Frage: Muttermilch

Mein Sohn, drei Monate alt, hat sehr trockene Haut, mein Mann schwere Neurodermitis. Eine Bekannte gab mir den Tipp, die Stellen mit Muttermilch zu behandeln. Was halten Sie davon? Wie lange sollte ich ihn voll stillen? Habe gehoert, dass man heute sagt, dass man schon nach vier Monaten mit der ersten Kost anfangen soll, oder? Vielen Dank!

von Isa111 am 22.05.2013, 13:10



Antwort auf: Muttermilch

Liebe Isa111, Muttermilch wurde in vielen Kulturen zur Behandlung von Wunden eingesetzt. Wie sich aus erhaltenen Papyri (Ebers Papyrus) belegen lässt wurde bereits im alten Ägypten die keim und entzündungshemmende Wirkung der Muttermilch ausgenutzt. Insbesondere bei Augenentzündungen bei Neugeborenen fand und findet Muttermilch als Heilmittel Anwendung. Eine In Vitro Studie aus Nigeria (1) beweist nun, dass Muttermilch, vor allem aber Kolostrum eine eindeutige Wirkung gegenüber Erregern einer Augenentzündung bei Neugeborenen hat. Bei den aus infizierten Augen von Neugeborenen gezüchteten Keimen wurde die Wachstumshemmung durch Gentamicin (ein Aminoglykosid Antibiotikum), Kolostrum und reife Frauenmilch untersucht. Staphylokokken reagierten mit einer 100 %igen Sensitivität gegenüber Gentamicin und mit 50%iger Sensitivität gegenüber Kolostrum. Reife Muttermilch hatte keine Auswirkung auf die Vermehrung der Staphylokokken. Gegenüber koliformen Bakterien erwies sich Gentamicin bei 42 % der Stämme als wachstumshemmend, Kolostrum sogar bei 57 % und reife Muttermilch bei 28 %. Die Untersuchungen ergaben, dass Kolostrum in vitro insgesamt eine etwa halb so grosse wachstumshemmende Wirkung hat wie Gentamicin. Daraus ergibt sich, dass Muttermilch in der Tat eine antiinfektiöse und entzündungshemmende Wirkung hat. Die Infektabwehr wird durch ein breit gefächertes Spektrum erreicht, zu dem sekretorisches IgA (mit spezieller Ausrichtung auf das Erregerspektrum der Mutter), Lysozyme, Lactoferrin und Katalase ebenso gehören, wie lebende Zellen wie zum Beispiel Lymphozyten und Granolozyten. (1) IBHANESEBHOR, S.E. and OTOBO, E.S.: In vitro activity of human milk against the causative organisma of ophthalmia neonatorum in Benin City, Nigeria J. trop. pediatr. 42, 327 379 (1996") Als Antwort auf deine zweite Frage verweise ich dich auf die Webseite der Nationalen Stillkommission, die das Thema sehr gut zusammengefasst hat: http://www.bfr.bund.de/de/empfehlungen_zur_stilldauer___einfuehrung_von_beikost 54044.html In der Beratung orientieren wir uns an den Richtlinien der WHO und der Nationalen Stillkommission (in der auch LLL Deutschland vertreten ist). Die spricht von der Einführung von Beikost so etwa ab Anfang des 5. Lebensmonats. Immer aber ist es abhängig davon, ob das jeweilige Kind schon soweit ist. Ein Baby ist bereit für Beikost, wenn folgende Faktoren erfüllt sind: • es ist in der Lage aufrecht zu sitzen (evtl. leicht gestützt), • der Zungenstoßreflex, durch den das Baby feste Nahrung automatisch wieder aus dem Mund herausschiebt, hat sich abgeschwächt, • es zeigt Bereitschaft zum Kauen, • es kann selbstständig Nahrung aufnehmen und in den Mund stecken, • es zeigt ein gesteigertes Stillbedürfnis, das sich nicht mit einer Erkrankung, dem Zahnen oder einer Veränderung in seiner Umgebung oder in seinem Tagesablauf in Verbindung bringen läßt. Wenn diese Punkte erfüllt sind, DANN ist der Zeitpunkt für den Beginn der Beikost gekommen. LLLiebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 22.05.2013