrung sollte nicht nach Bedarf gegeben werden.
Folgenahrung wird durch eine "2" gekennzeichnet. Sie ist nicht mehr als alleinige Nahrung für den Säugling gedacht, sondern sollte frühestens ab dem fünften Monat zusammen mit Beikost gegeben werden. Ihre Zusammensetzung unterscheidet sich grundlegend von der der Muttermilch.
Für allergiegefährdete Babys, zu denen zur Zeit etwa ein Drittel aller Neugeborenen zählen, gibt es antigen reduzierte Nahrungen, die durch die Abkürzung "HA" erkennbar sind. "HA" steht für hypoallergen und es bedeutet, dass in diesen Nahrungen das Kuhmilcheiweiß in kleinere Bestandteile aufgespalten wurde. Durch die Zerlegung des Eiweißes kann das Allergierisiko verringert werden.
Außer den oben aufgezählten Nahrungen gibt es noch Spezialnahrungen (zum Beispiel laktosefreie Säuglingsnahrung oder Nahrungen mit sehr geringem Phenylalaningehalt), die besonderen Situationen vorbehalten sind. So kommt es zwar sehr selten vor, aber es gibt tatsächlich Fälle, in denen ein Baby keine Muttermilch erhalten darf (bei Galaktosämie, einer sehr seltenen Stoffwechselstörung) oder nicht ausschließlich gestillt werden darf (z.B. bei Phenylketonurie (PKU), ebenfalls eine Stoffwechselstörung).
von
Biggi Welter
am 03.07.2018