Stillen mit eifersüchtigem Kleinkind?

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Stillen mit eifersüchtigem Kleinkind?

Hallo, ich habe eine große Sorge - bald wird unser Zweites zur Welt kommen, da ist unser Erstgeborener etwas über zwei Jahre alt - er ist sehr anhänglich, schmust viel mit mir und lässt kaum ein anderes Kind an mich heran, ohne an meinen Beinen zu ziehen, zu quengeln und zu fordern, dass ich mich sofort wieder ihm widme. Nun meine Sorge - wird das mit unserem neugeborenen Baby gut gehen, dass ich überhaupt, bzw. in Ruhe stillen kann? Haben leider keine Hilfe im Haus oder in nächster Nähe, die sich in der Anfangszeit um den Großen oder sonstwas kümmern könnte, keine Eltern, Schwiegereltern, Freundinnen arbeiten alle ganztags oder sind weit weg. Im Krankenhaus wird es gehen, aber dann zu Hause???? Meinen Babybauch streichelt und küßt der Große schon manchmal liebevoll, wenn es ihm wieder einfällt, dass da ein Baby drin ist, "füttert" das Baby auch mal mit dem Löffel... aber wie soll das gehen? Bin sehr besorgt...

von Renalice am 11.05.2011, 11:20



Antwort auf: Stillen mit eifersüchtigem Kleinkind?

Liebe Jojo1985, es gibt Frauen, die noch jahrelang nur mehr einmal in 24 Stunden stillen und die Brust stellt sich problemlos auf nur mehr eine Stillzeit pro Tag ein. Es gibt aber auch Frauen, bei denen eine so seltene Stimulation der Brust nicht genügt, um die Milchbildung aufrecht zu erhalten. Wie dies bei dir sein wird, kann ich dir nicht sagen, Du musst es ausprobieren. LLLiebe Grüße, Biggi

von Biggi Welter am 11.05.2011



Antwort auf: Stillen mit eifersüchtigem Kleinkind?

Liebe Renalice, unsere Kinder verstehen viel mehr und können viel mehr, als wir ihnen oftmals zutrauen. Wenn Du ins Krankenhaus musst, dann merkt auch ein 2-jähriges Kind, dass eine Ausnahmesituation herrscht. Damit will ich nicht sagen, dass es für das Kind leicht sein wird, aber es ist nicht sooo schlimm, wie wir Mütter es uns ausmalen. Für ein Kind in diesem Alter macht es auch nicht wirklich einen Unterschied, ob es noch gestillt wird oder nicht, wenn ein solcher Fall eintritt, denn der Punkt, dass die Mutter dann "weg" sein wird, bleibt gleich. Ich hatte damals auch richtig Angst und mir hat es sehr geholfen, dass mein Mann mir versprochen hat, den Kleinen nicht weinen zu lassen. Erwäre auch mitten in der Nacht in die Klinik gefahren zum Trösten, aber es lief wirklich prima, ich war die Einzige, die kein Auge zugemacht hat : ). Eine Mutter meiner Stillgruppe hatte auch total Angst, dass Ihr Kind nicht zurecht kommt, der Vater ließ das Kind einfach spielen, bis es am Boden eingeschlafen ist und hat es dann ins Bett gelegt, ein anderer Vater fuhr im Auto herum. Du wirst sehen, es gibt Lösungen und Du hast sicher nichts falsch gemacht, indem Du immer für dein Kind da warst! Zwei Kinder in so kurzem Abstand können anstrengend sein, doch es kann auch ohne größere Probleme gehen. Das Stillen ist dabei nur eine geringere Sorge. Fang vielleicht vier bis sechs Wochen vor der zu erwartenden Geburt an, deinen Großen darauf vorzubereiten, dass bald ein Geschwisterchen kommt. Mir persönlich gefällt das Buch "Ich will auch Geschwister haben" von Astrid Lindgren für diesen Zweck sehr gut. Ein ganz neues Buch, das sich vor allem auch mit dem Thema Stillen beschäftigt und mit liebevoll gezeichneten Bilder aus der Sicht des größeren Bruders vom Auf die Welt kommen, dem Stillen und Tragen erzählt ist "Busi sagte Henriette" von Edith Seitz. "Busi sagt Henriette bekommst Du im Buchhandel (Edition buntehunde, ISBN 3 934941 03 6) oder auch über den Stillshop hier auf der Seite. Weitere Tipps für die Zeit nach der Geburt: o dem älteren Kind eine Babypuppe schenken, (oder sie ihr von dem Baby schenken lassen), die es ebenfalls versorgen und stillen kann. Außerdem kann das ältere Kind in die Versorgung des Babys miteinbezogen werden (es kann die Windeln reichen, den Po eincremen ...). Entscheidend ist, dass sie sich wichtig fühlt und weniger zurückgesetzt durch das Baby. o dem älteren Kind erlauben wieder klein zu sein, eben auch ein Baby, und es, wenn das Baby schläft, ein bisschen herumtragen, mit ihm ausgiebig kuscheln usw. Der oft geäußerte Spruch "Du bist jetzt schon so groß" führt bei manchen Kindern gerade zum Gegenteil dessen, was man erreichen wollte, denn "groß sein" bedeutet nach Auffassung des Kindes, dass es jetzt nicht mehr so wichtig ist. (Ich weiß, dass dies objektiv nicht so ist, aber das Kind kann es so empfinden). o ein Tragetuch verwenden. Mit dem Baby im Tuch, ist mindestens eine Hand frei für das ältere Kind (bei einem korrekt gebundenen Tuch). So kann die Mutter sich mit dem älteren Kind beschäftigen und gleichzeitig auf das Bedürfnis des Babys nach Nähe und Körperkontakt eingehen. Das Baby ist mit dabei, schläft wahrscheinlich sogar recht gut und es wird Freiraum für das Große gewonnen. Viele Mütter machen die Stillzeit mit dem Baby zu einer gemütlichen Kuschel und Lesestunde für das größere Kind. Mit etwas Übung kann das Baby beim Stillen mit einem Arm gehalten werden und in den anderen Arm kann sich das größere Kind mit einem Bilderbuch o.Ä. kuscheln. Das ältere Kind kann das Buch so halten, dass die Mutter darin lesen kann oder mit ihm die Bilder anschauen und außerdem bekommt es die wichtige Aufgabe, die Seiten umzublättern. Eine andere Möglichkeit die Stillzeiten für das große Kind zu etwas besonderem zu machen ist eine "Stillkiste" (der Begriff stammt von einer meiner Gruppenmütter). In dieser Kiste sind besondere Dinge (z.B. ganz spezielle Stifte und glänzende Papierbögen, bunte Perlen, die zu Ketten aufgereiht werden können, ein Spielzeugauto je nachdem, was für das Kind besonders attraktiv sein kann), die nur zu den Stillzeiten benutzt werden dürfen. Wenn Du mit beiden Kindern unterwegs bist, sind die Kombination Buggy (großes Kind und/oder Einkäufe) und Tragetuch (Baby) optimal. Ich wünsche eine schöne Schwangerschaft und eine gute Geburt und nur Mut, auch der (Still)Alltag mit zwei kleinen Kindern ist meisterbar. LLLiebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 11.05.2011