Sehr geehrter Dr. Bluni,
seit mehr als einer Woche verspüre ich - mal stärker, mal schwächer - jeden Tag, vor allem jedoch gegen Abend, einen Druck "gegen den Beckenboden". Teilweise ist es so stark, dass ich mich kaum bewegen kann. Dies ist meine zweite Schwangerschaft, und ich kenne solche Beschwerden aus der ersten überhaupt nicht. Mein kleiner Sohn ist jetzt 16 Monate alt, und natürlich auch ab und an etwas stressig, zumal er am liebsten von mir getragen werden möchte. Auch sonst habe ich durchaus einige Arbeit zu bewältigen (auch körperliche), und noch dazu beruflichen Stress. Die letzten fünf (!) Wochen wurde ich noch dazu von einer schweren Erkältung geplagt, und jedes Naseputzen und Husten habe ich als Druck auf den Beckenboden verspürt. Jetzt mache ich mir ein wenig Sorgen, ob diese Beschwerden, verbunden mit immer mal wieder auftretetenen stechenden Schmerzen in der Bauchgegend, etwas sind, was ich vom Arzt begutachten lassen sollte, oder ob das normal sein kann, beispielsweise als Nachspiel meiner Erkältung.
Herzlichen Dank für Ihre Antwort.
Mitglied inaktiv - 17.10.2008, 13:17
Antwort auf:
Starker Druck "nach unten" sowie Unterleibsschmerzen in der 23. SSW
Hallo,
sprechen Sie bei solchen Beschwerden zunächst immer mit Ihrer Frauenärztin/Frauenarzt. Es ist sicher so, dass jede Schwangerschaft für sich genommen, völlig unterschiedlich verlaufen kann, mit völlig neuen und auch unterschiedlichen Erfahrungen bei bestimmten körperlichen Veränderungen. Dazu kann gehören, dass ab dem 5./6. Schwangerschaftsmonat schon mal leichte Kontraktionen - ein Zusammenziehen der Gebärmutter mit Verhärtung des Bauches - eintreten können. Diese können u.a. infolge der kindlichen Aktivität hervorgerufen werden, aber auch durch zuviel Stress oder Überanstrengung.
Dieses sind aber nicht zwangsläufig vorzeitige Wehen, die sich auf den Muttermund auswirken. Um hier auszuschließen, dass diesen Kontraktionen nicht doch eine klinische Bedeutung im Sinne vorzeitiger Wehen zukommt, ist es empfehlenswert die behandelnde Frauenärztin/Frauenarzt zu informieren und hier abzustimmen, ob eine Untersuchung sinnvoll und notwendig ist.
Wichtig ist es, hier immer den Gesamtzusammenhang zu sehen:
Sehr hilfreich ist es, wenn Ihre Frauenärztin/Frauenarzt im Wehenschreiber sehen kann, ob wirklich keine Wehen vorliegen. Aber auch können bakterielle Entzündungen im Bereich der Scheide richtungweisend sein. Eine solche Entzündung mit Bakterien kann hier der Auslöser sein. Besonders bedeutsam ist, inwiefern sich im vaginalen Ultraschall Hinweise auf eine bedeutende Verkürzung des Gebärmutterhalses, ggf. verbunden mit einer Trichterbildung finden und was der Tastbefund von Muttermund und Gebärmutterhals ergibt.
In einigen Fällen hilft bei "harmlosen Kontraktionen" die körperliche Schonung mit Verzicht auf Sport und Verkehr und die prophylaktische Einnahme von Magnesium. Dieses beruhigt die Gebärmutter. In anderen Fällen reichen diese Maßnahmen alleine aber nicht aus. Manchmal ist dann auch eine stationäre Behandlung notwendig.
Wie hier für Ihre persönliche Situation das sinnvollste Vorgehen aussehen sollte, kann sicher Ihre behandelnde Frauenärztin/Frauenarzt im Rahmen der Untersuchung beurteilen.
Gegebenenfalls wird hier zur Entscheidungsfindung auch die Klinik mit einbezogen.
VB
von
Dr. med. Vincenzo Bluni
am 17.10.2008