Frage: Juckender Hautausschlag nach der Geburt/3Monatskoliken

Hallo Frau Höfel! Zunächst Ihnen und Ihren Lieben alles Gute für 2010! Ich habe Anfang Dezember nach einer schwierigen Schwangerschaft fast am Termin einen gesunden Jungen zur Welt gebracht. Ca. 1 Woche nach der Entbindung habe ich einen juckenden Hautausschlag bekommen, der zunächst leicht an den Unterarmen begann und sich dann zunehmend und vom Juckreiz her stärker werdend über die Oberarme, Schulter, Rücken bis zu den Oberschenkeln ausbreitete. Es sind kleine rote Pusteln. So 'leide' ich nun seit 3 Wochen unter starkem Juckreiz und kann mir nicht erklären, woher das kommt, da ich nicht Neues (Nahrungsmittel, Körperpflege, Waschmittel etc.) verwende. Ich habe in der Schwangerschaft wg. Scheideninfektionen und nach der Schwangerschaft wg. Nebenhöhlenentzündung diverse ABs sowie 1x Dostinex eingenommen, spritze wg. einer Gerinnungsstörung noch Fragmin. Aber gefühlsmäßig schließe ich eine Reaktion auf Medikamente aus. Ansonsten leide ich noch an einer Schilddrüsenerkrankung (Hashimoto), die aber gut eingestellt ist (zumindest während der Schwangerschaft). Haben Sie eine Idee, ob das überhaupt mit der Schwangerschaft zu tun haben könnte? Welche Medikamente/Salben dürfte ich gg. den Juckreiz nehmen (stille momentan noch nur 1x/Tag)? Dann habe ich noch eine Frage zu den gefürchteten Dreimonatskoliken: stellen diese sich relativ kurz nach der Geburt ein oder entwickeln die sich im Verlauf der 1. Wochen? Wg. Stillschwierigkeiten stille ich momentan ab, mein Sohn bekommt schon seit der Klinik HA Pre Nahrung. Er hat immer wieder während des Fütterns und danach Probleme mit Blähungen, die wir aber noch einigermaßen im Griff haben. Kann sich dies jetzt noch zu den berüchtigten Dreimonatskoliken steigern? Er ist heute genau 1 Monat alt. VG Rote Zora

Mitglied inaktiv - 01.01.2010, 13:49



Antwort auf: Juckender Hautausschlag nach der Geburt/3Monatskoliken

Liebe Rote Zora, auch Ihnen einen Guten Start in das Neue Jahr! Zur Haut: Benutzen Sie Öl auf trockner Haut? Falls ja, bitte vermeiden! Öl verbindet sich mit Wasser zu einer Emulsion - und wenn keine Restfeuchte vom Baden da ist, dann holt sich das Öl das Wasser aus der Haut. Und die Haut trocknet noch mehr aus. Frau Stadelmann beschreibt bei Juckreiz folgenden Tee: Schöllkraut, Mariendistel, Löwenzahnkraut und -wurzel sowie Baldoblätter. Von den Kräutern Mariendistel und Löwenzahnkraut und -wurzel sollten sie die eineinhalbfachen Mengen gegenüber dem Schöllkraut und den Baldoblättern verwenden. Zwei bis drei Tassen täglich davon schluckweise trinken. Vermutet Ihre Hebamme/Ihr Arzt eine Cholestase? Diese ist meist Folge eines mechan. Abflußhindernisses in den großen ableitenden Gallenwegen (Ductus hepaticus communis od. Ductus choledochus), am häufigsten ausgelöst durch Gallensteine. Bäder bei generalisiertem Juckreiz: Vorwiegend sehr trockene Haut läßt sich durch Ölbäder sehr günstig beeinflussen, die unter Umständen 2 x tgl. lauwarm ca. 15 Minuten durchgeführt werden müssen. Bewährt hat sich auch das sogenannte "Kleopatrabad" (¼ l Milch und 2 Eßlöffel Vital-Öl in das Badewasser geben und umrühren), das von vielen Patienten als sehr angenehm empfunden wird. VORSICHT: RUTSCHGEFAHR in der Wanne!!!!! Äußerlich: Nach jedem Baden muß ein gründliches Einfetten der Haut erfolgen. Ein sehr einfaches Mittel ist Niveamilk mit Zusatz von einigen Tropfen Nivea Kinderöl. Bei Vorhandensein von trockenen Ekzemen ist die Anwendung von Stibium Phcp Salbe angezeigt. Bitte vorher Rücksprache mit Doc. Bei uns in der Hautklinik mischen wir diesen Frauen eine Cortisonsalbe. Das macht den Juckreiz erträglich. Bitte an den Hautarzt wenden! Der Juckreiz kann auf ein PUPP-Syndrom hindeuten (auch nach der Schwangerschaft!) PUPP-Syndrom, Schwangerschaftsexanthem PUPP ist ein Exanthem der zweiten Hälfte der Schwangerschaft. Das PUPP-Syndrom ist eine stark juckende Hautkrankheit, die in der zweiten Hälfte der Schwangerschaft auftreten kann. PUPP ist eine Abkürzung und steht für pruriginöse und urtikarielle Papeln und Plaques. Im englischen Sprachgebrauch heißt die Krankheit pruritic urticarial papules and plaques of pregnancy. Deshalb findet sich auch gelegentlich die Abkürzung PUPPP. Pruriginöse ist der Fachbegriff für Jucken. Hauptsymptom sind stark juckende Plaques. Die Hautausschläge beginnen meistens vereinzelt im Bereich des Bauches oder Unterleibes. Es bilden sich Papeln, Quaddeln und plattenartige Hautveränderungen (Plaques). Später weiten sich diese einzelnen Veränderungen zu regelrechten Exanthemen aus. Diese können den Rumpf und auch die rumpfnahen Bereiche von Armen und Beinen überziehen. Die Plaques jucken einige Tage sehr stark, bevor sie sich wieder zurückbilden. Gleichzeitig werden ständig neue Plaques gebildet. In vielen Fällen leiden die betroffenen Frauen vor Ausbruch des PUPP Syndroms unter nicht näher qualifizierbarem Juckreiz. Die Schwere des PUPP Syndroms ist individuell sehr unterschiedlich. Immer beginnen die Beschwerden in der zweiten Schwangerschaftshälfte und klingen nach der Geburt wieder ab. Auch andere Symptome, als die schon beschriebenen, kommen nicht vor. Die Ursachen sind bisher unbekannt. Warum Frauen erkranken und was die Ursache ist, ist bisher nicht bekannt. PUPP kann die gesamte zweite Hälte der Schwangerschaft anhalten. Das Wiederauftreten bei einer erneuten Schwangerschaft ist nicht zwangsläufig, aber doch wahrscheinlich. Schüttelmixturen und schwache Steroide auf Cremebasis. Behandelt wird das PUPP Syndrom mit lokal unzuwendenden Schüttelmixturen. Auf der Basis einer Creme, können außerdem schwach wirksame Steroide verordnet werden. Die systemische Gabe von Steroiden ist zu vermeiden. Sie sollte nur in Ausnahmefällen, bei sehr hartnäckigen und schweren Krankheitsverläufen eingesetzt werden. Auch Salben sollten nicht angewandt werden. Es kann trotzdem sehr gut sein, dass Sie nach der Schwangerschaft anders auf das Fragmin reagieren als währenddessen! Juckreiz ist typisch für Fragmin. Zu den Koliken: Sie sagen etwas Entscheidendes: die gefürchteten Koliken! Und weil sie so gefürchtet sind, wird jede kräftige Blähung/jedes länger anhaltende Brüllen als solche definiert und dementsprechend vergesorgt - mit Tropfen und Tees. Diese Mittelchen verstärken allerdings oft das Geschehen. Bei Kindern die zu Blähungen neigen, sollte folgendes beachtet werden: die Milchflasche nicht schütteln, sondern die Nahrung mit einem langen Löffel ANRÜHREN. Das Kind beim Trinken so aufrecht wie möglich halten. Das Kind zwischendurch mehrmals bäuern lassen, auch wenn es protestiert! Manche Kinder reagieren ganz arg auf Zymaflour, Fencheltee und Eisentropfen. Bei Ihnen hört es sich nach ganz normalen Blähungen an. Koliken entwickeln sich meist nach der 2. Lebenswoche. Liebe Grüße Martina Höfel

von Martina Höfel am 02.01.2010



Antwort auf: Juckender Hautausschlag nach der Geburt/3Monatskoliken

... für die sehr ausführliche und hilfreiche Antwort. Meine Hebamme riet mir nun auch, die Leberwerte überprüfen zu lassen - das gehe ich gleich nächste Woche an. Schönes Wochenende noch *undschnelldenfenchelteewegpack*!

Mitglied inaktiv - 02.01.2010, 20:18



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