Auf dem Weg zum allerersten
Wort Dein Kind ist nun zehn bis zwölf Monate alt. Vermutlich wird es Dich bald zum ersten Mal mit dem lang ersehnten "Mama" oder "Papa" überraschen. Aber auch mit Gebärden wie Nicken oder Kopfschütteln kann Dein Kleines sich schon prima mit Dir verständigen. Babys versuchen nun auch verstärkt, die Worte der Erwachsenen zu verstehen und ihre Eltern zu imitieren.
Bitte herhören!
Anfangs geht es vor allem ums Austesten: Dein Baby wird erkennbare Laute wie "da", "me", "dei" oder "brr" von sich geben und so seine sprachlichen Fähigkeiten trainieren. Bald werden diese Silben verdoppelt, sodass sie ersten kurzen Worten gleichen: "Mama" oder "Wawa" jubelt Dein Kleines nun. Jetzt kommt ein ganz entscheidender Schritt der Sprachentwicklung. Dein Kind verbindet bestimmte Wortformen fest mit bestimmten Dingen: Mit "Mama" oder "Papa" sind in naher Zukunft nur noch Du gemeint: Nicht länger irgendeine Frau oder irgendein Mann. Jeder Sprecherfolg begeistert natürlich nicht nur Dich, sondern auch dein Kind: Die Kleinen beobachten mit Interesse die freudigen Reaktionen der Erwachsenen auf ihre ersten Worte.
Hallo, Ihr Großen, schaut mir zu!
Parallel zur sprachlichen Entwicklung verständigt sich dein Baby nun auch verstärkt durch Körpersprache: Es nickt, um Zustimmung auszudrücken, rümpft die Nase, wenn ihm etwas missfällt. Außerdem macht es seine Bedürfnisse durch Kopfbewegungen, Zeigen oder auch Krabbeln deutlich. Auf die Frage "Wo ist Papa?" wird das Kind z. B. reagieren, indem es in die Richtung seines Vaters schaut. Es wird sich nach der Aufforderung "Hol den blauen Ball!" auf den Ball zu bewegen. Solche Reaktionen zeigen dir, dass dein Kleines dich bereits sehr genau versteht.
Am Ende des ersten Lebensjahres sollten Kinder auf jeden Fall auf ihren Namen reagieren und bei deutlichen Worten wie "Nein!" aufmerksam werden. Um ihren ersten Geburtstag herum sind Kinder üblicherweise in der Lage, auf einfache Bitten wie "Mach' Winke-Winke!" einzugehen. Bei einer Unterhaltung melden sie sich mit ersten mutigen Plapper-Beiträgen.
So kannst du die Sprachentwicklung deines Kindes unterstützen
- Benenne möglichst viele Dinge, die ihm im Laufe eines Tages begegnen. Ganz besonders leicht lernen Kinder die Bezeichnungen für Sachen aus deinem Alltag, mit denen sie ständig zu tun haben.
- Schaue mit deinem Kind einfache Bilderbücher an und rede über das, was auf den Seiten zu sehen ist. Animiere dein Baby, die Seiten selbst umzublättern. Und gib deinem Kind die Chance, selbst zu "lesen", indem du eine Frage stellst und ihm Zeit lässt, darauf - etwa durch Deuten mit dem Finger - zu reagieren.
- Spiele mit Sprache. Kurze Gedichte, Lieder, Kitzelspiele - alle diese Dinge vermitteln deinem Kleinen auf fröhliche Art und Weise den Reichtum der Sprache.
Verlasse dich bitte nicht darauf, dass Fernsehen oder Kinderhörspiele den gleichen Effekt haben. Das ist nicht so. Denn hier wird dein Kind mit Sprache und anderen Reizen gleichsam überschüttet. Dadurch ist es überfordert und nimmt kaum noch Einzelheiten wahr. Außerdem fehlt ihm das menschliche Gegenüber, mit dem es sich unterhalten könnte. Dein Kind braucht aber Gesprächspartner, die auf seine Äußerungen und Reaktionen eingehen, damit es die vielen Feinheiten der Sprache wirklich gut lernen kann.
Warum spricht unser Kind nicht?
Manche Eltern müssen recht lange auf die ersten Worte ihres Kindes warten. Das hat verschiedene Gründe.
- Wann ein Kind innerhalb des normalen Entwicklungszeitraums sprechen lernt, ist weitgehend genetisch festgelegt. Einige der Kleinen lassen sich daher schlicht länger Zeit als die Frühstarter.
- Manche Kinder sind in dieser Lebensphase so sehr damit beschäftigt, das Krabbeln, Stehen oder Laufen zu erlernen, dass sie nicht auch noch das Sprechen meistern können. Selten passieren beide Entwicklungsschritte zur gleichen Zeit.
- Schließlich gibt es Fälle, in denen Eltern und Kind sich auch ohne Sprache prächtig verstehen. Die Kleinen sehen einfach keinen Grund, aufs Sprechen umzusteigen.
Ist dein Baby also eher spät dran, ist das nicht unbedingt ein Grund zur Sorge. Allerdings sollte die Lautentwicklung deines Kleinen deutliche Fortschritte machen, z. B. sollten Silben erkennbar sein. Besonders wichtig ist, ob du den Eindruck hast, dass dein Baby dich gut versteht. Auch die Verständigung mit Hilfe von Gesten wie Winken oder Zeigen sollte möglich sein.
Falls dein Kind am Ende des ersten Lebensjahres nicht auf seinen Namen, direkte Ansprache oder Geräusche in der näheren Umgebung reagiert, solltest du unbedingt bald mit dem Kinderarzt darüber sprechen. Möglicherweise hört dein Kleines schlecht, dann braucht es dringend ärztliche Hilfe.
Allgemeine Fragen zum Thema Sprachentwicklung bei Kindern kannst du auch im Kinderarzt-Forum stellen.
Ihr Kleines will dir helfen
Nun beginnt eine Zeit, in der Mütter meist zwischen Freude und Genervtheit schwanken. Einerseits ist es rührend zu beobachten, dass dein Kind sich müht, dir im Haushalt zu "helfen". Andererseits kann es ganz schön lästig sein, wenn ständig eifrige Händchen dazwischen fuhrwerken.
Also was tun? Auf keinen Fall solltest du die Hilfsversuche deines Kindes ganz abblocken oder dich darüber lustig machen. Es ist wichtig, dass dein Kleines Alltagsfähigkeiten lernt. Du wirst froh sein, wenn dein Kind kleine Pflichten übernimmt. Außerdem ist es sehr mühsam, immer zweigleisig zu fahren und ein Baby so zu beschäftigen, dass es aus dem Weg ist, während du deine Arbeit machst.
Lass dein Kind daher mittun, wenn es möglich ist. Es kann z. B. in der Wäsche kramen und einzelne Teile hervorziehen, bevor du die bügelst oder zusammenlegst. Dein Kleines kann mit dem Handfeger werkeln, wenn du kehrst oder mit einem kleinen Schwamm eine Schranktür bearbeiten, wenn du die Küchenschränke putzt. Natürlich ist das noch keine echte Hilfe. Aber du wirst mit einem zufriedenen Kind belohnt, das dir später wirklich zur Hand gehen kann.
Tipp: Dein Kind braucht Geborgenheit. Du musst es aber nicht von allem abschirmen. Jetzt, wo es so neugierig geworden ist, sollte es auch Gelegenheit haben, die Welt zu erleben. Lass es ruhig mal kurz bei den Großeltern, bei Onkel oder Tante, besuchen Sie öfters andere Familien. Lade Mütter mit Kindern zu dir ein oder gehe regelmäßig auf den Spielplatz.
Es ist wichtig, dass dein Kind andere Menschen erlebt, denn jeder hat seine Eigenheiten und besonderen Fähigkeiten, die auch deinem Kind zu Gute kommen. Kontakte nach außen werden dich entlasten: Falls du mal einen Babysitter brauchst - und sei es auch nur, weil du zum Arzt musst - gibt es Menschen, mit denen dein Kleines vertraut ist. Und je weiter der Kreis wird, in dem dein Kind sich wohl fühlt, desto mehr kommst auch du wieder unter Menschen.