Liebes Hebammen Team!
Erst einmal möchte ich mich für Ihre vielen Ratschläge bedanken, die sie anderen Müttern gegeben haben, die auch mir bereits das ein und andere mal weitergeholfen haben!
Nun habe ich jedoch ein eigenes Anliegen...
Mein kleiner Sohn ist nun 7 1/2 Monate alt (75 cm, ca. 10 kg, ein eher großes Kerlchen). Seitdem er 4 Monate alt ist versuche ich ihn langsam an die Beikost heran zu führen, hatte dies auch mit dem Kinderarzt vorgesprochen, da er bereits alle Reifeanzeichen für Beikost zeigte. Anfangs hat es dann jedoch gar nicht funktioniert, da sich der Schluckreflex noch nicht richtig ausgeprägt hatte, also habe ich erst einmal pausiert.
Beim zweiten Start funktionierte es sehr gut, wir kamen sogar soweit, dass mein Sohn mittags ca. 90g Gemüse-Fleisch-Brei gegessen hatte und abends 1/2 Portion Milchbrei (da war er dann 6 Monate alt).
Ab und zu hat er nachmittags ein paar Löffel getreidebrei mit Obst gegessen, aber lieber mochte er frische Melone oder Aprikose lutschen, Obstbrei lehnt er eher ab.
Zusätzlich habe ich ihn natürlich weiterhin gestillt nach den Mahlzeiten und zwischendurch, ca. alle 2 Stunden (auch mal jede Stunde oder alle drei Stunden, je nach seinem Appetit).
In der Zeit als seine oberen Schneidezähne durchgebrochen sind hat er maximal 2-3 Löffel Brei gegessen oder er hat sich komplett verweigert und wollte nur noch gestillt werden. Nun da die Zähne durch sind und wieder Ruhe eingekehrt ist, möchte er vom Brei nichts mehr wissen... ich biete ihm weiterhin seine Breimahlzeiten an, jedoch isst er so gut wie nichts. Das einzige was er zwischendurch ist sind gepuffte Mais- oder Hirsestangen, ein bisschen Vollkorntoast oder Banane, aber er probiert auch mal von unserem Mittagessen.
Durch seine Zähne wird nun auch das Stillen für mich schmerzhafter, Stillhütchen reißt er mir von der Brust ab oder schreit es nur an.
Auch dass er ständig gestillt werden möchte und irgendwie kaum mal für länger satt ist (was aber schön immer der Fall ist) hat mich zu der Entscheidung gebracht, dass ich langsam abstillen möchte. Ich habe mir das jetzt über einen Monat überlegt und habe nun angefangen ihm einmal am Tag ein bisschen Pre Milch anzubieten, damit er sich an den Geschmack gewöhnt und auch lernt aus einer Flasche zu trinken. Dies wollte ich dann langsam steigern, damit meine Milch dementsprechend zurück geht.
Ich mache mir jetzt nur Sorgen, dass ich ihn damit überfordere, Beikosteinführung und gleichzeitiges abstillen, weil er sehr am Stillen zu hängen scheint.
Primär fände ich es besser, wenn er mehr feste Nahrung zu sich nehmen würde. Was könnte ich denn tun, damit er besser auf feste Nahrung anspringt und mal „satt“ wird?
Vielen Dank schon mal und liebe Grüße,
Julia
von
Julia.dW
am 06.11.2018, 23:00
Antwort auf:
Einführung der Beikost zeitgleich mit der Umstellung auf Flaschennahrung
Liebe Julia,
im ersten Lebensjahr IST Milch die Hauptnahrungsquelle und viele Babys essen noch nicht viel feste Kost. Dein Baby ist gerade 7 Monate alt und es isst ja, wenn auch nicht viel.
Dein Baby ist noch zu jung für alleinige Beikost und Diu solltest noch zur Flasche hin abstillen.
Empfehlenswert ist es, eine Stillzeit nach der anderen zu streichen, und dazwischen einige Tage bis 1 Woche zu warten. Das macht den Übergang meist erträglicher…
Muttermilch ist der Goldstandard und von allen künstlichen Säuglingsnahrungen ist diesem Goldstandard die Pre Nahrung noch am ähnlichsten. Alle weiteren Nahrungen entfernen sich immer weiter von Goldstandard, was keinerlei Vorteile für die Gesundheit des Kindes bringt. Deshalb ist es nicht sinnvoll und vom ernährungsphysiologischen Standpunkt her auch nicht notwendig, andere Nahrung als Muttermilchersatz zu geben, als eine Pre Nahrung.
Pre-MIlch kann wie Muttermilch nach Bedarf gegeben werden. Wie sie zubereitet wird, steht auf der Packung.
Wenn Du Dir die Zusammensetzung der künstlichen Säuglingsnahrungen anschaust, dann kannst Du sehen, dass Pre Nahrung eindeutig zu bevorzugen ist. Spätestens bei der sogenannten Folgemilch 2 ist es dann sogar so, dass diese kaum noch an die Muttermilch angepasst ist, oft sehr süß ist und von der Zusammensetzung her so, dass sie nicht mehr als ausschließliche Nahrung für das Kind ausreicht. Sie darf deshalb auch nur in Zusammenhang mit Beikost gegeben werden.
Es gibt Länder, in denen Folgenahrungen gar nicht erhältlich sind.
Eltern erhoffen sich, was die Werbung ja auch deutlich suggeriert, dass ihre Kinder mit einer Folgenahrung seltener gefüttert werden müssen und länger schlafen. Das ist der Hauptgrund, warum diese Nahrungen verkauft werden.
LLLiebe Grüße
Biggi Welter
Pre, 1 oder 2 – was bedeuten die Kürzel der Säuglingsnahrung
von Denise Both, IBCLC
Die EU Norm unterscheidet zwischen drei verschiedenen Nahrungsarten:
• Säuglingsanfangsnahrung
• Folgenahrung
• Antigen Reduzierte Nahrung
Säuglingsanfangsnahrungen sind künstliche Säuglingsnahrungen, die den Nährstoffbedarf eines Babys in den ersten vier bis sechs Monaten als Alleinnahrung decken und zusammen mit geeigneter Beikost das gesamte erste Lebensjahr gegeben werden können. Sie tragen die Silbe "Pre" oder die Zahl "1" im Namen.
Unter einer Pre Nahrung wird eine adaptierte Säuglingsnahrung verstanden, die der Muttermilch weitestgehend angeglichen ist, was ihre Zusammensetzung an Mineralstoffen, Kohlenhydraten, Fett und Eiweiß betrifft. Pre Nahrungen können, wie Muttermilch, nach Bedarf (ad libitum) gegeben werden.
"1" steht für teiladaptierte Nahrung. Diese Säuglingsnahrung ist zum Teil der Muttermilch angeglichen, enthält mehr Eiweiß und außer Milchzucker noch weitere Zucker sowie Stärke. 1er Nahrung ist nicht so dünnflüssig wie Pre Nahrung und hält länger vor. Teiladaptierte Nahrung sollte nicht nach Bedarf gegeben werden.
Folgenahrung wird durch eine "2" gekennzeichnet. Sie ist nicht mehr als alleinige Nahrung für den Säugling gedacht, sondern sollte frühestens ab dem fünften Monat zusammen mit Beikost gegeben werden. Ihre Zusammensetzung unterscheidet sich grundlegend von der der Muttermilch.
Für allergiegefährdete Babys, zu denen zur Zeit etwa ein Drittel aller Neugeborenen zählen, gibt es antigen reduzierte Nahrungen, die durch die Abkürzung "HA" erkennbar sind. "HA" steht für hypoallergen und es bedeutet, dass in diesen Nahrungen das Kuhmilcheiweiß in kleinere Bestandteile aufgespalten wurde. Durch die Zerlegung des Eiweißes kann das Allergierisiko verringert werden.
Außer den oben aufgezählten Nahrungen gibt es noch Spezialnahrungen (zum Beispiel laktosefreie Säuglingsnahrung oder Nahrungen mit sehr geringem Phenylalaningehalt), die besonderen Situationen vorbehalten sind. So kommt es zwar sehr selten vor, aber es gibt tatsächlich Fälle, in denen ein Baby keine Muttermilch erhalten darf (bei Galaktosämie, einer sehr seltenen Stoffwechselstörung) oder nicht ausschließlich gestillt werden darf (z.B. bei Phenylketonurie (PKU), ebenfalls eine Stoffwechselstörung).
von
Biggi Welter
am 07.11.2018