Frage: Schwermetalle in der Muttermilch

Guten Tag, ich stille meine Tochter seit zwei Monaten voll. Nun bin ich etwas besorgt, da ich viele Amalgamfüllungen habe und das Quecksilber in die Muttermilch übergehen könnte. Zum anderen besorgt mich, dass ich über einen Zeitraum von ca. drei Wochen täglich Weizengras und Gerstengras getrunken habe. Ich hab gelesen, dass es super gesund und für stillende geeignet ist. Jetzt hab ich aber gelesen, dass genau diese Gräser Schwermetalle ausleiten! Ich mach mir solche Sorgen und solche Vorwürfe! Was soll ich tun? Vergifte ich mein Kind? Die Gräser trinke ich natürlich nicht mehr!

von Vero-nika am 14.02.2018, 10:29



Antwort auf: Schwermetalle in der Muttermilch

Liebe Vero-nika, Amalgam gehört zu den Themen, die leider immer wieder sehr heiß diskutiert werden, und damit zu starken Verunsicherungen führen. Dazu zitiere ich aus "Arzneiverordnung in Schwangerschaft und Stillzeit" von Schaefer, Spielmann, Vetter, 7. Auflage 2006: "Empfehlung für die Praxis. Die durch Amalgam hervorgerufene Belastung führt nach heutiger Erkenntnis nicht zu "Ausreißern" im Spektrum der Schwermetallprofile, die Konsequenzen wie das Abstillen erfordern. Auch eine Entgiftungsbehandlung ist nicht indiziert. Sie ist sogar kontraindiziert, da eine Mobilisierung des Schwermetalls zu einer stärkeren Belastung der Muttermilch führen könnte. Da andererseits Schwermetalle nicht unnötigerweise zugeführt werden sollen, sind Korrekturen von Amalgamplomben nur bei Beschwerden durchzuführen und generelle Sanierungen auf die Zeit nach dem Stillen zu verschieben. Wo immer möglich sollte auf Amalgam verzichtet werden. Die Amalgamproblematik darf in keinem Fall zu einer "toxikologischen Krise" hochgespielt werden, die dann die Mutter Kind Beziehung in nicht gerechtfertigtem Umfang belastet.“ wir müssen damit leben, dass wir in einer Welt leben, in der es auch Schadstoffe gibt und ja, auch Muttermilch enthält sie, genau wie Kuhmilch, Schafmilch, Ziegenmilch, Sojamilch, und ebenso, wie Obst und Gemüse (auch BIO-Ware) Pestizide enthalten. Doch bisher gibt es keine wirklich nachgewiesenen Schädigungen des Kindes durch Schadstoffe in der Muttermilch und demgegenüber stehen die Risiken des Nicht-Stillens. Es ist natürlich in unserem Interesse und im Interesse unserer Kinder, dass wir versuchen Schadstoffen aus dem Weg zu gehen und auch selbst die Belastung unserer Erde so gering wie möglich zu halten. Stillen gehört zu den Dingen die wir tun können, um Schadstoffbelastungen zu vermeiden, denn es müssen weder Energie noch Wasser Rohstoffe besonders verbraucht werden, um ein Kind zu stillen, während die Herstellung von künstlicher Säuglinsnahrung ein industrieller Prozess ist, der die Umwelt belastet. LLL International hat im August eine Presseerklärung zu diesem Thema herausgegeben, die ich dir hier anhänge und deren Fazit wiederum bestätigt: Breast is best. Unicef und WHO empfehlen auch weiterhin das Stillen (natürlich nicht ausschließlich) bis zum 2. Geburtstag und darüber hinaus - auch dies ist eine klare Botschaft! Wenn du ziemlich viel abnimmst, obwohl du dich gut und ausgewogen ernährst, dann lass doch sicherheitshalber auch mal deine Schilddrüse auf eine Entzündung/Unterfunktion untersuchen zu lassen. Eine möglicherweise erforderliche Behandlung ist durchaus mit dem Stillen vereinbar. Am besten sprichst Du einmal mit dem Kinderarzt wegen dem Durchfall, kommt der denn nur, wenn Du nach der Beikost stillst oder immer nach dem Fleisch? Lieben Gruß, Biggi Stillen bleibt trotz Umweltbelastung erste Wahl Presseerklärung der La Leche League International im August 2003 Übersetzt und gekürzt von Denise Both Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen immer wieder, dass selbst in einer Welt, die mit so vielen Chemikalien und Umweltschadstoffen belastet ist, die Vorteile des Stillens weiterhin gegenüber den Risiken durch eventuell vom Kind über die Muttermilch ausgenommenen Schadstoffe überwiegen. Dem Stillen und der Muttermilch, mit ihrem hohen Anteil an Antioxidanzien, können sogar eine wichtige Rolle zukommen, um die schädlichen Auswirkungen der Umweltbelastungen auszugleichen und vermindern. Inzwischen haben sich die wissenschaftlichen Bemühungen dahingehend verlagert, die Umweltbelastung zu verringern und die Bedeutung der Muttermilch als einzige Möglichkeit zur optimalen Säuglingsernährung wird zunehmend anerkannt. Künstliche Säuglingsnahrung kann sowohl als Produkt unserer Umwelt als auch während des Herstellungsprozesses belastet werden. Muttermilch führt im Gegensatz zur künstlichen Säuglingsnahrung zudem nicht zu einer weiteren ökologischen Belastung unserer Erde. Auch wenn Muttermilch höhere Gehalte an bestimmten organischen Schadstoffverbindungen aufweist, so ist künstliche Säuglingsnahrung keineswegs schadstofffrei. Unter anderem konnten in künstlicher Säuglingsnahrung höhere Werte für Schwermetalle, Phytoöstrogenen und Bakterien festgestellt werden. Viele fundierte Studien zeigen die gesundheitlichen Risiken von künstlicher Säuglingsnahrung auf, einschließlich lebensbedrohlicher Fehler beim Herstellungsprozess. Es wird niemals eine Rückrufaktion für Muttermilch wegen eines Produktionsfehlers geben. Es ist nicht möglich, den Kontakt mit allen Schadstoffen zu verhindern, doch die folgenden Tipps können dazu beitragen, die Belastung zu verringern: 1. Verzichten Sie auf Zigaretten und Alkohol. 2. Vermeiden Sie Wohnraumgifte wie Schädlingsbekämpfungsmittel und bleihaltige Farben. 3. Bevorzugen Sie eine abwechslungsreiche Ernährung mit möglichst geringem Anteil an tierischen Fetten. 4. Essen Sie viel Getreide, Obst und Gemüse und waschen und schälen Sie Obst und Gemüse sorgfältig (Reduzierung der Pestizidrückstände auf der Schale). Wenn möglich Nahrungsmittel aus biologischem Anbau vorziehen. 5. Vermeiden Sie Fisch aus besonders belasteten Gewässern. 6. Meiden Sie den Kontakt mit Lösungsmitteln in Farben, Klebstoffen, Abbeizmitteln, (Nagel)Lacken und Treibstoffen. 7. Vermeiden Sie Kleidungsstücke, die chemisch gereinigt werden müssen. 8. Meiden Sie die Nähe von Müllverbrennungsanlagen und Nahrungsmittel, die in der Nähe dieser Anlagen angebaut wurden. 9. Achten Sie auf die Einhaltung der Arbeitsschutzvorschriften und entsprechender Schutzkleidung am Arbeitsplatz. 10. Sensibilisieren Sie alle Familienmitglieder für einen sorgfältigen Umgang mit Schadstoffen und Chemikalien.

von Biggi Welter am 14.02.2018