Hallo,
mein kleiner Sohn ist 6 Wochen alt und seit seiner Geburt möchte er am liebsten 24h an der Brust verbringen. Damit kann ich mittlerweile umgehen, habe aber trotzdem 2 Fragen:
(er nimmt keinen Schnuller und ist vollgestillt)
1. Für sein momentanes Alter ist sein ständiges Bedürfnis nach der Brust normal, das weiß ich. Aber ich frage mich, wie sich das irgendwann ändert? Wird er selbst sich irgendwann auch anders beruhigen oder beruhigen lassen? Oder muss ich irgendwann darauf achten, dass es auch mal ohne Brust klappt? Da er ein starker Sauger ist, ist meine Brust besonders abends oft sehr beansprucht und dann ziemlich empfindlich. Ich habe keine Schmerzen beim Stillen, aber das ständige starke Saugen fordert eben doch seinen Tribut.
2. Er spuckt häufig und viel nach den Mahlzeiten. Verschiedene Lagerungen haben wir probiert (liegen lassen, hoch nehmen, möglichst ruhig, etwas Bewegung, Rücken klopfen, halb aufrecht...). All das hat keinen Einfluss. Aufstoßen tut er eigentlich nur mit MIlch, selten nur Luft. Er nimmt in großen Sprüngen zu, bekommt also offensichtlich ausreichend Milch.
Durch die Kombination von ständigem Saugen wollen und vielem Spucken bin ich unsicher, wann er eigentlich genug hat. Ist das Spucken von unverdauter oder halbverdauter Milch ein Zeichen, dass der Magen eigentlich voll ist? Oder sollte ich ihn dann nochmals anlegen? Oft trinkt er nach dem Schlucken nochmal weiter - spuckt dann aber wieder. Gibt es ein Zeichen wie ich erkennen kann, ob er noch hungrig ist oder nur saugen möchte? (Der Reflex mit über die Wange streichen funktioniert irgendwie nicht zuverlässig...)
Danke im Voraus
von
Ysawa
am 28.05.2018, 08:40
Antwort auf:
Umgang mit immer hungrigem Säugling und spucken
Liebe Ysawa,
es WIRD besser werden, das kann ich Dir versprechen - leider aber nicht, wann der Zeitpunkt da sein wird….
Dein Kind scheint ein sehr hohes Saugbedürfnis zu haben und es kann schon sein, dass es manchmal mehr trinkt, als es gerade verträgt ;-).
das Spucken ist in der Regel ein ganz normales Symptom dafür, dass der Magenpförtner-Muskel noch nicht richtig schließt, was bei kleinen Kindern völlig normal ist.
Milde Formen von Reflux sind in den ersten fünf Monaten sehr häufig und werden fast als normal betrachtet. Ein klinisch bedeutsamer, behandlungsbedürftiger Reflux kommt bei einem von 500 Babys vor (NMAA Talkabout Nov. 1996, Lesley Taylor). Die bei Babys mit Verdacht auf Reflux immer wieder vorgeschlagene Umstellung von Muttermilch auf künstliche Säuglingsnahrung kann die Situation eher verschlimmern als verbessern. Studien ergaben, dass gestillte Babys weniger zu Reflux neigen als Babys, die künstliche Säuglingsnahrung erhalten (Heacock 1992). Es wird angenommen, dass ein Grund für Reflux eine verzögerte Entleerung des Magens ist und da Muttermilch den Magen doppelt so schnell verlässt wie künstliche Säuglingsnahrung ist das Stillen gerade günstig, da der Magen schneller geleert wird.
Wenn ein Baby häufig und schwallartig erbricht liegt der Verdacht auf eine Magenpförtnerverengung oder auch einen Magenpförtnerkrampf nahe und es sollte in jedem Fall diesbezüglich untersucht werden.
Fast alle Babys spucken, manche mehr, andere weniger. Solange dein Baby weiterhin ausreichend nasse Windeln hat, einen gesunden und lebhaften Eindruck macht und gedeiht, ist das Spucken zwar lästig, wahrscheinlich aber kein Anlass zur Sorge. Bei den meisten Babys ist dieses Spucken in erster Linie ein Wäscheproblem ("bitte ein T Shirt im Spuckdesign, dann fallen die echten Flecken weniger auf"). Nach einiger Zeit verliert sich das Spucken bei den meisten Babys und die Waschmaschine kann wieder weniger in Anspruch genommen werden.
Erst wenn ein Baby einen kranken Eindruck macht (schlapp, teilnahmslos, anhaltendes Weinen, Anzeichen von Austrocknung) oder immer häufiger in hohem Bogen schwallweise erbricht, sollte vorsichtshalber ein Arzt aufgesucht werden, um eine gesundheitliche Störung ausschließen zu lassen.
Haben Babys Spuckprobleme, wird empfohlen, sie während und nach den Mahlzeiten aufrecht zu halten, sie häufig aufstoßen zu lassen und sie häufig, aber für kürzere Zeit anzulegen. Manchmal liegt das Spucken wirklich daran, dass die Babys zu hastig trinken. Es gibt aber auch Babys, bei denen sich das Spucken durch nichts beeinflussen lässt und man einfach abwarten muss, bis sie aus dem Spuckalter herausgewachsen sind.
Manchmal ist es auch hilfreich, das Baby mit erhöhtem
Oberkörper zu lagern.
Beobachte die Stillmahlzeit einmal ganz genau. Hat dein Kleiner nach dem
Einsetzen des Milchspendereflexes Probleme mit dem Schlucken nachzukommen
bzw. verschluckt er sich sehr leicht? Schießt die Milch regelrecht aus deiner Brust
heraus? Fließt Milch aus dem Mundwinkel deines Babys? All dies sind Anzeichen für
einen sehr starken Milchspendereflex. Es kommt vor, dass der Milchspendereflex so
stark ist, dass das Kind nicht damit zurecht kommt.
Bei einem sehr starken Milchspendereflex hat es sich bewährt, das Baby von der Brust zu
nehmen sobald die Milch zu fließen beginnt (lege dir eine Windel zum Auffangen der
Milch hin) und erst nach ein bis zwei Minuten weiter zu stillen, wenn der Milchfluss etwas
nachlässt. Eine weitere Möglichkeit ist das „Berg auf Stillen“. Dazu wird das Baby so gehalten,
dass sein Kopf, Nacken und Hals höher liegen als die Brustwarze. Beim Stillen mit dem
Rückengriff lehnt die Mutter sich dabei nach hinten, beim Wiegengriff wird das Baby von unten
mit zwei Kissen im Schoß der Mutter abgestützt und die Mutter lehnt sich, möglichst in einem
bequemen Sessel sitzend, zurück.
Weitere Möglichkeiten einem starken Milchspendereflex zu begegnen sind:
die Häufigkeit der Stillmahlzeiten erhöhen. Dadurch verringert sich die Menge der
gestauten Milch
Wenn Du die Abstände zwischen den Stillmahlzeiten
vergrößerst verschlimmert sich das
Problem noch weiter.
nur eine Brust pro Mahlzeit anbieten. Dieser Vorschlag passt nicht zu dem, was
üblicherweise gesagt wird. Aber das Ziel ist es die Brust weniger zu stimulieren. Wenn dein
Baby quengelt und oft trinken möchte, kann es nötig sein, dass Du ihm mehrere Male
dieselbe Brust über einen Zeitraum von zwei bis drei Stunden anbietest, bevor Du die Seite
wechselst. Wenn sich die zweite Brust zwischendrin zu voll anfühlt oder spannt, solltest Du
gerade so viel Milch ausstreichen, dass Du dich wohl fühlst, um die Milchproduktion nicht zu
sehr anzuregen.
das Baby stillen, wenn es gerade wach geworden ist. Es wird dann eventuell nicht so stark
saugen, wie wenn es richtig wach und hungrig ist. Wenn das Baby weniger intensiv saugt,
ist häufig auch der Milchspendereflex weniger stark.
verschiedene Stillpositionen ausprobieren (auch das oben beschriebene Berg auf Stillen)
das Baby oft aufstoßen lassen.
den Gebrauch von künstlichen Saugern und Schnuller vermeiden. Mit dem Schnuller lässt
sich ein Baby vielleicht hinhalten, aber es bleibt hungrig. Die Milch wird dann um so mehr mit
Macht herausschießen, vor allem je mehr das ausgehungerte Baby kräftig saugen wird.
Ich hoffe, meine Tipps helfen dir weiter, wenn nicht, melde dich wieder und sprich dann auch einmal mit dem Arzt.
LLLiebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 28.05.2018