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"Keine Zeit für Träume" läuft gerade im Ersten

Thema: "Keine Zeit für Träume" läuft gerade im Ersten

Es geht um eine Familie, die ein Kind mit ADS hat. Das gibt Probleme für die ganze Familie. Die Eltern reiben sich zwischen Beruf und Kindererziehung auf, und die andere Tochter wird vernachlässigt. Das passt genau zu der Diskussion, die wir hier vor kurzem hatten. Beruf und Kinder lassen sich gut unter einen Hut bringen, solange alles glatt läuft. Aber wenn eines der Kinder mehr Zuwendung braucht als normal, dann wird es schnell schwierig.

von Thymian am 12.03.2014, 21:20



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Ich habe ihn geschaut, weil unser Sohn (fast 10) auch ADS hat. Ich fand den Film eher schlecht...alles recht künstlich und mir fehlte da etwas Humor. Ja ADS ist schlimm und viele Situationen kamen mir bekannt vor, auch wir waren am Limit, haben viel gestritten, aber irgendwie war der Film so Klischeebehaftet. Ein Problem wurde gar nicht angesprochen, nämlich daß Sozialverhalten. Kinder mit ADS, auch wenn sie nicht hyperaktiv sind haben ein Problem mit der Impulskontrolle. Unser Sohn wird schnell sauer...sehr schnell und sehr heftig. Wir haben gelernt damit umzugehen, dank guter Therapien. Zudem gabs da auch Konflikte in der Schule, Mobbing weil die Mitschüler ihn als Dummkopf bezeichnet haben und er hatte wirklich keinen einzigen Freund....für mich etwas mager, auch wenn ich manche Ansätze gut fand. Vor allem das Gelaber der Oma von wegen Modeerscheinung und den Schwachsinn der Freundin, die es ja nie hätte soweit kommen lassen. Mich interresiert eher der Film Kopfüber der ein Kind mit ADHS beschreibt (lief im Kino) und der Schauspieler hat wirklich ADHS... Diesen Film fand ich grottenschlecht um ehrlich zu sein. LG Isi

von Goggelsche am 12.03.2014, 22:20



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es kommt ja auch auf die Ausprägung an. Bei uns läuft auch nicht alles "glatt" die Große hat ein neurologisches Problem die Kleine musste zur Logo, weil sie bis 4 noch nicht verständlich sprechen konnte und wir gehen trotzdem beide arbeiten, nehmen alle Kinderkrankheiten mit, von Scharlach bis Ringelröteln von Mittelohrentzündungen zu Pseudokrupp bis zur stinknormalen Erkärlung. Ich habe nicht das Gefühl, das deswegen mein Leben aus dem Ufer läuft. Klar, ist das alles nicht mit ADS zu vergleichen, dennoch verwehre ich mich, zu verteufeln, dass manche Leute arbeiten, obwohl eben nicht alles eben ist im Leben.

von wir6 am 13.03.2014, 07:40



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Zwar nur 15 Wochenstunden, aber war auch recht anstrengend. Jetzt wäre es allerdings unvorstellbar, zumindest jetzt gerade. Unzählige Therapien und viel Zeit fürs Lernen (der Film hat das ganz gut rüber gebracht). Ein Kind mit ADS läuft eben nicht mit und diese Kinder brauchen sehr sehr viel Unterstützung beim Lernen. Unser Sohn hatte ein recht gutes Zeugnis, aber auch nur weil wir dran bleiben..... Unsere Kleinste kommt bald in den Kiga und in absehbarer Zeit möchte ich schon wieder etwas arbeiten gehen. Wir werden es sehen, aber einfach ist das sicherlich nicht und jeder ist ja anders belastbar. Um nochmal auf den Film zurück zu kommen...kein Kind mit ADS lernt so freiwillig wie dieses Bilderbuchmädchen...bei uns flogen Hefte an die Wand, es gab Wutausbrüche, Tränen, es wurden Hausarbeiten zerissen und unser Sohn war verzweifelt und hat die Schule abgrundtief gehasst. Außerdem stand er so gut wie in jedem Fach zwischen 5 und 6 und das bei einem IQ von 118....

von Goggelsche am 13.03.2014, 07:49



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Hallo, hab den Film gestern auch gesehen. Ganz gut beleuchtet wurde der Zwiespalt in dem man sich als Eltern befindet. Man weiß nie, ob man die richtige Entscheidung getroffen hat, einem Kind das Ritalin zu geben und das der Rest der Welt es natürlich besser weiß und auf keinen Fall diese "Drogen" geben würde. Auch die Sprüche von der Mutter kenne ich hier von meiner eigenen. "Früher hat´s so was ja nicht gegeben". Alles ne Frage der Erziehung. Völliger Blödsinn. Bei unserem Sohn haben wir es im Kindergarten bemerkt und dank einer Super Grundschullehrerin sind wir dann auch den Weg über den Kinderarzt und Kinderpsychologe gegangen. Heute bekommt er seit 4 Jahren das Metylphenidat und ich werde nie vergessen, wie stolz er nach Hause kam und sagte: " Mama, ich habe heute ne Mathearbeit geschrieben und habe alle Aufgaben ausgefüllt." Es geht nicht darum einen 1erSchüler zu haben. Unserer hat auch einen IQ von 118 geht aber auf die Realschule und ist ein Dreierkandidat. Ich hatte keine Kraft mehr mich jeden Tag zu streiten wegen der Hausaufgaben u. ä. Da hat der Film tatsächlich die Rolle der Tochter sehr sehr abgemildert gezeigt. Spätestens am zweiten Tag mit den Karteikarten hätte mein Sohn das Ding an die Wand gepfeffert. Allerdings wiedergefunden habe ich mich teilweise bei den Eltern schon. Wir sind auch beide in der gleichen Firma (mein Mann ist selbständiger Handwerksmeister) und auf der einen Seite soll ich mehr Stunden machen und auf der anderen Seite ist da das Kind, was sich durch seine Krankheit sehr viel Aufmerksamkeit von uns abverlangt. Manchmal wünschte ich, ich könnte zu Hause bleiben, morgens meinen Haushalt schmeißen und nachmittags für die Kinder da sein. Ist aber finanziell nicht möglich (und wir haben nicht wie im Film ein Riesenhaus, dicke Autos und fahren dieses Jahr noch nicht mal in den Urlaub). Und richtig ist auch dargestellt gewesen, dass Geschwisterkinder dabei schnell "verloren" gehen. War bei uns genau das selbe. Fazit: Der Film war ein vorsichtiger Anfang in die richtige Richtung der Aufklärung, aber noch absolut verharmlosend was die Rolle des Kindes anbelangt. Wenn man es realistischer darstellen würde, würde sich den Film wahrscheinlich keiner mehr ansehen wollen:-(

von NoJoHaJo am 13.03.2014, 09:12



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Unser Sohn ist auch ein Dreier Kandidat...mit super Zeugnis meinte ich alles soweit im 3er Bereich, das ist für einen ADS ler schon Prima, hat sogar drei 2en. Er bekommt seit 2 Jahren das Medikament und diese Sprüche kennen wir auch zur Genüge. Aber niemand kennt unseren schlimmen Weg und meiner hätte sich ohne Medikation schon das Leben genommen...da bin ich mir sicher, er hat es ja deulich gesagt. Von daher lassen mich Medikamentengegener inzwischen kalt....erst informieren und dann reden.....;-)

von Goggelsche am 13.03.2014, 12:56



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fraglich ist, ob es an der Berufsatetigkeit liegt oder nicht. Ich arbeite ja voll mit vieren, drei davon voellig unproblematisch, da koennte ich, grob gesagt, auch zehn haben. Einer bringt mich voellig aus der Spur, seit langem. Wenn ein Lehrer anruft oder mailt, ich weiss sofort, um wen es geht. auch bei der Einleitung, dass jemand wegen meines Sohnes anruft, brauche ich nie fragen, wegen welchen Sohnes, ich weiss es immer...... Habe mich mal bei einer freundin ausgeheult und auch die Frage gestellt, ob es meine Berufsatetigkeit sei (dunkler Moment) und sie sagte, nee, sie kenne auch so geschichten von nicht berufsatetigen Frauen und da heisse es dann, wieso die Kinder denn solche Probleme haetten, die Mutter sei doch den ganzen Tag zuhasue aber ich gebe Dir recht, bei meinem einen Sohn wuensche ich mir doch oefter, mehr zeit zu haben, wobei der inzwischen yehnte Klasse und 16 ist, der Zug auch irgendwie abgefahren Benedikte

von Benedikte am 13.03.2014, 19:23



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Hallo, letztens habe ich irgendwo gelesen, was so ziemlich alle Mütter gemeinsam haben, ist das schlechte Gewissen. Ich denke, dass sich zu entscheiden arbeiten zu gehen (ob nun aus finanziellen Gründen oder aus Selbstverwirklichung) hat keinen Einfluss darauf, ob ein Kind ADS hat. Für mich hätte ich es schön gefunden mehr Zeit zu haben, um vielleicht auch die schönen Momente mit diesem sehr anstrengenden Kind anders genießen zu können. Aber geändert hätte es nichts. Es ist eine Krankheit und das ist leider in den Köpfen vieler Leute noch nicht angekommen. Man kann "es" nicht wegerziehen. Der Alltag ist halt nur viel anstrengender, wenn man die Arbeit, Haushalt, Garten und die Kinder unter einen einen Hut bringen möchte. Und gerade, wenn man sich engagiert und sich mit kümmert um Haushaufgaben .... rennt einem einfach die Zeit davon. Mein Sohn beansprucht von meiner Zeit locker 70% da kommen die anderen 2 schnell zu kurz. Das habe ich zwischendurch schon bereut. Weil das "Sandwichkind" auch viele Probleme macht. Sie hasst die Schule und liebt es sich grundsätzlich erstmal zu verweigern. Da wurden wir von den Psychologen angehalten mehr Zeit mit ihr zu verbringen. Da war es dann wieder mein schlechtes Gewissen. Aber der Tag hat nur 24 Stunden und ich bin auch nur ein Mensch. Ich wäre schon froh, wenn man sich nicht immer für den Weg den man mit dem Kind geht (Medis) rechtfertigen müssten. Lg

von NoJoHaJo am 14.03.2014, 08:45



Antwort auf Beitrag von NoJoHaJo

Mein Sohn ist 9 und hat ADHS und mein Mann und ich haben beschlossen, uns von der Schule nicht fertig machen zu lassen. Es gibt weiß Gott Wichtigeres im Leben. Unser Sohn ist ein intelligenter Kerl und er wird seinen Weg gehen. Er muß ja kein Hochschulprofessor werden. Den Film fand ich weniger gut. Wäre mein Sohn wie dieses Mädchen, ich würde vor Freude springen!

von emmababy am 15.03.2014, 11:29