Frage: Bekommt mein Baby genug Milch?

Hallo liebe Expertinnen, ich bin wahrscheinlich die 1000ste mit dieser Frage! Aber ich habe mich wirklich hinlänglich mit dem Thema Stillen auseinandergesetzt, weiß zB vom "Angebot und Nachfrage" -Prinzip und vom 80:20 Verhältnis, und trotzdem nimmt mein Baby nur spärlich zu! Aber kurz zu den Fakten: Mein Sohn ist nun 19 Tage alt und wog bei der Geburt 4120 gr. Am 10 Lebenstag waren wir bei der U2, da wog er 3800 gr. Jetzt 9 Tage später wiegt er nur 120 gr mehr, also 3920 gr. Er "pieschert" am Tag ca. 6 Stoffwindeln nass und beim Wickeln konsequent auch mich und er hat pro Tag ca. 2 x Stuhlgang - senfgelb mit Stückchen, sonst sehr flüssig. Seine Gelbsucht ist vollständig abgeklungen. Seine Haut ist ihm noch ein wenig zu groß füllt sich aber langsam wieder, beim Kneiftest springt sie unmittelbar zurück in ihre Form. Fontanelle ist auf Niveau. Mal abgesehen davon dass wir nach fast 3 Wochen noch nicht einmal das Geburtsgewicht erreicht haben, frage ich mich sind 120 gr/Woche nicht viel zu wenig? Ich stille nach Bedarf. Zur Zeit fast jede Stunde (für mich (noch) kein Problem) aber ich habe jetzt nach 2 Tagen Dauerstillen auch nicht das Gefühl mehr Milch zu haben ... Stimmt irgendwas nicht mit mir und meiner Michproduktion? Abpumpen bringt übrigens gerade nicht viel da die Brust immer leer getrunken ist. Habt Ihr nützliche Tipps und/oder beruhigende Worte für mich? Denn bei dem KÄ Termin morgen wird uns sicherlich mind zum Zufüttern geraten und ich möchte eigentlich voll stillen oder gar nicht :( Liebe Grüße un vielen Dank im Voraus!

von kadda2012 am 06.12.2012, 15:02



Antwort auf: Bekommt mein Baby genug Milch?

Liebe kadda2012, so lange Stilldauer in Zusammenhang mit einer geringen Gewichtszunahme sind ein sehr deutlicher Hinweis auf ein Saug und/oder Anlegeproblem. Deshalb ist hier dringend angesagt, dass das Saugverhalten des Kindes kontrolliert und gegebenenfalls korrigiert wird. Häufiges Stillen und eventuelles Aufwecken sind zusätzliche Maßnahmen, die in dieser Situation ergriffen werden, um das Gedeihen des Kindes zu sichern. Wende dich deshalb schnellstmöglich an eine Stillberaterin in deiner Nähe. In Absprache mit dem Kinderarzt und in Zusammenarbeit mit einer Stillberaterin vor Ort, wäre es der erste Schritt, festzustellen, wodurch die geringe Gewichtszunahme verursacht wurde und ob es notwendig ist sofort zusätzliche Nahrung zu geben und dabei gleichzeitig daran zu arbeiten die Milchmenge der Mutter zu erhöhen oder ob zunächst noch abgewartet werden kann mit der zusätzlichen Nahrung und die Mutter mit geeigneten Maßnahmen ihre Milchproduktion ankurbeln kann. Aus der Distanz kann ich dir jetzt keines Falls sagen, was in deinem Fall erfolgen sollte. Am besten setzt Du dich mit einer Stillberaterin in deiner Nähe in Verbindung und sprichst nochmals mit dem Kinderarzt (oder holst die Meinung eines zweiten Kinderarztes ein), ob es möglich ist, zunächst zu versuchen, das Kind durch ausschließliches Stillen weiter zu ernähren oder ob sofort Handlungsbedarf also die zusätzliche Gabe von künstlicher Säuglingsnahrung besteht. Ist es notwendig zusätzliche Säuglingsnahrung zu geben, dann sollte diese Nahrung möglichst nicht mit der Flasche, sondern mit einer alternativen Fütterungsmethode nach dem Anlegen gegeben werden (z.B. Becher). Gleichzeitig sollte durch die im folgenden beschriebenen Maßnahmen versucht werden, die Milchmenge der Mutter zu erhöhen und das Kind zu häufigerem Trinken an der Brust anzuregen. Die Maßnahmen zur Steigerung der Milchmenge gelten auch dann, wenn keine Zusatznahrung erforderlich ist. Oberste Regel: Häufiges Anlegen und ein gut saugendes Kind stimulieren die Brust zu mehr Milchbildung. Deshalb solltest Du dein Baby in den nächsten Tagen oft anlegen. Um das Interesse deines Babys an der Brust wach zu halten, kannst Du es mit Wechselstillen versuchen. Dabei legst Du dein Baby an und stillst es, solange es wirkungsvoll saugt, d.h. es schluckt nach jeder oder jeder zweiten Saugbewegung. Sobald es seltener schluckt, nimmst Du es sanft von der Brust (vergiss nicht den Saugschluss zu lösen) und lässt es aufstoßen, streichelst seine Fußsohlen oder massierst es sanft entlang der Wirbelsäule, um seine Aufmerksamkeit zu wecken. Dann wird es an der anderen Brust angelegt und wieder gestillt, so lange es wirkungsvoll saugt. Schluckt es wieder seltener, wird es zurück an die erste Brust gelegt, nachdem Du es wieder etwas ermuntert hast. Dieses „Wecken und Wechseln“ wird zwanzig bis dreißig Minuten lang ausgeführt, wie bereits erwähnt tagsüber alle zwei Stunden und nachts mindestens alle vier Stunden Eventuell ist es sinnvoll zusätzlich zu pumpen. Wenn gepumpt wird, dann sollte eine möglichst effektive Pumpe verwendet werden, am besten eine vollautomatische, elektrische Kolbenpumpe mit Doppelpumpset. Zu wenig Milch ist eine medizinische Indikation für die Verordnung der Pumpe durch den Arzt (auf der Verordnung muss „mit Zubehör“ stehen, sonst musst Du das Zubehör selbst zahlen). Richte dich mit deiner Flüssigkeitszufuhr nach deinem Durstgefühl. Eine zu hohe Flüssigkeitsaufnahme führt nicht zu mehr, sondern zu weniger Milch, da sie dazu führt dazu, dass das antidiuretische Hormon (ADH) zurückgeht, die Frau erfährt dann eine vermehrte Wasserausscheidung („schwemmt aus“) und die Milchbildung verringert sich. Zwei bis drei Liter Flüssigkeit (davon höchstens zwei bis Tassen Milchbildungstee) sind im Allgemeinen ausreichend. Wenn der Urin dunkelgelb wird und die Menge gering ist, trinkst Du zu wenig. Schwarzer Tee, Matetee und Kaffee sollten nur mäßig genossen werden. Auf Limonaden oder Colagetränke sowie künstlich gesüßte Getränke sollte möglichst verzichtet werden. Auf die (angebliche) milchflussfördernde Wirkung von Bier oder Sekt sollte verzichtet werden. Alkohol geht bereits in kleinen Mengen in die Milch über und belastet den Stoffwechsel des Babys. Achte darauf, dass DU ausreichend und möglichst ausgewogen isst. Kohlenhydratreiche Nahrung hat einen positiven Einfluss auf die Milchbildung. Ruhe dich oft aus und entspanne dich. Arbeite für eine Weile so wenig wie möglich. Die Hausarbeit läuft dir nicht davon! Stress wirkt sich ungünstig auf den Milchspendereflex und auf die Milchbildung aus. Vielleicht kannst Du ja ein paar „Stilltage“ einlegen, das heißt Du legst dich mit deinem Baby ins Bett und kümmerst dich ausschließlich um dein Baby und das Stillen. Wenn möglich, sollte dein Kind keinen Schnuller und auch keine Flaschensauger bekommen, denn diese können dazu führen (bzw. schon dazu geführt haben), dass dein Baby nicht mehr weiß, wie es richtig an der Brust trinken soll. Die eventuell notwendige Zusatznahrung sollte mit einer alternativen Fütterungsmethode gegeben werden. Ich würde dir zusätzlich empfehlen, die Brustkompression auszuprobieren, während du stillst. Dadurch kann mehr Milch fließen beim Stillen, und deine Milchbildung wird ganz natürlich angeregt. Außerdem solltest Du Kontakt zu einer Stillberaterin vor Ort aufnehmen, die dich und dein Kind beim Stillen beobachten kann. Es ist wichtig, dass Du korrekt anlegst und dass dein Kind korrekt saugt. Es kann auch sein, dass dein Baby nicht richtig saugt oder eine Saugschwäche hat, was korrigiert werden müsste. Das kann ich nicht beurteilen, denn ich kann dich nicht sehen. Adressen von Stillberaterinnen findest Du im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). LLLiebe Grüße, Biggi Brustkompression "Der Zweck der Brustkompression ist den Muttermilchfluss zum Baby weiter zu erhalten, auch wenn das Baby selber nicht mehr so produktiv trinkt ("weit geöffneter Mund Pause dann Schliessen des Mundes"). Auf diese Weise wird das Baby länger weiter trinken. Die Brustkompression simuliert einen Milchspendereflex ("Letdown reflex") und oft stimuliert sie sogar tatsächlich das Auftreten eines natürlichen Milchspendereflexes. Diese Technik kann bei schlechter Gewichtszunahme eines Babys hilfreich sein. Die Brustkompression setzt den Milchfluss fort, wenn das Baby nicht mehr richtig von der Brust trinkt, sondern nur noch daran nuckelt, und bewirkt beim Baby folgendes: 1. Es bekommt mehr Muttermilch. 2. Es bekommt mehr fettreiche Milch (Hintermilch). Die Brustkompression Wie funktioniert sie? 1. Halten Sie das Baby mit einem Arm/einer Hand. 2. Halten Sie die Brust mit der anderen Hand, den Daumen auf der einen Seite der Brust (am einfachsten ist es, wenn der Daumen auf der oberen Seite der Brust positioniert ist), die anderen Finger auf der anderen, unteren Seite (C Griff). Alle Finger sollten ziemlich weit weg von der Brustwarze sein. 3. Schauen Sie wie das Baby trinkt (zu Ihrem Verständnis können Sie folgenden Video anschauen unter: www.thebirthden.com/Newman.html). Machen Sie sich keinen Stress, sie brauchen nicht jeden Schluck zu erwischen. Das Baby bekommt eine nahrhafte Menge Muttermilch, wenn es mit der Technik "Weit geöffneter Mund Pause dann Schließen des Mundes" trinkt. 4. Wenn das Baby nur noch an der Brust nuckelt und nicht mehr richtig mit der oben beschriebenen Technik trinkt, dann ist es Zeit, die Brustkompression einzusetzen. Rollen Sie nicht ihre Finger über die Brust zum Kind, sondern drücken sie nur. Aber nicht so sehr, dass es schmerzt und versuchen Sie, die Form des Brustwarzenhofes nicht zu verändern. Mit der Kompression sollte das Baby wieder anfangen effektiv zu saugen und schlucken, d.h. mit dem Typus "Weit geöffneter Mund Pause dann Schließen des Mundes". Benutzen Sie die Brustkompression nur dann, wenn das Kind nuckelt, nicht aber wenn es richtig trinkt! 5. Belassen Sie den Druck so lange, bis das Baby auch mit der Kompression nicht mehr richtig trinkt, dann lösen sie den Druck. Oft hört das Baby ganz auf zu saugen wenn der Druck wegfällt, aber es wird bald wieder damit anfangen, nämlich sobald die Milch wieder fließt. Falls das Baby nicht aufhört zu nuckeln warten Sie einen kurze Zeit, bevor Sie wieder mit der Brustkompression beginnen. 6. Die Gründe, wieso Sie den Druck lösen sollen sind einerseits, dass Sie Ihre Hand etwas ausruhen können und anderseits, damit die Muttermilch wieder zum Kind fließen kann. Das Baby wird, falls es aufgehört hat zu saugen als Sie die Kompression gelöst haben, nun wieder damit beginnen, wenn es die Milch wieder schmeckt. 7. Wenn das Baby wieder zu saugen beginnt kann es sein, dass es effektiv trinkt mit dem Typus "Weit geöffneter Mund Pause dann Schließen des Mundes". Falls dies nicht der Fall ist, d.h. das Kind nur nuckelt, benutzen Sie wieder die Brustkompression wie oben erklärt. 8. Fahren Sie so an der ersten Brust fort bis das Baby auch trotz der Kompression nicht mehr trinkt. Sie sollten dem Baby erlauben, noch eine kurze Weile länger an dieser Seite zu bleiben, da Sie manchmal einen erneuten "Let down" Reflex (Milchspendereflex) bekommen können. Das Baby würde dann von selber wieder zu trinken beginnen. Falls es jedoch nicht mehr trinkt, erlauben Sie ihm sich selbst von der Brust zu lösen oder nehmen sie es von der Brust. 9. Falls das Baby mehr möchte, offerieren Sie ihm die andere Seite und wiederholen den Prozess." (Quelle: Handout Nr. 15. Breast Compression. Revised Januar 2005 Verfasst von Dr. Jack Newman, MD, FRCPC. ©2005; www.BreastfeedingOnLine.com; Übersetzung von: Anke Käppeli Tinnes, IBCLC in Ausbildung, Zollikerberg, April 2006)

von Biggi Welter am 06.12.2012



Ähnliche Fragen ähnliche Fragen

Bekommt mein Baby genug Milch?

Hallo Biggi, Mein Sohn ist vier Wochen alt. Ich stille ihn derzeit voll. Er trinkt sehr sehr oft und lange, hat mehr als fünf nasse Windeln pro Tag und hat gerade innerhalb von fünf Tagen 230g zugenommen. Allerdings hatte er gestern zum Beispiel keinen Stuhlgang. Am späten Nachmittag/Abend wird er sehr gierig und regt sich auch sehr schnell auf, w...


Habe ich genug Milch?

Hallo, ich melde mich hier, weil ich langsam Zweifel habe, dass ich genügend Muttermilch für mein Baby produziere. Meine Kleine ist jetzt seit dem 06.06.2022 12 Wochen alt. Das Stillen hat bis ca. um Ostern rum gut geklappt. Seitdem ist es jeden Abend ca. um die gleiche Uhrzeit so, dass sie extremen Hunger bekommt. Wenn aus der Brust nichts meh...


Genug Milch nach 9 Monaten

Hallo Biggi, Meine Tochter ist jetzt 9 Monate und ich stille sie zur Zeit frühs und abends zum Einschlafen, bei Bedarf auch noch nachts. Woher weiß ich, ob sie durchs Stillen noch genug Milch bekommt? Sie hat schon immer sehr stark gesaugt und die Brust schnell leer getrunken. Nur merke ich ja jetzt nichts mehr von, da ja die Brust gefühlt ni...


Bekommt mein Baby genug Milch?

Liebe Biggi, bekommt mein Baby genug Milch, wenn es so gut wie nur an der Brustwarze saugt? Er hat sich das irgendwie angewöhnt und ich bekomme es nicht richtig hin, ihm die volle Brust bzw mehr Brust in den Mund zu geben. Mich stört es aber auch nicht, weil es mir nicht weh tut. Jetzt frage ich mich aber, ob er so genug Milch rausgesogen beko...


Baby (fast 1 Jahr alt) krank, stillt wieder deutlich mehr - genug Milch?

Hallo Biggi, ich hatte hier schonmal was gefragt, weil mein Baby recht langsam zunahm. Damals hattest du mir empfohlen, eine Stillberaterin vor Ort zu suchen, damit diese meinen Sohn und mich sehen kann. Ich hatte dann niemanden gefunden, aber mit der Zeit stellte sich raus, dass Aaron einfach eher schmal ist, und dazu motorisch auch sehr aktiv,...


Bekommt das Baby bei diesem Stillintervall genug Milch?

Hallo, mein Neugeborenes ist 8 Tage alt und wie so viele habe ich Angst, dass sie nicht genug trinkt... Ich stille voll. Sie schläft sehr viel und lässt sich nicht immer richtig zum Trinken aufwecken. Heute habe ich sie bislang 13x angelegt, sie trinkt aber nur do um die 10 Minuten, manchmal auch nur 6 Minuten. Ich weiß, dass man das am besten anha...


Hab ich genug Milch?

Hallo, ich weiß das diese Frage oft gestellt wird aber ich bin mir da leider so unsicher. Denn ich nehme fast nach jedem stillen mein quengeliges Baby von der Brust,das gefühlt irgendwie immer am Ende (wenn ich das Gefühl habe die Brust ist jetzt gut "entleert") anfängt mit dem quengeln, also wenn es nix mehr bekommt aber noch gerne was hätte?! Ic...


Habe ich genug Milch? Untergewicht Baby

Hallo, Mein Sohn hat Untergewicht und ich mache mir Sorgen, dass ich nicht genug Milch habe und seit ner knappen Woche trinkt er so schlecht. Ich weiß nicht was ich machen soll. Zu den Eckdaten: mein Sohn geboren am 23.9.22 mit 4120g 57cm Abgenommen bis zum 4.10.22 3730g Hebamme sagte zufüttern (also stillen pumpen zufüttern ... Ich war gu...


Noch immer nicht genug Milch nach 8 Wochen

Hallo, Ich melde mich mit dem Anliegen zurück gerne voll stillen zu wollen. Mein Sohn ist mittlerweile 8 Wochen alt und ich schaffe es einfach nicht meine Milchmenge zu erhöhen. Er bekommt am Tag vor jedem Fläschchen die Brust, saugt auch brav, schluckt allerdings 3-4 Mal und dann kommt scheinbar nichts mehr. Bei einer LLL Beraterin waren ...


Nicht genug Milch?

Liebe Biggi,  Mein Baby 14 Wochen wird voll gestillt und hat bereits 7.3 kg bei einem Geburtsgewicht von 3410 Gramm. Er schläft nachts total super und meldet sich eigentlich höchstens 2 mal um zu trinken. In den letzten Tagen ist alles anders geworden, er schläft plötzlich sehr lange und lässt sich auch zum Beispiel durchs wickeln nicht richtig a...