Baby hat Zahnfleischprobleme beim Stillen?

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Baby hat Zahnfleischprobleme beim Stillen?

Hallo, ich brauche Eure Hilfe! Meine Tochter (2 Monate alt, sie kam 6 Wochen zu frueh) hat seit gestern Probleme beim Stillen. Sie zieht immer wieder ihren Kopf von der Brust weg, schreit dann aber vor Hunger und steckt sich die Faust in den Mund. Dann dockt sie wieder an der Brustwarze an, trinkt ein paar Schlucke und zieht den Kopf wieder weg. Beim Schreien ist mir an ihrem Unterkiefer eine rote, fast blutige Stelle aufgefallen. Kann das der Grund sein, warum sie nicht durchgehend trinken will, weil sie Schmerzen hat? Sie bekommt manchmal auch Muttermilch oder eine Spezialnahrung aus der Flasche. hierbei hat sie aber keinerlei Probleme, obwohl der Sauger ja eigentlich viel haerter ist als die Brustwarze. Was soll ich machen? Einfach immer wieder anlegen und sie so viel trinken lassen, wie sie moechte? Nur noch Milch abpumpen und die Flasche geben bis es weg ist? Vielen Dank schonmal fuer Eure Hilfe! Mandy

Mitglied inaktiv - 26.07.2011, 17:43



Antwort auf: Baby hat Zahnfleischprobleme beim Stillen?

Liebe Mandy, da deine Kleine einen Schnuller oder eine gelegentliche Flasche bekommt, könnte eine Saugverwirrung vorliegen. Eine Saugverwirrung lässt sich leider nie ganz ausschließen, auch nicht bei einem älteren Stillkind und auch nicht, wenn es vorher unter Umständen monatelang gut gegangen ist. Ein Versuch wäre es daher immer wert, die künstlichen Sauger wegzulassen und stattdessen einen Becher zu verwenden. Die Trinktechniken an Brust und Flasche (künstlichem Sauger) unterscheiden sich grundlegend. Manche Kinder kommen mit dem Wechsel zwischen den beiden Techniken nicht klar und versuchen dann mit der falschen Technik an der Brust zu trinken. Das funktioniert nicht, das Kindbekommt an der Brust keine oder nur wenig Milch, ist frustriert und lehnt die Brust dann im schlimmsten Fall sogar ab. In dieser Situation spricht man dann von einer Saugverwirrung. Nun kann ein verhängnisvoller Kreislauf beginnen: da das Kind mit der falschen Technik an der Brust trinkt, wird es an der Brust hektisch, saugt an, lässt wieder los, dreht den Kopf hin und her schluckt viel Luft (die wiederum führt möglicherweise zu Bauchproblemen) und da es die Brust nicht mehr richtig stimuliert kommt es zu einem Rückgang der Milchmenge und damit zu weiterem Zufüttern, wenn dieser Kreislauf nicht unterbrochen wird. Eine Saugverwirrung ist alles andere als lustig und Stillberaterinnen wissen aus Erfahrung nur zu gut, warum sie künstlichen Saugern wie Schnuller und Flasche kritisch gegenüberstehen, denn beide bescheren uns immer wieder eine Menge "Beschäftigung". Du kannst versuchen dein Baby anzulegen, wenn es schon sehr schläfrig oder fast eingeschlafen ist. Viele Babys, die sich weigern, an der Brust zu trinken, wenn sie hellwach sind, tun es im Halbschlaf dann doch. Du kannst ihm die Brust auch immer wieder anbieten, wenn es wach ist, dränge aber nicht. Manche Babys sind eher bereit zu trinken, wenn ihre Mutter umhergeht statt stillzusitzen. Weitere Maßnahmen, die sich bei einem Stillstreik bewährt haben, sind: im Umhergehen stillen, in der Badewanne oder im Schaukelstuhl stillen, im Halbdunkeln stillen, im Halbschlaf stillen, das Baby mit der Brust spielen lassen, unterschiedliche Stillhaltungen ausprobieren, alle künstlichen Sauger vermeiden, das Baby massieren, viel Körperkontakt (Haut auf Haut), und ganz wichtig: keinen Stillstress erzeugen, weder bei der Mutter noch beim Kind, Ruhe und Gelassenheit, auch wenn es schwer fällt. Um deine Milchproduktion aufrecht zu erhalten und zu verhindern, dass die Brust übervoll wird, sollte die Milch ausgestrichen oder abgepumpt werden. Die so gewonnene Milch kann dem Kind mit einer alternativen Fütterungsmethode angeboten werden, z.B. mit einem Becher. Die Flasche ist in dieser Situation nicht unproblematisch, denn es kann passieren, dass sich dein Kind dann zur Flasche hin abstillt. Die rote Stelle würde ich einmal vom Kinderarzt ansehen lassen. LLLiebe Grüße Biggi Welter

von Biggi Welter am 26.07.2011