Frage:
Insulin spritzen bei Insulinresistenz?
Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Costa,
nach einem auffälligen oGTT wurde bei mir eine Insulinresistenz festgestellt. Der anschließende Bluttest ergab u.a. folgendes:
HBA1C 5,4 (Ref 0,0 - 6,1)
C-Pept 4,9 (Ref 0,9 - 4,0)
Meine Blutzuckerwerte sind tagsüber nüchtern ca. 90 mg/dL, 1 Stunde nach dem Essen ca. 125 mg/dL, morgens im Schnitt aber meistens erhöht (97 +/- 5 mg/dL).
Seit einer Woche soll ich abends 12 Einheiten Basalinsulin (Protophane) spritzen. Der Morgen-Nüchternwert ist dadurch im Schnitt leicht gesunken (93 +/- 8 mg/dL), schwankt aber seitdem stärker und scheint (subjektiv) auch eher von der Schlafqualität bzw- dauer abzuhängen als von der gespritzten Insulinmenge. Nachts liegt der Blutzuckerwert bei 88 mg/dL. Seit ich abends spritze, schlafe ich sehr schlecht (Unruhe, wirre Träume, häufiges Aufwachen) und bin bis zum Frühstück auch ziemlich aggressiv, trotz der "hohen" Nüchternwerte.
Für mich stellt sich nun die Frage, ob das Spritzen von Basalinsulin wirklich unbedingt notwendig ist?
Wenn ich meinen Diabetologen richtig verstanden habe, ist ja eigentlich genug Insulin im Blut vorhanden, es kann halt nur nicht richtig "wirken". Warum wird dann noch zusätzlich Insulin gegeben?
Die Anweisung zum Insulin-Spritzen habe ich übrigens bekommen, bevor die Blutergebnisse vorlagen.
Ich bin momentan in der 32. SSW und beim Kind wurden bisher keine Auffälligkeiten (Wachstum Perzentile 50, Fruchtwassermenge normal, Proportionen normal, Gewicht geschätzt ca. 1800 g) festgestellt.
In der Diabetespraxis konnte mir bisher niemand meine Fragen beantworten. Entweder wurde unterschwellig "Druck" ausgeübt ("Wollen Sie, dass ihr Kind Schaden nimmt?") oder meine Fragen wurden ignoriert oder es hatte schlichtweg niemand Zeit, mir "ordentliche" Antworten zu geben.
Was würde Sie mir raten?
Vielen Dank im Voraus!
von
KleineFledermaus
am 02.02.2012, 11:21
Antwort auf:
Insulin spritzen bei Insulinresistenz?
Ihre Werte sind gelegentlich minimal höher als erwartet und ich würde sie als völlig akzeptabel bezeichnen. Das bedeuet, dass Sie sich zur Zeit keine Sorgen zu machen brauchen. Was nicht heißt, dass die Kontrollen bzw. die Betreuung durch den Diabetologen überflüssig sind, ganz im Gegenteil. Wenn es Ihnen gelingt, den Blutzucker weiterhin in diesem Bereich zu halten, wird sich Ihr Kind völlig normal entwickeln. Es kann aber sein, dass die Insulindosis später in der Schwangerschaft erhöht werden muss - das wird Ihnen aber der Diabetologe rechtzeitig sagen.
Seien Sie nicht zu streng mit den Leuten in der Praxis des Diabetologen - es läuft alles bestens bei Ihnen und ich habe das Gefühl, dass Sie an der richtigen Stelle sind.
von
Prof. Dr. med. Serban-Dan Costa
am 06.02.2012
Antwort auf:
Insulin spritzen bei Insulinresistenz?
Huhu,
eine Insulinresistenz ist nur vorhanden, wenn Deine Blutzuckerwerte überhaupt nicht runter gehen. Diese sind jetzt, also mit Insulin, im Normbereich. Nehmen wir mal an Du lässt das Insulin weg, dann geht der Blutzuckerwert wieder hoch und damit kannst Du es riskieren, das es zu einer Resistenz kommt. Dein C-Peptid sagt ja nur aus, das Du Insulin produzierst, aber das interessiert Deinen Schwangerschaftshormonen momentan überhaupt nicht und drücken den Blutzucker hoch- sprich, Du brauchst noch einen kleinen Tick Insulin dazu. Eine Schwangerschaft ist immer ein Ausnahmezustand des Körpers, wo mehr Homome wirken, als sonst. Dein HbA1c ist der Langzeitzuckerwert, der ist auch sehr gut, aber auch nur, weil Du Insulin spritzt.... ich weiß, das ist immer schwer nachzuvollziehen, aber momentan brauchst Du das Insulin. Schade, das der Diabetologe da keine Aussage drüber gemacht hat :-/.
LG opti
von
opti
am 03.02.2012, 14:09
Antwort auf:
Insulin spritzen bei Insulinresistenz?
Hallo opti,
danke für deine Antwort.
Ohne Insulin waren meine Nüchternwerte bei 97 mg/dL, mit Basalinsulin bei 93 mg/dL. Ich sehe da einfach keine sooo gravierende Verbesserung, dass es das Spritzen "wert wäre", da mich die Nebenwirkungen davon schon ziemlich nerven.
Der Diabetologe hat mir zu den C-Peptid-Werten erklärt, dass ich mehr Insulin im Blut habe, als ich benötige, also schon eine Insulinsresistenz habe. Warum wird also noch mehr Insulin ins Blut gegeben, wenn doch schon zu viel da ist?
Der HbA1C ist übrigens "von alleine" so gut, da ich zum Zeitpunkt der Blutabnahme noch nie Insulin gespritzt hatte, das habe ich erst am Tag der Blutabnahme mit nach Hause bekommen. (Die Blutergebnisse lagen dann erst ein paar Tage später vor.)
von
KleineFledermaus
am 03.02.2012, 19:02
Antwort auf:
Insulin spritzen bei Insulinresistenz?
Huhu,
Nüchtern sollte Dein Wert unter 90 liegen, in der Schwangerschaft, daher versucht man mit etwas mehr Insulin diese Resistenz zu "durchbrechen". Im Krankenhaus wird das mit eine Perfusor gemacht, bei Dir mit der "doppelten" Menge an Insulin. Das Insulin was bei Dir im Körper zuviel ist, kann durch die Hormone nicht wirken. Der Sinn dabei ist,durch diese doppelte Gabe von Insulin, das die Schwangerschaftshormone damit nicht mehr auf das Insulin wirken können. Das lässt ab ca. der 34. 35. SSW nach, dann wird Dein Insulinbedarf wieder runter gehen und evtl könnte man da dann das Basalinsulin weg lassen.
Ich weiß, die Nebenwirkung sind nicht gerade toll (wenn vorher die BZ-Werte hoch waren, dann kommen die Anzeichen von Hypos früher) und jeder sagt Dir auch noch, das Du das für Dein Baby tun sollst, aber es ist auch für Dich.
Du bist sozusagen gerade in einer "Ausnahmesituation", danach ist alles wieder beim alten und kannst kuscheln ;-).
Der HbA1c liegt bei 5,7, das heißt Dein BZ war im Durchschnitt um die 104 mg/dl in den letzten 8 bis 12 Wochen. Als Beispiel, hast Du einen Wert morgens um die 78 mg/dl und nach dem Essen 122mg/dl, die ganze Schwangerschaft über, dann ergibt sich dieser Schnitt. Mehr sagt der nicht aus, wichtig sind die Werte nüchtern und eine(bei einigen auch 2) Stunden nach dem Essen- und zwar jetzt. Lasse Dich von den Werten nicht verunsichern!
LG opti
von
opti
am 04.02.2012, 11:46