Lieber Herr Dr. Busse, in meiner Entbindlungsklinik ist es möglich, Nabelschnurblut zu entnehmen und mit einem kommerziellen Anbieter einlagern zu lassen. Natürlich stellt der Anbieter die großen Vorteile heraus, in unabhängigen Artikeln (allerdings keine med. Fachartikel, sondern nur Infotexte im Internet) wird klargestellt, dass es sehr unwahrscheinlich ist, dass ein Kind das Blut wirklich mal bräuchte und dass die Menge der Stammzellen sowieso noch nicht für Therapien im Erwachsenenalter ausreichend sei. Kurz zu unserer Situation: Bin 40 und durch ICSI schwanger geworden, davor Abort in der 13. SSW (4 Jahre zuvor Geburt eines gesunden Jungen). Der Harmonytest auf 3 Trisomien war unauffällig (alles andere, was beim Test noch angeboten wurde, haben wir nicht testen lassen), allerdings hatte ich bis zur 16. Ssw immer wieder Blutungen, was ja ein Zeichen dafür sein kann, dass etwas nicht stimmt. Das 2. Feinscreening wurde durch einen Fachmann durchgeführt, der leider nur eine Nabelschnuraterie statt zwei Arterien festgestellt hat, ansonsten zum Glück ein unauffälliger Organ- und Körper-/Entwicklungsbefund beim Kind. Er meinte trotzdem, dass dies ein Softmarker für genetische Defekte sei und dass es außerdem auch zu einer Mangelversorgung kommen könnte, mehr wollte er nicht erklären und verwies darauf, dass meine Frauenärztin entscheiden solle, wie bzw. ob man weitere (ggf. engmaschig eure) Untersuchungen macht. In der Nabelschnurblut-"Werbung" des kommerziellen Anbieters heißt es u. a. dass man auch Hinrschäden therapieren könnte (und irgendwie denke ich als Laie bei Unterversorgung sofort an eine kognitive Einschränkung zB durch Sauerstoffmangel). Aber auch aufgrund der genannten Wahrscheinlichkeit möglicher genetischer Defekte denke ich nun darüber nach, ob es nicht wirklich sinnvoll wäre, Nabelschnurblut bei diesem Kind einzulagern. (Bei Kind Nr. 1 haben wir uns darüber gar keine Gedanken gemacht.) Wie schätzen Sie die Einlagerung von Nabenschnurblut generell ein? Und wie in unserem persönlichen Fall? Offensichtliche Behinderungen gibt es in unserer beider Familien keine, jedoch bei den Eltern bzw. Großeltern von meinem Mann und mir Krebs und Alzheimer, bei einem Onkel von mir Diabetes und bei einem Kind meines Bruders einen Verdacht auf Autismus. Danke jetzt schon für Ihre Antwort und herzliche Grüße
von Surja am 13.09.2021, 09:17