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Wessen Eltern haben den Kireg noch miterlebt und wie hat es

Thema: Wessen Eltern haben den Kireg noch miterlebt und wie hat es

Ihre Erziehung von Euch beeinflußt? Gebt Ihr bestimmte Ansichten davon an Eure Kinder weiter mittels Eurer Erziehung? Oder sind das die Großeltern dann schon selbst? Meine Eltern sind vor und zu Beginn des Krieges geboren und meine Großmutter hat mich die ersten 13 Jahre hauptsächlich aufgezogen. Bei uns war das Thema Krieg immer irgendwie präsent, weil es damals so anders war und weil ich als Kind eben wissen wollte wie das war, wurde darüber viel gesprochen. Viele Verhaltensweisen und Ansichten sind auch noch bei davon geprägt und ich merke wie ich sie auch meinen Kindern vermittle. Das Problem ist nur, daß ich kaum gleichgesinnte Erwachsene bisher getroffen habe. Ausbildungsbedingt bin ich aus der Großstadt aufs Land gekommen, und die westliche Landbevölkerung hat es nicht so getroffen wie die Städter... aber heute ist doch eigentlich die Bevölkerung so gemischt... und das verstehe ich nicht...oder ist die Generation schon "ausgestorben"bzw hat erwachsene Kinder. Ich bin 33. Hier sind doch auch Mütter, die eher schon Älter sind, daher frage ich Euch, auch wenn es etwas offtopic ist. Gruß Frauke

Mitglied inaktiv - 11.12.2009, 15:20



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Kann ich leider nichts zu sagen. Meine Mutter wird heute erst 45 Jahre

Mitglied inaktiv - 11.12.2009, 15:24



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Halllo, meine Eltern sind zwar nach dem Krieg (Anfang der 50er Jahre geboren), aber wir wohnen im Osten und ich hatte während meiner Kiga zeit immer Angst es könnte wieder Krieg geben. Damals hab ich gedacht, der Krieg ist grad erst vorbei. Dabei war er ja mitte der 80er schon 40 Jahre vorbei. Vielleicht hab ich das damals nur so empfunden... Aber wir hatten nach der Wende Besuch aus dem Westen, die jungen Leute (max. 10 Jahre älter als ich) hatten noch nie eine Ruine vom Krieg gesehen als sie in Dresden die Frauenkirche sahen. Wir haben damals gelernt sie sollte als Mahnmal gegen den Krieg so kaputt stehen bleiben. Ich denke, das dieses Thema "bei uns" schon anders thematisiert wurde, wir hatten ja schließlich auch immer unsere Volksarmee da zum Schutz. Aber wie gesagt, vielleicht hab ich das hier nur so empfunden, wär mal interessant ob es anderen "Ossis" auch so ging.

Mitglied inaktiv - 11.12.2009, 16:04



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hallo, meine eltern sind eher am ende des krieges geboren (1940 und 1943 )....aber wir haben mit meinen großeltern zusammen in einer wohnung gewohnt ( also 3 generationen unter einem dach ) bis diese gestorben sind.... meine großeltern haben 2 kriege mitgemacht und ich habe mich immer sehr für ihre erzählungen interessiert...wie war das mit dem essen, wie war das mit einem säugling, wie war der zusammenhalt der menschen.....usw.... auch meine mutter hat noch so manche erinnerung an den krieg....verlust des geliebten kuscheltieres auf dem weg zum bunker usw..... auch mussten wir als schüler nach buchenwald..... also man konnte gar nicht aufwachsen ohne damit konfrontiert zu werden....aber so verkehrt fand ich das nicht, durch meine großeltern hab ich viel erfahrungen sammeln können und wenn meine kinder ( alter ...19, 16, 9, 7, 4, 2 und krümel im bach ) was wissen möchten oder es irgendeine bestimmte situation erlaubt , erzähle ich auch von meinen großeltern und deren nöten im krieg.....ich finde das normal und grade die größeren wollen viel wissen.... oh, etwas lang geworden ....tut mir leid.....hoffe ich konnte dir etwas helfen... lg annett

Mitglied inaktiv - 11.12.2009, 19:29



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Meine Eltern sind auch vor und zu Beginn des Krieges geboren. Bei uns hat das auch eine Rolle gespielt: wie das Haus trotz Bombenschäden gerettet werden konnte, weil meine Oma (1) es besetzte; wie das Kindermädchen den Grießbrei für die Zwillinge aufaß, die mysteriöserweise immer dünner wurden; und natürlich die Flucht! Wir haben immer mit unseren Puppen und Pferdewagen Flucht aus Ostpreußen gespielt! Was meine Oma (2) sich beim Zuschauen gedacht hat, möchte ich gerne wissen. Sie hat viel davon erzählt, und es hat uns tief beeindruckt. Es hat mich, meine Einstellung zu Krieg und Frieden und zu Flüchtlingen, und zu dem, was wichtig und nicht so wichtig ist, stark beeinflusst. LG, carla72

Mitglied inaktiv - 11.12.2009, 15:48



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meine eltern sind kurz vor kriegsanfang und 3 j.vor kriegsende geboren.meine mutter ist ein flüchtlingskind .sie erzählte immer dass meine oma alleine mit 5 kindern aus breslau geflohen ist.allerdings weiss auch sie das alles nur von ihren älteren geschwistern da sie zuklein war. mein vater dachte immer nur an die guten seiten die er als kind mit bekommen hat.er ist in einem amerikanisch besetztem gebiet von köln aufgewachsen.sie waren viel bei den amis und haben oft lebensmittel mit nachhause nehmen dürfen. er erzählte aber auch,wenn unsere wünsche zu weihnacht ,mal wieder zugross waren,dass ihre spielsachen meistens selbst gemacht waren und kurz vor weihnachten verschwanden,um dann an weihnacht aufbereitet wieder unter dem baum aufzutauchen. vg

Mitglied inaktiv - 11.12.2009, 16:08



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Hallo! Meinem Vater (geb.´38)wurde 3Wochen vor Kriegsbeginn geboren und ich denke schon das er irgendwie "traumatisiert" wurde. Die Schläge ,die zu seiner Kindheit damals gang und gäbe waren,vererbte er uns leider weiter , genauso die Haltung "wenn der Mann was sagt ,haben die Frauen zu kuschen" ,man redet nicht miteinander ,man(n ) darf keine Gefühle zeigen und als meine Eltern ein Haus bauten mußte er im Keller einen Bunker bauen. Es war wie ein Zwang für ihn und ich kenne heutzutage echt niemanden der einen Bunker im Keller hat,der auch noch einen eigenen Eingang hat und eine extra eingebaute Lüftung(für den Fall der Fälle!). Seit gut 10Jahren hab ich mit ihm abgeschlossen den mit seinem Verhalten und seiner verkorksten Kindheit,kann und will ich mich nicht damit belasten. Gruß Steffi

Mitglied inaktiv - 11.12.2009, 16:45



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Also ich bin rst 27 und meine eltern 50. Aber meine Großeltern haben beide den Krieg mit bekommen und da wir zusammen gelebt haben bis ich 14 war hab ich viel mit bekommen und es war auch bei uns immer präsent, ich hab aber auch viel gefragt. Vor allem hat die Liebesgeschichte meiner Großeltern mich geprägt, denn die beiden haben sich kennengelernt, als mein Opa sich als Flüchtling aus dem Osten bei meiner Oma auf dem Bauernhof versteckt hat Übrigens komm ich auch aus nem Dorf her ganz im Westn und hier waren auch die Häuser kaputt. Meine eine Oma hat mir oft erzählt wie sie mit 19 Leuten im kleinen gewölbekeller gesessen haben und meine andere Oma weiß jetzt noch genau wo die Bombe durchs haus flog, sie hatte zum Glück den weg nach draussen gefudnen bevor sie hoch gegangen ist. Also mit Stadt und dorf hat das nicht unbedingt zu tun.

Mitglied inaktiv - 11.12.2009, 18:29



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Das ist ein sehr schweres Thema... Bei uns brodelt es immer noch unter der Oberfläche. Eigentlich müsste meine Mutter eine Therapie machen, sie sagt aber, dass es ihr gut geht. Das stimmt so aber nicht ganz. Es würde jetzt zu weit führen, alles aufzuzählen... Wie gern hätte ich als erwachsene Frau mit meiner Oma nochmal über die Vertreibung gesprochen, leider war uns das nicht mehr vergönnt. Sie ist im Winter ´46 mit ihren Töchtern (8 und 4) zu Fuss von Schlesien bis vor Berlin gelaufen. Beide Mädels, meine Mutter die jüngere, hatten Scharlach und wurden auf den Handwagen gepackt. Meine Oma, die mal reich gewesen war, hat Futterrüben geklaut, damit die Kinder wenigstens was essen konnten. Das ganze Dorf war unterwegs, wie man weiß, haben die Russen sie überholt. Den Kindern haben sie nichts getan, aber den Frauen. Meine Oma hatte Glück, sie hat immer ein Versteck gefunden, manchmal sprang sie in eine Jauchegrube... und das bei Minusgraden. Die anderen Frauen hatten nicht soviel Glück, die Kinder haben alles mitbekommen... Ich glaube nicht, dass meine Mutter je Spass mit ihrem Mann hatte. Erzählen durfte man nichts darüber, waren die Russen doch unsere Befreier. Manchmal erzählte Mama, dass sie sich wunderte, dass soviel Puppen am Wegesrand lagen, ob die keiner mehr möchte. Es waren aber die erfrorenen Babys, manchmal sind deren Mütter daneben einfach liegengeblieben und auch nicht mehr aufgestanden. Ein schweres Thema, was in meiner Familie nicht aufgearbeitet wurde ... Jana

Mitglied inaktiv - 11.12.2009, 22:13



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Meine Eltern sind auch kurz vor dem Krieg bzw. im Krieg geboren, und sie waren auch beide "auf der Flucht". Als ich Kind war, haben auch zuerst meine Großeltern väterlicherseits bei uns im Haus gewohnt, später kam meine Großmutter mütterlicherseits sowie ihre Schwester dazu... Die Familiengeschichte ist schon sehr geprägt durch die Erzählungen, einmal die Erzählungen von dem "Heimatdorf", aus der "guten alten Zeit" (meine Großeltern stammten noch aus dem Kaiserreich), dann der Krieg, die Flucht, all das, was damit zusammen hing... Es gibt genügend innerfamiliäre "Gruselgeschichten", die Familien sind zusammen geflüchtet, meine eine Großmutter hat immer (zumindest einmal) meine andere Großmutter "vorgeschickt", damit sie selbst von den Russen "verschont" wurde. Selbst meine Urgroßmütter, damals beide schon über 60 und "alte Frauen", wurden ja auf der Flucht von Russen vergewaltigt, und die Kinder haben sicherlich etliches mitbekommen. Andererseits bestimmte auch der Umgang mit diesen Erlebnissen sehr die "Verarbeitung" - während meine eine Urgroßmutter letztlich Selbstmord beging, weil sie mit der "Schändung" nicht klar kam, hatte die andere Urgroßmutter nur Mitleid mit dem jungen Russen, der so alt war wie ihr ältester Enkel, und wohl verzweifelt versuchte, bei so einer alten, "trockenen Frau" (O-Ton Urgroßmutter) überhaupt irgendwie... In den Erinnerungen meines Vaters ist oft davon die Rede, wie sie als Kinder im Wald waren, wie sehr zugesehen haben, die alte Wehrmachtsuniformen verbrannt wurden, wie Waffen an Bäumen kaputt geschlagen wurden, wie sie Munition gesucht haben, wie ihr Vater ihnen erklärte, was gefährlich ist oder wie man Handgranaten bedient... In den Erinnerungen meiner Mutter ist eher von Menschen die Rede, von den Leuten, die sie aufgenommen haben im Westen und denen sie dafür dankbar sein mussten... Ich denke schon, dass meine Eltern beide sehr stark durch ihre jeweiligen Erlebnisse während des Krieges bzw. in der Nachkriegszeit geprägt sind.

Mitglied inaktiv - 11.12.2009, 22:39



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Meine Eltern sind schon recht betagt und haben den Krieg als Kinder bzw. Jugendliche erlebt. Mein Vater war in den letzten Kriegswochen noch Flaghelfer. Mein Opa war noch viele Jahre nach dem Krieg in Gefangenschaft, sodass meine Mutter und ihre zahlreichen Geschwister allein mit ihrer Mutter waren und sich durchschlagen mussten. Dadurch habe ich sehr selbstbewusste Eltern, denn sie mussten sehr früh Verantwortung übernehmen. Das hat sich sicher auch auf meine Erziehung ausgewirkt. Sie haben uns Kindern immer sehr viel zugetraut. Viele Nächte in Bunkern und Kellern haben meine Eltern erlebt. Sie sagen immer, dass ihre eigenen Eltern nie Angst hatten. Genauso haben sie uns Kindern immer das Gefühl gegeben, dass sie selbst auch vor nichts Angst hatten. Außerdem war und ist Sparsamkeit eine weit oben angesiedelte Tugend in meinem Elternhaus. Hunger und Armut haben meine Eltern lange erleben müssen, sodass sie heute noch sehr sorgsam mit allem umgehen. Socken werden noch gestopft, alle Lebensmittel verwertet, nichts weggeworfen. Ich belächle das manchmal, aber ich habe selbst einiges davon verinnerlicht. Ihr könnt euch vorstellen, dass Frieden eine große Bedeutung bei meinen Eltern hat. Sie sind der Meinung, dass es in der Welt keinen Frieden geben kann, wenn Familien es nicht schaffen, in Harmonie zu leben. Und tatsächlich sind wir darin recht erfolgreich. Immerhin sind wir insgesamt inzwischen 20 Personen und fahren jedes Jahr harmonisch alle zusammen in den Urlaub. LG

Mitglied inaktiv - 11.12.2009, 22:52



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Meine Mutter ist 1944 geboren. Es wurde bei uns in der Familie oft über den Krieg geredet, auch über die Flucht und die Zeit danach. Meine Oma ist auch, wie viele andere, mit ihren Kindern aus Schlesien geflohen. Ich habe vor einiger Zeit diesen Artikel im Netz gefunden .Klar hat es sich auch auf meine Erziehung ausgewirkt und verschiedene Dinge erlebe ich immer noch bei meiner Mutter im Umgang mit meinen Kindern. http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,610297,00.html LG Chrysalis

Mitglied inaktiv - 12.12.2009, 09:53



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Niemals würde ich das weitergeben, was ich an Erziehung mitbekommen habe. Erst gestern hatte ich das Thema mit meiner Schwägerin. Sie meinte ich bin eine der wenigen Personen die es schaffen die Altlasten nicht weiter zu geben. Darüber bin ich sehr sehr froh. Ich war oft ein unglückliches Kind. Ich hatte Angst wegen Fehlern geschlagen zu werden. Ich zuckte zusammen, wenn man die Hand erhob. Ich mußte lügen, weil ich für die Wahrheit Prügel bekommen hätte oder Strafen. Ich durfte nie Kinder mit zu uns nach hause nehmen. Durfte weder auf Kindergeburtstage geschweige denn selbst welche geben. Klassenfahren fanden ohne mich statt. Dafür gab es nur den Grund, daß nunmal nicht ich das Sagen hatte sondern Papa und Mama es hinnahm, wie immer weg sah. Man gab sich vor anderen immer so als hätte man Verständnis für die Belange seiner Kinder aber ich habe mich nicht verstanden oder angenommen gefühlt wie ich bin. Es gelang meinen Eltern nicht mich umzuformen. Meine Kinder dürfen sich entwickeln wie sie sind. Ich würde nicht zusehen wie meine Kinder geprügelt werden und wegsehen, wenn sie als Teenager aus Kummer am liebsten sterben wollen... Meine beiden Großen sind erwachsen. An ihnen sehe ich, daß es gut war das nicht weiter zu geben, was ich von meinen Eltern mitbekommen habe und diese von ihren Eltern... und meine Enkel werden es schön haben. lG mf4

Mitglied inaktiv - 12.12.2009, 10:33



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Ob diese "Härte" meiner Eltern was mit dem Geburtsjahr 1945 zu tun hat denke ich eher nicht. Mein Vater wuchs ohne Vater auf, Mutter starb als er ein Kind war und von seiner Tante die ihn groß zog wurde er verprügelt... das war wohl so klasse, daß mans an seine Kinder weiter geben wollte anstatt es besser zu machen. Meine Mum war Nachzüglerkind einer Bauernfamilie. Ich nehme mal an sie lief so nebenbei den Zeit für Gefühlsduseleien wie Zeit oder gar Schmusen mit den Kindern war neben dem Stress nicht und meine Mum war und ist der meinung, daß man sowas nunmal icht braucht. Ich habe jetzt die Möglichkeit so zu leben wie ich möchte und wie ich bin und die Möglichkeit das an meine Kinder weiter zu geben, was ich gern gehabt hätte.

Mitglied inaktiv - 12.12.2009, 10:40



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Ich danke Euch für Eure einfühlsamen Berichte, die davon zeugen, daß Ihr Euch ebenfalls viel mit der Vergangenheit Eure Familie auseinandergesetzt habt. Meine Muuter ist mit ihren Eltern im Raum Kiel aufgewachsen. Viele Eindrücke wiue sie in die Bunker fliehen und auch wie vor und hinter dem Haus Bomben einschlagen...Ihre Mutter hat mich ja weitestgehend aufgezogen und mir ihre Erlebnisse erzählt, die waren eher objektive Berichte, wie sie Glück hatte mit dem Zimmer das sie bekamen und wie sie gehungert hat. Sie hatte in den 80er Jahren damit aber schon abegeschlossen. Ihr Mann ist Flugzeugingenieur gewesenund war daher zu Hause.- Ihn habe ich nicht erlebt er ist an MS sehr früh gestorben, aber der wichtigste Satz war: zum Glück habe ich Töchter, die nicht in den Krieg geschickt werden ! Meine Mutter erzählt wie sie und ihre Schwester Bucheckern für Öl gesammelt haben und wie sie Kohlen oder Orangen klauen waren. Mein Vater ist mit seiner Mutter und Oma von Dresden nach Bremen geflohen, sein Vater ist wohl bei Stalingrad gefallen (er sucht heute noch). Mit einem Handwagen und immer Angst vor den Russen... Seine Mutter hat immer nur erzählt wie schwer es war Essen aufzutreiben und wie sie Kartoffelschalen gebraten haben und damit glücklich waren. Mein Vater ist daher auf der Straße aufgewachsen, morgens gingen die Mutter und die Oma arbeiten, Abends kamen sie heim... und hatten hoffentlich etwas zu Essen dabei. Was er so gemacht hat erzählt er nicht. Ob meine Omi schlechte Erfahrungen mit den Russen gemacht hat , kann ich nicht sagen , könnte aber manches verstehen, wenn ich Eure Geschichten so lese. Ja , vieles hat mich geprägt, was ich aber nicht schlecht finde. Sparsamkeit, Achtung vor Menschen und Dingen. Hier wird auch viel geflickt, ich versuche auch, daß mir wenig verdirbt. Ich brauche lange mich zu entscheiden ob ich Geld für etwas ausgebe, was nicht nötig ist. Dabei bin ich leider im Überfluß aufgewachsen: meine Mutter gibt für alles was sie schön findet Geld aus... Mein Vater ist ein sehr sparsam und er ist auch verdorbene Lebensmittel ( er hat einen unverwüstlichen Magen anscheinend). Und auch seine eigenschaft alles , zu horten was noch so irgendwie zu gebrauchen sein könnte habe ich auch geerbt...(nicht so toll finde ich) Das alles bekommen meine Kinder auch mit und ich erzähle ihnen auch warum das so ist. Sie sind für vieles noch zu klein, aber ich denke das ist eben auch etwas was man erst viel viel später "richtig" versteht. Auch versuche ich ihnen beizubringen, daß man mit dem Einfachsten glücklich sein kann, was ich allerdings schwer finde, da die Umwelt etwas anderes suggeriert (auch schon im Kiga... was man alles haben kann; was die Anderen alles haben) Liebe Grüße Frauke

Mitglied inaktiv - 12.12.2009, 11:35



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Das man alles hortet, was man noch irgendwie gebrauchen könnte ist bei uns auch so. (Im Osten lebte man lange als "Jäger und Sammler") Mir graut schon davor, wenn meine Schwiegermutter nicht mehr ist (wir wohnen in einem Haus), was man da noch so finden wird. Vor paar Jahren hat mein Mann zu Weihnachten einen original DDR Trainingsanzug bekommen... Verwandte und Nachbarn, die in der Zeit so 10-15 Jahre waren, erzählen wie sie mit gefundenen Waffen geschossen haben oder Toten Russen die Wertsachen abgenommen haben. Da man ja eigentlich denken müsste das es dieser Generation beim Anblick von Waffen kalt den Rücken runterläuft, find ich es umso verwunderlicher, das die Kinder mitunter gerade von Oma und Opa eine Pistole geschenkt bekommen. (hat mir auch eine andere Mutti erzählt) Aber für sie war das was alltägliches. Auch mein Opa hat von seiner Flucht aus französischer Gefangenschaft erzählt. Meine Oma ist in die Tschechei geflohen, aber über Details wie Vergewaltigungen oder Tote wurde nicht gesprochen.

Mitglied inaktiv - 12.12.2009, 12:51



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Hallo, ich bin 34, also 1975 geboren, mein Vater ist 1942 geboren. Was mich diesbezüglich immer sehr bewegt ist das Lied "Kaputt" von "Wir sind Helden": http://www.youtube.com/watch?v=rSCRePWv9ow&feature=related Die Bandmitglieder sind ebenfalls allesamt Mittsiebziger-Geborene. Also irgendwas ist da, was uns da sehr speziell berührt an unseren Eltern. Insbesondere, wenn man bedenkt, dass die Eltern unserer Eltern bereits Kriegskinder waren... So viel kaputt Aber zwischen der Glut Zwischen Asche und Trümmern War irgendwas gut

Mitglied inaktiv - 12.12.2009, 13:10



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Könnte ich mir immer wieder anhören: Dein Vater ist kaputt Aber du bist es nicht Verbeult und verbogen Und vielleicht nicht ganz dicht Aber irgendwo darunter Bist du seltsam okay Beinahe unversehrt Unter allem was weh tut Ich weiss, du willst helfen Ich weiss, du grämst dich Ich weiss, du willst abhauen Ich weiss, du schämst dich Es ist okay Jeder soll fliehen, der kann Wenn du den Fluchtwagen fährst Schnall dich an So viel kaputt So vieles nicht Jede der Scherben Spiegelt das Licht So viel kaputt Aber zwischen der Glut Zwischen Asche und Trümmern War irgendwas gut Deine Mutter ist kaputt Aber du bist es nicht Du trägst die selben Verbände Schicht über Schicht Aber irgendwo darunter Bist du längst schon verheilt Du hast viel zu lang Ihre Wunden geteilt Ich weiss, du willst helfen Aber du weisst nicht wie Ich weiss, du willst abhauen Das könntest du nie Es ist okay Jeder soll helfen, der kann Wenn du die Scherben aufliest Zieh dir Handschuhe an So viel kaputt So vieles nicht Jede der Scherben Spiegelt das Licht Aber so viel kaputt Aber zwischen der Glut Zwischen Asche und Trümmern War irgendwas gut Du hast es gefunden Und du musst es tragen Für dich und für alle Die dich danach fragen Du hast es gefunden Und du musst es tragen Für dich und für alle Die dich danach fragen So viel kaputt So vieles nicht Jede der Scherben Spiegelt das Licht So viel kaputt Aber zwischen der Glut Zwischen Asche und Trümmern War irgendwas gut So viel kaputt So vieles nicht Jede der Scherben Spiegelt das Licht So viel kaputt Aber zwischen der Glut Zwischen Asche und Trümmern War irgendwas gut

Mitglied inaktiv - 12.12.2009, 13:13



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Hallo Reblaus, meine haben den Krieg erlebt - als rassisch Minderwertige und schlimmer. Schon, daß meine Eltern nach D zurück sind, ist ein Widerspruch in sich, auch daß ich hier lebe und das macht sich sicherlich an meiner Erziehung bemerkbar. Auch meine eigenen Erfahrungen in D' mit diesem Hintergrund sind mehrheitlich keine guten. Andererseits bin ich mit der deutschen Kultur und Sprache aufgewachsen - für die man zwar nicht unbedingt die Menschen braucht, aber mich davon zu entfernen, fällt mir nicht leicht. Sozusagen eine Fortsetzung meiner Eltern. Hoffentlich schaffen meine Kinder einmal den Absprung - kulturell oder menschlich. Eka2

Mitglied inaktiv - 12.12.2009, 16:49