Hallo Herr Dr. Paulus, ich hatte im Juni eine Fehlgeburt in der 17 SSW wg eines Plazentahämatoms! Jetzt bin ich wieder schwanger in 4+3 SSW, ich habe überhaupt nicht damit gerechnet und da ich mich Anfang letzter Woche mit sehr starken Rückenschmerzen gequält habe, habe ich 3 Ibuprofen und 2 Ortoton eingenommen! Könnte das negative Auswirkungen auf mein Baby haben? LG
von
Carli0618
am 19.10.2018, 11:52
Antwort auf:
Medikamenteneinnahme
Das Collaborative Perinatal Project entdeckte keine Häufung von Anomalien bei 22 Schwangeren unter Exposition mit Methocarbamol (Ortoton) im I.Trimenon (Heinonen et al 1977). Das Michigan Medicaid Project berichtet von 13 Kindern mit kongenitalen Anomalien unter 340 Schwangerschaften (3,8%), in denen die Mütter im I.Trimenon ein Rezept für Methocarbamol erhalten hatten (Briggs et al 2008).
Angesichts der begrenzten Erfahrungen sollte von einer Einnahme von Methocarbamol in der Schwangerschaft jedoch abgesehen werden. Ein besonderes Risiko nach Einnahme in Unkenntnis der Schwangerschaft ist nicht zu befürchten.
Bis zur 30.SSW ist der Einsatz von nichtsteroidalen Antiphlogistika wie Ibuprofen zulässig. Danach ist jedoch wegen eines möglichen vorzeitigen Verschlusses des Ductus arteriosus (kindliche Kreislaufverbindung vor Geburt) bei Dauertherapie mit all diesen Prostaglandinsynthesehemmern Vorsicht geboten.
Sofern der Kontakt mit einer potentiell fruchtschädigenden Substanz im Zeitraum der Alles-oder-Nichts-Regel (innerhalb von zumindest 14 Tagen nach Empfängnis) erfolgt, wäre bei schädigenden Einwirkungen entweder ein Abort oder ein Neugeborenes ohne erhöhtes Fehlbildungsrisiko zu erwarten. Die anfangs pluripotenten Zellen können in dieser Zeit noch geschädigte Zellen ersetzen, so dass die weitere Entwicklung ungestört verläuft, sofern der toxische Schaden nicht so groß ist, dass die Frucht mit der nächsten Regelblutung abgeht.
Ein erhöhtes Fehlbildungsrisiko (Basisrisiko für angeborene Anomalien: 3 bis 5%) ist nach der aktuellen Datenlage bei Ihnen nicht anzunehmen.
von
Dr. Wolfgang Paulus
am 20.10.2018