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Geburt verarbeiten

Thema: Geburt verarbeiten

Wie lange hat das bei euch gedauert? Ich bin immer noch nicht damit "fertig". Ich traue mich gar nicht, an ein zweites Kind zu denken. Würde mich über Antworten freuen.

von Barron am 11.08.2020, 18:58



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Ich hatte eine posttraumatische Belastungsstörung. Sowas geht nicht von alleine weg, ich brauchte eine Therapie. Bis ich die Therapie angefangen habe, war ein halbes Jahr rum, dann noch mal 6 Monate Therapie. Beim 2. Kind habe ich bei meiner Therapeutin dann eine mentale Geburtsvorbereitung gemacht, mit Vorabkreißsaalbesuch und sowas. Da bin ich nochmal zusammengebrochen, aber das konnten wir gut vor der Geburt bearbeiten. 2. Geburt war ok. Nicht dolle, aber es ging. Ich würde an Deiner Stelle scgauen, ob Du professionelle Hilfe bekommen kannst.

von emilie.d. am 11.08.2020, 19:31



Antwort auf Beitrag von Barron

Was heist verarbeitet? Ich hatte Jahre lang Alpträume. Meine vaginale Geburt ist 22 Jahre her. Ich hatte mich damals auch dafür entschieden nie wieder noch ein Kind zu bekommen. Nach 12 Jahren hab ich dann doch noch eins bekommen, dann aber per geplantem Kaiserschnitt, das war eine Traumgeburt....schmerzfrei, ganz entspannt, und alle waren glücklich danach. Mittlerweile hab ich 4 Kinder alle nachfolgenden kamen per KS. Ich kann mir noch immer keine vaginalen Geburten ansehen, Kaiserschnitte kann ich problemlos sehen, und gebe meinen Töchtern mit, das ein Kaiserschnitt tatsächlich eine Option ist. Niemand muss vaginal entbinden. Professionelle Hilfe bekam ich damals nicht, weil es ja kein Kaiserschnitt war und damals die Herschende Meinung war, das Frauen mit vaginaler Geburt per se überglücklich sind und das Hirn sowieso alles vergessen hat. Richtig "fertig" wird man damit wohl nie, denn ist ja geschehen und wird niemals ungeschehen. Du kannst aber lernen damit zu leben und mit der Zeit wird es auch besser. Wenn du professionelle Hilfe benötigst, dann hol dir welche, da bekommst du dann Tipss zum verarbeiten und drüber reden hilft ja auch oft ungemein.

von mamavonbaby am 12.08.2020, 08:46



Antwort auf Beitrag von Barron

Das klingt so, als wäre bei dir einiges schief gelaufen. Ich musste nichts verarbeiten. Meine Geburt verlief problemlos. Das bedeutet nicht, dass es nicht wahnsinnig schmerzhaft war. Aber es gab keinen Stillstand, mein Sohn war gesund, unverletzt und hat sofort geatmet. Auch bei mir gab es nichts zu nähen und die Plazenta löste sich vollständig. Ich will damit nicht sagen, dass Schmerzen allein nicht auch zu einem Trauma führen können. Es war bei mir aber nicht so. Kannst du mit jemandem darüber reden? Muss ja nicht sofort professionelle Hilfe sein, aber reden allein hilft schon.

von Shaddi am 12.08.2020, 10:02



Antwort auf Beitrag von Barron

"Fertig" werde ich damit wohl nie. Obwohl keine meiner Geburten schlimm war. Aber gerade bei der ersten war so einiges, was mir zu schaffen machte. Hilfreich war für mich, dass ich identifizieren konnte, an welchen Stellen mich das Verhalten des Personals störte und diese Dinge in den Geburtsanmeldungen zu den folgenden beiden Geburten anzusprechen. Auch war es für mich hilfreich, nochmal einen guten Geburtsvorbereitungskurs zu machen (der erste war viel zu theoretisch). Die zweite und dritte Geburtsklinik habe ich auch nach völlig anderen Kriterien ausgewählt als die erste (Bei der ersten war mit Sicherheit, sprich Kinderklinik wichtig. Bei den späteren z.B. die Zertifizierung als babyfreundliches Krankenhaus.) Das Personal bei meiner ersten Geburt war nett, aber lenkte mich bevormundend in eine Geburt, die ich so nicht gewollt hatte. (Z.B. "Ich drehe Ihnen mal den Wehentropf an, die Wehen sind zu schwach." was schlicht nicht stimmte.) Ich war da vorher naiv reingegangen und dachte, sie würden schon wissen, was jeweils das beste ist. Erst nachher wurde mir klar, dass die Interessen von Mutter und Kind nicht unbedingt deckungsgleich mit denen der Klinik sind. Gerade auch wegen der knappen Personalkalkulation und der fehlenden 1:1-Betreuung. Ob eine Geburt als traumatisch empfunden wird, hängt gar nicht so sehr davon ab, wie schwierig oder gefährlich sie wirklich war. Sondern vor allem davon, wie die Gebärende es empfunden hat. Schlimm ist es oft dann, wenn das Personal einfach mal was mit ihr macht, ohne es ihr zu erklären und um ihre Zustimmung zu bitten. Oder wenn wegen einer Notsituation Hektik beim Personal entseht (anstatt ruhig und bestimmt zu vermitteln, dass man jetzt schnell handeln muss), so dass die Schwangere Angst bekommt. Wenn es Dich sehr beschäftigt, wäre es gut, wenn Du Dir professionelle Hilfe suchst. Vielleicht ist es schon mit wenigen Gesprächen getan. (Gespräche mit Bekannten, die Deine Probleme kleinreden und Dir sagen, dass Du doch ein gesundes Kind hast, helfen Dir gar nichts.)

von Linda761 am 12.08.2020, 11:32



Antwort auf Beitrag von Barron

Die erste Geburt war bei uns hochdramatisch. Ich hab mir immer gedacht: Viel schlimmer kann es nicht kommen und das tat mir gut. Ich muss aber dazu sagen, dass ich nach der Geburt bewusstlos wurde und aufhörte zu atmen. Ich habe eine Nahtoderfahrung gemacht. Danach ist einem so ziemlich alles wurscht - ich fand den Tod so schön, ich wäre (in dem Moment) gerne da geblieben. Ob man damit je "fertig" wird? Ich habe jede Geburt in das Pflaster meines Lebenweges eingebaut. Zurückdrehen lässt sich die Zeit nicht, aber über die Zukunft kann man entscheiden.

von SybilleN am 12.08.2020, 19:50



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An meiner stillen Geburt vor einem Jahr habe ich trotz kurzfristiger Intensivtherapie noch heute zu knabbern. An der Geburt meiner Tochter werde ich auch lange zu knabbern haben - dank Corona durften bei uns keine Begleitpersonen dabei sein. Der Papa hat seine Tochter dann draußen auf dem Parkplatz kennengelernt, nach 4 Tagen, als er uns abgeholt hat... Mit dem einen Kind ist unsere Familienplanung jedoch abgeschlossen. Also brauch ich keine Angst vor weiteren Erlebnissen dieser Arten Angst haben.

Mitglied inaktiv - 12.08.2020, 20:42



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Hab paar Monate gebraucht um mich damit zu arrangieren. Mit den Verletzungen hatte ich auch bestimmt ein halbes Jahr zu tun. Die Umstellung von 0 auf 1 Kind kam ja auch noch dazu und die Hormonumstellung nach der Geburt. Da braucht man bisschen Zeit. Aber Kind 2 kam bei mir dann auch per Kaiserschnitt nochmal vaginal das hätte ich psychisch glaube ich nicht gepackt.

Mitglied inaktiv - 13.08.2020, 15:45



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Bei mir war die zweite Geburt eine Horror Geburt, ich habe 90 min gedacht ich sterbe und keiner hilft mir. Mein drittes Kind kam deshalb erst 5 Jahre später aber auch wieder vaginal. Aber die Jahre brauchte ich, eher ging es nicht

von misses-cat am 14.08.2020, 14:45



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Ich denke ständig an die Geburt meiner 7 Monate alten Tochter. Ich bin enttäuscht von mir, dem Personal und der Welt an sich. Ich erinnere mich an die Schmerzen, die Hilflosigkeit und die Abstellkammer in der ich entbinden sollte, weil kein Kreissaal frei war. Ich schäme mich auch ein wenig vor meinem Mann, weil ich so schwach war und es durch die PDA zum Stillstand kam. Ein 2. Kind ist keine Option. Und auch für diese Entscheidung schäme ich mich... Du bist also nicht allein! Und im Notfall hilft viel darüber zu sprechen, ggf. mit einem Therapeuten.

von Pinguini am 14.08.2020, 16:23



Antwort auf Beitrag von Pinguini

Du gibst dir die Schuld am Geburtsstillstand weil du ne PDA wolltest? Tu das nicht das kann doch an allem möglichen gelegen haben. Neueren Studien nach hat die PDA übrigens keinen Einfluss auf die Dauer der Geburt: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/81840/Studie-Periduralanaesthesie-verlaengert-Geburt-nicht Zum Thema schwach. Warum ist man eigentlich nur bei der Geburt besonders "stark' wenn man alles ohne Schmerzmittel erträgt? Bei ner Wurzelbehandlung beim Zahnarzt würde auch keiner auf die Idee kommen sich für besonders toll zu halten weil man keine Schmerzmittel genommen hat. Nur bei der Geburt wird so ein Brimborium drum gemacht.

Mitglied inaktiv - 14.08.2020, 19:19



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Da hast du recht. Danke dir

von Pinguini am 15.08.2020, 18:53



Antwort auf Beitrag von Barron

Such dir Hilfe. Ich hatte auch eine traumatische erste Geburt. Ich habe Gewalt erfahren und leide bis heute emotional und körperlich. Es wird besser aber es dauert. Ob es je weggeht, weiß ich nicht. Aber man kann es etwas verarbeiten. Ich bin mit dem zweiten Kind schwanger. Für mich ganz schwierig mit der anstehenden Geburt aber ich habe Hilfe an meiner Seite und hoffe auch, dass dieses Mal alles gut geht und ich dir erste Geburt auch im Kopf anders ablegen kann.

von Lotusblume84 am 14.08.2020, 20:22



Antwort auf Beitrag von Barron

..leider nie wirklich verarbeitet die vaginale Geburt, ist nun über 4 Jahre her. War ein Höllentrip mit Gewaltanwendung ( Zeitdruck des Arztes), Kreislaufkollaps und NotOP. Glücklicherweise habe ich noch ein Kind per Kaiserschnitt entbunden, was mir ein viel schöneres Erlebnis war.

von _LeA_ am 17.08.2020, 21:20



Antwort auf Beitrag von _LeA_

Ich bin stolz drauf. Ich habe es zwei mal ohne Schmerzmitteln geschafft. Wenn ich bedenke wie jämmerlich mein Ehemann bei seiner Erkältung war. Frauen power.

Mitglied inaktiv - 26.08.2020, 18:52



Antwort auf Beitrag von Barron

Meine Frauenärztin sagte: Die 2. Geburt entschädigt für die erste. Bei der 1. Geburt lag ich 23 Stunden in den Wehen, das Kind lag falsch, irgendwann hatte ich mehrere Hebammen und Ärzte auf meinem Bauch liegen. Die 2. Geburt war ganz anders. Bei ET+10 wurde ich eingeleitet, 2 Stunden später begannen die Wehen und 90 Minuten später hatte ich mein Kind im Arm. Heftig, aber wunderbar.

von Philo am 27.08.2020, 21:24



Antwort auf Beitrag von Philo

Ich fand die nachfolgenden Geburten, die dann Kaiserschnitte waren auch viel schöner als die erste vaginale Geburt. Entschädigt hat es mich aber nicht, eher nochmal traurig gemacht, das ich und das erste Kind nicht so einen wundervollen Start hatten und es hat mir nochmals vor Augen geführt was uns genommen wurde und wie es hätte laufen können.

von mamavonbaby am 31.08.2020, 08:28