Frage: Habe ich ein Schreibaby?

Guten Tag, mein Sohn ist jetzt 6 Wochen alt. Am Anfang hat er tagsüber viel geschlafen, war sehr ruhig. Seit 2-3 Wochen schläft er nachts recht lange und meldet sich um 4 Uhr oder 8 Uhr, wenn er Hunger hat. Leider möchte er nicht im Beistellbett schlafen. Dann schreit und weint er immer und hört nicht mehr auf. Also nehme ich ihn dann zu mir ins Bett. Das wollte ich nie machen! Habe das Verhalten bei anderen Eltern immer bemängelt. Aber es geht einfach nicht anders. Tagsüber ist er oft wach. Nach den Mahlzeiten schläft er gern auf dem Arm ein. Sobald ich ihn aber ablege, weint er nach kurzer Zeit wieder. Er schläft maximal 10-15 Minuten in der Wiege. Da ihn ja nach den Mahlzeiten noch ein Bäuerchen quälen könnte, nehme ich ihn oft aus der Wiege und halte ihn. Er weint weiter, beruhigt sich aber oft auf dem Arm. Dann gehts wieder von vorne los. Auch wenn ich ihn in meiner Nähe schlafend ablege (Wippe, Couch), wacht er nach kurzer Zeit wieder auf. Er weint, schreit, wird richtig agressiv. Manchmal strampelt er mit den Beine. Ich denke dann, daß er Bauchweh hat. Also halte ich ihn im Fliegergriff und versuche ihn zu beruhigen. Vor 3 Tagen hat er fast 45 Minuten geschrieen und gestrampelt. Nichts half. Er schreit jetzt immer öfter. In einem Moment liegt er brav da und dann schreit er plötzlich los. Es kann aber doch nicht immer Bauchweh oder Hunger sein. Ich denke, er will einfach nur auf den Arm. Nimmt man ihn dann hoch, dauert es 5-10 Minuten bis er wieder ruhig ist. Also ist er tagsüber fast immer in meiner Nähe. Ist das denn normal oder habe ich ein Schreibaby? Was kann ich tun, damit er ruhiger wird? Danke im Voraus und beste Grüße Alexa

von Alexa74 am 08.04.2012, 01:06



Antwort auf: Habe ich ein Schreibaby?

Liebe Alexa, ich kann Sie beruhigen - Ihr Kind ist völlig in Ordnung! Ihr KInd ist 6 Wochen alt und sucht schlicht und ergreifend Ihre Nähe! Was erwarten wir aufgrund von Werbung und Erzählungen unserer Eltern? Ein KInd, dass seelig lächelnd schläft! Allein! In seinem Bett! Betrachten Sie es einmal so: Wenn Sie nach New York ziehen, dann würden Sie sich zu Anfang völlig unsicher fühlen (Angst haben, heulen, sich ungerecht behandelt fühlen), wenn Sie sich nach 6 Wochen auf einmal irgendwo in der Stadt wiederfinden würden! Klar, Sie würden sich dann umschauen und gucken, ob Sie irgendetwas wiedererkennen - Ihr Kind kann das nicht, denn es kann nur einen kurzen Radius scharf sehen! Da gilt: aus dem Auge - aus dem Sinn - Verlassensein! Und Sie würden in New York nach dem Weg fragen - Ihr Kind kann das nicht - es weiss gar nicht, was ein Weg ist! Ihr Kind schläft bei Ihnen mit Körperkontakt (in Sicherheit) oder beim Schaukeln des Kinderwagens (bekannte Bewegung) ein und wacht im Bett auf - da würde ich auch schreien! Ihr Kind ist irritiert. Irritiert, weil es auf dem Arm einschläft, aber an einer anderen Stelle wieder aufwacht! Das Kind weiss nämlich nicht, dass Sie es dort abgelegt haben! Wenn Sie vor dem Fernseher einschlafen und im Bett aufwachen, dann wissen Sie, dass Ihr Mann so nett war........Ihr Kind kann das nicht einordnen. Deshalb fühlt es sich im Moment auf Ihrem Arm am wohlsten und das ist gut (und völlig normal) so! Sicher können Sie sich noch erinnern wie es war als Sie Ihren Freund/ Ihren Mann kennengelernt haben! Da war schmusen, anschauen, knuddeln, knutschen, "zusammenkleben" angesagt - am liebsten hätte man sich doch überhaupt nicht losgelassen, oder? Und so geht es im Moment Ihrem Kind! Ihr Kind war 9 Monate im Bauch - und da herrscht eine wahnsinnige Geräuschkulisse, da ist richtig Krach! Diesen "Krach" inform von Herzschlag und Darmgeräuschen sucht Ihr KInd, um sich in Sicherheit zu wiegen, deshalb ist Tragen angesagt. Fiel vielleicht das Wort verwöhnen? Fragen Sie doch mal die anderen Leute, ob sie gerne verwöhnt werden! Ein paar Beispiele (ohne Ansehen der Person): Mag Ihr Freund es, wenn man ihn verwöhnt? Ein paar Schnittchen für die Kumpels und ihn beim Fernseh-Fußball-Abend? Abends eine warme Mahlzeit? Rücken eincremen nach dem Baden? Das Bier holen, obwohl er selber gehen kann? Kuscheln vorm Fernseher? DAS ist Verwöhnen! Mag Ihre (Schwieger)mutter es, wenn Sie Ihr aufmerksam zuhören? Wenn Sie Ihr zum Kaffee den Tisch nett richten? Mal eine kleine Aufmerksamkeit und sei es nur das Bemerken der neuen Frisur? DAS ist verwöhnen! Mag Ihre Nachbarin es, wenn Sie die Tageszeitung von unten mit hochbringen etc....... usw! Fragen Sie mal Ihren Freund, wie es ihm gehen würde, wenn er von der Arbeit käme (nachdem er sich über die Kollegen geärgert hat und der Tag sowieso mies war) und Sie würden ihm einen großen Stopfen in den Mund schieben und ihn hin und her wiegen und ihm sagen: Schscht, ist alles gut! Schlaf ein bißchen......... oder geh nach nebenan und brüll da vor Dich hin! *grins* Oder wenn Ihre (Schwieger)mutter das Neueste erzählen will und Sie hören gar nicht hin, sondern telefonieren mit der Freundin! Kollegin Andrea hat es einmal ganz treffend ausgedrückt: "Verwöhnen" hat in Deutschland leider, speziell wenn es um Kinder geht, einen unguten Beigeschmack. Dabei wünscht sich doch eigentlich jeder, "verwöhnt" zu werden, denn in Wirklichkeit ist das ja nichts anderes als besonders umsorgt werden, jeden Wunsch von den Augen abgelesen zu bekommen, einfach das Gefühl, etwas Besonderes zu sein. In diesem Sinne "verwöhnst" Du Dein Kind, und das braucht es auch und es ist richtig, was Du tust. Was die "anderen Seiten" betrifft, die davor warnen (woher wissen die eigentlich um Deinen Tagesablauf?): sie meinen "verziehen", d.h. maßlosen Wünschen nachgeben, unsinnige Dinge erlauben etc. und ist etwas ganz anderes. Genieße die kostbare Zeit mit Deinem Neugeborenen, "verwöhne" es nach Strich und Faden und laß Dich aber auch selber verwöhnen (Du bist ja auch noch im Wochenbett!). Es wird sich ganz sicher im Laufe der Zeit ein Familienrhythmus ergeben, der allen Beteiligten gerecht wird. Alles Gute!" Hier noch ein Brief einer anderen Forums-Nutzerin "es gibt solche Babys, meiner war auch so einer. Ich habe mir das Buch „Das 24-Stunden-Baby" von Dr. William Sears zugelegt - hier stehen so manche hilfreiche Erklärungen und auch Tips. Zusammenfassend kann man sagen: das Einzige was hilft sind TRAGEN und/oder STILLEN und das rund um die Uhr und es ist das Beste was Du für Dein Baby tun kannst. Keine Bange, Du verwöhnst Dein Baby damit nicht, Du erfüllst nur seine existentiellen Bedürfnisse. (Ich habe mal den schlauen Satz gelesen ..."und glauben Sie nicht, daß Sie ihrem Baby damit irgendeine besondere Gunst erweisen. Getragen und Gestillt zu werden ist für ihn lediglich der Normalzustand." Nachdem ich das begriffen hatte wurde mein Leben einfacher. (Auch wenn das Tragen selbst natürlich anstrengend war) Unser Sohn wurde die ersten 3 Monate seines Leben quasi nicht mehr abgelegt, sondern er schlief und wachte nur in meinen Armen - und wenn ich zu müde wurde, übernahmen ihn andere hilfreiche Hände. Ein Freundin hat das mal folgendermaßen genannt - "Euer Sohn schläft nur auf Körpern, grins). Nachdem er jedenfalls begriffen hatte, dass er sich felsenfest darauf verlassen kann wurde er fast schlagartig zufrieden. Heute mit 11 Monaten ist er ein heiteres, gelassenes Baby, dass sich sicher sein kann, dass wir alles versuchen, seine Bedürfnisse zu erfüllen und damit in sich selbst ruht. Ich kann Euch nur wünschen, dass Ihr Euren Weg findet, LG Joshi" Bleiben Sie gelassen und tragen Sie Ihr KInd - das gibt ihm sovieeeel Sicherheit! Geniessen Sie das Schlafen nachts! Wie wäre es mit einem Tragetuch? Liebe Grüße Martina Höfel

von Martina Höfel am 08.04.2012



Antwort auf: Habe ich ein Schreibaby?

Als Mutter eines ehem. Schreibabys behaupte ich einfach mal, daß du ein ganz normales Baby hast. Dein Sohn braucht deine Nähe. Mach dich frei von dem Gedanken, daß er irgendwo alleine schlafen soll. Lass ihn auf/bei dir schlafen. Im Alltag funktioniert das am Besten, wenn du ihn im Tragetuch/in der Tragehilfe trägst. Sei zuversichtlich! Diese anstrengende Zeit geht bald vorüber!

von SStine am 08.04.2012, 06:49



Antwort auf: Habe ich ein Schreibaby?

Hallo?? Du hast ein kleines völlig hilfloses Baby und keinen Roboter den man an und aus schalten kann... Er möchte doch nur in deiner nähe sein! Was vielleicht gegen allg Unruhe helfen könnte wäre ein Besuch beim Ostheopat. Bei uns wurde. Blockaden festgestellt und danach war sie viel entspannter.(was aber nicht bedeutet das er deine nähe nicht mehr brauchen wird)

von Tina0510 am 08.04.2012, 08:55



Antwort auf: Habe ich ein Schreibaby?

Du hast ein ganz normales Kind, was sich nur nicht mit deinen Vorstellungen eines normalen Babys deckt. Es möchte deine Nähe, was ist ist daran falsch?

von Nijsseni am 08.04.2012, 10:25



Antwort auf: Habe ich ein Schreibaby?

Liebe Frau Höfel, vielen Dank für Ihre Antwort. Viele Ihrer Beispiele lassen mich besser verstehen, wie es meinem Sohn geht. Es ist unser erstes Kind und wir möchten nichts falsch machen. Da ich keinerlei Erfahrung mit Kindern hatte, muß ich alles erstmal lernen oder erfragen. Jeder neue Tag ist sehr schön und ich freue mich über alles, was noch passieren wird. Aber wenn mein Sohn ständig weint, dann fühle ich mich so hilflos. Was fehlt ihm? Was kann ich tun? Ist das bei anderen Babys auch so? Vielen Dinge sehe ich recht gelassen, aber das Weinen machte mir Sorgen. Gerade weil er am Anfang viel geschlafen hat und sehr ruhig war. Wir haben am Samstag auf eine andere Zusatzmilch umgestellt. Vielleicht wird es so mit den Bauchschmerzen besser. Und das mit dem Schlafen kriegen wir schon irgendwann hin. Es hat ja auch noch Zeit. Kuscheln ist auch viel schöner. Wahrscheinlich geht es vielen Eltern so, aber nicht alle erzählen davon. Das Bild vom perfekten Baby, daß seelig alleine im Bettchen schlummert ist schon sehr verbreitet. Der Ruf des Schreibabys leider auch. Wo sind die Grenzen? Wenn Sie und die anderen Leserinnen meines Beitrages sagen, daß mein Sohn einfach nur Nähe sucht, dann vertraue ich auf Eure Erfahrung. Ich bin zuversichtlich, daß mein Sohn bald weniger weint und einfach zufrieden ist und lächelt. Einfach Spaß hat und die Welt entdeckt. Ich warte nämlich noch auf das erste Lächeln. Jeden Tag.:-) Beste Grüße Alexa

von Alexa74 am 10.04.2012, 20:55



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