Hallo, mein Baby ist 11,5 Monate alt und ich habe mit dem Abstillen tagsüber begonnen. Grund hierfür sind zum einen meine Arbeitsaufnahme (Mann bleibt weiter zuhause) sowie mein zunehmendes Bedürfnis nach Freiraum, Zeit für mich. Meine Kleine hat teilweise allein tagsüber fast 20 mal gestillt (nachts stündlich, aber das ist noch ok für mich,da wir zusammen im Bett schlafen). Ich bin fest entschlossen abzustillen, habe lange darüber reflektiert. Ich stille nur noch zum Einschlafen tagsüber (2 Mal, habe die Mahlzeiten zwischendurch abgestillt) und abends sowie nachts stille ich sowieso. Nun wollte ich ein mal tagsüber in den Schlaf stillen und das zweite Mal ohne, dafür Flasche oder Trinkbecher oder ähnliches anbieten. Um es eben langsam zu machen.. Meine Kleine lehnt nur die Flasche ab. Sie hat sich auch den Schnuller abgewöhnt. Sie trinkt sehr wenig aus dem Trinklernbecher, aus Bechern, Gläsern etc. Wirklich seeehr wenig. Sie isst auch wenig und wartet auf das Stillen. Wir zwingen sie selbstverständlich nicht. Machen uns gleichzeitig große Sorgen. Als ich 2 mal versucht hatte, dass sie am Tag mal ohne die Brust einschläft - mein Mann hatte sie in drr Trage und bot ihr Prenahrung an. Sie schrie sich in den Schlaf. Unser Elternherz bricht dabei. Wir lassen sie nicht alleine schreien, begleiten das natürlich. Ich kuschel auch noch mehr als sonst, damit sie viel Nähe hat. Ich bin total verzweifelt. Wie soll das Abstillen gehen?? Wie soll sie mehr Flüssigkeit aufnehmen? Sobald ich arbeite, kann ich sie tagsüber nicht stillen. Das Bechern klappt auch nicht. Ich habe furchtbare Angst, dass es zu Lasten der Bindung geht, wenn sie so verzweifelt schreit. Bitte helfen Sie uns.
Vielen Dank für Ihre wertvolle Arbeit.
von
qwertz89
am 30.12.2019, 20:10
Antwort auf:
Baby 11,5 Monate langsam abstillen
Liebe qwertz89,
so lange DU nicht ABSOLUT sicher bist, dass Du weniger stillen möchtest, wird dein Kind das spüren.
Ist die Mutter innerlich nicht davon überzeugt, dass sie ihr Kind ab- oder weniger stillen will, dann ist dieser Zweifel für das Kind sehr deutlich fühlbar und es reagiert in fast allen Fällen so, dass es eher noch häufiger gestillt werden mag. Zweifel und Unsicherheit sind für ein Kind unerträglich, Kinder brauchen Klarheit.
Dein Kind spürt jetzt deinen Zwiespalt und da es sich nicht hinsetzen und sagen kann „Mama, ich spüre, dass Du dir nicht sicher bist, was jetzt das Richtige ist, deshalb werde ich dir jetzt bei deiner Entscheidungsfindung helfen" reagiert es auf deine Zweifel mit Unruhe, Weinen und Verunsicherung. Es hat keine anderen Ausdrucksmöglichkeiten als Weinen und (vermehrte) Anhänglichkeit. Kinder sind für „geordnete Verhältnisse", Unsicherheit und Zweifel bringen sie aus dem Gleichgewicht.
Wichtig ist nun, dass ihr zum einen wirklich miteinander redet und Du deinem Kind klar erklärst und sagst, was Du willst und was Du nicht mehr willst. Zum anderen muss für dein Kind deutlich erkennbar sein, wo deine Grenzen gesetzt sind. Liebevolle Konsequenz ist das Zaubermittel in der Erziehung.
Wenn sich dein Kind dann beschwert, dass es nicht trinken darf (und das kann es natürlich nur durch weinen oder schreien), dann tröste es und sprich liebevoll-beruhigend mit ihm, und gestehe es ihm auch wirklich zu, sauer zu sein, aber bleib konsequent beim "Nein", bis der vereinbarte Zeitpunkt für das Stillen gekommen ist. Dann jedoch solltest Du auch von dir aus deinem Kind die Brust anbieten - so lernt es, dass es sich auf dein Wort verlassen kann.
Ehrlicherweise muss ich dazu sagen, dass die ersten Tage zwangsläufig sehr unruhig sein werden. Doch in der Regel akzeptieren Kinder relativ schnell die neuen "Spielregeln", und je älter sie sind, desto einfacher. Einen "Knacks" beim Kind brauchst du nicht befürchten, wenn du ihm wirklich beistehst und es nicht "strafst" für seine natürliche Reaktion auf diese Veränderung.
Deine Kleine wird vermutlich schreien, toben, treten oder dich schlagen wollen. Ist das schlimm? Nein, es ist völlig normal, denn es ist die einzige Art, wie sie in diesem zarten Alter ihren Frust ausdrücken kann. Wie kannst du damit umgehen? Lass es zu. Lass dich nicht verunsichern, denn es geht deinem Kind ja trotzdem gut, es bekommt kein Trauma fürs Leben, wird nicht an deiner Liebe zweifeln. Deine Tochter ist sauer, und das wird auch wieder vergehen. Bleibe bei ihr und sei du ruhig und klar, so dass sie sich an dir orientieren kann. Vielleicht wirst du sie ein wenig ablenken wollen (falls sie sich ablenken lässt), vielleicht bleibst du auch einfach nur in ihrer Nähe und versicherst ihr, dass alles ok ist, und dass ihr weiter stillen könnt (oder kuscheln), sobald sie sich etwas beruhigt hat.
Wenn du konsequent bleibst, wird es klappen. Nur davon hängt es ab: Schaffst DU es...
Wichtig ist, dass dein Kind weiterhin deine Liebe und Zuneigung spürt und Du nicht gleich die Geduld verlierst, wenn es nicht so schnell klappt mit dem Abstillen. Viele Frauen glauben, dass sie sich beim Abstillen vom Kind distanzieren müssen, aber genau das Gegenteil ist der Fall. Deshalb halte ich auch nicht viel von der Lösung, dass die Mutter einige Tage alleine verreist. Diese plötzliche Trennung kann das Kind in tiefe Trauer und Verzweiflung stürzen und vor allem: Was macht die Mutter, wenn das Kind nach der Rückkehr doch wieder an die Brust will?
Probiere es einmal mit immer kürzerem Stillen und viel Kuscheln.
LLLiebe Grüße
Biggi Welter
von
Biggi Welter
am 30.12.2019