Sehr geehrter Herr Dr. Grewe,
bei mir wurde diesen Zyklus an ES+7 ein zu niedriger Östradiolwert im Blut festgestellt (46,4 ng/l).
Die Follikelreifung an sich war gut:
ZT 11: Estradiol nach S/ECLIA: 179,0 ng/l,
ZT 13: Estradiol nach Roche e801: 249 ng/l, Leitfollikel im Ultraschall 17 mm auf 19 mm
ZT 14: Ovulationstest positiv
ZT 15: Estradiol nach S/ECLIA 165,0 ng/l; habe Eisprung ca. 12 Stunden nach Blutentnahme gespürt.
Die Follikelreifung habe ich anhand der Östradiolwerte in der ersten Zyklushälfte auch im April und im Mai überprüfen lassen, wo die Werte ebenfalls auf eine regelgerechte Reifung hinwiesen.
Können Sie mir erklären, welchem Zweck das Östradiol in der zweiten Zyklushälfte dient? Kann ich so schwanger werden?
Vielen Dank und viele Grüße!
JHC
P.S.:
(Die Blutwerte wurden diesen Zyklus bei verschiedenen Laboren erhoben, die unterschiedliche Methoden verwenden:
Die Referenzbereiche des Labors für die an ZT 11, ZT 15 (= ES) und ES+7 erhobenen Werte lauten wie folgt (Methode: S/ECLIA):
Follikelphase: 26,7 – 156,0 ng/l
Ovulationsphase: 48,1-314,0 ng/l
Lutealphase: 33,1-298,0 ng/l
Die Referenzbereiche des Labors für den an ZT 13 erhobenen Wert lautet wie folgt: (Methode: Roche e801)
Follikel- und Lutealphase: 27-250 ng/l
Bei Ovulation 100-600 ng/l)
von
JHC
am 25.06.2020, 12:32
Antwort auf:
2. Zyklushälfte
Hallo,
wie Sie auch an den Referenzwerten sehen, liegt der bei Ihnen gemessenen Östrogenspiegel im Normalbereich für die zweite Zyklushälfte. Ich persönlich würde mir deswegen keine Sorgen machen, eine SS ist so auf jeden Fall möglich.
Hat Ihr behandelnder Arzt denn deswegen Bedenken? Wurde Östrogen transdermal oder als Tablette verordnet?
Viele Grüße
Christoph Grewe
von
Dr. Christoph Grewe
am 25.06.2020
Antwort auf:
2. Zyklushälfte
Vielen Dank für Ihre Antwort! Ich habe noch ein paar grundsätzliche Fragen an Sie.
1. Gibt es einen Referenzwert speziell für ES+7 bzw. für die Mitte der Lutealphase? (Das Östrogen erreicht doch zu diesem Zeitpunkt einen zweiten Peak im Zyklus, so dass jedenfalls die Untergrenze des vom Labor angegebenen Referenzbereichs an diesem Tag jedenfalls zu niedrig sein dürfte, oder?)
2. Was bewirkt das Östrogen in der zweiten Zyklushälfte? Also aus welchem Grund produziert der Gelbkörper nicht nur Progesteron, sondern auch Östrogen?
3. Wodurch wird die Höhe der Produktionsmenge des Gelbkörpers eigentlich gesteuert? Hängt dies ausschließlich von der Güte der Reifungsphase ab oder wird die Hormonproduktion durch den Gelbkörper (auch) durch etwas anderes gesteuert?
… und zwei Fragen speziell zu mir:
Ich nehme in der zweiten Zyklushälfte zwar bereits ab ES+2 200 mg Utrogest vaginal. Mein FA hat bereits 2017 vor meiner letzten Schwangerschaft mir dies verordnet, weil die Progesteronwerte in der zweiten Zyklushälfte in drei untersuchten Zyklen einmal zu niedrig und einmal grenzwertig waren.
Ein Östrogenpräparat nehme ich bislang nicht - genau dies ist jetzt jedoch die Überlegung, ob ich ab ES zusätzlich zum Utrogest 2 mg Estrifam vaginal nehmen soll. Alternativ schlägt mir mein FA eine Kombination aus FSH/hcG-Spritzen für die erste Zyklushälfte vor.
4. Kann ich durch einen der beiden Vorschläge meine Chancen optimieren?
5. Besteht die Gefahr, dass die Einnahme von Estrifam ab ES den Zyklus negativ beeinflusst? Meine Zyklen sind nämlich schön regelmäßig mit ES zwischen dem 15. und 17. Tag.
Ich bedanke mich im Voraus ganz, ganz herzliche für Ihre Mühe!
JHC
von
JHC
am 26.06.2020, 02:15
Antwort auf:
2. Zyklushälfte
Hallo,
die jeweiligen Laborindividuellen Referenzwerte stehen auf Ihrem Laborergebnissen. Östrogen und Progesteron werden beide benötigt, um die SH aufrecht zu erhalten. Gesteuert wird dies ebenfalls über die Ausschüttung von LH und FSH aus der Hypophyse.
Wenn die Reifung der Eizelle nicht perfekt verläuft (niedriges E2 kurz vor ES) ist eine FSH Stimulation sinnvoll. Bei lediglich auffälliger 2. ZH würde mir die Gabe von Progestan reichen.
Viele Grüße
Christoph Grewe
von
Dr. Christoph Grewe
am 27.06.2020
Antwort auf:
2. Zyklushälfte
Vielen herzlichen Dank für Ihre Antworten auf meine zahlreichen Fragen - und das am Wochenende! Vielen, vielen Dank!
Leider weist das Labor nur einen Referenzbereich für die gesamte Lutealphase aus.
Aber ich habe auch noch eine Frage: Sie schreiben, FSH würden Sie nur in Betracht ziehen, wenn E2 kurz vor dem Eisprung niedrig ist.
Triift das auf mich zu? (Sowohl diesen als auch letzten Monat war der E2-Wert etwa 12 Stunden, bevor der Eisprung stattfand, niedriger als der oder die Vorwerte).
(Im letzten Monat waren die Werte wie folgt:
ZT 11: Estradiol 93,1 ng/l,
ZT 14: Estradiol 129,0 ng/l (an diesem Tag wurde der Leitfollikel im US mit 12,1 mm auf 14,5 mm vermessen)
ZT 16: Ovulationstest positiv
ZT 17: Estradiol 96,0 ng/l (Progesteron lag an diesem Tag bei 0,77 ug/l; den Eisprung habe ich 12 Stunden nach der Blutentnahme gespürt)
Viele Grüße und ein schönes Wochenende!
JHC
von
JHC
am 27.06.2020, 14:41
Antwort auf:
2. Zyklushälfte
Die Werte sind bei Ihnen absolut in Ordnung.
von
Dr. Christoph Grewe
am 28.06.2020