Mit Dir spiele ich doch am liebsten, Mama!
Dein Baby ist jetzt zwischen zehn und zwölf Monaten alt. Du wirst merken, dass dein Kind sehr aufmerksam lauscht, wenn du mit ihm redest. Es wird dir deutlich zeigen, dass es dich versteht, und mit "Wörtern" aus seiner ganz eigenen Sprache darauf antworten. Dein Kleines ist jetzt recht mobil und bereits ein Stückchen unabhängiger von dir. Dennoch wollen die meisten Kinder noch nicht lange von ihren Müttern oder Vätern bzw. vertrauten Betreuern getrennt sein.
Bei Trennungen gibt es Protest
Gegen Ende des ersten Lebensjahres verstehen Kinder allmählich, dass Menschen einzigartige Individuen sind. Deinem Kleinen wird klar, dass die anderen, auch seine Eltern, von ihm selbst getrennte Wesen sind. Meistens reagieren Kinder mit Trennungsangst auf diese Erkenntnis. Es kommt jetzt vermehrt vor, dass dein Baby sich regelrecht an dich klammert und sich nicht von dir lösen will. Etwa, wenn die Großmutter oder der Babysitter für ein paar Stunden aufpassen sollen - oder auch einfach nur beim Einschlafen. Das ist eine völlig normale Entwicklungsphase. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen, solltest aber dein Kind auch nicht schimpfen. Es muss ja erst noch lernen, dass ein Abschied nicht für immer ist. Es hat noch keinen Zeitbegriff und weiß nicht, ob du lange oder kurz weg sein wirst.
Welche Spiele sind jetzt geeignet?
- Kleine Entdecker
Die Welt mit all ihren faszinierenden Details zu entdecken, ist jetzt die Hauptbeschäftigung deines Babys. Da es sich immer besser alleine fortbewegen kann, findet es überall interessante Objekte, die es untersuchen will: Alles wird angefasst, geschüttelt, geworfen, auf den Boden gehauen und in den Mund genommen. Sorge dafür, dass dein Kleines ungefährdet auf Entdeckungs-Tour gehen kann, nichts herumliegt, was ihm gefährlich werden könnte.
- Spiele zu zweit
Dein Kind zeigt auf unterschiedliche Weise, dass es dich versteht und mit dir spielen möchte. Es richtet seinen Blick auf Dinge und Menschen, von denen du sprichst. Es krabbelt auf Spielzeug zu, das du ihm nennst. Seine Gesten und sein Gesichtsausdruck unterstützen seine Äußerungen auffallend gut. Dein Kind zeigt z. B. auf Dinge, die es haben will oder verzieht das Gesicht, wenn ihm etwas unangenehm ist. Es reagiert eindeutig auf seinen eigenen Namen und ist aufmerksam, wenn von dir ein bestimmtes "Nein" oder auch freundliches Lob kommt.
Einfache Wechselspiele sind jetzt beliebt. Du und dein Baby könnt einander gegenübersitzen und einen kleinen Ball hin und her rollen. Oder du stapelst Bauklötze zu einem Turm, den dein Kind dann umwirft. Auch gemeinsam Bilderbücher gucken kommt gut an.
- Versteckspiele
Die neue Mobilität ist für dein Baby sehr aufregend! Es will die Welt entdecken - sich aber noch nicht allzu weit von dir entfernen. Dein Kind braucht die Gewissheit, dass die Menschen und Dinge seiner Umgebung nicht plötzlich verschwinden, wenn es sie kurz aus den Augen lässt. Um ihm dieses Sicherheit zu geben, eignen sich vor allem Versteckspiele hervorragend: Dein Kind wird sich mit Leidenschaft hinter Vorhängen oder in Ecken verstecken und darauf warten, dass du es mit "Kuckuck, wo ist denn mein Schatz" aufstöberst. Umgekehrt wird dein Kleines auch dich selbst oder ein Spielzeug, das du versteckst, begeistert suchen. Es ist einfach zu herrlich, dass die Dinge nicht wirklich verschwinden.
- Fangen
Falls dein Kind schon krabbelt, kannst du Fangen spielen. Entweder krabbelst du voraus und lockst dein Kleines, dir zu folgen. Oder du schleichst (langsam) deinem Kind nach und packst es mit großem Hallo. Temperamentvolle Kinder wollen nach dem Gefangenwerden häufig gleich weiterkrabbeln. Lass das zu und versuche nicht, dein Kind erst einmal kräftig zu knuddeln, wenn es dazu keine Lust hat. Sonst verdirbst du ihm die Freude am Spiel.
- Dinge aneinander klopfen
Zehn Monate alte Babys sind begeistert, wenn es ihnen gelingt, zwei Bauklötze aneinanderzuhauen. Strahlend oder auch ganz konzentriert sitzen die Kleinen da und hämmern los. Damit das klappt, müssen beide Hände sehr gut zusammenarbeiten. Das allerdings ist deinem Kind völlig egal. Es freut sich einfach an der Bewegung und den interessanten Geräuschen, die es dabei erzeugt.
- Dein Kleines probt das Werfen
Schon vorher konnte dein Kind Dinge fallen lassen. Aber jetzt beginnt es sie mit Schwung von sich zu werfen. Da seine Bewegungen noch nicht recht koordiniert sind, kann es dabei zu überraschenden Querschlägern kommen.
- Es zieht Sachen zu sich heran
Bislang hat dein Kind immer versucht, Dinge, die es haben wollte, mit den Händen zu greifen. Nun versteht es, dass das gar nicht immer nötig ist. Es gibt ja Stöcke, Schnüre und alle möglichen anderen Hilfsmittel.
Vorsicht, jetzt sind Tischdecken gefährlich. Dein Kleines wird heftig daran ziehen, sobald oben irgendetwas steht, das es haben will. Stelle vor allem heiße Flüssigkeiten wie etwa Kaffee, möglichst weit vom Rand ab. Und überlege, ob du den Einsatz von Tischdecken vorerst nicht lieber auf besondere Gelegenheiten beschränkst.
Ein gutes Spielzeug für diese Entwicklungsphase: Autos oder Tiere an einer Schnur, die dein Kleines nach- oder zu sich heranziehen kann.
- Es kann Formen auseinander halten
Gib deinem Kleinen eine Steckbox (Spielzeug-Fachhandel). Das ist ein Behälter mit verschieden geformten Öffnungen im Deckel, durch die jeweils nur die entsprechend geformten Bausteine passen. Anfangs wird dein Kind sich noch ziemlich mühen und viel ausprobieren. Aber nach einer Weile wird es im Erkennen der Grundformen rund, dreieckig und quadratisch immer besser. Es ist ein großer Erfolg für dein Kleines, wenn der Baustein dann in den Behälter flutscht. Und ganz nebenbei ein super Training für seine Geschicklichkeit und Beobachtungsgabe.
Plantschen ist ein Hochgenuss
Inzwischen kann dein Kleines auch beim Baden sitzen. Falls dein Kind schon in der großen Wanne badet, ist es sinnvoll, eine rutschfeste Matte unterzulegen. Dann kann dein Kind besser sitzen. Nun ist es Zeit für Badespielzeug. Enten und Fische sind zwar hübsch anzusehen, aber zum Spielen sind kleine Plastikdosen, Mini-Eimer oder leere Plastikfläschchen praktischer. Damit kann dein Kind Wasser schöpfen, es hin und her kippen etc...
Tipp: Nach mehreren Badedurchgängen wirken die Spielsachen möglicherweise schmierig und unansehnlich. Seifen- und Schmutzreste sowie Hautschüppchen haben sich daran festgesetzt. Wasche das Spielzeug einfach in der 30-Grad-Wäsche mit.
Bitte denke daran: Lasse dein Kleines in der Badewanne nicht unbeaufsichtigt. Wenn es umkippt, kann es leicht mit dem Gesicht unter Wasser geraten. Kleine Kinder verlieren dann die Orientierung, können sich nicht mehr aufrichten und selbst in sehr flachem Wasser ertrinken. Außerdem besteht die Gefahr, dass dein Kind aufsteht und ausrutscht. Oder es spielt am Wasserhahn herum und erwischt das heiße Wasser.
Tipp: Respektiere die Momente, in denen dein Kind völlig ins Spiel vertieft ist. Du solltest es dann nur stören, wenn es unbedingt sein muss. Denn diese Augenblicke völliger Konzentration sind wichtig für dein Kleines. Und nur so kann es lernen, sich mal eine Weile allein zu beschäftigen.
Meilensteine des Lernens
Im Alter von zwölf Monaten sind die meisten Babys in der Lage:
- Gegenstände in einen Behälter zu tun und wieder herauszuholen,
- mit dem Finger auf Dinge oder Menschen zu zeigen,
- versuchsweise Worte und Gesten zu nachzuahmen.
Allerdings ist die Bandbreite dessen, was Babys in diesem Alter können, groß. Normalerweise ist es kein Grund zur Sorge, wenn ein Kind sich mit manchen Fertigkeiten länger Zeit lässt. Solltest du allerdings beobachten, dass dein Kind bis zu seinem ersten Geburtstag keine der oben genannten Fähigkeiten beherrscht, solltest du zur Sicherheit mit deinem Kinderarzt darüber sprechen.
Wenn du allgemeine Fragen zur kindlichen Entwicklung hast, kannst du dein Anliegen auch im Kinderarzt-Forum an Dr. Busse richten.