Hilfe für kranke und behinderte Kinder

Forum Hilfe für kranke und behinderte Kinder

Behinderung?

Thema: Behinderung?

Hallo Zusammen! Ich habe grad ne vielleicht blöde Frage, aber irgendwie steh ich grad auf dem Schlauch.... Mein Sohn (5) hat das Asperger Syndrom und dieses Jahr steht die Einschulung an. Wir haben morgen einen Termin beim Gesundheitsamt zur Feststellung des sonderpädagogischen Förderbedarfs. Jetzt bin ich gerade dabei den Fragebogen, den ich morgen mitbringen soll, auszufüllen und stoße auf die Frage, ob eine Behinderung bei meinem Sohn vorliegt. Und weiß jetzt nicht genau, was ich ankreuzen soll. Einen Schwerbehindertenausweis haben wir nicht. Kann mir jemand vielleicht helfen? Vielen Dank schonmal im Voraus! LG

von traenchen_77 am 09.01.2013, 12:07



Antwort auf Beitrag von traenchen_77

Hallo, wenn Du keinen Schwerbehindertenausweis vorliegen hast, könntest Du ja auch keine Behinderung nachweisen, also denke ich nicht, daß Du ankreuzen kannst, eine Behinderung würde vorliegen. Wenn Du selber der Meinung wärst, Dein Sohn wäre behindert, hättest Du ja vermutlich auch versucht, einen Schwerbehindertenausweis zu bekommen. Oder empfindest Du ihn persönlich als behindert? Wenn ja, in welchen Bereichen? Du kannst Deine Frage, ob Du behindert ankreiuzen sollst oder nicht, ja auch an die Einrichtung stellen, die Asperger diagnostiziert hat, die müßten das doch wissen. Da ich bei meinem Sohn (fast 8 Jahre) ebenfalls einen Verdacht auf Asperger habe, habe ich mich viel in die Thematik eingelesen. Er wird aber erst noch getestet. Ich bin viel im Forum http://www.logios.de/diskussionsforen.htm unterwegs. Das Elternforum richtet sich an Eltern hochbegabter Kinder, von denen einige zusätzlich zur Hochbegabung auch Asperger sind. Vielleicht magst Du Deine Frage dort auch mal stellen, die sind dort immer sehr nett und hilfsbereit. Wenn ich dort lese, und das tue ich, wie gesagt, viel, habe ich das Gefühl, daß die Meinungen darüber sehr stark auseinandergehen, ob es sich beim Asperger-Syndrom nun um eine Behinderung handelt oder nicht. Das hängt wohl sehr von der individuellen Ausprägung ab. Manche Kinder bekommen spezielle Hilfen oder Vergünstigungen in der Schule, andere kommen auch ohne allzu viele spezielle Maßnahmen oder ganz ohne Maßnahmen gut mit. Lies Dich doch dort mal ein, da ist sehr viel über Asperger, und stelle Deine konkrete Frage, dazu kann ich Dich nur sehr ermutigen. Wird Dein Sohn vorzeitig eingeschult, da er jetzt erst 5 ist, oder ist er bei Einschulung schon schulpflichtig? LG von Silke

von krummenau am 09.01.2013, 12:30



Antwort auf Beitrag von krummenau

Hallo Silke! Zunächst einmal vielen Dank für deine Antwort. Mein Sohn wird bei Schuleintritt 6 Jahre alt sein, insofern ist er bei Einschulung schulpflichtig. Ich empfinde ihn nicht als behindert, daher bin ich auch noch nicht auf die Idee gekommen, einen Schwerbehindertenausweis zu beantragen. Hab aber heute gegoogelt und irgendwo gelesen, dass es grundsätzlich möglich ist. Übrigens vielen Dank für den Tipp mit dem Forum, werde dort heute abend mal ein wenig lesen... LG Tränchen

von traenchen_77 am 09.01.2013, 18:27



Antwort auf Beitrag von traenchen_77

Hi, den Schwerbehindertenausweis musst Du ja keinem vorlegen oder davon erzählen, wenn du nicht möchtest. Man muss ihn auch nicht mehr verlängern lassen, wenn das Kind älter wird und man Angst hat, dass im berufsleben dadurch eher Nachteile entstehen. Im Kindalter hat es aber eigentlich nur Vorteile für die Familie. Wichtiger als der Grad der Behinderung (GdB) sind auch eher die Merkzeichen. Wenn Ihr das Merkzeichen H erhaltet, dann bedeutet dies beisielsweise höchste Pauschalansätze bei der Steuererklärung. Das macht finanziell sehr viel aus. Dadurch könnt ihr auch sehr viel mehr steuerlich absetzen (z.B. ALLE Fahrten für und mit dem Kind (auch Besuch vom Freund etc.). Auf jeden Fall sollte man den Ausweis rückwirkend beantragen. Dann kannst du auch rückwirkend alle Steuererklärungen berichtigen. Das ist nicht zu unterschätzen. Dabei geht es nicht nur um das Geld, sondern auch darum, dass einige Familien erst dadurch in der Lage sind, bestimmte Therapien zu finanzieren. Einige erhalten sogar Merkzeichen B und G, je nach Ausprägung.

von Ameise am 10.01.2013, 18:25



Antwort auf Beitrag von Ameise

Hi! Danke für deine Antwort! Wir werden einen Ausweis beantragen. Ich wusste gar nicht, dass es so viele Vorteile gibt. Zb. fahren wir zur wöchentlichen Autismustherapie immer 80 km (Hin- und Rückfahrt).... Also, nochmal Danke für deine Infos!!! LG

von traenchen_77 am 10.01.2013, 19:13



Antwort auf Beitrag von traenchen_77

Bei der Beantragung immer ab Geburt beantragen und alle Dokumente beilegen, die irgendwie auf eine Problematik hindeuten könnten - in der Regel hat man ja eine Diagnose erst viel später. Bei rehakids.de gibt es auch wirklich gute Musterschreiben, die Dir da weiterhelfen. Bei Merkzeichen H bekommst Du beispielsweise steuerlich diese Vorteile: - steuerfreier Pauschbetrag in Höhe von 3.700 € - steuerfreie Pauschbetrag in Höhe von 924 € für Pflegeleistung - Absetzen von Aufwendungen für Privatfahrten bis 15.000 km i.H.v. jeweils 0,30 € pro gefahrenem KM Weiterhin fährt Dein Kind unentgeltlich im öffentlichen Personennahverkehr (Bus, Bahn). Einige Eintritte (Museum, Zoo, Spielpark etc.) sind vergünstig oder gar kostenfrei. Das sind schon einige Vorteile, die dem Mehraufwand etwas entgegenkommen.

von Ameise am 10.01.2013, 19:42



Antwort auf Beitrag von traenchen_77

Hallo, Autismus ist grundsätzlich schon eine Behinderung, die durchaus zur Inanspruchnahme sonderpädagogische Förderung berechtigt und auch so einen Ausweis ermöglichen kann. Die Frage ist, was man selber will und wozu man selber bereit ist. Was ich mich aber frage: wer hat denn bei Euch die Diagnose gestellt? Unsere Tochter (auch 5 und dieses Jahr schulfplichtig) wurde atypisch autistisch diagnostiert und über dies und eine Entwicklungsverzögerung haben wir detallierte Ausführungen seitens der feststellenden Stelle. Diese Unterlagen haben wir gestern beim Schularzt dabei gehabt und aufgrund dessen und natürlich der Ergebnisse der Untersuchung selbst ist es sehr wahrscheinlich, dass unsere Tochter ein Jahr zurückgestellt wird, was ich gerne so wollte. Auch wurden wir dort gefragt, ob wir im ATZ vorstellig geworden sind, was wir bejaht haben. Die genaue Diagnose lag uns gestern noch nicht vor. Nachmittags hatten wir noch einen Termin bei der Autismusbeauftragten für unseren Kreis und die hat uns dringend geraten, uns einen Schwerbehindertenausweis zu beschaffen. Dies gilt für uns, mit Asperger Autismus haben wir allerdings keinerlei praktische Erfahrungen, ich denke aber, dass es hier ganz ähnlich ist. LG Claudia

von maddia am 09.01.2013, 15:09



Antwort auf Beitrag von maddia

Hallo Claudia! Vielen Dank für deine Antwort! Die Diagnose Asperger Syndrom wurde vor fast 2 Jahren vom Uniklinikum - Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie gestellt. Am 12.02. haben wir dort wieder einen Termin zur Re-Testung wegen der bevorstehenden Einschulung. LG Tränchen

von traenchen_77 am 09.01.2013, 18:32



Antwort auf Beitrag von traenchen_77

Hallo, Autismus ist eine Mehrfachbehinderung, auch Asperger und atypischer. Es steht jedem auch ein Ausweis zu, ob man ihn nimmt, ist ne andere Frage. Unsere Ambulanz sagt, jeder Autist muss mind. 70% bekommen, wir haben auch nur 50, auch nach Widerspruch. ABer ich denke, für uns geht das in Ordnung. Ich würde jedenfalls Behinderung ankreuzen in diesem Falle für den Förderbedarf. Wir haben Einzelbegleitung ab Klasse 7. Es ist ein Fiasko was meinen Sohn 6 Jahre lang verweigert wurde. Jetzt fängt er an zu lernen. Ich könnte echt jetzt noch heulen, wir haben 6 Jahre lang gekämpft, jetzt bekommt er was ihm zusteht. Irre. Viel Glück euch und alles Gute. LG Jo

von Jo64 am 09.01.2013, 20:42



Antwort auf Beitrag von traenchen_77

Hi, solange ein Grad der Behinderung bei Eurem Kind festgestellt wurde, liegt rechtlich auch keine Behinderung vor. Solange Du also keinen Ausweis in der Hand hast, kannst Du beim Amt auch nicht angeben, dass Dein Kind behindert ist. Sonderpädagogischer Förderbedarf ist sowieso bei Autisten eigentlich weniger interessant. In der regel sind sie ja normal oder sogar überdurchschnittlich begabt und haben wenig Probleme mit dem Schulstoff. Sonderpädagogischer Förderbedarf zielt nur auf dieses ab. Außerdem bekommt man da vielleicht einige Stunden GU-nterricht, der einem Autisten gar nichts bringt. Früher wurden dann noch die Klassen klein gehalten. Aber mit der neuen Inklusion ist das sowieso alles hinfällig. Bei Autisten ist es doch vielschichtiger. Emotionen, Strukturierung, Orientierung und vor allem das Sozialverhalten sind her eher im Fokus. Das hat nichts mit sonderpädagogischem Förderbedarf zu tun, sondern benötigt eher eine Schulbegleitung. Kommt also darauf an, wie das "Problem" bei Deinem Kind aussieht. Vielleicht solltest Du Dich deshalb mal in Richtung Eingiederungshilfe nach § 35a SGB VIII informieren. LG

von Ameise am 10.01.2013, 10:17



Antwort auf Beitrag von Ameise

"Sonderpädagogischer Förderbedarf ist sowieso bei Autisten eigentlich weniger interessant. In der regel sind sie ja normal oder sogar überdurchschnittlich begabt und haben wenig Probleme mit dem Schulstoff. Sonderpädagogischer Förderbedarf zielt nur auf dieses ab." Das stimmt so nicht! Sonderpädagogischen Förderbedarf gibt es nicht nur auf dem Gebiet des Lernens! Sonderpädagogischer Förderbedarf ist sehr wohl auch für Autisten wichtig - nämlich im emotional-sozialen Bereich! Mein Sohn ist Asperger-Autist und hat genau diese Förderstunden. Und die Schule weiß sie sehr gut einzusetzen. Gabi

von GabiK am 10.01.2013, 11:14



Antwort auf Beitrag von GabiK

Deshalb habe ich ja "in der Regel" geschrieben. Es kommt eben auf das Kind drauf an. Dennoch ist es bei Autisten oft sinnvoller, eine Schulbegleitung einzusetzen, da es meist nicht Probleme in einzelnen Schulfächern gibt, sondern mit dem ganzen drum herum. Und da reichen eben solche Stunden oft nicht aus. Dennoch ist es so, dass sonderpädagogischer Förderbedarf sich nur um den Lernstoff, also das "Schulische" dreht. Autisten haben aber meist mehr Probleme mit dem drum herum wie Pausen, Projekte, Ausflüge, allgemeine Veränderungen im Schulalltag etc. Das Spektrum besonders von Asperger Autisten ist ja recht groß. Da gibt es viele, die ganz ohne Hilfe in der Schule klar kommen und viele, die ständiger Unterstützung bedürfen. Wenn Deinem Kind der sonderpädagogische Förderbedarf ausreicht, ist das doch prima.

von Ameise am 10.01.2013, 17:58



Antwort auf Beitrag von traenchen_77

Hallo zusammen! Es geht darum, dass mein Sohn im Sommer auf eine bestimmte Schule gehen soll (Sprachheilschule), auf der auch viele autistische Kinder sind. Und dafür müssen wir das AOSF-Verfahren durchlaufen. Ich hatte in dem Fragebogen jetzt ein "ja" bei der Frage, ob eine Behinderung vorliegt, angekreuzt. Das Gespräch beim Gesundheitsamt fand heute morgen statt und es ist gut gelaufen. LG

von traenchen_77 am 10.01.2013, 12:04



Antwort auf Beitrag von traenchen_77

Hallo zusammen! Es geht darum, dass mein Sohn im Sommer auf eine bestimmte Schule gehen soll (Sprachheilschule), auf der auch viele autistische Kinder sind. Und dafür müssen wir das AOSF-Verfahren durchlaufen. Ich hatte in dem Fragebogen jetzt ein "ja" bei der Frage, ob eine Behinderung vorliegt, angekreuzt. Das Gespräch beim Gesundheitsamt fand heute morgen statt und es ist gut gelaufen. LG

von traenchen_77 am 10.01.2013, 12:06



Antwort auf Beitrag von traenchen_77

Also wir haben 50% Grad der Behinderung, aber keinen Ausweis, trotzdem haben wir einen Bescheid, der meinen Sohn die 50% bescheinigt. Das kann man auch vorlegen. Also man ist nicht nur behindert, wenn man einen Ausweis hat. Mein Sohn hat auch Schulbegleitung und es geht genau drum, wie hier geschrieben wurde. Die ganzen Kleinigkeiten um Strukturierung, Heftführung, Einschreiben von HA, Ordnen von Sachen, Vergessen u.u.u. Mein Sohn blüht unter der Schulbegleitung regelrecht auf, hat sich von Durchschnitt fast 4 auf glatt 2 verbessert. Aber sieht das natürlich nicht so "ich brauch die nicht, ich habe keine Probleme, ich kann das alles":-). Er weiss überhaupt nicht, wie gut sie ihm tut. Ohne Begleitung war er viel viel schlechter, weil er auch nur die Hälfte mitbekommen hat. Liebe Grüße Jo

von Jo64 am 10.01.2013, 20:26



Antwort auf Beitrag von Jo64

Hallo, Jo, Du schreibst ja, daß Dein Sohn selber meint, das alles alleine zu können und die Hilfe nicht zu brauchen. Akzeptiert er sie denn trotzdem, oder gibt es da auch mal Ablehnung? Selbst wenn einem Kind eine solche Hilfe - zu Recht - zusteht und sie ihm auch gut täte, wenn das Kind sich verweigert, kann das ja auch zum Problem werden. Bei Euch läuft das trotzdem gut, auch wenn er sie aus seiner Sicht nicht braucht? LG von Silke

von krummenau am 11.01.2013, 07:28



Antwort auf Beitrag von krummenau

Anfangs hat er sie total abgelehnt, aber er lehnt Neues generell erst einmal ab. Sie hat sich über Wochen ganz langsam rangetastet, die ersten Wochen weit weg von ihm gesessen, ihn nur ab und an mal angesprochen. Sie ist Heilerziehungspflegerin und hat das irre gefühlvoll gemacht. Dann gab es noch mal Probleme, als sie sich neben ihn setzte (ca. nach 8 Wochen), wie gesagt, sie macht Schritt für Schritt sehr langsam. Außerdem hilft sie auch anderen Kindern in der Klasse, so dass es für die Kids nicht so rüber kommt, als wäre sie nur allein für Jonas da. Mittlerweile sagt sie, sie sind ein gutes Team. Er nimmt immer mehr ihre Hilfe in Anspruch, ab und an sind Aussetzer dabei - aber sie sagt noch normal. Sie klinkt sich auch ab und an aus, z.B. bei Sport und Computer, da braucht er sie nicht. Jonas hat noch niemals gesagt, dass er sie nicht will oder dass er das blöd findet, er ist einfach der Meinung es nicht zu brauchen. Ich erkläre auch viel. Mittlerweile haben wir die Befugnis vom Jungendamt, dass sie Jonas auch in den Ferien zu Hause betreuen darf. Das ist echt super. Da werden sie dann kein Schulzeug machen. Das wird auch noch Beziehung aufbauen hoffe ich. Wir kennen uns auch persönlich, sie sucht uns regelmäßig zu Hause auf. Wie gesagt, ein Prachtstück. Und es ist unglaublich, was es bewirkt. Sorry, dass wir jetzt den Thread hier missbraucht haben. Mehr gern über PM. LG Jo

von Jo64 am 11.01.2013, 18:14



Antwort auf Beitrag von Jo64

Lieben Dank, habe Dir eine Nachricht ins Postfach gelegt. LG von Silke

von krummenau am 11.01.2013, 19:09