Sehr geehrter Herr Dr. Paulus!
Wie schätzen Sie das Risiko einer Schädigung des Embryos durch diese Medikamente ein?
Und ist bekannt welche Art von Schädigungen auftreten könnten?
Vielen Dank im Voraus!
Freundliche Grüße
Elisabeth Kaiser
von
pepino1982
am 06.09.2013, 07:29
Antwort auf:
Schädigung des Embryos in der Frühschwangerschaft?
Eine absolute Gegenanzeige für die Anwendung von Tetrazyklinen (z. B. Doxycyclin, Tetrazyklin) besteht erst nach Beginn der Mineralisierung von Knochen und Zähnen (ca. 14.SSW), bei Einnahme vor der 14.SSW sind keine Schäden zu befürchten.
In einigen bakteriellen Testsystemen verhielt sich Metronidazol mutagen. Zwar liegt kein Nachweis einer Entwicklungsstörung durch Metronidazol vor, jedoch wird nach wie vor häufig die Meinung vertreten, dass die Anwendung von Metronidazol im ersten Trimenon vermieden werden sollte. Eine retrospektive Kohortenstudie mit annähernd 1400 Schwangerschaften ergab keinen Anhalt für eine Fruchtschädigung beim Menschen (Piper et al 1993). Eine Auswertung von 266 oralen Therapien im ersten Trimenon (1980-1991) zeigte ebenfalls keine Häufung von Fehlbildungen (Czeizel & Rockenbauer 1998). Bei bakterieller Vaginalinfektion wird Metronidazol zur Vermeidung von Fehlgeburten bzw. vorzeitigen Wehen inzwischen empfohlen.
Bei Benzydamin (Tantum Rosa) handelt es sich um eine entzündungshemmende Substanz, die zur Lokalbehandlung bei Entzündungen benutzt wird. Vorbehalte gegen die Anwendung von Benzydamin in der Schwangerschaft bestehen nicht.
Da die Anwendung der Medikamente nach Ihren Angaben im Zeitraum der Alles-oder-Nichts-Regel (innerhalb von zumindest 14 Tagen nach Empfängnis) erfolgte, ist bei schädigenden Einwirkungen entweder ein Abort oder ein Neugeborenes ohne erhöhtes Fehlbildungsrisiko zu erwarten. Die anfangs pluripotenten Zellen können in dieser Zeit noch geschädigte Zellen ersetzen, so dass die weitere Entwicklung ungestört verläuft, sofern der toxische Schaden nicht so groß ist, dass die Frucht mit der nächsten Regelblutung abgeht. Die Weiterentwicklung einer in diesem frühen Stadium geschädigten Frucht wäre demnach nicht zu befürchten.
von
Dr. Wolfgang Paulus
am 09.09.2013