Sehr geehrte Frau Plath,
ich bin total verzweifelt und benötige einen Rat. Unser Baby ist jetzt 10 Monate alt und zeigt momentan wirklich wenig Interesse am Essen. Ich muss dazu sagen, Sie war noch nie ein guter Esser, aber momentan treibt mich die ganze Situation in den Wahnsinn. Vor kurzem waren wir auch noch bei der U6, wo mir unser Kinderarzt mitteile, dass Sie zu dünn ist und wir in ein paar Wochen nochmal zur Kontrolle kommen sollen. Sie wiegt momentan bei einer Körpergröße von 68cm 6.900gr. Unser Essensplan sieht wie folgt aus:
Aufwachen um 8:00 Uhr
8:30 halbe Scheibe Brot und ein halber Jogurth mit ein bischen Vollmich (vom Brot ißt Sie momentan 5 Bröckchen, dann landet es am Boden)
12:00 Obst und Getreide (momentan ein halbes Gläschen)
Mittagsschlaf
15:00 Gemüsegläschen mit und ohne Fleisch (das Essen dauert sehr lange, das Interesse ist nicht recht groß. Davon läßt Sie noch fünf Löffel übrig)
18:00 halbe Scheibe Brot und 1-2 Fruchtzwerge mit ein bischen Vollmilch (vom Brot momentan auch so wenig wie beim Frühstück)
19:00 - 19:30 Schlafen
Sie ißt momentan so schlecht, ich habe Angst dass sie noch weniger zunimmt. Manchmal schreit Sie mich nach ein paar Bissen nur noch an und Sie macht sich vor dem Essen auch gar nicht bemerkbar das Sie überhaupt Hunger hätte. Hatte es vor kurzem schonmal mit Familienkost probiert. Da spielt Sie aber nur mit rum. Ansonsten macht Sie aber einen recht fitten Eintrug, robbt durch die Wohnung und will lamgsam stehen.
Für eine hilfreiche Antwort wäre ich sehr dankbar.
von
Witti84
am 03.11.2016, 12:52
Antwort auf:
10 Monate altes Baby hat keinen Appetit
Liebe „Witte84“,
das ist doch ein sehr erfreulicher Schluss, den Sie mir schildern.
Ihre Tochter macht einen fitten Eindruck, bewegt sich viel und will schon langsam stehen. Das zeigt Ihnen, dass Ihr Mädchen, auch wenn sie gerade recht zart ist, doch agil und lebendig ist. Und genau das verbraucht natürlich auch Energie. Aktive Kinder benötigen mehr Kalorien als Kinder die sich wenig bewegen.
Es gibt immer Kinder, die sind zarter und hauen beim Essen nicht rein wie Scheuendrescher. Hier können Sie nichts erzwingen. Vielleicht haben auch Sie als Eltern einen eher zierlichen Körperbau, den Sie an Ihre Tochter weitervererbt haben. Und kein Kind gedeiht nach Lehrbuch. Sie wachsen nicht bzw. wiegen nicht kontinuierlich mehr, meist passiert "es" Schubweise. Es ist aber richtig, weiterhin ein Auge auf die Entwicklung und das Gedeihen zu haben. Und das macht ja Ihr Kinderarzt.
Bieten Sie Ihrer Kleinen weiterhin verschiedenste Speisen an. Nehmen Sie den Druck von Ihren Schultern. Ich kann mir gut vorstellen, dass Sie immer im Hinterkopf haben, dass es doch nun mit dem Essen endlich besser klappen muss. Das spüren die Kleinen. Fällt der Druck weg, klappt es mit dem Löffeln oft besser.
Wichtig ist außerdem, dass Sie Ihre Tochter immer mit an den gemeinsamen Essenstisch nehmen, so dass sie Mama beim Essen beobachten kann. Kinder lernen durch Nachahmen. Greifen Sie selbst mit Genuss am gemeinsamen Tisch zu. Sie sind das Vorbild, Ihr Kind wird Sie nachahmen. Versprühen Sie Freude beim Essen. Freude ist der beste Appetitbringer.
Reichen Sie am Mittag fast täglich ein Menü mit Fleisch (oder einmal) Fisch. Das ist von den Nährwerten viel günstiger und auch sättigender als nur Gemüse.
Anstelle von Vollmilch würde ich besser eine Säuglingsmilch verwenden. Dabei sind die Nährstoffe passender, gerade wenn Ihre Tochter eh nicht so viel isst und trinkt.
Geben Sie Ihrem Mädchen ruhig weiterhin fingerfood „auf die Hand“ bzw. ins Schälchen. Ungewürzte gedünstete Gemüse Gemüsestückchen und Beilagen wie Kartoffeln, Nudeln bieten sich hier gut an. Auch der Löffel in der Hand, kann das Gefühl der großen Selbstständigkeit zur Folge haben und die Kinder zum Essen anregen. Alles ganz spielerisch.
Lassen Sie Ihre Tochter mit allem experimentieren. Sei es „nur“ der Löffel, oder dann mal das Essen durch Anfassen... Und/oder bestreichen Sie den Löffel mit ganz wenig Brei und lassen die Kleine das Essen selbst erforschen. Ohne Druck und Zwang oder großes Aufheben. Auch wenn das am Anfang noch nicht so gut klappt und zu Beginn die Mengen meist nicht so üppig ausfallen und es dauert und Zeit in Anspruch nimmt. Das ist die Art wie Kinder lernen. Durch Üben, Ausprobieren, Essen anfassen/oder mit dem Löffel aufnehmen und manchmal Rummatschen und Rumspielen, Löffel runter schmeißen, frustriert das Essen wegwerfen, Fehler machen, daraus lernen, es beim nächsten Mal besser machen.
Bleiben Sie bitte frohgemut am Ball. Nehmen Sie dabei den Druck raus. Der hilft ohnehin nicht.
Es grüßt Sie herzlichst zum Wochenende!
Doris Plath
von
Doris Plath
am 04.11.2016