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KS wegen Erschöpfung - fühle mich als Versagerin

Thema: KS wegen Erschöpfung - fühle mich als Versagerin

Erst letzte Woche habe ich meine Tochter entbunden. Und ich bin überglücklich. Uns geht es gut. Dennoch plagen mich täglich dieselben Gedanken: dass ich eine Versagerin bin weil ich am Ende nach ganz normalem Wehenverlauf und ohne medizinischen Grund einen Kaiserschnitt wollte. Ich konnte und wollte einfach nicht mehr, ich war mental und körperlich erschöpft, lag mittlerweile 20 Stunden in den Wehen. Und ich werde es nicht vergessen wie die Hebamme immer wieder sagte: der Muttermund geht auf, Sie machen das toll, aber der Kopf des Kindes sackt nicht ins Becken. Immer wieder hieß es, dass das Köpfchen nicht runtergehen will. Da hab ich irgendwann aufgegeben. Und jetzt schäme ich mich, weil sich das so anfühlt als hätte man sich fest vorgenommen den Mount Everest zu besteigen und dann kommt man echt weit und sagt dann, so, jetzt kann ich einfach nicht mehr. Wisst ihr was ich meine? Habt ihr auch solche Erfahrungen? Ich habe den Eindruck, ein KS wird auch von Frauen nur dann als ok angesehen, wenn er medizinische Gründe hatte. Ich traue mich gar nicht, von meinem Geburtserlebnis zu erzählen weil ich mich so schäme.

von Fraditti am 07.02.2022, 12:22



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Hallo. Erstmal herzlichen Glückwunsch zu deiner kleinen Maus Dass ein KS nur als 'okay' angesehen wird, wenn er medizinisch notwendig ist, kenne ich nur zu gut. Das ein KS immer schlecht ist und eine natürliche Geburt immer gut, glauben zwar viele Menschen, ist aber eigentlich völliger Quatsch. Ein KS, welcher möglichst nahe am ET gemacht wird, ist nicht schlechter für das Kind als eine natürliche Geburt, das haben mit mehrere Ärzte unabhängig voneinander auch so bestätigt. Du schreibst du lagst 20 Stunden in den Wehen und das Köpfchen wollte nicht so richtig ins Becken...aus meiner Sicht ist es vollkommen verständlich, dass du dich in der Situation für den KS entscheiden hast. In deinem Fall war der KS die einzig richtige Entscheidung. Ich persönlich habe auch den Eindruck, dass es viel der gesellschaftliche Druck ist, dass Frauen spontan entbinden müssen. Der KS wird oft verteufelt, was völlig unberechtigt ist. Ich hoffe, dass es dir bald besser geht und du nicht mehr mit dir haderst, denn deine Entscheidung war richtig.

von Februar1995 am 07.02.2022, 14:31



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Hallo, Glückwunsch zu deiner Maus Ich habe vor 8 Wochen per Kaiserschnitt entbunden und muss sagen, seit ein zwei Wochen habe ich die gleichen Gedanken wie du. Bei mir war es so, dass ich Bluthochdruck hatte, weshalb die Geburt bei 37+0 eingeleitet werden sollte. Das hat mir große Angst gemacht, weil es ja eigentlich viel zu früh war und ich nicht wusste wie lange ich letztendlich in Wehen liegen werde und ob es zum Schluss nicht doch ein Kaiserschnitt wird. Zusätzlich hatte ich noch Ängste, dass während einer spontanen Geburt vieles schief gehen kann. Der ganze Stress hat meinen Blutdruck nur negativ beeinflusst und wir haben uns für einen Kaiserschnitt entschieden. Für mich kam an erster Stelle, meinen Sohn gesund in den Armen zu halten. Wie ich ihn auf die Welt bringe, war mir egal. Da sind meine Ängste einfach viel zu groß gewesen. Ich hatte eigentlich auch garkein Problem damit, nicht natürlich entbunden zu haben. Doch jetzt seit 1-2 Wochen plagt es mich doch plötzlich. Außerdem hat es bei mir auch mit dem Stillen nicht geklappt. Deshalb fühle ich mich so als hätte ich komplett versagt. Mir ist trotzdem bewusst, dass es nicht ausschlaggebend ist, wie wir die Kleinen auf die Welt bringen. Die Hauptsache ist doch, dass Mutter und Kind gesund sind. Und das seid ihr zum Glück ja. Ich finde aber auch dass dein Kaiserschnitt nicht unbegründet ist. Dadurch dass das Köpfchen nicht weit genug unten gewesen ist, wäre es vielleicht zu einem Geburtsstillstand gekommen oder zu anderen Komplikationen. Du hast es wenigstens versucht, mach dir keine weiteren Gedanken deshalb. Genieße deine Zeit mit deiner Maus. Auch wenn es leichter gesagt als getan ist. Alles Gute

von Meliya am 07.02.2022, 16:15



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Das wichtigste ist - du bist nicht gezwungen jedem alle Details zu erzählen,sag einfach es war notwendig und gut ist,ich gehe da bei Leuten wo ich keinen super Kontakt habe auch nicht weiter drüber. Ich habe meine vier Kinder per KS bekommen. Niemand kann dir sagen das alles noch passiert wäre, vielleicht passt dein Kind auch einfach gar nicht in dein Becken, vielleicht war die Nabelschnur zu kurz oder umwickelt.....es hat oft einen Grund warum das dann nicht weiter geht-was dir obendrein auch niemand sagen kann ist ob es dann nicht viellet irgendwann sowieso zum KS gekommen wäre,dann aber vielleicht zu unschönen Bedingungen. Du hast die Entscheidung gefällt,die ist egal wie und wann gefällt auch nicht einfach,aber das Ergebnis ist das was zählt,du darfst dein gesundes Kind im Arm halten. Ich finde es immer ganz wichtig Entscheidungen,einmal getroffen nicht zu hinterfragen weil es eh ungewiss ist was im andern Fall passiert wäre,entweder war es die bessere oder die schlechtere Wahl,aber zurück drehen kannst du die Zeit eh nicht. Wenn es dich bedrückt dann halte dich mit Schilderungen zurück,erzähle einfach nicht mehr als notwendig und blocke nachborenden Fragen mit der Erklärung ab dass dir das zu persönlich ist . Du hast gekämpft,und auch da ist die Schwelle einfach bei jeder Frau anders,niemand steckt in deinen Schuhen und nur du allein kannst darin laufen. Nimm die Ansichten anderer nicht so wichtig,Grade mit Baby braucht man ein dickes Fell,da wird noch soviel kommen,stehe einfach zu dem was du machst und diskutiere nicht was du für richtig hältst. Bei meinem KS haben die Ärzte auch nur wiederwillig zugestimmt weil ich nach vier Tagen Einleitung einfach gar keinem Fortschritt hatte,es ging dem Kind aber immer schlechter,die Ärzte hatten am liebsten noch weiter gemacht aber ich selber habe gemerkt ich bin eigentlich schon übers Limit,und ich hatte Recht,noch im OP ist mein Blutdruck entgleist und ich hatte Postpartales Hellp,hätte ich beim KS angefangen zu Krampfen wäre das sicher nicht lustig gewesen, trotzdem hat niemand ausser einer Hebamme zugeben wollen dass ich vollkommen richtig lag mit meiner Einschätzung. Wenn du richtig mistig bist und jemand an deinen Entscheidungen Rum krittelt sag Ich habe diese Entscheidung getroffen und niemand hat das Recht mich dafür zu kritisieren,ich selber nehme mir das Recht auch nicht heraus anderer Leute Leben zu bewerten(das geht natürlich nur wenn man nicht das Stadtbekannte Lastermaul ist )

Mitglied inaktiv - 07.02.2022, 18:33



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Eine schöne Geburt ohne Komplikationen hat nichts mit einer Leistung zu tun die Frau erbringt. Sondern es ist wie ein Geschenk. Die einen kriegen es die anderen halt nicht. Freu dich an deinem Kind in ein paar Monaten kräht kein Hahn mehr danach wie es auf die Welt gekommen ist.

von Anita557 am 07.02.2022, 21:49



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Hallo, Dein Kaiserschnitt HATTE aber ja einen medizinischen Grund. Wenn sich das Köpfchen auch nach 20 Stunden nicht gesenkt und ins Becken eingestellt hat, dann spricht man von einem „Kopf-Becken-Missverhältnis“, und das ist eine der häufigsten Indikationen für einen Kaiserschnitt. Wenn Du ihn nicht verlangt hättest, wäre kurz darauf von den Ärzten entschieden worden, ihn zu machen. Normalerweise senkt sich das Baby ja bereits in den Wochen vor der Entbindung ins Becken. Manche tun das erst während der Eröffnungsphase, aber hier stehen die Chancen schon deutlich schlechter, dass das klappt. Und nach 20 Stunden ist eigentlich nicht mehr damit zu rechnen. Meinen ersten KS hatte ich übrigens aus demselben Grund, und zwar nicht, weil ich das wollte, sondern weil die Ärzte das entschieden haben. Ich habe mit meinem KS sicher ein Jahr gehadert. Aber nicht weil ich Versagensgefühle hatte, sondern weil ich so enttäuscht war. Ich hatte mir die Entbindung völlig anders vorgestellt, ich hatte Bücher über sanfte Entbindung gelesen, hatte Atemtechniken im Geburtsvorbereitungskurs geübt usw. Alles für die Katz. Was mir sehr half, waren die Berichte anderer Frauen über ihre Entbindung, zum Beispiel in der Krabbelgruppe. Auf einmal verstand ich: Die ideale Entbindung haben maximal zwei von zehn Frauen erlebt. Beim Rest kam alles anders als gedacht: Es wurde die Zange gebraucht, oder ein Wehentropf, oder die PDA war schiefgegangen, oder es gab die Saugglocke, das Baby wurde vor Sauerstoffmangel quietschblau geboren, es gab schwerste Dammrisse oder alles endete mit einem Kaiserschnitt. Dadurch habe ich drei Dinge gelernt, und vielleicht helfen die Dir ja auch: 1. Eine Entbindung ist immer ein Überraschungspaket. Niemand weiß vorher, was drin ist. 2. Es gibt bei der Geburt nur eine einzige Regel: „Denn erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt.“ 3. Jede Frau, die ein Kind bekommen hat, hat eine irre Leistung erbracht. Egal, ob sie nach 20 Stunden schlauchenden Wehen einen Kaiserschnitt hatte, der tagelang weh tut und - wie jede sog. Große Bauchoperation - ganz schön belastend ist, oder ob sie spontan entbunden hat. Niemand, der noch kein Kind hat, ahnt auch nur ansatzweise, was für eine Riesenleistung das ist. Ich wünsche Dir, dass Du Dich mit Deinem KS, der Dir sowieso nicht erspart geblieben wäre, schneller aussöhnen kannst als ich damals. LG

von Bonnie am 08.02.2022, 08:20



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Hallo, seh es doch mal so: du hast das Selbstbewusstsein einen KS zu verlangen. Mach ich auch... wenn ich mich messen möchte, dann kann ich auch Sport machen. Schämen musst du dich nicht; aber vielleicht 3in klein wenig selbstbewusst sein. Ist doch egal was andere denken... (meistens interessiert es keinen, denn der Mensch denkt hauptsächlich an sich ;)). Lg Olive

von Olive88 am 08.02.2022, 12:28



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ich werde nie verstehen, warum Frau sich zum Wunschkaiserschnitt entscheidet, also einem KS völlig ohne irgendwelchen medizinischen Gründen. Bei dir scheint es aber so gewesen zu sein, das der Kopf nicht wirklich tiefer gerutscht ist, also gab es doch einen medizinischen Grund. Was also wirfst du dir vor?

von Neverland am 08.02.2022, 17:33



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Da wird jede Frau ihr Gründe haben. Bei mir war es z.b. die grauenhafte Geburt von Kind 1. Was soll man sich da vorwerfen? Wer keinen will muss ja keinen machen.

von Anita557 am 08.02.2022, 19:50



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Ich kann dich verstehen, aber überlege mal : 20 Stunden Wehen aus zu halten ist eine starke Leistung! Dann auch noch der Kaiserschnitt oben drauf. Das empfinde ich jetzt nicht als leichterer Weg! Wenn es absolut unnötig wäre, hätten die Ärzte gewusst es hin zu zögern und den Kaiserschnitt zu vermeiden. Du weißt doch nicht, wie nah du dem Ziel warst. Wie lange wäre es noch so weiter gegangen und wann wäre es kritisch geworden? Ein Ende mit Wehentropf, Gewalt und Saugglocke will auch niemand erleben! Du hast ein Wunder zur Welt gebracht, genieße es ohne Wehmut.

von Wunder5 am 08.02.2022, 21:17



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Ich verstehe diese Aussagen auch nicht, noch weniger jedoch dass sich die Gesellschaft anmaßt Geburten zu beurteilen die sie nichts angehen. Dass man bei einer Geburt unbedingt leiden muss weil man sein Kind sonst nicht lieben würde bla Bla.. was machen diese Frauen? Dammriss Vergleich und wer die längste naht hat gewinnt? Oder Schmerzhaften Wehen Contest und wer den Notkaiserschnitt nach 40 std hat kriegt die Krone? Ich habe ebenfalls per Wunschkaiserschnitt entbunden weil ich nach 24 h Einleitung einfach fertig war da sich nichts getan hat und ich auch keine Lust mehr hatte es weiter zu versuchen. Hatte nachts ein langes Gespräch mit der diensthabenden Hebamme und die sagte wortwörtlich „Mütter haben einen Instinkt. Wenn Sie das Gefühl haben es soll ein Kaiserschnitt sein - dann hören sie auf ihr Gefühl und lassen sie sich nicht rein reden.“ War dann ein Kaiserschnitt in Vollnarkose (buuuuuuh!) und ich könnte mich nicht mehr als Mutter fühlen als ich es tue. Und ich bin auch stolz drauf dass es ein KS war, denn das Gefühl hat sich bestätigt. Gibt halt nur keine dramatische Story im Voraus dazu.

von Reese am 10.02.2022, 13:30



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Es ist eher schlimm das man sich in der heutigen Zeit dafür schämt / schämen muss zuzugeben das man per Kaiserschnitt entbunden hat. Ein Kaiserschnitt ist definitiv NICHT der "einfachere" Weg. Wer das behauptet lügt schlichtweg. Die Frauen heutzutage machen aus jedem Furz einen Wettkampf das ist absolut lächerlich. Keiner ist besonderer als der andere weil er vaginal mit PDA, vaginal ohne PDA, in der Badewanne, im Auto, per Kaiserschnitt, bei Oma auf dem Sofa oder sonstwo oder wie entbunden hat. Wenn einem es unangenehm ist drüber zu reden, dann rede einfach nicht drüber. Eine Geburt ist sowieso ein sehr intimer und privater Moment, ja auch ein Kaiserschnitt. Diejenigen die es wissen wollten ohne negative Beikommentare zu geben kriegen es erzählt, die anderen nicht. Ganz einfach. Ich hatte einen Kaiserschnitt auf Wunsch, und das stand für mich schon fest als ich von der Schwangerschaft erfahren habe. Niemals hätte ich normal entbinden wollen, ich hab meine Gründe und die gehen niemanden etwas an. Beim Kaiserschnitt selbst kam dann raus das es die absolut richtige Entscheidung war, sonst wäre meine Tochter heute nicht hier bei mir ;) Der Kaiserschnitt selbst war von vorne bis hinten mit Komplikationen behaftet von daher war es definitiv nicht der einfachere und bequemere Weg. Aber er war es mir Wert, auch die Schmerzen des Todes währenddessen und danach. Hör auf dich deswegen zu schämen und sehe DEINE persönliche Geburt als das an was es ist: Ein kleines persönliches Wunder was DU erschaffen und überstanden hast. Was andere denken oder sagen sollte dir gepflegt scheiß egal sein. Jede Geburt ist mit Schmerzen verbunden, jede Geburt ist extrem unangenehm und fordert höchstleistungen und jede Geburt ist ein Wunder egal auf welchem Weg. PS: Herzlichen Glückwunsch zu deiner Prinzessin :)

von Kya93 am 12.02.2022, 14:21



Antwort auf Beitrag von Fraditti

Ich kann dich zu 100% verstehen. Die Geburt meiner Tochter am 21.01. lief exakt genauso ab, nur dass ich den erlösenden Kaiserschnitt erst nach 34 Stunden Wehen bekommen habe. Ich musste die Ärzte regelrecht anflehen, sie endlich zu holen, ich war total am Ende. Es war insgesamt eine sehr unschöne Erfahrung und hinterher haben mich viele Versagensgefühle geplagt. Aber ich sage mir immer wieder, ich habe alles gegeben und manchmal kommt es eben einfach anders, als man es sich vorgestellt hat.

von Colume am 13.02.2022, 14:09