Hilfe für kranke und behinderte Kinder

Forum Hilfe für kranke und behinderte Kinder

Asperger bei 11jähriger

Thema: Asperger bei 11jähriger

Hallo, bei unserer Tochter wird sich am Donnerstag beim Abschlussgespräch mit der Kinder- und Jugendpsychiaterin sehr wahrscheinlich das Asperger-Syndrom bestätigen. Entsprechende Tests und auch Gespräche mit meinem Mann und mir sind erfolgt. Sie hat sehr große Schwierigkeiten mit gleichaltrigen Mädchen, mit jüngeren Kindern und Erwachsenen ist das kein Problem. Wir haben sie nun vor 2 Wochen aus der 6. Klasse Gym genommen (sie hatte eine Gymnasialempfehlung) und haben sie auf die Gemeinschaftsschule 6. Klasse gegeben, da sie mit dem Notendruck und ihrer Außenseiterrolle in der Klasse plus Mobbing seitens einiger Mitschüler überhaupt nicht mehr klar kam und zu Hause total neben der Spur war. Auf der neuen Schule ist es auf jeden Fall vom Anspruch einfacher für sie, und viele Kinder kennt sie auch schon vom Kindergarten und der Grundschule. Sie fühlt sich laut ihrer Aussage dort wesentlich wohler. Mich verunsichert zunehmend, dass meine Eltern als auch meine Schwiegereltern immer meinen, dass sie sich "völlig normal" benimmt und dort nie diese Ausraster hat wie zu Hause bei uns als Eltern und bei ihrer Schwester (9). Können sich Asperger so anpassen? Klar, dort ist es eine 1:1 Situation, keine Schwester, die sie als Konkurrenz sieht etc. Manchmal denke ich, da ist ein anderes Kind zu Besuch, aber nicht meine Tochter! Deshalb ist meine Frage, kennt ihr diese "Verstellung" oder Kompensation? Habt Ihr Euren Kindern nach Bestätigung der Diagnose gesagt, dass sie das Asperger-Syndrom haben? Ich bin gerade sehr ratlos und habe Angst vor Donnerstag, obwohl mir die Diagnose klar ist... Mimi

von Mibu am 18.11.2014, 09:47



Antwort auf Beitrag von Mibu

Hallo, ja, ich kenne das sehr gut, was du schreibst! Gerade bei überdurchschnittlich intelligenten Kindern ist diese Überkompensation eine wahre Überlebensstrategie. Ausserhalb möchten sie um keinen Preis auffallen und passen sich über die Maße an. In vertrauter Umgebung muss der Stress dann "raus". Irgendwann klappt es einfach nicht mehr mit der Kompensation, das ist dann zuhause. Je nach Stresslevel kann das auch sehr heftig sein. Das habt ihr ja nach der Schule auch zu spüren bekommen. 1:1 Situationen, gerade mit Erwachsenen, sind gut zu überschauen und gut zu handeln. Da fällt eine Anpassen leicht und die ganze Situation entspricht diesen Kindern einfach! Mein Sohn ist genauso! Ich finde das ganz schwierig, da man sich teilweise so fühlt, als ob man dieses Verhalten zuhause herausfordert und andere denken man spinnt! Das denken viele auch, man kann es aber teilweise nicht ändern und muss lernen sich selbst und dem Kind zu "vertrauen". Das Positive ist, dass es deinem Kind zuhause so gut geht, dass es sich "traut" die Gefühle raus zu lassen! Ja, mein Sohn weiß seine Diagnose jetzt! Er ist aber erst acht. Für ihn war es fast schon eine Erleichterung zu wissen, warum manche Dinge bei ihm anders sind. Kennst du das Rehkids-Forum? LG und alles Gute- ich weiss wie du dich fühlst! Es ist etwas anderes, wenn ein Verdacht bestätigt wird! Man wächst aber auch darein!

von Muddie2006 am 18.11.2014, 14:33



Antwort auf Beitrag von Mibu

Hallo, ich habe zwar kein Kind mit Asper, aber mit ADHS. Unsere Tochter kann sich außerhalb unserer Wohnung ganz gut benehmen. Egal wo sie ist, sie tritt als freundliches nettes gut erzogenes Mädchen auf. Aber zu Hause - manchmal wie ein Teufel. Vor allem, wenn Papa am WE zu Hause ist. Sie kriegt richtige Wutanfälle/Ausraster, wenn es nicht nach ihrem Kopf geht bzw. wenn Schulhausaufgaben zu machen sind. Sie findet dann prinzipiell alles unfair. Die Kinderneurologin bzw. Psychologin wollte uns das auch nie glauben, welches Ausmaß die Wutausbrüche haben. Bis wir es mal mit Handy aufgenommen haben. Für uns ist eindeutig, dass unsere Tochter ihr Benehmen steuern kann. Denn ihre Wut lässt sie nur an Mama und Papa in der Wohnung aus. LG Katrin

von Wurzelmaus am 18.11.2014, 19:04



Antwort auf Beitrag von Wurzelmaus

Hallo ja hier auch. Mein Sohn, 14 und atyp. Autist mit ADS, benimmt sich genauso, wie du es beschreibst. Ich komme mir manchmal regelrecht bekloppt vor.Heut der Gipfel. Wir mussten zum Gutachten. Er musste fast 200 Fragen beantworten, woraufhin Charaktereigenschaften ausgerechnet wurden anhand der Antworten. Das Ergebnis war irre, der Gutachter, ein Psychiater wusste nach 3 Stunden noch nicht, was er mit diesem Test anstellen sollte. Es kam genau das Gegenteil von dem raus, was wir beschrieben, was er selbst sagte und was in allen Befunden stand. Mein Sohn ist sozial total zurückgezogen. raus kam, dass er sozial immer mittendrin ist, Menschenansammlungen mag und alles so was hirnrissiges. Ich habe die WElt nicht mehr verstanden. Kann mir das alles auch nur mit Anpassung erklären. Viell. hat er auch angekreuzt, wie er es gern hätte - keine Ahnung. Habe jetzt vor dem Gutachten richtig Bammel, es geht um GdB. Jedenfalls ist es bei uns genaus. Jonas beobachtet sehr sehr viel. Er ist stark angepasst in der Öffentlichkeit und zu Hause entlädt sich aller Frust und Ärger. Wir haben hier immer sehr zu kämpfen. Dazu kommt noch die Pupertät jetzt, die bei Autisten oft auch die Symptome noch verstärkt. LG Jo.

von Jo64 am 18.11.2014, 19:19



Antwort auf Beitrag von Jo64

Ich finde, dass sich Steuern so anhört, als ob sie es mit Absicht nur an euch zuhause auslassen würde. Das ist glaube ich nicht der Punkt... Die Kompensationsmöglichkeit ist einfach irgendwann ausgeschöpft! Zumindest bei einem autistischen Kind wird sich dies dann zuhause, an dem Ort der absoluten Sicherheit entladen. Ein Overload, der nicht rechtzeitig "behoben" wird entlädt sich dann eben in absoluter Überforderung und auch Aggressivität! Mein Sohn ist auch ein Meister der Kompensation! Aber zuhause bekommen wir die Überforderung dann deutlich zu spüren. Lg

von Muddie2006 am 18.11.2014, 19:27



Antwort auf Beitrag von Muddie2006

Nur wenn der Stresslevel zu hoch ist oder etwas komplett unerwartetes in der Schule passiert ,bemerken es die anderen. Allerding rastet mein Sohn dann nicht direkt aus (das spart er dann doch für zu Hause) sondern ist wie erstarrt oder redet ununterbrochen ohne auch nur im Geringsten auf sein Gegenüber einzugehen! Bei den Großeltern ist es (fast) komplett anders! Die sind auch oft der Meinung , dass seine Interessen zwar etwas eigen sind , er aber ein völlig normales Kind wäre! Mein Sohn geht jedes 2.te We zu seinen Großeltern , da die We zu Hause wenn alle da sind , ein einziges Pulverfass sind! Allerdings manipuliert sich mein Sohn in der Schule, das heißt er fügt sich tiefe Wunden mit dem Zirkel zu oder kratz immer wieder Wunden auf!:-( IQ angeblich 129!

Mitglied inaktiv - 18.11.2014, 19:49



Antwort auf Beitrag von Wurzelmaus

EIn Freund von uns kommt in 1:1-Situationen gut klar, in Gruppen weniger. Gerade wenn man ihn kennt und die Situationen weiß, in denen er speziell reagiert und seine Zeichen lesen kann, kann man so manche Krise umschiffen. Ich vermute mal, dass es bei Oma und Opa kein Probleme gibt, weil die sich voll auf dein Kind einstellen, Wünsche erfüllen und zB beim GEsellschaftsspiel auch mal 5e grade sein lassen.

von Geisterfinger am 20.11.2014, 10:36



Antwort auf Beitrag von Mibu

mein tochter kann so gut kompensieren, daß sie beim adostest komplett unauffällig war, in allen anderen bereichen auffällig. genau wie du deine Tcohter beschreibst bei erwachsenen keine Probleme, in der klasse aussenseiter und schottet sich zu hause immer mehr ab... wir haben leider noch keine diagnose deswegen:-(

von lovemoni am 18.11.2014, 21:20



Antwort auf Beitrag von Mibu

Hi, wolltest du nicht auch mal etwas über das Thema Schulbegleiter wissen? du kannst mir gern mal eine Nachricht senden, dann geb ich dir Infos diesbezüglich, viel Erfolg wünscht jakobine

von Jakobine77 am 30.11.2014, 22:39



Antwort auf Beitrag von Mibu

Habe die anderen Beiträge jetzt nicht gelesen... Mein Sohn war auch zur Asperger Testung,aber er wurde negativ getestet,doch Symptome hat er genug. Er ist mittlerweile auch 11.Zu Hause ist es am Auffälligsten und in der Schule ist er auch überangepasst.In der Kita war er nie auffällig immer ein ganz Ruhiger...erst im sicheren Umfeld zu Hause kamen die Emotionen raus,Wut,Aggression...wir versuchen das Beste daraus zu machen und wissen ja nun in welche Richtung er geht und dann kann man das alles besser nachvollziehen.Kann allerdings bis heute nicht verstehen wie der Test negativ ausfallen konnte. Egal,er ist eben wie er ist.

von Angelandbaby am 19.12.2014, 09:39