Sehr geehrte Frau Westerhausen!
Ich habe im Jänner 2020 mein 1. Kind vaginal entbunden. Die Geburt ging sehr schnell (vom Blasensprung bis zur Geburt 2 Stunden). Dabei erlitt ich einen hohen Scheidenriss, der mir bis jetzt keine Probleme gemacht hat.
Nun bin ich wieder schwanger, in der 35 SSW. Ich habe schon seit einigen Monaten immer wieder ein Druckgefühl im Intimbereich. Meine Hebamme hat nun festgestellt, dass ich eine Senkung der vorderen Scheidenwand habe (womöglich begünstigt durch die Naht/Narbe vom Scheidenriss). Sie meinte, dass durch die anstehende Geburt das Risiko von weiteren Komplikationen (Blasensenkung mit Harnverhalt, Harninkontinenz, Pessar und ev. dann nötiger OP) steigt. Eigentlich wollte ich wieder vaginal entbinden, da ich prinzipiell gute Erinnerungen an meine 1. Geburt habe. In der jetzigen Situation frage ich mich allerdings, ob womöglich ein Kaiserschnitt sinnvoller wäre. Wie schätzen Sie die Lage ein?
Sie meinte auch, dass ich mind. 1 Woche nach der Geburt (fast) nur liegen soll. Da ich ja noch ein Kleinkind zu Hause habe, wird das schwierig.
Gibt es etwas, dass ich in der SS noch unterstützend machen könnte bzw dann nach der Geburt?
Vielen Dank für Ihre Einschätzung!
von
Hanna1988
am 27.12.2022, 16:05
Antwort auf:
Vaginale Geburt oder Kaiserschnitt
Hallo,
Eine eventuelle Senkung wird durch die Schwangerschaft begünstigt,aus diesem Grund würde man prophylaktisch keinen KS durchführen;außerdem heilen Scheidenrisse sehr gut - das Druckgefühl entsteht durch das Gewicht des Kindes auf das untere Venengeflecht und ist völlig normal.
Ich muss da leider Ihrer Hebamme widersprechen - ebenso ,dass Sie im Wochenbett eine Woche nur liegen sollen.
Aus meiner Sicht gibt es keinen Grund für einen KS,besonders dann nicht ,da Sie ein erstes positives Geburtserlebnis hatten und keinen KS wünschen.
Sie könnten in der Schwangerschaft Heublumendampfsitzbäder machen und nach der Geburt (nach Abheilen der möglichen Geburtsverletzungen) Rückbildungsgymnastik.
Ich wünsche Ihnen eine schöne Geburt - seien Sie zuversichtlich.
Viele Grüße
Silke Westerhausen
von
Silke Westerhausen
am 27.12.2022
Antwort auf:
Vaginale Geburt oder Kaiserschnitt
Hallo liebe Hanna,
erstmal möchte ich Dir ganz herzlich zu einer großartigen Hebamme gratulieren. Toll, dass Sie DEINEN Zustand und nicht nur den Deines Babys für wichtig hält.
Ein hoher Scheidenriss ist sehr häufig ein Indikator für einen Levator-Ani-(Teil-)Abriss, einen Abriss oder Einriss des Beckenbodenmuskels. Das passiert bei ca. 10-20% der vaginalen Geburten, kann sehr lange symptomfrei bleiben, aber jetzt hat das Gewicht Deines Babys in der Schwangerschaft diese "Schwachstelle" in Form einer Blasensenkung gezeigt. Es kann gut sein, dass sich die Blasensenkung dann nachdem Dein Baby auf der Welt ist wieder zurückbildet. Aber Deine Hebamme hat auch da absolut recht, viel liegen, nichts heben, viel Ruhe. Natürlich kann man das trotzdem alles machen, denn aus Sicht der Gynäkologie und vieler Hebammen ist eine Senkung ein "Normalzustand" nach einer vaginalen Geburt und schadet dem Baby nicht. Nur für Dich heißt es eben eine starke Einschränkung Deiner Lebensqualität und das eventuell dauerhaft.
Was die Geburt betrifft, hast Du ja schon das Gefühl, dass eine weitere vaginale Geburt den Zustand verschlechtern könnte. Es kann durchaus sein, dass es zu keiner Verschlechterung kommt, weil Dein Beckenboden bereits geweitet ist durch die erste Geburt. Allerdings ist die Studienlage gerade was Senkungen betrifft eindeutig: Der Kaiserschnitt wirkt protektiv. Die Frage ist auch wie entspannt Du mit dieser Vorgeschichte in eine vaginale Geburt gehen kann und wie wichtig Dir dieses Geburtserlebnis ist.
Es tut mir sehr leid, dass Du Dich in dieser Situation befindest, aber ich denke, dass Du sie mit Deiner tollen und fürsorglichen Hebamme an Deiner Seite gut meistern wirst.
von
supermarion
am 30.12.2022, 07:19
Antwort auf:
Vaginale Geburt oder Kaiserschnitt
Hallo,
Ein Levator(an)riss hat nichts mit einem Scheidenriss zu tun-dieser Muskel befindet sich an einer anderen Stelle.
Ein KS beugt keiner Senkung vor und es hilft wenig einer schwangeren Frau Angst zu machen durch Eventualitäten wie Pessar,OP,Harnverlust etc ; solche Komplikationen sind so verschwindend gering,dass keine Frau damit belastet werden sollte.
Und ja,eine gewisse Senkung ist völlig normal ohne dass die Frauen darunter leiden,wenn das Fachpersonal ihnen Tipps gibt damit umzugehen bzw sie zu verbessern.
Ausschliessliches Liegen im Wochenbett ist obsolet und behindert die Rückbildung der Gebärmutter-die Wöchnerinnen sollen sich schonen,keine schweren Arbeiten durchführen ,sich verwöhnen lassen...
Grüße
Silke Westerhausen
von
Silke Westerhausen
am 04.01.2023