Lieber Hr. Dr. Bluni,
ich bin in der 6+1.Woche schwanger und war gestern zum ersten US. Hier sah man eine fruchthöhle mit Dottersack. Die Laborwerte zeigen ein Progesteron von 8ng/ml sowie ein TSH von 3.6. HCG wurde leider nicht bestimmt.
Mir wurde nun euthyrox 25 für 1 Woche und anschließender Steigerung auf 50mikrogram empfohlen. Zudem soll ich Progestan 100mg vaginal morgens und abends einnehmen.
Ich bin nun sowohl aufgrund der Hypothyreose und wegen des Progesteronmangels sehr beunruhigt. Mein FA meinte, ich solle mich nicht sorgen. In sämtlichen Foren werden Hypthyreose und Progesteronmangel jedoch als Gründe für eine Missed Abortion angegeben. Wie hoch ist das Risiko bei mir? Kann ich sonst noch etwas unterstützendes tun? Vielen Dank für Ihre Antwort!
von
Yv_Baby
am 16.01.2018, 18:11
Antwort auf:
Progesteron in der Frühschwangerschaft
Hallo,
1. wenn es eine Funktionsstörung der Schilddrüse gibt, dann ist es natürlich richtig, dass diese behandelt wird. Das sollte dann aber bitte durch den Facharzt für Innere Medizin/Allgemeinmedizin erfolgen. Und im Fall einer Unterfunktion sollte der TSH-Wert im unteren Normalbereich zwischen 0,4-2,5 mU/L liegt und dabei zwischenzeitlich kontrolliert werden.
Zwischenstaatliche Erhöhungen werden nicht gleich Folgen haben.
2. ist die Schwangerschaft spontan entstanden, wird weder eine Kontrolle des Progesteronwertes, noch des HCG-Wertes empfohlen, sofern es dafür keinen besonderen Grund gibt. Insbesondere beim Progesteron haben wir überhaupt keine orientierenden allgemeinen Werte.
Darüber hinaus zeigen alle dazu vorliegenden evidenzbasierten Studien, dass eine vorsorgliche Verabreichung von Progesteron in der spontan entstanden Schwangerschaft - meist in der Absicht, eine frühe Fehlgeburt verhindern zu können - keinerlei Effekt haben wird. Ungeachtet dessen ist dieses natürlich in Deutschland eine seit vielen Jahren etablierte Maßnahme.
Liebe Grüße
VB
Quellen
Arri Coomarasamy, Helen Williams, Ewa Truchanowicz, Paul T. Seed et.al., A Randomized Trial of Progesterone in Women with Recurrent Miscarriages, N Engl J Med 2015; 373:2141-2148November 26, 2015
Daya S. Efficacy of progesterone support for pregnancy in women with recurrent miscarriage. A meta-analysis of controlled trials. British Journal of Obstetrics and Gynaecology. 1989. 96(3). 275-280.
Goldstein P, Berrier J, Rosen S, Sacks H S, Chalmers T C. A meta-analysis of randomized control trials of progestational agents in pregnancy. British Journal of Obstetrics and Gynaecology.1989.96(3).265-74
Haas DM, Ramsey PS. Progestogen for preventing miscarriage. Cochrane Database of Systematic Reviews 2008, Issue 2. Art. No.: CD003511. DOI: 10.1002/14651858.CD003511.pub2.
Oates-Whitehead RM, Haas DM, Carrier JAK. Progestogen for preventing miscarriage (Cochrane Methodology Review). In: The Cochrane Library, Issue 4, 2003. Chichester, UK: John Wiley & Sons, Ltd.
von
Dr. med. Vincenzo Bluni
am 16.01.2018