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Mein Autist - ich muß mir das mal von der Seele schreiben

Thema: Mein Autist - ich muß mir das mal von der Seele schreiben

Sorry, ich weiß grad nicht wo hin damit. Ich habe vier Jahre für eine Diagnose gekämpft, seit Dezember haben wir sie. Danach ging es weiter, Pflegestufe beantragen, abgelehnt, Widerspruch, seit zwei Tagen weiß ich nun wir haben jetzt PS1! Mein Sohn wird im September eingeschult, Schulbegleitung beantragt, Hort beantragt, die ganze Rennerei, telefoniererei - das Jugendamt war da leider etwas langsam weil ich zur Zeit nur eine Vertretung zur Hand habe. Die letzten Wochen wurde mein Sohn immer unerträglicher, er brüllt nur noch, wirft Sachen rum, tritt und schlägt; diese Woche hat er zum ersten mal mich geschlagen. Ich habe dem Jugendamt, dem heilpädagogischen Kindergarten, der Familienhilfe, allen, immer wieder gesagt daß sich alles steigert, daß es langsam zu viel wird, daß ich manchmal nicht mehr weiß wie! Wurde vertröstet, das sei der Endspurt vor den Ferien, Kindergartenende, warten auf den Schulanfang. Alles Veränderung, alles etwas viel für meinen kleinen Autist. Noch dazu hat er ja seinen Arm gebrochen. :-( Am Mittwoch plötzlich ist irgendwas geplatzt. Mein Sohn muß im Kindergarten völlig ausgetickt sein, die Erzieherin hat mich angerufen. Sie schilderte mir drei relativ "normale" Ausraster meines Kindes - ich bin es daheim gewohnt, im Kindergarten war das wohl diesmal mehr als sonst. Nachdem ich der Erzieherin dann sagte daß das Alltag sei bei uns und ich mein Kind manchmal sogar noch viel schlimmer erlebe - regelmäßig - da ging es dann Knall auf Fall. Inzwischen hängt seine Klinik, der Kindergarten, das Jungendamt - alle hängen jetzt dran - mein Sohn soll ab September ins Internat. Nur noch jedes zweite Wochenende heim und in den Ferien. Mich zerreisst es innerlich so sehr. Ich weiß und verstehe, daß es vllcht letztendlich das beste für ihn, für seinen Bruder und auch für mich ist und trotzdem schreit mein Mutterherz NEIN! Ich hab so lang gekämpft, so lang geredet, niemand hat mir zu gehört, niemand hat verstanden, begriffen, gehandelt. Und jetzt plötzlich - nachdem für September mühsam alles endlich steht soll er quasi über Nacht weg von uns. Mir kommen ständig die Tränen, es ist als bekäme ich keine Luft. Ich möcht verzweifeln und weiß doch daß es nichts bringt. Ich weiß daß ich ihn wohl vom Verstand her gehen lassen werde während mein Herz ihn festhält. Irgednwas zerbricht grade in mir und ich kann nichts dagegen tun... Sorry, musste mal raus, danke fürs lesen!

von Tristania1704 am 31.07.2015, 09:48



Antwort auf Beitrag von Tristania1704

Mein Sohn ist auch Autist. Er geht auf eine normale Grundschule mit Schulbegleitung. Er gehört auch nicht zu den ruhigen Autisten, sondern kann laut und aggressiv sein. Wobei die Agressivität sehr stark nachgelassen hat. Wenn er stört verbringt er die Zeit vor dem Klassenzimmer an einem Tisch im Flur mit der Schulbegleitung. Das klappt ganz gut zumal er sehr gut mit dem Schulstoff klar kommt. Schwierig ist er z.B. Bevor die großen Ferien anfangen. So Veränderungen spürt er schon recht früh, auch vor Weihnachten. Vielen ist das dann nicht bewusst warum er sich dann so verhält. Aggressiv wird er auch wenn ihm alles zu viel wird in der Druck zu hoch ist. Z.B. Sind wir anfangs noch zu Schulfesten gegangen wo die Kinder im Stuhlkreis etwas vorführen sollten, er hat sofort etwas nach einem anderen Kind geworfen. Das kann natürlich auch sehr gefährlich sein und das andere Kind kann sich verletzten. Ich versuche jetzt ihn gar nicht erst in solche Situationen zu bringen. Er bekommt auch Einzeltherapie in einer Praxis für Autismus, Gruppentherapie bekommt er leider nicht, da er dafür noch nicht geeignet ist, er braucht noch Zeit bis das klappen würde. Bekommt deiner schon Therapie ? Mein Sohn hat auch Geschwister für die ist das auch nicht leicht. Es gibt Phasen wo ich ständig aufpassen muss, dass er ihnen nicht weh tut. Ich bin froh, dass es jetzt mit der Schule so gut klappt. Anfangs haben auch viele gedacht das klappt nicht. Wir als Eltern haben nach unserem Bauchgefühl entschieden, nicht was andere uns geraten haben. Ich habe bei meinem Sohn auch auf kleine Klassengrösse geachtet und kurze Schuldauer, also nur bis 12 oder 13 Uhr. Keine Ganztagsschule, das wäre zu viel für ihn und dann wäre auch keine Zeit mehr für Therapie. Ich wünsche euch viel Glück und viel Kraft für die richtige Entscheidung. Letztlich ist jeder Autist anders und hat andere Bedürfnisse. Für mich war die Zeit vor der Einschulung auch eine besonders schlimme. Es ist halt eine große Veränderung für das Kind.

von Fliederblüte am 31.07.2015, 11:08



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Ich habe angefangen jede Veränderung als Chance zu sehen! Chance auf Besserung , Chance auf eine harmonischere Mutter-Kind-Beziehung, Chance auf eine gefestigte Familiensituation! Ich verstehe Dich , vor allem weil er noch so klein ist ,ich hätte es damals auch (noch)nicht gekonnt! Aber wenn es schon so eingefahren ist -IST es viell. eine Möglichkeit Ruhe in ,Dein und auch in das Leben des Kindes zubringen ! Wenn das Internat darauf spezialisiert ist ,hat er so viell. hundert mal besser Möglichkeiten zu lernen als in einer normalen Grundschule-wo mit Sicherheit auch Probleme auftreten! Glaub mir ich kenne diese Marathons-ich weiß wieviel Kraft, Energie und bei mir auch Lebensfreude auf der Strecke bleiben ! Er kommt doch WE und Ferien heim- wenn Du da dann wieder gestärkt und mit Liebe dein Kind siehst wird es viell. auch für Ihn eine schöne Erfahrung- auch seine Mama so zu erleben! Man sieht ja viele Dinge erst mal mit Mutterherzen -aber aus Erfahrung mit meinem Autisten kann ich sagen- SIE sehen es NICHT so! Für meinen ist ein geregelter, geplanter in Ruhe gelassener Tag das schönste!

Mitglied inaktiv - 31.07.2015, 14:33



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Hallo, wieso musst du ihn gehen lassen? Ich verstehe das nicht ganz und denke auch nicht, dass man so eine Entscheidung über das Knie brechen sollte! Vielleicht ist dein Sohn durch die bevorstehende Veränderung auch einfach nur völlig aus dem Häuschen und die Situation entspannt sich wieder etwas, wenn er in die Schule geht? Was ist mit der Schule? Hast du ein gutes Gefühl bei deiner Schulwahl und bei der Schulbegleitung? Willst du der Sache noch eine Chance geben? Es steckt natürlich Niemand in deiner Situation, aber vielleicht gäbe es noch eine Chance zu Hause für euch? Was ist mit Autismustherapie und und und? LG und alles Gute für euch

von Muddie2006 am 31.07.2015, 18:59



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Hallo, das sollten sich eigentlich alle Eltern bewusst machen, dass es eine Zeit geben wird, wo man sich nicht mehr um sein Kind kümmern kann, egal welche Behinderung es hat. Schließlich werden wir alle älter und werden wahrscheinlich auch mal Pflege in Anspruch nehmen müssen, da sollte man sich rechtzeitig um eine gute Unterbringung seines Kindes kümmern. Für manchen tritt diese Zeit auch schon früher ein. Denn man muß immer abwägen was gut ist, denn es bringt nichts sich immer aufzuopfern und vielleicht über die Grenzen zu gehen und sich selbst zu verlieren und nicht mehr gut zu den Menschen sein zu können, die man liebt. Du wirst als erstes merken ob euch diese Trennung gut tut, wie es deinen Sohn dabei geht. Es kann auch sein, dass die Wochenenden Horror werden, weil diese Veränderung zu groß ist, aber das müsst ihr heraus finden. Du kannst auch alles wieder rückgängig machen. Im Internat wird er gut betreut werden, seine Therapien bekommen. Du wirst wahrscheinlich etwas entspannter im Alltag sein. Rede dir nicht ein du wärst eine schlechte Mutter, weil du diesen Weg gehst, du willst schließlich nur das Beste für dein Kind. Alles Gute für Euch Schnecke-Lucy

von Schnecke-Lucy am 03.08.2015, 11:14



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Vielen Dank für eure Antworten! Daß mein Sohn irgendwann in dieser Form betreut wird war mir nahezu klar. Ich hatte auch beschlossen, wenn der Schulbeginn mit anschließender Hortbetreuung bis 17 Uhr keine Veränderung bringt (mein Sohn ist leider sehr agressiv, lässt jedes Gefühl an seinem Bruder aus oder an meiner Wohnung) dann werde ich mir das Internat ansehen. Ca. 8 km von uns weg ist sein Hort, diese Einrichtung hat auch ein Internat. Was die letzten Tage hier geschehen ist ging vom Kindergarten aus, raus gekommen ist gestern daß er 80 km weit weg in ein Inernat gekommen wäre - für die nächsten Jahre und nur jedes zweite Wochenende und einen Teil der Ferien heim. Dem habe ich jetzt Widersprochen. ICH möchte entscheiden WANN mein Sohn geht und WOHIN! Ich möchte das in Ruhe entscheiden, mich vorher informieren und wissen daß er in gute Hände kommt. Es bleibt nun dabei, ab September wird er hier eingeschult, kommt in den Hort. Das Internat hier in der Nähe behalten wir im Auge für nächstes Schuljahr, ansehen werde ich es mir im Oktober. Ich danke euch für eure Worte; klar verliere ich nicht mein Kind aber einen Großteil seines Lebens versäume ich, das macht mir Angst! Aber der Kompromiss ist erts mal ok, ich kann mich in Ruhe vorbereiten und anfreunden mit allem!

von Tristania1704 am 04.08.2015, 09:08



Antwort auf Beitrag von Tristania1704

Hallo, ich kann deine Entscheidung ( ohne nähere Details zu wissen) gut nachvollziehen. Das hört sich doch gut an. Der Schuleintritt ist ein mega Umbruch. Vielleicht habt ihr Glück und es fügt sich alles soweit! Hoffentlich habt ihr viel und v.a. kompetente Unterstützung! Die ist das A und O! Lg

von Muddie2006 am 04.08.2015, 21:23



Antwort auf Beitrag von Muddie2006

Solange ihr nicht in Berlin wohnt !!! Denke ich habt ihr einigermaßen gute Chancen, das es mit dem Schuleintritt eventuell besser wird. Wohnt ihr in Berlin ??? Dann Herzlichen Glückwunsch (ACHTUNG IRONIE!!!)

von Tanny_2502 am 05.08.2015, 00:36



Antwort auf Beitrag von Tanny_2502

Was hat das mit Berlin zu tun wenn ich fragen darf? Wir wohnen übrigens nicht in Berlin sonden Süddeutschland.

von Tristania1704 am 05.08.2015, 07:20



Antwort auf Beitrag von Tristania1704

Das freut mich sehr für euch :) Berlin kann nicht mit "schwierigen und sehr verhaltensauffälligen" Autisten umgehen. Daher sei froh, das du nicht hier wohnst ;)

von Tanny_2502 am 05.08.2015, 15:26



Antwort auf Beitrag von Tristania1704

Oje. Ich verstehe wie schwer das alles ist. Du bist echt stark das du das alles so schaffst und es tut mir leid das keiner ein ohr für dich hatte als du es gebraucht hast. Nur kurz vielleicht liegt sein gesteigertes aggresionsverhalten wirklich an der nahenden veränderung. Du hast alles organisiert und dein herz will ihn nicht gehen lassen. Warum solltet ihr es nicht wenigstens versuchen anfangs wirds bestimmt hart aber ist die familie nicht der größte rückhalt- das wichtigste. Es ist doch nichts verloren ins internat kann er immer noch. Nicht das du später einmal denkst was wäre gewesen wenn... Alles gute für euch

von eva8826 am 13.08.2015, 16:48



Antwort auf Beitrag von eva8826

Genau so habe ich mich jetzt entschieden. Ich konnte und wollte meinen Sohn nicht kurzfristig in Hände geben die ich nicht kenne. Ich habe das Internat noch nie gesehen, noch nie mit jemandem dort gesprochen, noch nie über diese Einrichtung gehört. Dort hätte ich ihn Anfang September abliefern sollen - 80 km weit fort von mir. Nein das will ich nicht, wir bleiben jetzt bei Einschulen und Hort, seit zwei Tagen bekommt er Risperidon (hoffe ich hab das Wort grad richtig im Kopf). 14 Tage braucht es bis es anschlägt - wenn es anschlägt. Abwarten, das Internat hier in der Nähe - wo er ab September auch in den Hort geht - werd ich mir ansehen. Und dann entscheiden ob er ab September 2016 dort hin geht. Vielleicht legt sich alles wenn die Schule angefangen hat, er im Hort wieder seinen festen Tagesablauf mit 'Therapien hat und vielleicht schlägt das Medikament gut genug an daß wir es auch ohne Internat schaffen. Ich weiß, bissl viel vielleicht im Moment aber ich glaube jetzt einfach daran und warte ab. Ich dank euch allen für eure Anregungen und guten Worte!

von Tristania1704 am 13.08.2015, 17:51