Guten Abend,
meine Tochter ist jetzt 9 1/2 Wochen alt. Nach anfänglichen Schwierigkeiten hat es mit dem Stillen bis jetzt wirklich gut geklappt.
Aber heute war ein wirklich seltsamer Tag. Meine Kleine war beim Trinken an der Brust super unruhig. Sie hatte die Brustwarze vernünftig im Mund, hat aber immer wieder los gelassen und den Kopf ganz unruhig hin und her bewegt und gewimmert. Auch hat sie mit der Brustwarze im Mund gewimmert. Wenn ich sie dann von der Brust genommen habe hat sie geweint. Vor lauter Verzweiflung habe ihr dann ein Fläschchen gemacht was wir sonst nicht machen. Da hat sie dann noch mal 100 ml getrunken und ist dann eingeschlafen. Kann es sein, das nicht mehr genug Milch vorhanden ist? Ich möchte super gerne weiter stillen und weiss jetzt nicht was ich machen soll.
Lieben Dank für die Hilfe.
Grüsse
Nicole
Mitglied inaktiv - 03.10.2011, 21:01
Antwort auf:
Unruhiges Baby beim stillen habe ich nicht mehr genug Milch?
Liebe Nicole,
falls Ihr Kind einen Schnuller oder auch (gelegentlich) Flasche bekommt, sollten Sie diese künstlichen Sauger für eine Weile weglassen und schauen, ob sich das Verhalten bessert. Wenn die Saugverwirrung noch nicht zu stark ausgeprägt ist, kann das schon ausreichen, dass das Baby wieder lernt die Brust gut anzunehmen.
Ich zitiere dazu aus dem "Handbuch für die Stillberatung" von La Leche Liga:
„Viele Stillexperten haben beobachtet, dass ein
Neugeborenes auf den Wechsel zwischen Brust und Flasche während der
ersten Lebenswochen mit Verwirrung reagieren kann (Neifert, 1995). Diese
Verwirrung kann dadurch verursacht werden, dass das Baby seine Zunge, seinen Kiefer und seinen Mund beim Stillen anders bewegt als beim Saugen an einer Flasche, einem Beruhigungssauger (Schnuller) und den meisten Formen der Stillhütchen (Newman, 1990). In einer Studie zeigte sich, dass 30 % der Mütter, deren Babys im Krankenhaus Flaschen erhalten hatten, von ernsthaften Stillproblemen berichteten, gegenüber 14 % der Mütter, deren Babys keine Flasche erhalten hatten (Cronenwett, 1992).
Kittie Frantz, eine frühere LLL Stillberaterin, Kinderkrankenschwester
und Ausbilderin für Stillberatungskurse an der Universität von Kalifornien,
Los Angeles, schätzt, dass künstliche Sauger während der ersten drei bis vier Wochen bei 95 % der Babys zu einer Saugverwirrung führen. Manche Babys reagieren nach einer Woche, während der sie mit der Flasche gefüttert wurden, mit einer Saugverwirrung, andere bereits nach ein oder zwei Flaschen – oder anderen künstlichen Saugern. Ein Baby, das in den ersten drei oder vier Wochen gut an der Brust trinken gelernt hat, ist weniger anfällig für eine Saugverwirrung.
...
Dr. Ruth Lawrence warnt vor dem Gebrauch eines Beruhigungssaugers
während der ersten Lebenswochen, weil die Möglichkeit besteht, dass das
Baby auf den Sauger »geprägt« werden kann. Diese »Prägung« kann dazu
führen, dass das Baby eine Vorliebe für feste und unnatürlich geformte Sauger entwickelt. Der Begriff »Prägung« wird auch benutzt, um die Bindung zu beschreiben, die manche Tiere zu dem ersten Objekt oder Lebewesen aufbauen, das sie zu Gesicht bekommen. »Das Saugen am Daumen oder Beruhigungssauger stellt eine Ersatzhandlung dar für etwas, was normalerweise zu einer Prägung auf die mütterliche Brustwarze führt. ...
Auch wenn der Begriff ›Saugverwirrung‹ noch keinen Eingang in die medizinische Literatur gefunden hat, gibt es eindeutige psychosomatische Beweise dafür, dass die Prägung eines Menschen durch die Einführung eines Fremdobjektes während der Prägephase verändert werden kann« .“
Dabei ist jetzt die erste Maßnahme, dass sämtliche künstlichen Sauger weggelassen werden. In leichteren Fällen kann dies schon ausreichen.
Am besten besprechen Sie mit einer Stillberaterin in Ihrer Nähe, wie Sie vorgehen können.
Adressen von Stillberaterinnen finden Sie im Internet unter:
http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC).
LLLiebe Grüße
Biggi Welter
von
Biggi Welter
am 03.10.2011