Hilfe für kranke und behinderte Kinder

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Behinderung ansprechen?

Thema: Behinderung ansprechen?

Hallo, ich hoffe, ich darf das hier fragen. Und zwar ist es so, dass ich immer mal wieder auf dem Spielplatz oder woanders Kinder mit Trisomie 21 oder auch einer anderen Behinderung sehe. Ehrlich gesagt weiß ich nicht, ob ich das dann thematisieren soll, oder ob die Eltern davon genervt sind. Oder ist es eher falsch, nichts zu sagen? Denn normalerweise komme ich immer ganz gut ins Gespräch mit Eltern anderer Kinder, wenn ich mit meiner Tochter z. B. auf dem Spielplatz bin. Dann wird gegenseitig gefragt, wie die Kinder heißen, wie alt sie sind, ob schon im Kindergarten etc. Ich bin da wirklich sehr verunsichert, ob da Fragen bezüglich der Behinderung eher gewollt sind oder ob das Gegenteil der Fall ist, ich möchte auch keinem zu nahe treten.... Meine Tochter geht eigentlich immer sehr offen auf ALLE Kinder zu. Über ein paar Antworten würde ich mich wirklich freuen. LG

von Oktaevlein am 06.05.2013, 20:14



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Besonders ansprechen würde ich es nicht. Aber mit den Eltern sprechen, auf alle Fälle! So wie du es mit anderen Eltern auch machen würdest. Sie haben vielleicht ganz ähnliche Sorgen wie Du sie mit Deinem Nicht-Trisomie Kind hast. Nicht alle Eltern wollen über die Besonderheit ihrer Kinder sprechen. Aber oft ergibt sich das im Gespräch, vielleicht jetzt nicht gerade auf dem Spielplatz. Und die meisten merken schnell, ob mit dem Gespräch jetzt nur Neugierde befriedigt wird oder ob echtes Interesse am Kind besteht. Und den Kindern ist das allemal schnurz.

von Loraley am 06.05.2013, 21:46



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Hallo, Wenn man mit den Eltern ins Gespräch kommt und das Thema der betroffenen Mama oder Papa angesprochen wird, hast Du grünes Licht würde ich sagen. Persönlich fand ich es immer gut wenn man mich erst einmal "in Ruhe gelassen hat" und wir wie Normalos behandelt wurden, obwohl die Defizite bei meinem Sohn erkennbar sind. Man hat nicht immer den Nerv darüber zu reden und der Prozess dauert lange, bis man sich selber damit auseinander gesetzt hat

von MamaNasenbär am 07.05.2013, 07:22



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Hi, eigentlich hast Du die Antwort selber schon geschrieben. Du schreibst dass Du mit anderen Müttern über Alter, Name, Kindergarten ... sprichst und das kannst Du ja auch mit diesen Müttern. Oft sind behinderte Kinder ja auch in integrativen Kindergärten etc. Dann kommen oft die Eltern darüber ins Gespräch und erzählen wann die Behinderung bemerkt wurde etc. Familien mit behinderten Kindern haben auch noch ein ganz "normales" Familienleben. Mir fallen zwei Beispiele ein: Mein Sohn hatte sich im Kindergarten mit einem Down-Kind angefreundet. Irgendwann bei einer Tasse Kaffee hat die Mutter mir dann erzählt wann und wie das bemerkt wurde und wir haben uns ausgetausch. In einem Wartezimmer einer Arztpraxis mußten wir lange warten und ich habe immer ein Mau-Mau-Kartenspiel dabei. Wir fragen dann immer wer noch mitspielen will. Ein Mädchen kam sofort dazu, aber die Mutter wollte es nicht, da ihre Tochter weder Farben noch Zahlen erkennen könnte - ihr war es sehr peinlich kein "perfektes" Kind zu haben. Wir haben sie trotzdem mitspielen lassen und haben nach ihren Regel gespielt und hatten riesig Spaß. Das war eine Mutter die es noch nicht geschafft hatte ihre Tochter loßzulassen und so zu nehmen wie sie ist. Langer Rede kurzer Sinn - rede mit den Müttern wie mit allen anderen auch. Lieben Gruß Marianne und ihre Monster

Mitglied inaktiv - 07.05.2013, 10:40



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Hi, Du machst Dir Gedanken darüber, das finde ich toll. Mich persönlich nervt es total, wenn "Wildfremde" denken, sie hätten ein Recht darauf, mich über die Defizite bzw. das Andersein meines Kindes "auszufragen". Leider habe ich schon oft erfahren müssen, dass viele dies nicht machen, weil sie tatsächliches Interesse haben, sondern nur, um es im Ort weitertratschen zu können. Wenn es sich aber ergibt, man sich öfters mal sieht und ins Gespräch kommt, dann spreche ich das Thema manchmal auch selbst an, wenn es gerade passt. Das ist dann quasi das "grüne Licht". LG

von Ameise am 07.05.2013, 11:01



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Grüß dich, versuch`s doch nach dem gleichen Schema: Name, Alter, Kindergarten! Reflektiere, wie toll Kind XYZ und deine Tochter zusammen spielen und natürlich kannst du auch die Behinderung ansprechen. Fragst du aus Interesse ohne Vorurteil und Klischees zu bedienen, wirst du auch interessante freundliche Antworten erhalten. Mamas von Kindern mit DS ticken meistens sehr ähnlich, wie die anderen Frauen, die ihre Kinder zum Spielplatz begleiten .... Zurückhaltung ist bei der Neugier bzgl. der Frage: "habt ihr es vorher gewußt?" geboten. Diese Frage sinnvoll zu beantworten braucht eine gewisse Vertrautheit. Schöne Spielpatzgespräche wünschen Anne mit Leonie (T21)

von anludile am 07.05.2013, 18:33



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Ich frage zwar keine fremden Leute über ihre Kinder aus aber wenn du das tust dann mach es doch wie immer. Man fragt doch nicht ernsthaft fremde Leute, warum deren Kind "anders" ist. Das geht dich doch gar nichts an und wenn es eine intensivere Bekanntschaft werden sollte dann ergeben sich so Themen von allein. Falls mich mein Kind fragt, warum das andere anders ist dann würde ich ggf. fragen um richtig zu antworten. Dein Kind spielt ganz normal mit den Kindern... sei du doch auch so normal wie sonst.

von mf4 am 07.05.2013, 22:30



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Hallo, ich fand es ok, wenn man mit mir "qualifiziert" über konkrete Probleme geredet hat: Also zum Beispiel hat mich eine Nachbarin auf das all abendliche 2stündige Schreikonzert meines Sohnes (als Baby) angesprochen und mir auch gleich ihr Mitgefühl ausgedrückt. Was für eine Erleichterung! Ich hatte mir Gedanken gemacht, dass das Geschrei die anderen stört. Diese Sichtweise war Balsam für mich. Dagegen finde ich (und auch andere Mütter) Fragen wie "Und das geht so einfach zu Hause?" oder "Wird er wieder gesund?" oder "Er kann ja lachen" oder "Schön, dass er sich so freut" irgendwie absolut unpassend. Sie zeigen, dass der Frager überhaupt nicht nachgedacht hat. Natürlich lieben wir unsere Kinder, sie sind Kinder wie andere auch: freuen sich oder sind auch wütend. Und nein das geht nicht EINFACH und gesund ist mein Kind (meistens) aber eben mit besonderen Bedürfnissen. Eine Bekannte mit einem 14jährigen Kind im Rollstuhl antwortet mittlerwiele auf die Frage "Geht es gut?" mit "Nein!" Und dann kommt die Aufzählung der Probleme, die mit der Pflege eines großen Kindes nun mal fast zwangsläufig kommen: Rücken, Schlafentzug, Behördenkampf .... "Normale" Gespräche sind gut. Aber manchmal ist offensichtlich nichts normal, dann wäre es oberflächlich so zu tun. Mit behinderten Kindern läuft einiges ganz genauso aber dann doch wieder ganz anders. Tu nie so als wärst du blind. Liebe Grüße Anja

von 4hamänner am 07.05.2013, 22:33



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Hallo, vielen lieben Dank für die zahlreichen Antworten und Meinungen. Ich finde mich allerdings vor allem bei den letzen beiden Antworten in meiner Unsicherheit bestätigt und denke, es ist ein sehr sensibles Thema, das man wahrscheinlich gar nicht allgemeingültig beantworten kann. Trotzdem danke für eure Offenheit und eure Denkanstöße. @mf4: ich frage keine fremden Leute über ihre Kinder aus, aber manchmal entwickelt sich aus einem Smaltalk über das Wetter eben ein nettes Gespräch und die Kinder sind dann natürlich ein mögliches gemeinsames Thema. @Anja: meine Frage war ja auch eher auf Kleinkinder bezogen, bei größeren kann ich sowieso noch nicht mitreden, da meine Tochter erst 2 ist. "Tu nie so als wärst du blind" - genau das möchte ich ja auch nicht, deshalb meine Fragen und Unsicherheiten. LG

von Oktaevlein am 08.05.2013, 01:09



Antwort auf Beitrag von Oktaevlein

Gerade T21 ist offensichtlich und wen das Kind keine Krankheit hat, welches beim Spielen ein Problem darstellt dann würde ich nicht nachhaken. Anders bei einem Kind worauf man wegen einem Gipsarm (Beispiel) Rücksicht nehmen sollte.

von mf4 am 08.05.2013, 12:34



Antwort auf Beitrag von mf4

Ok, danke für die Meinung. Ich hatte bis jetzt auch noch nie was in der Richtung angesprochen. Dachte halt nur, dass Schweigen vielleicht auch falsch wäre.... LG

von Oktaevlein am 08.05.2013, 17:13



Antwort auf Beitrag von Oktaevlein

Hallo, na klar sind bei kleinen Kindern manche Probleme noch nicht so groß. Aber auch da sind manche Eltern am Verzweifeln. Dann so zu tun, als müsste in den Familien oder mit den Kindern alles genauso wie bei einem "normalen" Kind laufen, halte ich für oberflächlich. Wenn eure Kinder zusammen spielen, dann braucht man nicht weiter darauf einzugehen, dass das Kind z.B. T21 hat. Aber man muss auch nicht fragen, wieso denn das Kind immer noch nicht laufen kann. Statt dessen sollte man besser sensibel genug sein, entweder sie Entwicklung des Kindes als so besonders zu sehen wie sie ist und vielleicht die Arbeit, die dahinter steht, anzuerkennen. Oder aber auch die Probleme zu sehen: fehlende Selbständigkeit, Kommunikationsprobleme ... Es ist natürlich schön, das Kind so anzunehmen, wie es ist und es einfach mit in den Freundeskreis einzubeziehen. Da kann es manchmal gut sein, wenn du da die Initiative ergreifst und dich auch nicht zurückziehst, wenn es z.B. mit einem Treffen nicht klappt. Vielleicht hilft es den Eltern, wenn du einfach ein offenes Ohr hast. Liebe Grüße Anja

von 4hamänner am 08.05.2013, 20:12



Antwort auf Beitrag von Oktaevlein

Ich mag es ehrlich gesagt nicht. Wie würdest Du es finden, wenn Dich jeder auf die Brille oder die roten Haare oder die Hautfarbe Deines Kindes anspricht. Mein Down Kind spielt und lacht wie Deins. Ich mag nicht dauernd erklären, ob sie nun wenig oder stark betroffen ist, ob wir es vorher wussten, ob wir keine Nackenfaltenmessung haben machen lassen... Und es interessiert mich nicht, ob mein gegenüber so ein Kind bekommen hätte oder angetrieben hätte. Gerne hab ich Kontakt zu anderen Eltern, aber bitte zu Alltagsthemen. Meine Tochter ist nicht nur Down Syndrom sondern bietet noch viel mehr Gesprächst hemen.

von Jana287 am 09.05.2013, 13:49



Antwort auf Beitrag von Jana287

...ist es, wenn jemand sehr interessiert (tut?) - insbesondere was aeussere Auffaelligkeiten und Operationen usw angeht, sich dann aber im Endeffekt nichts merkt und mich WIEDERHOLT fragt, ob mein Kind eine Bindehautentzuednung hat (Nein, er hat immernoch keine Traenenkanaele) - wie war denn nun die Hand-OP - die findet erst in 2 Jahren statt - usw. Ich kann verstehen, wenn man sich nicht alles merkt, aber wenn man es vorher detailliert abfragt, und zwar mehrmals, frage ich mich irgendwann warum ich ueberhaupt gefragt werde.... Allgemein bin ich sehr offen und ehrlich gesagt dankbar, wenn mich jemand offen anspricht - das ist mir auf jeden Fall lieber als Getuschel, Anmaßungen und Gerüchte.

von kiwimeiki am 09.05.2013, 20:07