BWL- bitte Hilfe/Ratschläge: schon beikostreif???

Dipl.-oec.-troph. Birgit Neumann Frage an Dipl.-oec.-troph. Birgit Neumann Diplom Ökotrophologin und Ernährungsberaterin

Frage: BWL- bitte Hilfe/Ratschläge: schon beikostreif???

Hallo, wir möchten gerne mit Fingerfood anfangen (kein Brei). Unsere Kleine ist nun 8 Monate alt, aber ich weiß einfach nicht ob sie soweit ist... selbstständig sitzen tut sie nämlich noch nicht (bei uns aufm Schoß, manchmal). Aber guckt uns zu beim Essen und nimmt alles in den Mund...vor 2 Tagrn haben wir es dann versucht: Karotten gedämpft... da wusste ich schon gar nicht wie "weich". Habe die Sticks dann gut 25 gedämpft, ich konnte sie dann mit der Gabel zerdrücken. - ist das die richtige Konsistenz? Oder doch härter? Sie hat den Stick direkt in der Hand zerdrücken können (zu weich?)... und dann so ein 1,5cm Stück im Mund gehabt, 2x versucht rauszuwürgen und dann runtergeschluckt (aber nicht so glücklich)... hab dann aufgehört weil ich mir soooo unsicher bin und sie schon hungrig:(... vielleicht ist sie ja noch nicht soweit??? Man wird ja förmlich von allen Seiten dazu gedrängt endlich mal anzufangen... aber ich/wir hab/en auch kein Problem mit dem Stillen... das klappt auch ganz gut. Oder gibt es welche hier, die lang/länger gestillt haben ohne Beikost? Mit Fingerfood dann? Ist das nachteilig?!??? Vielen Dank für die Hilfe! S.

von Susilein80 am 23.09.2017, 14:07



Antwort auf: BWL- bitte Hilfe/Ratschläge: schon beikostreif???

Hallo Susilein80 hast du es schon einmal mit Brei versucht? Vielleicht kann deine Kleine mit gelöffeltem Brei besser umgehen? Die Einführung der Beikost kannst und solltest du im Tempo und den Bedürfnissen deines Babys entsprechend beginnen. Beikost ist bei nach Bedarf gestillten Babys zwar für die Nährstoffversorgung nicht zwingend notwendig, aber trotzdem ist die Einführung der Beikost ein wichtiger Einschnitt, ein Förderer im gesamten Entwicklungsprozess .- aber natürlich sollte die Beikost immer individuell an die jeweiligen Bedürfnisse angepasst werden. Beikost kannst du wörtlich nehmen und zusätzlich zum Stillen mit deinem Baby das Abenteuer Beikost spielerisch handhaben. Bei der Beikost (bei nach Bedarf gestillten Babys) geht es nicht nur darum Brei zu geben, um Nährstoffe und Kalorien zuzuführen, sondern es geht auch darum, neue Geschmackseindrücke, neue Esstechniken, Rituale, Konsistenzen und Nahrung i.A. kennen zu lernen, damit sich der Organismus langsam umstellen und umgewöhnen kann. Es geht bei nach Bedarf gestillten Babys auch um das spielerische Entdecken der verschiedenen sensorischen Eigenschaften von Lebensmitteln, das Loslassen von Mama etc. Ziel ist es, deinem Baby zusätzlich zum Stillen neue Esseindrücke zu geben. Das angebotene Essen sollte ganz einfach sein: Brei oder je nach dem vielleicht auch schon mit Stückchen- weich gegart und salzfrei! Wenn ein Baby selbständig im Hochstuhl sitzen kann, sind die motorischen Fähigkeiten normalerweise parallel dazu so weit gut ausgebildet, dass das Greifen und Schlucken mit BLW geeigneten Speisen ganz gut funktioniert. Um den Prozess den Essenlernens zu beschleunigen, kannst du auch Brei geben. Dein Baby gibt dir den Takt vor. Denn Beikost, d..h. der frühe Kontakt mit potentiellen Nahrungsallergenen, kann die Entstehung von Allergien, neueren Studien zufolge, eher verhindern. Besonders empfehlenswert sei in diesem Zusammenhang die Gabe kleiner Mengen an glutenhaltigen Getreidesorten. Die Entscheidung ob die Beikosteinführung via Brei oder Stückchen erfolgt, sollte nicht alleine von dir entschieden werden, sondern darf ruhig gemeinsam entschieden werden :) Dein Baby wird dir den richtigen Weg zeigen. Wenn sie noch nicht selbständig im Hochstuhl sitzen kann, wäre der Löffel evtl vorerst doch besser geeignet? Für BLW bzw für die ersten Versuche mit stückiger Nahrung muss dein Baby gut selbständig und aufrecht sitzen können. Die dabei leicht nach vorne gebeugte Sitzhaltung ist hilfreich, um das Verschlucken weitestgehend zu vermeiden. Als Eltern sollte man sein Baby gut beobachten und den Zeitpunkt für Fingerfood individuell in Abhängigkeit der Reife, der motorischen Entwicklung und der Neugier des Babys wählen. Manche Babys kommen schon früh und gut mit Fingerfood zurecht, fordern diese regelrecht ein. Und manche Babys brauchen etwas länger, bis Fingerfood gut funktioniert. Du schreibst von einem Würgereiz. Dieser wird aktiviert, wenn die Stückchen zu groß sind, die im hinteren Teil des Mundes landen. Das Schlucken wiederum ist ein Reflex. Damit das Schlucken reibungslos funktioniert, sollte die Kost klein genug sein. Damit deine Tochter mit Nahrung nicht zu Beginn schon schlechte Erfahrungen macht, sollte die Kost besser an die Bedürfnisse und den Entwicklungsstand deiner Tochter angepasst sein. Auch dies spricht eigentlich eher dafür, dass du besser mit dem Löffel und breiigen Konsistenzen beginnen solltest. Es muss auch gar nicht viel sein. Jeden Tag 1 - 2 Löffel Gemüsebrei reichen schon aus, um dein Baby sanft daran zu gewöhnen. Dazu darfst du sie (mit 8 M jetzt) auch ruhig kurz in den Hochstuhl setzen. Der Vorteil dabei ist, dass dich dein Baby sieht. Und wenn du den Mund aufmachst, wird sie es ebenfalls tun. Verwende einen flachen Löffel und gib eine ausreichend große Menge fein pürierten Brei (Gläschen ab 5. Lm, gerne schon mit etwas Öl) darauf. Das sog. " baby-led-weaning" ist eine Methode, die die Beikosteinführung bei nach Bedarf gestillten Babys sanft und langsam einleitet. Der Sinn ist das Fördern der Selbständigkeit. Es entsteht eine Eigendynamik, die im individuellen Prozess für den Verlauf oft nicht vorhersehbar ist. BLW ermöglicht dem Baby einen eher spielerischen Zugang zu (fester) Nahrung. Es ermöglicht eine ganzheitliche Vorgehensweise durch Berühren und Betasten der Lebensmittel. Dies geschieht mit den Händen und dem Mund. Babys können bei dieser Art der Beikost in ihrem Tempo lernen und die Menge der Beikost komplett frei bestimmen. Es gibt keine Angaben über idealerweise zuzuführende Mengen, sondern vielmehr konkrete Empfehlungen zur Beschaffenheit und/oder Zubereitungsweisen der angebotenen Lebensmittel. BLW geeignete Lebensmittel sollten weich und salzfrei sein. BLW-geeignete Speisen sollten, vor allem am Anfang, sehr basically sein: Gekochte Gemüsesticks, gekochte Kartoffel, ggf weiches (rohes) Obst. Zubereitung babygerechte Gemüsesticks: Schneide aus rohen Gemüsesorten (bspw Möhre, Pastinake, Kohlrabi, Zucchini, Kürbis, Süßkartoffel, Kartoffeln, auch: Brokkoliröschen, Blumenkohlröschen) oder Obstsorten wie Apfel, Birne fingerdicke ca 8-10cm lange Stücke. Gare sie (dampfgaren oder in wenig Wasser dünsten) ohne Zusätze in einem Topf mit etwas Wasser einfach sehr weich. Fertig ist das Fingerfood. Als Stäbchen/Stick lässt sich das weiche Gemüse (Kartoffel oder Obst) gut mit der Faust umschliessen und festhalten. Die Kleinsten lutschen das Stückchen vorsichtig ab und erspüren und erschmecken das "Ding". Manche zermatschen es. Die Sensibilisierung für Beikost ist dennoch damit gegeben. Wichtig ist und bleibt vorerst, dass dein Kind ausreichend Gelegenheiten erhält, um neues Essen kennen zu lernen. Auch wenn es nur Minimengen sind. Wenn Beikost bei dieser Methode zwar nicht in der üblich empfohlenen Menge gegessen werden kann, ist diese Methode - wenn der Löffel einfach nicht akzeptiert wird - trotzdem gut, weil die Kleinsten mit Essen, Geschmack und Konsistenz konfrontiert werden und sich an Nahrung gewöhnen können. Viel Spaß Grüße Birgit Neumann P.S. noch ein Wort zum Würgereiz Das Verschlucken ist ein Schreckmoment für Mama und Baby. Das Verschlucken kommt aber durchaus vor. Bei BLW-geeigneten Speisen gilt es als nicht wirklich gefährlich, doch zu Vorsicht wird immer - auch beim Breiessen und später im Kleinkinderalter - geraten. Sicherheit geht immer vor! Das Verschlucken passiert, wenn die Nahrung versehentlich in den Rachen rutscht. Das kann passieren, bspw bei nicht angemessener Sitzhaltung, bei Müdigkeit oder Ablenkung, und weil das Kauen (Kaubewegungen machen) und Zerdrücken der Nahrung und das Schlucken kleiner Partikel bspw noch besser gelernt (koordiniert) werden muss. Wenn Nahrung versehentlich in den Rachen rutscht, wird ein Hust- oder Würgereiz ausgelöst, um die Nahrung wieder hochzuwürgen, um anschließend am besten von dir (Mama, Papa, andere) aus dem Mund geholt zu werden. Wenn das Hochwürgen nicht ganz reibungslos funktioniert, musst du natürlich sofort eingreifen. BLW sollte nur angewendet werden, wenn dein Baby deutlich reif dafür ist und Spaß dabei hat. Dein Baby muss selbständig das weiche Stückchen greifen und zum Mund befördern. Wenn sich dein Baby häufiger verschluckt, bei manchen Babys kommt es häufiger vor als bei anderen, dann solltest du erst später wieder Versuche starten.

von Birgit Neumann am 26.09.2017



Antwort auf: BWL- bitte Hilfe/Ratschläge: schon beikostreif???

... mein natürlich BLW:) ... und wie dick und lang sollen die Sticks sein??? Wir hatten sie sehr dünn, vielleicht deshtab abgebrochen???

von Susilein80 am 23.09.2017, 16:00



Antwort auf: BWL- bitte Hilfe/Ratschläge: schon beikostreif???

Danke dir für die ausführliche Antwort .! Was empfiehlst du uns denn? Also wir sind jetzt nicht gezwungen damit unbedingt anzufangen... stillen ist und bleibt toll. Aber man hört ja immer"frûh" anfangen. "Müssen @ wir denn nun wirklich (ggf. mit Brei) anfangen oder können wir noch ein bisschen warten (bis sie sitzen kann?)? Und was heißt @weich gekocht" war das die richtige Konsistenz wenn das Stück abbricht??? Danke! S.

von Susilein80 am 26.09.2017, 15:17



Antwort auf: BWL- bitte Hilfe/Ratschläge: schon beikostreif???

Hallo Susilein80 fange einfach mit dem Löffel an und schaue, ob deine Kleine die Konsistenz von Brei besser schlucken kann und dadurch mehr Interesse an Beikost findet. Aber bedenke, dass dein Baby nur dann essen wird, wenn du 100% hinter deinem Handeln stehst. Lies dich einfach noch mal quer durch die Thematik "Beikost". Der Prozess des Essenlernens ist auch durch die emotionale Begleitung geprägt: durch ein interaktives, nonverbales Miteinander beim Füttern. Dein Baby ist beikostreif, wie du schreibst, da sie selbständig das Essen zum Mund führt, wenn es ihr angeboten wird. Probiere es bspw auch mit dem Füttern, in dem du deinen Finger in Brei tunkst und ihn ablutschen lässt. Dann kann der Löffel mit Brei folgen. Probiers auch mal mit Avocado, Kartoffel, u.a. ähnlich weichen Zutaten. Also dann Grüße Birgit Neumann

von Birgit Neumann am 27.09.2017