Lieber Herr Dr. Paulus,
Ich bin momentan in der 28. Ssw und befinde mich bereits in therapeutischer Behandlung. Ich arbeite an meinen Sorgen und Ängsten, möchte jedoch trotzdem meine Fragen nochmal direkt an Sie richten.
1. Ich habe in der Ssw 4 + 5 von der Schwangerschaft erfahren. In der Ssw 4 + 0 habe ich im Urlaub (unwissend von der Schwangerschaft) vormittags ein 0,3 Radler (3.2%)und abends ein Glas Weißwein getrunken (wahrscheinlich 200ml, 12%). Insgesamt müsste es dann in etwas 30 g Ethanol gewesen sein.
2. Ich habe in der 16 + 0 ausversehen einen Mini Schluck Wildberry Lillet getrunken, da die Getränke vertauscht wurden.
3. Ich habe in der 19 + 0 selbstgemachte Pizza gegessen (vielleicht 2-3 Stücke) und später erfahren, dass die Pizzasoße mit Weißwein zubereitet wurde mit 30 minütiger Kochzeit und ca. 300 ml Weißwein + Tomatensoße. Die Soße wurde anschließend dünn auf der Pizza verteilt und erneut gebacken.
4. Gestern bin ich in Eile auf eine öffentliche Toilette in Spanien gegangen, habe dann in der Kabine gemerkt, dass es sehr beißend nach Reinigungsmittel roch (Chlor?). Ich habe mich aller höchstens 1 Minute dort aufgehalten. An der frischen Luft habe ich dann ein Brennen in der Nase bemerkt, das circa 10 Sekunden angehalten hat.
Wie schätzen Sie die Vorkommnisse ein? Ich lebe in ständiger Angst, dass ich mein Baby geschädigt habe und es evtl. FASD bzw. Alkoholeffekte entwickelt. Ich bin bereits wie gesagt in therapeutischer Behandlung und versuche einen Umgang damit zu finden. Nur würde mir eine professionelle ärztliche Einschätzung zusätzlich helfen. Ich weiß, dass niemand mir ein gesundes Baby garantieren kann. Aber evtl. ist ja eine Risikoeinschätzung möglich.
Bisherige Untersuchungen waren immer unauffällig (Erstsemesterscreening, Pränataldiagnostik)
Vielen Dank!
Liebe Grüße
von
Cico123
am 31.03.2023, 09:07
Antwort auf:
Schädigung durch Alkoholkonsum?
Die von Ihnen beschriebenen Alkoholexpositionen sind vernachlässigbar. Für die ersten zwei Wochen nach Empfängnis gilt ohnehin das Alles-oder-Nichts-Prinzip: Sofern die Aufnahme einer potentiell fruchtschädigenden Substanz (wie z. B. Alkohol) im Zeitraum der Alles-oder-Nichts-Regel (innerhalb von zumindest 14 Tagen nach Empfängnis) erfolgt, wäre bei schädigenden Einwirkungen grundsätzlich entweder ein Abort oder ein Neugeborenes ohne erhöhtes Fehlbildungsrisiko zu erwarten. Die anfangs pluripotenten Zellen können in dieser Zeit noch geschädigte Zellen ersetzen, so dass die weitere Entwicklung ungestört verläuft, sofern der toxische Schaden nicht so groß ist, dass die Frucht mit der nächsten Regelblutung abgeht.
Eine Inhalation von Chlorgas führt höchsten zu einer Reizung Ihrer Atemwege, jedoch sicher nicht zu einer kindlichen Schädigung in der 28.SSW.
von
Dr. Wolfgang Paulus
am 31.03.2023
Antwort auf:
Schädigung durch Alkoholkonsum?
Danke für die Antwort.
Ich bin mir jedoch nicht sicher, ob mein Eisprung wirklich 2 Wochen nach der letzten Regel stattfand. Eventuell fand er auch früher statt. Dann wäre ich bei der 1. Alkoholexposition bei Woche 4+1,2 oder 3 gewesen (nicht mehr im Alles oder Nichts Bereich). Macht das einen Unterschied in Ihrer Einschätzung?
Vielen Dank für Ihre Hilfe!
von
Cico123
am 31.03.2023, 17:08
Antwort auf:
Schädigung durch Alkoholkonsum?
Eine erkennbare fetale Alkoholschädigung durch den Konsum von 1 Radler und 1 Glas Weißwein wäre auch in SSW 4+2 nicht zu befürchten.
von
Dr. Wolfgang Paulus
am 31.03.2023
Antwort auf:
Schädigung durch Alkoholkonsum?
Was meinen Sie mit erkennbar? FASD kann sich ja auch erst später im Laufe der Kindheit zeigen in Form von extremen Verhaltensauffälligkeiten ohne erkennbare äußere Merkmale. Das ist Ihrer Ansicht nach aber auch auszuschließen?
Entschuldigen Sie meine Nachfragen, aber ich möchte sichergehen, es richtig verstanden zu haben. Vielen Dank für Ihre Geduld!
von
Cico123
am 31.03.2023, 18:13