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Thema: Praktikum

Hallo, Anfang 2023 steht ein 2 -wöchiges Schülerpraktikum für meinen Sohn (dann 16 Jahre, Gymnasium) an. Sie sollen jetzt natürlich schon anfangen, sich zu bewerben. Ihm schwebt der IT oder Journalismus Bereich vor. Allerdings ist er Asperger Autist (Pflegegrad 2) und jetzt stellt sich mir die Frage, ob das irgendwie erwähnt werden sollte? Wenn ja, schon in der Bewerbung? Zuerst merkt man es ihm nicht an aber wenn man länger mit ihm zusammen ist, merkt man schon, dass er irgendwie etwas anders ist. Er nimmt halt alles wörtlich, kann keinen Smalltalk führen und weiß nicht immer situationsangemessen zu reagieren. Wie würdet ihr das handhaben? LG Lucky_me

von lucky_me am 29.05.2022, 21:31



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Schwierig. Kann er es eventuell in einem positiven Sinn beschreiben? "Da ich Asberger Autist bin, habe ich Stärken in...."? Letztlich ist es für 2 Wochen natürlich ansich egal, aber so ein Praktikum sollte ja schon eine positive Erfahrung sein, von daher würde ich es vermutlich vorteihaft im Anschreiben ankündigen, bevor es zu Missverständnissen in den ersten Tagen kommt.

von niklas2006 am 29.05.2022, 23:12



Antwort auf Beitrag von lucky_me

Das würde ich davon abhängig machen, wo er sich bewirbt. Im IT-Bereich halte ich die Erwähnung für überflüssig, da gehört AS oft fast zum guten Ton. In anderen Bereichen würde ich das im persönlichen Gespräch erwähnen und anfragen, ob das problematisch ist. Ich bin nämlich nicht die einzige, die AS als angenehm empfindet.

von Pamo am 30.05.2022, 06:07



Antwort auf Beitrag von lucky_me

Nein haben wir nicht gemacht. Es wird so oder so bemerkt. Entweder es passt für alle oder es hat eh keinen Sinn. Weder kann sich der Asperger ewig anstrengen " normal " zu sein , noch wird ein Betrieb ständig darauf Rücksicht nehmen ( können). Für meinen ist sowas anstrengend aber auch toll, wenn er merkt, er wird auch ohne Diagnose ( bonus) anerkannt. Wenn er darauf angesprochen wird, sagt er es aber.

von memory am 30.05.2022, 08:26



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Meine Tochter musste sich gerade einen Platz fürs Sozialpraktikum suchen. Sie hat per Mail angefragt und dort gleich erwähnt, dass sie Autistin ist. Es ist ihr quasi unmöglich zu telefonieren, deshalb hat sie um ein persönliches Gespräch gebeten. Das gab es dann und sie hat jetzt einen Praktikumsplatz in der Stadtbücherei. Wir haben es erwähnt, damit es nicht zu Unstimmigkeiten kommt und klar ist, was sie kann und was nicht.

von Sonnenkäferchen am 30.05.2022, 09:42



Antwort auf Beitrag von lucky_me

Wenn dein Sohn wirklich keinen Smalltalk führen kann, alles wörtlich nimmt und entsprechend reagiert - finde ich das ohne weitere Erklärung gerade in einem Bereich wie Journalismus schwierig. In jedem Bereich, der mit Kommunikation, dem richtigen Erfassen/Bewerten/Einschätzen von Aussagen zu tun hat würde ich sagen, wäre es doch besser, genau darauf hin zu weisen. Ich stelle mich gerade vor, wie üblicherweise ein Vorstellungsgespräch beginnt - mit ein bisschen Smalltalk über das Wetter/den Weg zum Betrieb oder was auch immer als unverfänglicher Einstieg sich anbietet um jemandem erst mal ein bisschen den Druck zu nehmen. Und dann bekommt man nur einsilbige Antworten oder eine unpassende Reaktion auf eine evt. nett gemeinte Redewendung/Floskel etc. Ich denke, du musst selber einschätzen, welchen Eindruck er machen könnte, ohne das sein gegenüber Bescheid weiß - oder er soll dass selbst entscheiden, ob er es direkt sagen möchte oder nicht. By the Way: IT oder Programmieren etc "da gehört sowas doch zum guten Ton" ist BS. Ja, viele IT-ler oder Programmer sind sehr rational und in diesem Umfeld kann jemand mit Autismus/Asperger sich leichter tun als zB in einer Werbeagentur. Aber wirklich: da sitzen doch nicht hauptsächlich Inselbegabte Rainman. Ich persönlich kenne sogar hauptsächlich IT-ler, die ziemlich witzig und redselig sind wenn der Job an sich erledigt ist. Die reinen Nerds, die keinen Witz registrieren und einen nur mitleidig anlächeln sind inzwischen eher in der Unterzahl.

von cube am 30.05.2022, 11:10



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"IT oder Programmieren etc "da gehört sowas doch zum guten Ton" ist BS." Danke, das habe ich auch gedacht. Typisches Klischeedenken, als ob es in der IT Branche nicht genauso wie in vielen anderen Beteichen auf Teamfähigkeit ankäme.

von miaandme am 30.05.2022, 13:33



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“Aber wirklich: da sitzen doch nicht hauptsächlich Inselbegabte Rainman.“ Tut mir leid cube, aber das ist wirklich nen saudoofes Klischee und absoluter Blödsinn. Den meisten Aspergern wirst du ihre Spektrumszugehörigkeit nicht anmerken. Autisten zieht es durchaus überproportional häufig in die absolut berechenbare Welt der Informatik, vor allem die hochintelligenten und gut kompensierenden. Es ist ziemlich respektlos, derart zu verallgemeinern und ihnen ihre eigenen und vielfältigen Individualitäten abzusprechen.

von Maca am 30.05.2022, 15:59



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Meine Kritik bezog sich doch auf die Aussage der anderen Foristin, die das eben so darstellte :-)

von cube am 30.05.2022, 20:21



Antwort auf Beitrag von lucky_me

Ich würde es vor Beginn der Praktikums in irgendeiner Form zur Sprache bringen. Vielleicht nicht im Anschreiben, aber zumindest im ersten Gespräch. Ist er reif genug, um offen darüber zu reden? Wir haben mal ohne Vorwarnung eine Autistin als ausländische Austauschschülerin bekommen, zu einem Zeitpunkt als ich mit dem Thema noch nie direkt in Berührung gekommen war (mein gesamtes Wissen über Autisten stammte aus Rainman). Der 2-wöchige Aufenthalt war eine ziemliche Katastrophe, weil wir zwar gemerkt haben, dass das Mädchen anders ist, aber es nicht einordnen konnten. Erst als nach einer guten Woche die Mutter bei uns anrief und fragte, wie es ihrer Tochter ginge, denn die hätte sich bisher nicht einmal gemeldet, wurden wir aufgeklärt. Wären wir vorgewarnt gewesen, hätten wir sicher verständnisvoller reagiert. So war sie bis dahin nur eine unerzogene, eigenbrödlerische Tussi. Wäre doch schade, wenn dein Sohn auf ein ähnlich unaufgeklärtes Umfeld trifft und das Praktikum zu einem negativen Erlebnis wird.

von Silvia3 am 30.05.2022, 12:23



Antwort auf Beitrag von lucky_me

Huhu, bin selber Zeitungsredakteurin. Also, ich würde empfehlen, dass er das mit dem Autismus dazu sagt/schreibt. Dann entsteht Verständnis, und es ist meiner Meinung nach auch kein Hinderungsgrund, ihm einen Praktikumsplatz zu geben. Er könnte es natürlich auch erst am ersten Tag beiläufig denen sagen, mit denen er zu tun hat (RessortleiterIn, Redakteure). Das wäre auch okay und erhöht vielleicht die Chancen auf einen Praktikumsplatz. Verschweigen sollte man es auf keinen Fall. Denn gerade der Journalismus ist ein extrem kommunikativer Beruf, es wird schnell auffallen und aufstoßen, wenn er gar keinen Smalltalk kann, zumal er als Praktikant auch mit auf Termine geht. Langfristig würde ich aus meiner Berufserfahrung vielleicht eher den IT-Bereich für ihn empfehlen. Da geht es ruhiger zu, und z. B. Programmierer haben oft leicht autistische Züge und sind extrem wenig kommunikativ. (Weiß ich aus eigener Erfahrung bei unseren IT-Leuten im Online-Bereich. Sie reden nicht, sie grüßen nicht, sie nehmen einen kaum wahr, sind aber trotzdem nett. Ein bissl „nerdig“ halt, aber jeder kommt damit klar. Verdienen tun sie übrigens phänomenal, viel mehr als Redakteure). Im Journalismus, wenn er also nach dem notwendigen Studium ein Volontariat macht, ist Kommunikation glasklar eines der wichtigsten Skills. Man hat es jeden Tag mit den unterschiedlichsten Menschen zu tun, in der Redaktion und auf den Terminen, und eine geschickte Gesprächsführung, das Hören der Zwischentöne, das Aufdecken von Lügen (gern bei Lokalpoltikern) usw. ist sehr wichtig. LG

von Hexhex am 30.05.2022, 14:19



Antwort auf Beitrag von lucky_me

“Wie würdet ihr das handhaben?“ Ich finde das sehr schwierig. Intelligente Autisten werden schnell überfordert und können sich nicht mit den Mitteln aus der neurotypischen Welt wehren. Über diese sozialen Werkzeuge verfügen sie einfach nicht. Die Anpassung und Selbstverleugnung kostet so unendlich viel Energie. Da wäre es natürlich am besten, wenn man ehrlich sein könnte und trotzdem nicht auf Ablehnung stößt. Dafür stehen die Chancen im IT- Bereich in der Regel ganz gut. Jedenfalls solange es nicht um hochkreatives Webdesign geht .

von Maca am 30.05.2022, 16:09



Antwort auf Beitrag von lucky_me

Danke für eure Antworten. Ich denke, ich lasse ihn selbst entscheiden, ober er es erwähnen möchte oder nicht. Ich kann mir auch vorstellen, dass IT ihm eher liegt als Journalismus. Ich finde aber, dass er es trotzdem gerne ausprobieren sollte. Dafür ist so ein Praktikum ja auch da. Zum Thema Autismus und IT: da mein Mann Softwareentwickler/Programmierer ist, kenne ich natürlich durch ihn auch einige. Niemanden davon würde ich mit Asperger in Verbindung bringen. Mag sein, dass es in dieser Branche zwar öfter Menschen mit ASS gibt, dies zu pauschalisieren halte ich jedoch für völlig falsch. LG Lucky_me

von lucky_me am 30.05.2022, 21:00



Antwort auf Beitrag von lucky_me

…… egal in welcher Branche, Teamfähigkeit ist immer Voraussetzung. Gerade als Praktikant sitzt man ja nun nicht 24/7 vor‘m Computer und programmiert. Das ist nahezu ausgeschlossen. Meine Tochter kommt frisch vom Praktikum. Kommunikation ist dort das A und O. Fängt ja beim Anruf zur konkreten Terminvereinbarung, wo muss ich hin, wann beginnt der Tag … an und hört beim Smalltalk auf. Die Praktikanten werden ja nicht auf den Stuhl gesetzt, so nach dem Motto „mach mal“. Das kann sich dein Kind erst nach dem IT-Studium erlauben. Aber dann ist er älter und kann besser einschätzen was er tun muss um seine Umgebung zufrieden zu stellen. Ich würde es in der Bewerbung erwähnen, aber nicht ohne Erklärung stehen lassen.

von Caot am 31.05.2022, 09:27



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Meine Tochter hatte vor 1,5 Jahren ihr Praktikum und wurde komplett schon voll mit eingebunden und musste sich da natürlich mit den Patienten unterhalten, zusammenarbeiten. Da wäre es schon gut, wenn man das mitteilt. Aber, dass sollte dann ja kein Problem sein. Viel Spaß. LG

von Maxikid am 31.05.2022, 09:34



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Mein Aspi gibt Nachhilfe Klasse 8-11;) und arbeitet nebenbei in einem Computerladen . Auch das Praktikum in der Grundschule war ok. Reden können die näml. schon. Die sitzen nicht still da und starren vor sich hin.

von memory am 31.05.2022, 09:49



Antwort auf Beitrag von lucky_me

Lucky - ich hätte mal ne Frage - wenn ich darf… Ich schreib Dir ne PN Liebe Grüße

von kirshinka am 02.06.2022, 08:17



Antwort auf Beitrag von lucky_me

mein Sohn mit atypischem autismus hats für das pillepalle-praktikum, also die zwei Wochen nicht erwähnt. sollte das aber eine stelle sein, wo kind eh später mal hin will, also der betrieb fürs "richtige arbeiten" relevant sein sollte, würde ich es nett beim ersten gespräch angeben LG

von kuddelmuddel am 05.06.2022, 13:28