Zu füttern - Brust verweigern

 Kristina Wrede Frage an Kristina Wrede Stillberaterin

Frage: Zu füttern - Brust verweigern

Mein Sohn hat viel abgenommen nach der Geburt. Als er 4 Wochen nach der Geburt sein Geburtsgewicht immer noch nicht hatte, verschrieb uns der KA wir müssen zu füttern. Bei einer Kontrolle eine Woche später hatte er zugenommen und der KA meinte wir sollen so (Flasche und Brust) weiter machen. Seit neuestes verweigert er die Brust komplett. Gibts eine Möglichkeit, wieder zur Brust zurück zu kommen? Danke und liebe grüße Birgit

von Birgit83 am 09.04.2013, 09:28



Antwort auf: Zu füttern - Brust verweigern

Liebe Birgit83, wie sieht/sah denn seine Gewichtsentwicklung ganz konkret aus, kannst du mir bitte die Zahlen und Daten schreiben? Ich vermute, dein Kleiner ist "saugverwirrt", etwas was leider nicht selten bei so kleinen Babys vorkommt, wenn sie eine Flasche bekommen. Nun muss er erst wieder lernen, wie er an der Brust trinken muss, und dass es dort eben anders ist, denn die Techniken an Brust und Flasche unterscheiden sich ganz grundlegend (es ist an der Flasche nicht leichter, sondern anders). Eine Saugverwirrung ist für alle Beteiligten belastend und zerrt an den Nerven. Sie kann aber mit viel Geduld und der richtigen Anleitung überwunden werden. Ein Baby, das mit der Flasche gefüttert wurde, hat einen sofort einsetzenden, gleichmäßigen Milchfluss kennengelernt. An der Brust reagiert es dann frustriert, weil nicht der von ihm erwartete, sofortige und stetige Milchfluss einsetzt. Es ist daher wichtig, dass Du deine Milch bereits vor dem Anlegen zum Fließen bringst. Versuche, den Milchspendereflex durch Ausstreichen, Brustmassage und Wärmeanwendung oder eventuell mit einer Pumpe auszulösen ehe Du deinen Kleinen anlegst. Warte nicht, bis er zu hungrig ist. Ein aufgeregtes, hungriges Baby ist nicht unbedingt bereit, etwas Neues (also das korrekte Trinken an der Brust) zu lernen. Versuche, ihm GAR KEINE Flasche mehr zu geben, sondern ihn statt dessen so häufig es überhaupt geht anzulegen. Ob er das annimmt hängt auch von seinem Alter ab. Je kleiner, desto leichter geht es. Und es hilft, wenn du dich dazu für die nächsten 2-3 Tage mit ihm ins Elternbett kuschelst, viel Hautkontakt ermöglichst und es so entspannt wie nur irgend möglich hältst. Um das Interesse des Babys an der Brust wach zu halten, wenn er denn dann doch andockt, kannst Du es mit Wechselstillen versuchen. Dabei legst Du Dein Baby an und stillst es, solange es wirkungsvoll saugt, d.h. es schluckt nach jeder oder jeder zweiten Saugbewegung. Sobald es seltener schluckt, nimmst Du es sanft von der Brust (vergiss nicht den Saugschluss zu lösen) und lässt es aufstoßen, streichelst seine Fußsohlen oder massierst es sanft entlang der Wirbelsäule, um seine Aufmerksamkeit zu wecken. Dann wird es an der anderen Brust angelegt und wieder gestillt, so lange es wirkungsvoll saugt. Schluckt es wieder seltener, wird es zurück an die erste Brust gelegt, nachdem Du es wieder etwas ermuntert hast. Dieses "Wecken und Wechseln" wird zwanzig bis dreißig Minuten lang ausgeführt, tagsüber alle zwei Stunden und nachts mindestens alle vier Stunden. Du kannst versuchen dein Baby anzulegen, wenn es schon sehr schläfrig oder fast eingeschlafen ist. Viele Babys, die sich weigern, an der Brust zu trinken, wenn sie hellwach sind, tun es im Halbschlaf dann doch. Du kannst ihm die Brust auch immer wieder anbieten, wenn es wach ist, dränge aber nicht. Manche Babys sind eher bereit zu trinken, wenn ihre Mutter umhergeht statt stillzusitzen. Weitere Maßnahmen, die sich bei einem Stillstreik bewährt haben, sind: im Umhergehen stillen, in der Badewanne oder im Schaukelstuhl stillen, im Halbdunkeln stillen, im Halbschlaf stillen, das Baby mit der Brust spielen lassen, unterschiedliche Stillhaltungen ausprobieren, alle künstlichen Sauger vermeiden, das Baby massieren, viel Körperkontakt (Haut auf Haut), und ganz wichtig: keinen Stillstress erzeugen, weder bei der Mutter noch beim Kind, Ruhe und Gelassenheit, auch wenn es schwer fällt. Um deine Milchproduktion aufrecht zu erhalten und zu verhindern, dass die Brust übervoll wird, sollte die Milch ausgestrichen oder abgepumpt werden. Die so gewonnene Milch kann dem Kind mit einer alternativen Fütterungsmethode angeboten werden, z.B. mit einem Becher. Sollte er partout nicht trinken wollen, und es mit einer alternativen Füttermethode nicht klappen, achte darauf, ihm das Trinken aus der Flasche zu erschweren: Wähle dazu einen Schnuller mit dem kleinstmöglichen Loch, halte die Flasche möglichst waagerecht, gerade so schräg, dass Milch den Sauger füllt. Der Sauger sollte so tief im Mund sein, dass die Lippen des Kindes die Basis des Saugers, ganz ähnlich wie die Brust, umschließen. Wenn das Baby beim Füttern möglichst im 45 Grad Winkel gehalten wird, dann kann die Schwerkraft nicht dazu beitragen, dass die Milch schnell aus der Flasche fließt. Auch eine Flaschenmahlzeit sollte gut 20 Minuten dauern Auf jeden Fall solltest du dir Unterstützung vor Ort suchen! Adressen von Stillberaterinnen findest Du im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). Jemand, mit dem du telefonieren kannst, könnte dich vielleicht viel näher begleiten und unterstützen, als wir das hier übers Internet können! Lieben Gruß, Kristina

von Kristina Wrede am 09.04.2013



Ähnliche Fragen ähnliche Fragen

Stillen und mit der Flasche Füttern

Hallo Frau Welter, Mein kleiner Sohn 6 Tage alt Trinkt gut von der Mutter Milch, im Krankenhaus wurde er mit der Flasche gefüttert dar meine Frau keine Milch hatte und bei den 3 Tag ist die Milch gekommen, er schläft nicht ohne Flaschen nahrung mit Milchpulver, meine Frage ist es schlimm beide Nahrungsmitteln zur geben sollen wir beide Fläche und...


Abends zu füttern?

Hallo Biggi Meine Tochter wird bald 6 Monate. Ich stille voll und für Brei ist sie noch nicht bereit, dass haben wir schon ausprobiert. Nun zu meiner Frage, sie schläft nachts schon immer sehr sehr schlecht. Sie kommt alle Stunde bis alle zwei Stunden und möchte gestillt werden. Tagsüber schafft sie aber länger. Wird sie nachts nicht satt? ...


nächtliches Füttern

Hallo, mein Sohn (9 Monate alt) isst irgendwie in der Nacht sehr viel und ich würdes es ihm gern abgewöhnen. Er geht immer um 19:30 Uhr ins Bett und hier trinkt er 180ml und wacht dann meist gegen 12:00-1:00 auf dann kriegt er nochmal 120ml und dann schläft er wieder bis ca. 3:00-5:00. Wenn ich ihm hier nicht noch ein Fläschchen gebe ist er um 5...


Brust verweigern + Corona Infektion

Hallo liebe Biggi, ich war mir nicht sicher ob ich mit meiner Frage bei dir richtig bin oder eher beim Kinderarzt... Mein Mann und ich haben uns mit Corona angesteckt und es hat uns auch ziemlich doll erwischt, mit Fieber und Pipapo. Unser kleiner ist jetzt fast 16 Wochen alt und heute merkte man dass es ihm nicht gut geht. Er ist schläfri...


Milchbildung, pumpen, stillen, zu füttern

Guten Tag, Ich habe vor 5 Tagen mein 2.kind bekommen. Da es bei meinem ersten mit dem Stillen leider nicht geklappt hat, mach ich mir dieses Mal Gedanken was ich besser machen kann. Ich habe bereits früh angelegt und meine Tochter hat von Anfang an sehr gut gesaugt und auch sehr ausdauernd trotzdem hat sie bereits nach 24h 7 und nach 48h 10% ab...


Nachts vorübergehend Pre füttern?

Guten Tag, jetzt muss ich mich nochmal an sie wenden. Mein Sohn lag seit vorgestern unter der Lampe da sein Billiwert im Blut auf 24,8 gestiegen ist. Nun ist der Wert wieder bei 11,7 und es wurde mir gesagt dass Pre Nahrung es schneller aus dem Körper fördert. Mein Sohn schläft nachts (auch teilweise zu meinem Vorteil) wirklich sehr gut und komm...


Muttermilch mit Flasche füttern

Hallo, ich heirate im Oktober und habe mein Kleid noch in der Schwangerschaft mit dem Gedanken, auf keinen Fall stillen zu wollen, gekauft. Es ist also absolut nicht stillfreundlich. Ich stille meine Tochter allerdings voll und mittlerweile auch gerne. Für den besonderen Tag wäre es mir dennoch lieb, wenn wir abgepumpte Milch aus der Flasche fü...


Plötzliches Verweigern der Flasche

Liebe Fr. Welter, Ich konnte leider seit der Geburt nicht voll stillen, hatte trotz aller Versuche und maximaler "Hebammenpower", Bockshornklee, Pumpen, Stilltee, zu wenig Milch. Habe mich mühseligst von fast ausschliesslich Fläschchen auf fast ausschliesslich Stillen und nur 2 Fläschchen am Tag "heruntergekämpft", leider auf Kosten eines Schnu...


Stillen /zu füttern/Beikost

Hallo Frau Welter, meine Tochter ist 5 1/2 Monate alt,von Anfang an Stille ich es und gebe zusätzlich 4xTag Hipp Pre Nahrung Combiotik Trinkfertig da ich nicht genug Muttermilch habe.Diese Woche haben wir Mittags mit Einführung Beikost gestartet,sie nimmt es gut an. Meine Frage wäre: Wie lange darf ich die Hipp Pre Nahrung weitergeben ggf...


Brust verweigern?

Liebe Biggi,  ich weiß nicht mehr weiter. Mein Kind ist 15 Monate alt und wir haben eine schöne Stillzeit hinter uns. Für mich ist es langsam einfach nicht mehr schön und ich möchte wenn ich an das stillen zurückblicke, lächeln können und es nicht hassen. Mein Kind trinkt nicht mehr ruhig, wackelt viel umher und holt sich immer noch oft nachts,...