Passt die derzeitige Ernährung meines Babys (13 Monate)?

Dipl.-oec.-troph. Birgit Neumann Frage an Dipl.-oec.-troph. Birgit Neumann Diplom Ökotrophologin und Ernährungsberaterin

Frage: Passt die derzeitige Ernährung meines Babys (13 Monate)?

Liebe Frau Neumann, ich habe einige Fragen/Unsicherheiten bezüglich der Ernährung meiner 13 Monate alten Tochter. Ihr aktueller Speiseplan: Nach dem Aufwachen gegen 6 Uhr bekommt sie 240 ml Premilch, manchmal noch mit 100ml Nachschlag. Anfangs hatte ich ihr Brot dazu gegeben, doch so früh mochte sie es bisher nicht. Um 8:00/08:30 Uhr frühstückt sie Butterbrot (eine Scheibe Vollkornbrot) und Obst (1 Pfirsich o.ä.). Dazu trinkt sie Wasser, seit ein paar Tagen kann ich ihr etwas erwärmte Vollmilch dazu geben; diese hat sie vorher abgelehnt. Gegen 11:30/12:00 Uhr isst sie Selbstgekochtes zusammen mit mir oder auch mal ein Gläschen bei Bedarf. Von der Menge schafft sie problemlos ein 250g Glas und isst noch einiges an Obst hinterher. Um 15:00/15:30 Uhr bekam sie meist eine Banane o.ä., das reichte aber nicht. Momentan futtert sie neben der Banane noch Zwieback mit weiterem Obst oder ein Brötchen. Um 18 Uhr gibt es Abendessen. Bei uns wird abends gekocht und die Kleine isst mit, wenn es passt. Meist schafft sie noch keine Mengen zum Sattwerden (Müde) außerdem liebt sie ihren Milch-Getreide-Brei. Daher bekommt sie diesen noch dazu. Mengenmäßig isst sie eine Portion Brei auf Basis von 250 ml Milch und dazu noch von unserem Abendessen. Sie trinkt tagsüber und zu jeder Mahlzeit Wasser. Um 19 Uhr geht sie ins Bett, dann gibt es etwas Fencheltee dazu. Meine Fragen: Passt ihre aktuelle Ernährung so? Vor allem in Bezug auf die Portionen. Sie isst nach meiner Einschätzung wirklich gut, würde aber zwischendurch immer mal noch etwas essen. Das versuche ich weitestgehend zu vermeiden, um sie an die festen Mahlzeiten zu gewöhnen und weil ich denke, dass sie genug bekommt. Manchmal verunsichert mich ihr Appetit aber. Sie ist auch sehr aktiv. Soll sie noch mehr bekommen? Gewichts- und größentechnisch bewegt sie sich schon immer im Normalbereich. Ist es in Ordnung ihr in der Früh noch Premilch zu geben? Sie mag es gerne, nur habe ich den Eindruck, dass ihr die Zeit bis zum eigentlichen Frühstück lange wird. Sie quengelt immer, wenn ich ihr Brot vorbereite und ist dann richtig hungrig. Ich möchte das Frühstück aber auch nicht weiter vorverlegen, weil sie bald in die Kita geht, die die gleichen Zeiten haben und es bis zum Mittagessen dann zu lang wird. Wieviel Milch/Milchprodukte soll meine Tochter generell zu sich nehmen? Reicht die aktuelle Menge aus? Beim Obst gibt es für meine Kleine kein Halten. Wenn ich es nicht portioniere, hört sie von selbst nicht auf. Es geht soweit, dass ich Lieblingsobst wie Bananen und Heidelbeeren nicht mehr offen in der Küche stehen lassen kann, weil sie beim bloßen Anblick nicht mehr zu halten ist. Ich bin mir wegen der Portionsgrößen beim Obst (Zucker) unsicher... Wieviel Obst darf sie täglich essen, wie bemesse ich die Portionen? Vielen Dank im Voraus und Entschuldigung für den langen Roman ;) Viele Grüße Corallus

von Corallus am 03.07.2019, 10:28



Antwort auf: Passt die derzeitige Ernährung meines Babys (13 Monate)?

Hallo Corallus es ist immer etwas schwierig individuelle Esspläne zu beurteilen, denn nur du und insbesondere dein Kind können tatsächlich wissen, wie viel ausreichend ist. Hungrige Kleinkinder zeigen ihre Unzufriedenheit normalerweise und fordern entsprechend. Auch ein schlechter Schlaf kann ein Hinweis auf eine unzureichende Versorgung anzeigen. Du schreibst, dass deine Tochter gut und gerne isst und durchaus große Portionen schafft. Sie zeige auch, wenn sie hungrig sei und schlafe aber durchaus gut. Vermutlich sind die Mengen demnach ausreichend, oder? Wenn du etwas ändern möchtest, könntest du ggf die Mahlzeiten umgestalten, hinsichtlich Uhrzeiten und Angebot . Ich fasse nochmal kurz zusammen: Die Milchportion am Morgen spendet deiner Tochter die nötige Startenergie für den Tag. Die Uhrzeit für das Brotfrühstück scheint deiner Tochter etwas spät zu sein, wie du schreibst. Mittagessen und Nachmittagssnack könnten für deine Tochter evtl etwas üppiger ausfallen wie du schilderst und ihren abendlichen Milchbrei liebt sie weiterhin. Wie viel Pre-Milch im 2. Lj noch okay bzw empfehlenswert sind, das könntest du ggf noch einmal im Forum der Hipp-Elternberatung hier bei rub erfragen. Pre-Milch kann in der Übergangszeit bis zum, 18. Lm zur normalen Ernährung nach Bedarf gegeben werden, wenn es dir Unsicherheiten erspart, in Bezug auf die Kalorien- und Nährstoffzufuhr und ein sorgenfreies Essmiteinander dafür erhalten bleibt - weil du entspannter bist. Andererseits sollte im 2. Lj (nach dem 1. Geburtstag) der Übergang auf Kuhmilch (aus dee Tasse) erfolgen und das Fläschchen (Sauger) nach und nach abgeschafft. werden. Nun bin ich unbedingt dafür, diese allgemeinen Empfehlungen differenziert zu betrachten. Die Ziele, den Übergang zur Kuhmilch und das allmähliche Abschaffen vom Fläschchen sollten unbedingt im Auge behalten werden. Das ist richtig und wichtig. Finde dafür den für euch individuell richtigen Zeitpunkt. Du wirst ihn erkennen! Ich würde dir ansonsten auffrund deiner geschilderten Situation raten, dass du das Frühstück momentan zeitlich doch vorverlegst. Der Eintritt in die KiTa bringt viele Veränderungen mit sich. Mit einem vollen Magen wird deiner Tochter die Eingwöhnung sicherlich leichter fallen. Eine Änderung bzw Anpassung der Mahzeiten/Uhrzeiten kannst du alsbald nach dem Wechsel in die KiTa wieder vornehmen. Den Nachmittagssnack könntest du abwechslungsreicher gestalten und auch kalorienreicher, üppiger. Deine Tochter fordert viel Obst. Obst ist süß und spendet deiner Tochter schnell, viel und leicht verdauliche Energie. Nachmittags kannst du Obst pur anbieten und/oder zusätzlich einfache Obstkreationen wie Muffins, Waffeln, etc, wenn du magst.** Hier ist noch ein Überblick zum täglich empfehlenswerten Essen(sangebot). Es sollte bestehen aus: Reichlich Getreideprodukten wie Brot, Nudeln, Reis etc reichlich Obst und Gemüse, etwa 5 P am Tag (1 P entspricht dabei der Größe einer hohlen Kinderhand, idealerweise 3 P Gemüse und 2 P Obst - maximal 3 P Obst) gefolgt von Milch- und Milchprodukten Fleisch, Fisch Fette und Öle am wenigstens sollte der Anteil Süßigkeiten sein Ich gebe dir einmal eine Übersicht über tägliche Essmengen, die für Kleinkinder (1-2 Jahre) in etwa gut passen. die tägliche Energiemenge, die Kleinkinder im 2. Lj benötigen liegt bei etwa 950 kcal. Der Proteinbedarf liegt bei Kindern zwischen dem 1.-4. Lj in etwa bei 1g pro kg Körpergewicht. Bei Erwachsenen ist der Bedarf mit 0,8g/kg pro KG niedriger. Konkrete Mengenempfehlungen für Kinder im 2. Lj lauten in etwa so: täglich etwa: 80g Getreide/Brot bzw Nudeln, Reis u. a. Getreidebeilagen/120g Kartoffeln 120g Gemüse 120g Obst 300ml Milch, Milchprodukte* 30g Fleisch/Wurst 1-2 Eier pro Woche 25g Fisch pro Woche 15g Streichfett/Öl geduldet sind ca 10% Süßigkeiten am Gesamtanteil der zugeführten Energiemenge Essempfehlungen sind lediglich ganz grobe Orientierungshilfen. Sie können hilfreich sein aber leider auch Unsicherheiten verstärken. Pläne mit Empfehlungen müssen nicht starr eingehalten werden. Es sind Richtlinien, und du kannst die Werte auf die Woche hochrechnen. Und den Appetit deines Kindes darfst und solltest du auch berücksichtigen. Biete deiner Tochter stets einfach ausreichend sattmachende Speisen an. Deine Tochter darf immer so viel essen, wie sie zum optimalen Satt-und Zufriedensein benötigt. *Am Tag werden für 1-jährige ca 300 ml Kuhmilch (inklusive Milchprodukte wie Käse, Joghurt) empfohlen. 100 ml Kuhmilch entsprechen ca 100g Naturjogurt (hinsichtlich Eiweiß-und Calciumgehalt). Auch ca 15 g Schnittkäse* wie Gouda, Edamer (= ca 1/2 Scheibe) oder 30 g Weichkäse (pasteurisierter Brie etc) und ca 30-40g Frischkäse ersetzen je 100 ml Kuhmilch. Miteinberechnet werden auch Milchprodukte, welche in Speisen verarbeitet wurden. In Kartoffelbrei, Pfannkuchen, Pizza, Auflauf, Kuchen und Gebäcken, Pudding, Milchschokoladenprodukte etc. Für Fleisch/Wurst liegt die empfohlene Menge bei etwa 120-150g die Woche plus einmal die Woche Fisch. Mit diesen groben Richtlinien lässt sich der Speiseplan für Familie und Kind ganz gut erstellen. Wenn dein Kind an einem Tag etwas mehr isst, dann ist es völlig in Ordnung. In Zeiten des Wachstums kann der Bedarf auch eine kurze Weile höher liegen und dein Kind zeigt dir dies mit einem gesteigerten Appetit. Hilfreich sind Mengenempfehlung vor allem aber dafür, um Eltern eine grobe Orientierung für den Essalltag zu geben und sie dienen auch zur Einschätzung für realistische Portionsgrößen. Vergleiche euren Essplan mit den oben beschriebenen Angaben und schau, wo du ggf etwas ändern würdest wollen. Eine langsame Anpassung an eure übliche Familienkost kannst du jetzt immer weiter forcieren. Eure Tochter wird langfristig mit essen, wenn ihr sie sanft daran gewöhnt. Die gemeinsamen Mahlzeiten haben darum vorrangig den Zweck, eurem Kind zwanglos eure Esskultur mit all ihren kulinarischen Besonderheiten zu zeigen. Je mehr eure Tochter jetzt sehen, riechen. erleben kann, desto besser. Sie sollte die Gelegenheit bekommen, neue Dinge kennen zu lernen, ohne Zwang, aber durch eigene Neugier, in eigenem Tempo. Sie darf stets die ihr bekannten Speisen (Stichwort Milchbrei, Pre-Milch) bekommen, um sich auch damit satt zu essen - aber zusätzlich sollte sie die Gelegenheit erhalten, um Neues vom Familientisch kennen -und lieben zu lernen. Also dann Grüße Birgit Neumann **Ideen dafür, siehe hier: https://www.rund-ums-baby.de/kochen-fuer-kinder/Nachmittagsjause_47376.htm

von Birgit Neumann am 04.07.2019